Was mich an Richard Strauss fasziniert ....

  • Ich habe ja jetzt immer wieder lesen dürfen, daß Richard Strauss einer der meist überschätztesten Komponisten ist.
    Auch Kaiser Wilhelm war dieser Meinung, in Bezug auf die Oper "Salome" meinte er, Strauß werde sich mit diesem Werk furchtbar schaden.
    Strauss meinte, als er dies hörte, von diesem Schaden habe er seine Villa in Garmisch gekauft.....


    Wollen wir also sehen ob Richard Strauiß in der Gunst der Taminos derzeit hoch oder niedrig rangiert, bzw was denn jene Werke sind, die allgemein goutiert werden ....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Oh, ein neuer Thread.


    Richard Strauss kann ich in der Gesamtheit seines Schaffens nicht beurteilen. Zu seinen Opern habe ich bislang keinen rechten Zugang gefunden -Salome noch am ehesten, aber das zeigt in Bezug auf Deine Eröffnung, daß ich auch hier die Sicht von Wilhelm Zwo nicht zu teilen vermag :pfeif:


    Bemerkenswert finde ich Strauss in seinen sinfonischen Dichtungen -ja, auch den "Zarathustra"- und seinen Liedern.


    Ohne Wertung liste ich einmal einige von mir sehr geschätzte Strauss-Werke auf:


    Zarathustra
    Alpensinfonie
    Tod und Verklärung
    Vier letze Lieder (die dann doch nicht die letzten waren)
    Metamorphosen
    Don Juan
    Aus Italien (unter Clemens Krauss)


    Gerade bei Strauss assoziiere ich interpretenseitig vor allem Herbert von Karajan und Rudolf Kempe. Liegt aber auch daran, daß ich mit dem vorhandenen Bestand derart rundum zufrieden bin, daß ich nach Neuem nicht Ausschau halte.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • An Richard Strauss fastziniert mich seine große Gabe der Instrumentationskunst.


    Dies kann man besonders gut bei den Sinfonischen Dichtungen erkennen, die ich durchgehend alle schätze und in zahlreichen Vergleichinterpretationen mit Solti, Ashkenazy, Karajan, Szell, Metha, Kempe, Maazel, Dorati besitze.


    Als ganz herausragende Werke haben sich folgende in den angegebenen Favoritenaufnahmen herausgeschält:


    Till Eulenspiegel (Solti (Decca)),
    Also sprach Zarathustra (Solti (Decca)),
    Don Juan (Dohnanyi (Decca)),
    Tod und Verklärung (Karajan (Decca,1960),
    Aus Italien (Ashkenazy (Decca)),
    Macbeth (Maazel (DG, 1983)) - das ist Dramatik hoch 10,
    Heldenleben (Karajan (DG, 1959)),
    Don Quixote (Ashkenazy (Decca)),
    Josephslegende (Kempe (EMI)),
    Metharmorphosen (Dohnanyi (Decca)),
    Alpensinfonie (Metha (Decca)),
    Sinfonia Domestica (Szell (SONY) - das ist die einzige Aufnahme bei der dieses Werk nicht langweilig wirkt;
    **** :angel: und nicht zu vergessen sein TOP-Klavierkonzert:
    Burleske für Klavier und Orchester (Serkin/Ormandy (SONY))

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Daß ich Richard Strauss für einen überschätzten Komponisten halte, habe ich nie geleugnet und die Werke, die ich wirklich gern und bereichernd höre, sind wohl auf einer CD unterzubringen.


    Was jedoch nur wenige wissen: Strauss hatte eine ausserordentliche Begabung als Komponist für Chorwerke, die sich allesamt durch grosse technische Schwierigkeiten einerseits , aber andrerseits auch durch Klangerlebnisse auszeichnen, die diese Mühen des harten Erarbeitens wirklich lohnen:Deshalb als unangefochtene Nr. 1 meines kleinen aber feinen Strauss-Kataloges:



    Auch nach 16 Jahren seit der Veröffentlichung unübertroffen.Höchste Bewertung für Repertoirewert, Klangqualität und Interpretation.


    (Fast) gleichwertige Alternative zur vorgenannten ist diese hier:



    Das Meisterwerk "Metamorphosen" des alten Komponisten in exemplarischer Einspielung: Hier stimmt einfach alles:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Wenn meine Zugang zu Richchard Strauß ein schwieriger ist, dann ist das wohl in der Tatsache begründet, daß er eine eigenartige Zwitterstellung zwischen Traditionalisten und indifferentem Vertreter der gemäßigten klassischen Mioderne einzunehmen versucht hat.l
    Teilweise war sein Weg sicherlich erfolgreich, speziell zu Lebzeiten erfreute er sich großer Beliebtheit und Autorität, wie schon die im Eingangsbeitrag angedeutet wird.
    Ich würde generell den Opernkomponisten Richard Strauss gegenüber dem Komponisten von Sinfonischen Dichtungen etc. als den erfolgreicheren sehen, das mag zum Teil auch an den teilweise recht publikumswirksamen Libretti liegen....


    EIN Werk hat mich jedoch durch viele Jahre verfolgt - und ich wollte es lieben lernen - indes es gelang mir lange Zeit nicht: "Also sprach Zahrathustra"
    Da ich in meiner Jugend Richard Strauss mied (zu modern) lerntet ich - wie so viele meiner Generation - das Werk als Titel- und Begleitmelodie von Stanley Kubricks "Odyssee 2001" kennen - allerdings nur den effektvollen Beginn.
    Ich war in jenen JAhren auch HIFI Freak und "audiophil" veranlagt, was lag also näher eine "PHase 4" Langspielplatte von DECCA zu kaufen.
    Indes - ich war irgendwie enttäuscht - hatte ich doch effektvolleres plakativeres erwartet.......


    Jahre später kam die CD auf den Markt - und ich erwarb - sicher ist sicher - diesmal eine Aufnahme unter Herberrt von Karajan -natürlich dreifach DIGITAL. DDD.


    Auch diese CD riss mich nicht vom Hocker - das wars dann wohl.


    Irgendwann las ich in einem Internetforum - es war ziemlich sicher in der Zeit VOR Tamino - daß es eine Aufnahme unter Kempe gäbe, die exorbitant sei.....


    Sollte ich es noch mal versuchen ?
    Gesagt getan, ich erwarb DIESE CD (heute besonders günstig im Budgetbereich zu haben)




    Sie war in der Tat eine Offenbarung - auch die weniger plakativen Stellen waren minuziös ausgeleuchtet - und sie übertraf die Karajan Aufnahme bei weitem.Klangschön UND analytisch - das würde mir zu dieser Aufnahme einfallen.


    Welch ein Glücksfall: Die alte Karl Böhm Aufnahme (ich glaube, daß sie sie es war, die man bei Kubricks film verwendete) war plätzlich wioeder greifbar!! - und ebenfalls soooo billig !!!



    Ich kaufte sie - und sie war durchaus gut bir sehr gut - indes - zu meiner großen Überraschung reichte sie and ie Kempe-Aufnahme nicht heran....


    Man sollte die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß speziell Richard Strauß ein sehr interpretationsempfindlicher Komponist ist, soll heissen die Wirkung des Werkes ist nur bei optimaler Interpretation zu erzielen.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wobei sich die Frage stellt, was die optimale Interpretation ist...
    Strauss soll zu Toscanini gesagt haben: In meiner Musik gibt es gute und schlechte Noten. Wenn ich dirigiere, höre ich nur die guten Noten, wenn Sie dirigieren, höre ich alle Noten.


    Wenn man das nicht nur als Bonmot nimmt, dann scheint fragwürdig, ob eine moderne, technisch hochvirtuose Lesart in der Nachfolge Toscaninis tatsächlich angemessen ist, oder ob Strauss von einer gewissen "Schludrigkeit" der Ausführung ausgegangen ist. Zugunsten von was? Keine Ahnung? Schwung, Herausarbeiten der Hauptstimmen vor einem etwa diffusen Hintergrund?
    Etliche Werke gibt es ja unter Furtwängler, vielleicht geht das in die richtige Richtung. ;)


    (Meiner begrenzten Erfahrung nach, habe ich Strauss' Musik nicht als übermäßig interpretationssensitiv erlebt.)


    Zur Einordnung: Strauss war von ca. 1885 bis 1905 zweifellos ein durchaus moderner Komponist. Die letzten 40 Jahre ist er dann ein Stückchen unterhalb der vorher erreichten Modernitätsstufe stehen geblieben (ca. 1899 :D)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    ...
    Zur Einordnung: Strauss war von ca. 1885 bis 1905 zweifellos ein durchaus moderner Komponist. ...


    Dann bildet wohl Elektra ( 1909 ) den Beginn der reaktionären Phase....

    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Elektra zähle ich zur Vollendung der "modernen" Phase. Es folgte der Rosenkavalier... (nichts dagegen... aber gegen Salome und Elektra hat er keine Chance).


    Nach der bereits erwähnten eher traditionellen Hauptphase (so stellt sie sich mir zumindest dar), folgen dann nach dem 2. Weltkrieg noch die bereits erwähnten "Metamorphosen". Vielleicht ein singuläres Werk... aber eines, das eine Ahnung davon vermittelt, dass ein individuelles Spätwerk durchaus im Rahmen des Denkbaren ist.


    Tharon.

  • Ich besitze einen Opernführer aus dem Jahre 1912.
    Dort stand im Vorwort (ist leider inzwischen herausgefallen, das Buch löst sich auf) unter anderem: Richard, Strauss berechtig zu den schönsten Hoffnungen......


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • ..sind das, was mich an R. Strauss' Werk am meisten fasziniert. "Morgen", "Zueignung", "Die Nacht", "Allerseelen" oder die "Cäcilie" sind faszinierende Miniaturen, die man sich im Hören oder auch selbst singend immer wieder neu erschließen kann. Endlich auch einmal anständige Texte! Wobei Strauss ein so genaues Gefühl für ideale Phrasierungen hatte, daß man sich als Sänger seinen Vorgaben getrost überlassen kann - einfach singen, was da steht, zahlt sich immer aus.


    Ansonsten: Till Eulenspiegel, Tod und Verklärung, Salome und Rosenkavalier. Bei letzterem bin ich in den letzten 20 Jahren szenisch - auch in Wien!- allerdings immer wieder so arg enttäuscht worden, daß ich ihn mir nur mehr von der DVD in älteren Produktionen gönne, und obwohl ich sonst nichts zu E. Schwarzkopfs Bewunderern gehöre, muß man neidlos anerkennen, daß ihre Marschallin schwerlich zu übertreffen ist.


    Eine gute Woche wünscht
    Honoria

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

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  • Diese Oper"Liebe der Danae" finde ich zu Unrecht in Vergessenheit geraten, ich liebe sie ebenso wie Frau ohne Schatten. Was mich stets auf's Neue phasziniert ist Strauss' unglaubliches Genie der Instrumentierung!

  • Richard Strauss habe ich meine Begeisterung für die Gattung Oper zu verdanken. Als ich meine ersten Schritte in der Welt der Klassischen Musik wagte, war mein Interesse am Gesang und insbesondere an der Oper eher gering. Sobald ich jedoch in einer Radioübertragung die ersten Szenen der 'Elektra' hörte, hat es mich gepackt. Diese ungeheure Energie, die Übersteigerung des Ausdrucks, die unheimlich-düstere Atmosphäre, der riesige orchestrale Aufwand ... all dies faszinierte mich und tut es bis heute.
    Allerdings sind es nicht nur die moderneren Werke aus der Zeit bis Ende der 10-er Jahre (einschließlich der 'Frau ohne Schatten'), die mich bei Strauss begeistern, sondern auch die späteren, in denen der Komponist zur Spätromantik zurückgekehrt ist, z. B. in der wunderschönen, melodienreichen Oper 'Daphne' (1936/37). Die Werke, mit denen ich mich bis heute wenig anfreunden kann, sind die Komödien, z. B. 'Rosenkavalier', 'Intermezzo', 'Arabella'.


    Von den stets groß besetzten symphonischen Dichtung, insbesondere der 'Alpensymphonie', beeindruckt mich vor allem die in vorigen Beiträgen dieses Threads erwähnte Meisterschaft der differenzierten Orchestrierung.


    Betrachtet man das gesamte Oeuvre des fast ausschließlich vom Erfolg verwöhnten Komponisten muß man außerdem eine große Vielseitigkeit bezüglich der Gattungen konstatieren. Strauss ist zwar in erster Linie als Schöpfer von Opern und symphonischen Dichtungen berühmt geworden - jedoch auch vom Komponisten der Klavier- / Orchesterlieder und der Chorwerke gibt es einige wunderbare Schätze zu entdecken!


    Hier meine Lieblingswerke:


    Von den Symphonischen Dichtungen liebe ich besonders:
    Eine Alpensymphonie - Symphonische Dichtung, opus 64 1911-15


    von den Orchester-Liedern:
    Vier letzte Lieder 1946-48
    Morgen, opus 27 Nr. 4 1894 / 1897
    Frühlingsfeier, opus 56 Nr. 5 1903-06 / 1933
    Des Dichters Abendgang, opus 47 Nr. 2 1900 / 1918
    Ruhe, meine Seele, opus 27 Nr. 1 1894 / 1948


    von den Chorwerken a cappella:
    Eine deutsche Motette für S, A, T, B und 16-stimmigen gemischten Chor a cappella, opus 62 1913


    von den Balletten:
    Josephslegende - Ballett in 1 Akt, opus 63 1912-14


    Lieblingsopern:
    Elektra - Tragödie in 1 Aufzug, opus 58 1906-08
    Die Frau ohne Schatten - Oper in 3 Akten, opus 65 1914-18
    Daphne - Bukolische Tragödie in 1 Aufzug, opus 82 1936/37
    Salome - Drama in 1 Aufzug, opus 54 1903-05


    :hello:
    Johannes

  • Liebe Taminos !


    Den Weg zu RS habe ich in meiner Jugend nur zögernd gefunden.


    Meine Clique schleppte mich in eine "Ariadne auf Naxos" : Die Sena musst du doch gesehen haben - die Stelle: Du durftest es nicht erlauben, zu erlauben - und darauf : hast ein Stückerl Notenpapier ? das hat noch nie jemand besser gemacht !


    Nach der Vorstellung mein Kommentar: ..... und das soll schön sein ? :no:




    Dasselbe beim "Rosenkavalier" mit E.Schwarzkopf : .... ich weiß nicht, was ihr da schön findet ? Na ja, ganz gut vielleicht.



    Und dann "Elektra" mit Resnik, Nilson und L.Rysanek.
    Ich war erschlagen von der Intensität und Lautstärke, die Böhm entfesselt hat. .... will ich nie mehr hören !!!



    Und heute ? Sind alles meine Lieblingsopern, die ich nicht missen möchte, ohne sie wäre die Musikgeschichte um vieles ärmer !!!
    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:



    So ändern sich die Zeiten -


    und auch


    Euer Operngernhörer :hello:

  • Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.


    Wenn dieser Spruch von Wilhelm Busch auf einen Komponisten zutrifft, dann auf Richard Strauss.


    PS: Wer anderer Meinung ist, wird von mir trotzdem respektiert. :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried


  • Lieber Johannes
    Ich sag Dir "Liebe der Danae" ist musikalisch echt ein Geheimtipp, hör mal rein, es ist gar nicht weit weg von Frau ohne Schatten und wird dir gefallen, ich bin sicher! Leider ist das Libretto nicht gerade der Knaller was der Grund sein dürfte, warum es in Vergessenheit geraten ist!


    LG Azucena

  • Ich bin ausnahmsweise mal mit Siegfried einer Meinung. Was mich an Strauss fasziniert? So gut wie nichts. Einzige Ausnahme: die Metamorphosen. Das Stück finde ich sehr gut gemacht. Ich bin froh, daß er es geschrieben hat.


    :hello:
    M.

  • Es gibt schon einiges, was mich bei Richard Strauss fasziniert.


    Das erste Werk, das ich von ihm kannte, war seine Alpensinfonie und die finde ich einfach herrlich. Mit ein Grund ist sicher, dass ich selbst in den Alpen wandere und mich in diese Tondichtung einfach "reinfallen" lassen kann.
    Auch "Also sprach Zarathustra" spricht mich durchaus an.


    Seine Lieder liebe ich.


    Problematischer wird es mit seinen Opern.


    Durch "Die Frau ohne Schatten" habe ich mich mehrmals durchgekämpft und keinen Zugang zu ihr gefunden. Mit dem "Rosenkavalier" habe ich auch so meine Probleme.
    Teile der "Salome" sagen mir sehr zu.
    Meine Lieblingsoper von ihm ist "Arabella": "Und du wirst mein Gebieter sein" finde ich traumhaft schön.
    Elektra und Daphne kenne ich noch nicht.
    Auch mit "Cappricio" konnte ich mich gut anfreunden.


    VG
    Jolanthe

  • Hallo Azucena,


    Zitat

    Original von Azucena
    Ich sag Dir "Liebe der Danae" ist musikalisch echt ein Geheimtipp, hör mal rein, es ist gar nicht weit weg von Frau ohne Schatten und wird dir gefallen, ich bin sicher! Leider ist das Libretto nicht gerade der Knaller, was der Grund sein dürfte, warum es in Vergessenheit geraten ist!


    herzlichen Dank für Deinen Tip. Tatsächlich habe ich von der 'Liebe der Danae' noch keine einzige Note gehört, was ich demnächst auf jeden Fall nachholen werde. (Ein durchschnittliches oder gar schlechtes Libretto war für mich bislang noch nie ein Hinderungsgrund, eine Oper vorurteilsfrei kennenzulernen.) :D


    :hello:
    Johannes

  • Zitat

    Original von Jolanthe
    Das erste Werk, das ich von ihm kannte, war seine Alpensinfonie und die finde ich einfach herrlich.
    Durch "Die Frau ohne Schatten" habe ich mich mehrmals durchgekämpft und keinen Zugang zu ihr gefunden. Mit dem "Rosenkavalier" habe ich auch so meine Probleme.


    Die Alpensinfonie war für mich immer ein Ausbund an Illustrationsmusik (ganz im Geiste Adornos, der die Fr.o.Sch. ja mit einer Filmmusik-Partitur verglich). Dann habe ich das Stück zum ersten mal live gehört - ich glaube in London, unter W. Weller. Der Anfang, den ich ja kannte, war noch ganz nett. Aber dann kam das Unwetter. Ich muß sagen, das war eins meiner dichtesten Live-Erlebnisse überhaupt; es war - beklemmend; eine Sturmmusik, die einen bis auf die Knochen durchjagte. - Später habe ich mir die ausgezeichnet edierte Eulenburg-Partitur zugelegt und erfuhr, daß das Stück eigentlich "Der Antichrist" heißen sollte, als Hommage an Nietzsche. Der Zusammenhang zur Alpen-Topographie war mir über den Zauberberg inzwischen geläufig. Die Übersichtlichkeit des Notentextes ist übrigens verblüffend.


    Die Frau ohne Schatten leidet nicht zuletzt unter der etwas antiquiert goetheisierenden Stillage des Textes. Das Finale erinnert wohl nicht zufällig auch musikalisch an Mahlers Achte. - Aber wenn man sich von diesbezüglichen Vorbehalten freimacht, könnte ich kein schöneres Libretto benennen. Es gibt keine ehrlichere Opernfigur als die Färberin in ihrer Ehemisere. Und es läuft eben nicht billig auf die große Liebe Nr. 2 hinaus, sondern auf das Ausbaden und die Rückkehr zum Gemahl. Ich begreife gar nicht, warum man bis heute den überspannten Damen des 19. Jh. den Vorzug gibt. - Überhaupt ist ja Hofmannsthals Behandlung des Themenkreises - Liebe/Ehe/Verwandlung - eins der faszinierenden Gebiete seiner Bühnenwerke. Und wie parallel zur Läuterung der Färbersfrau die Kaiserin vom Feenwesen zum Menschen wird, wie ihr, ab der großen Monologszene "Ich, mein Gebieter, deine Dienerin!" (II 3,4), buchstäblich gefiederte Seelenflügel erwachsen, und wie Strauss das in Musik setzt, das ist einfach himmlisch.

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

    Einmal editiert, zuletzt von farinelli ()

  • Auch auf die Gefahr hin, dass Ihr hier Partituren nach mir werft...: Richard Strauss ist am ehesten das, was ich ale meinen 'Lieblingskomponisten' bezeichnen würde. :untertauch:


    Es gibt fast kein Stück von ihm, dass ich nicht gerne und immer wieder hören kann.
    Am intensivsten waren meine Strauss-Erfahrungen in meiner Musikschulzeit. Wir haben seine komplette Suite B-dur für Bläserensemble und Teile aus seiner 'Werkstatt eines Invaliden'. Diese Kombination aus eingängigen Melodien und dichtester Kontrapunktik hat, trotz der für das 20.Jahrhundert eher konservativ anmutenden Harmonik, auf mich sofort den tiefsten Eindruck hinterlassen.


    Ich kann nicht genau festmachen, was mich im einzelnen fasziniert: Strauss spricht offenbar einfach die Tonsprache, die direkt zu meiner Seele führt.


    Die Liebe der Danae finde ich übrigens musikalisch ganz großartig. Ich kann aber auch das Kleinod 'Daphne' sehr empfehlen.
    Und Capriccio ist mein absoluter Favorit.

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  • Strauss ist großartig. Man kann ja gegen den fast an Schwülstigkeit grenzenden Wohlklang sein, aber das Ergebnis ist immer wieder grandios.
    Bei den Opern ist es oft das Gegenteil, da werden lange Werke mit viel Atonalität geboten. Aber auch das reisst mit, insbesondere live (wie es schließlich auch gedacht war).
    Die Lieder sind wunderschön.
    Don Quixote, Tod und Verklärung, Sinfonia domestica, Ein Heldenleben, Zarathustra...
    Alles bemerkenswerte, sehr hörenswerte Musik.

  • Zitat

    Original von Operngernhörer
    Liebe Jolanthe,


    bitte kämpfe dich durch - Richard Strauss und seine Opern sind es wert, geliebt zu werden !


    Lieber Operngernhörer,


    ich habe mich durch den Baden Badener Rosenkavalier gekämpft von A bis Z und es hat mir trotzdem wieder nichts gebracht. Vielleicht singen da einfach zu viele Frauen und ich liebe viel mehr die Männerstimmen.


    Ich werde demnächst einen neuen Versuch nochmals mit "Der Frau ohne Schatten" wagen. Vielleicht komme ich da zu einem besseren Ergebnis.
    Seine Lieder mag ich übrigens sehr.


    Liebe Grüße
    :hello:
    Jolanthe

  • Zitat

    Original von Jolanthe
    .... Vielleicht singen da einfach zu viele Frauen und ich liebe viel mehr die Männerstimmen.
    ...


    DAS ist allerdings wirklich beinahe ein KO-Kriterium für Strauss! :D


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ja - ich glaube, dass hat Strauss ganz anders gesehen. :D


    Ich habe mal alte Filmaufnahmen gesehen: am Grab von Strauss dirigiert Solti 'Hab's mir gelobt' aus dem Rosenkavalier. Und alle Sängerinnern brechen nacheinander in Tränen aus. Ich war selten so ergriffen vor dem Fernseher...


    Die vier letzten Lieder mag ich nur mit einer Frauenstimme - aber das ist auf jeden Fall auch subjektiv.

  • Liebe Jolanthe,


    sei nicht enttäuscht, ich glaube die Baden - Badener Aufnahme ist dafür nicht so optimal. Gehe es doch langsam und scheibchenweise an - mit verschiedenen Aufnahmen.


    Ich wurde in meinen ersten Rosenkavalier reingeschleppt, weil alles so toll sein sollte - und es für mich Abschreckend ! (Trotz Schwarzkopf, Jurinac, Böhme und Wunderlich) Ich sagte allen Freunden : Das schaue ich mir nie wieder an ! und wie viele Rosenkavaliere habe ich seither gesehen und gehört ! Wohlgemerkt : Nach einer längeren Pause hat man mich überredet, mir den Oskar Czerwenka als Ochs anzusehen.


    Aber so ist mir mit manchem ergangen, aber das ist eine andere Geschichte -


    vom Operngernhörer :hello:

  • Interviewer: Aber Sie haben jetzt fast im Nebensatz anklingen lassen, Richard Strauss und Richard Wagner sind auch nicht gerade das lhre.


    Nikolaus Harnoncourt: Da muss man sehr vorsichtig sein, weil ich Richard Strauss für das größte musikalische Genie seit Mozart halte. Was ich ihm übel nehme, ist das, was er damit gemacht hat; Wenn man so in der Dusche der Inspiration steht wie er, dass man dann so mit der linken Hand komponiert und schon an die nächste Tarockpartie denkt. Es ist für mich, wenn einer so von der Natur ausgestattet ist, wie er ...
    Interviewer: ...hochgenial, aber ein bisschen verschlampt.


    Nikolaus Harnoncourt: Hochgenial. Aber ein Genie hat einfach eine Verpflichtung.


    Nikolaus Harnoncourt irrt: Strauss spielte Skat


    Interview im Brucknerhaus-Magazin Dezember 2009

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Lieber Siegfried,
    natürlich trifft dieser Spruch nicht auf Richard Strauss zu!


    Zugegeben, von den Opern kenne ich nur den Rosenkavalier.


    Aber ich liebe die ganz herrlichen Lieder, die Strauss geschrieben hat. Wer diese nicht kennt, hat nicht gelebt...
    Lass Dich mal von meiner Begeisterung anstecken und hör rein!

  • Zitat

    Original von hart
    Zugegeben, von den Opern kenne ich nur den Rosenkavalier.


    Aber ich liebe die ganz herrlichen Lieder, die Strauss geschrieben hat. Wer diese nicht kennt, hat nicht gelebt...
    Lass Dich mal von meiner Begeisterung anstecken und hör rein!


    Lieber "hart" und Taminoeaner/innen


    Ich stimmer Dir voll und ganz zu, obwohl die WELT der OPER ohne den "Rosenkavalier", die "Frau ohne Schatten" (mein persönlicher Favorit) "Salome", ""Elektra" (ist für mich etwas zu "umwerfend", bin danach "platt") "Arabella" für mich NICHT zu denken ist.


    "Wer die Lieder nicht kennt, hat nicht gelebt...." würde ich insofern als zu "hart" empfinden, da unsere Geschmäcker glücklicherweise sehr verschieden sind. Ich höre zum Beispiel kaum Monteverdi und Händel, WAS und in welchem Ausmaß würde da etlichen Musikfreunden fehlen, wenn ich meinen persönlichen Geschmack verallgemeinern würde und sage: auf Monteverdi und Händel kann man verzichten. (!?) Ein Sturm der Entrüstung würde--verständlicherweise-- losbrechen.


    Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen ohne STRAUSS-Lieder zu leben. Apropo "Lieder", in FROSCH singt der "Kaiser" "Falke, mein Falke, du wiedergefundener....."das ist ein großartiges Lied innerhalb dieser Oper.
    Von den "FOUR LAST SONGS" sprechen ja sehr viele davon, es sei eine DER Aufnahmen für die "einsame Insel ".......dem stimme ich zu .......wobei ich neben der Schwarzkopf/Ackermann-Aufnahme besonders Lisa della Casa und noch mehr Christine Schäfer schätze. Der Baroton Konrad Jarnot hat übrigens überzeugend bewiesen, daß ein Mann diese Lieder auch ähnlich "berührend" singen kann. (Die Wesendonck-Lieder von Wagner hat er auch eingespielt)


    Kurz zu meinen absoluten Lieblingsliedern, ohne die mein Leben ärmer wäre: Es gibt wirklich eine Nummer EINS und das ist
    "Traum durch die Dämmerung". Heinrich Schlusnus hat es mehrfach gesungen und für mich gibt es keine vollkommenere Interpretation, weil er mit seinem auch am italienisch geschulten "Fach" einen Touch von "Legato" in die deutsche Sprache zaubert, dies kann m.E. nur er.
    "Morgen"....."und morgen wird die Sonne wieder scheinen...., auch
    "Ich trage meine Minne" schätze ich sehr.


    Vor einigen Tagen gab es Jonas' Kaufmann's Strauss-Abend aus Hohenems 2008,(Radio) hat mir auch sehr gut gefallen. Bisher hatte ich ihn mit Liedern nur LIVE in Edinburgh erlebt und zwar mit "der Winterreise".....das war für mich ähnlich enttäuschend wie Fritz Wunderlich's "Winterreise" in Hamburg 1966. Wunderschöne Stimmen sind das EINE.......die "Winterreise" als DAS "poetische innere Drama" zu GESTALTEN etwas ANDERES.


    Steven Davislim fällt mir noch ein mit einer bemerkenswerten Strauss -Lieder CD , mit Orchester unter Simone Young.


    Gruß..................."Titan"

  • Lieber Titan,
    "wer die Lieder nicht kennt, hat nicht gelebt", ist natürlich nicht ganz so ernst zu nehmen, aber wenn ich den Siegfried dafür gewinnen möchte, muss ja was an Begeisterung rüber kommen...


    Lieblingslieder von Strauss? Zu viele - je nach Stimmung, ist es immer ein anderes.


    Wenn ich mal wieder einen Sänger so richtig mit Schwung singen hören möchte:
    "Breit über mein Haupt"- Gösta Winbergh singt es in 1:27, ein kleines Juwel!
    Gerne greife ich zu diesen 18 Strauss-Liedern, die Gösta Winbergh (1943-2002) hinterlassen hat.


    Konrad Jarnot hat hier in Schwetzingen, anlässlich der Festspiele 2008, im Rahmen seines Liederabends einige Strauss-Lieder gesungen; auch seine Strauss-CD ist hervorragend gelungen.


    Jonas Kaufmann aus Hohenems?
    Das möchte ich in Frage stellen, denn ich hatte Jonas Kaufmann exakt am 22. Juni 2008 im wunderschönen Angelika-Kauffmann-Saal zu Schwarzenberg, anlässlich der Schubertiade, gehört. Er sang damals Schuberts "Bürgschaft". Sonetten von Britten - und im zweiten Programmteil Lieder von Richard Strauss.
    Schon lange vor diesem Auftritt gab es eine recht hörenswerte Strauss-Lieder CD von Jonas Kaufmann.

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