Pompes Funèbres - Trauermusik

  • Hmm ja, wenn man tot ist, ja, dann ist das so. Die Feierlichkeiten sind ja eher etwas, was man den Dahingeschiedenen hinterher schickt. Will heißen: was irgendwer auf meinen Tod hin tut kann mir egal sei: ich bin nicht mehr dabei. So weit, so klar. Die Frage ist also eher, was ich einem lieben Verblichenen hinterherschicken mag, sei es, um mich selbst in meiner Trauer zu trösten, oder um meine Trauer für andere ersichtlich zu zelebrieren.


    Da es der Verstorbene nun hinter sich hat und ich nun der in Trauer befangene bin, fiele mir so ad hoc als Abschiedslied eine Platte von Lale Andersen ein: "Ich wünsch Dir eine gute Fahrt"


    Die ganzen anderen Erwägungen gehen ja auch vornhemlich in den Bereich dessen, was man selber gerne hört. Mit dem Nachteil, daß man beim erneuten Hören an den traurigen Anlass erinnert wird.


    Was mich betrifft also: schickt mir irgendwas Scheußliches hinterher. Damit denen, die meinen Fortgang beklagen mögen, die Erinnerung an den Anlass die Freude an der schönen Musik nicht verhagelt.


    Aber worüber mach ich mir hier eigentlich Gedanken? Das erinnert mich an meine Mutter, die über Textvorschläge für ihre Todeanzeige nachsinnt (ihre -gleichaltrigen- Freundinnen täten das auch). Brrrrrrrr!!!!!


    Ganz schnell Themenwechsel. Und liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • In einer sehr melancholischen Phase hatte ich schon einmal die Vision, Schuberts As-Dur Impromptu D935 zu meinem Begräbnis zu hören. Keinen auftrumpfenden Marche funèbre - sondern diese schlichte, aber doch so wunderschön traurige Musik (in Dur!).



    Sehr empfehlenswert und tatsächlich für einen Toten geschrieben: Die Trauermusik für Bratsche und Streichorchester von Paul Hindemith:
    Als der Komponist im Januar 1936 in London seinen "Schwanendreher" spielen wollte, starb am Tag der ersten Proben Englands König George. Der Staatstrauer wegen war an eine Aufführung des heiter-musikantischen Konzertes nicht mehr zu denken - auch ein passenderes Ersatzstück für Bratsche lag nicht vor. Daraufhin bot Hindemith dem Dirigenten Boult an, ein neues Stück zu schreiben. In nur 6 Stunden (!) - nämlich zwischen 11.00-17.00 am 21. Januar - schrieb Hindemith nun die kurze (5-6 Minuten laut Partitur), viersätzige Trauermusik - und führte sie bereits am nächsten Tag im englischen Rundfunk auf. An seine Frau Gertrud schrieb er: "Sie ist nich hochoriginell, aber in der Schnelligkeit konnte ich nicht noch auf Entdeckungsfahrten gehen. [...] Bißchen Mathis, bißchen Lindlein laube (2. Satz aus dem Schwanendreher) und am Schluß einen Choral."
    Dieses Ereignis steigerte Hindemiths Ansehen enorm, die Presse lobte den Meister, seine Schüler waren unglaublich stolz "daß der alte Herr es noch so gut und so schnell kann." (Hindemith an den Schott-Verlag, am 23. 1. 1936).


    In der Trauermusik überträgt Hindemith seinen "Mathis"-Stil mustergültig auf die kleinere Form. Der Choral "Für deinen Thron tret ich hiermit" - passend zum verstorbenen König - schließt das Werk stimmig, schlicht aber ergreifend ab.


    "Memento mori!"


    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Ich finde auch den Trauermarsch aus der "Götterdämmerung" sehr passend für ein Begräbnis, daneben das Finale aus "Parsifal" und natürlich etliche "Requien", v. a. das von Mozart und Verdi.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Thomas :hello:


    Zitat

    Original von Thomas Pape
    Hmm ja, wenn man tot ist, ja, dann ist das so. Die Feierlichkeiten sind ja eher etwas, was man den Dahingeschiedenen hinterher schickt. Will heißen: was irgendwer auf meinen Tod hin tut kann mir egal sei: ich bin nicht mehr dabei.


    Als streng gläubiger Atheist und fundamentalistischer Agnostiker ;) sehe ich das ähnlich: "Klappe zu - Affe tot!" - somit werde ich wohl eh nix von den Trauerfeierlichkeiten mitbekommen (obwohl: 100% Wissen und Sicherheit über diese "Tatsache" habe ich natürlich auch nicht - ich weiß nur, daß ich nichts weiß). Aber ich habe vor, meine Beisetzungskosten selber zu tragen, daher möchte ich mir auch vorbehalten, zu entscheiden, welche Musik läuft oder wo und in welchem Rahmen ich verabschiedet werde... :motz: :D (Lale Andersen müsste es z. B. nicht unbedingt sein :no: )
    Auch hat es etwas tröstliches und beruhigendes seine Beerdigung vorab zu gestalten - ich möchte z.B. keinen christlichen oder sonstwie religiösen Rahmen (ich denke eher an einen Waldfriedhof ohne Grabstein und Grabpflege), keinen Pfarrer oder sonst einen fremden Redner... ein wenig persönliche Musik wäre mir lieber als viele Worte.



    Zitat

    Die Frage ist also eher, was ich einem lieben Verblichenen hinterherschicken mag, sei es, um mich selbst in meiner Trauer zu trösten, oder um meine Trauer für andere ersichtlich zu zelebrieren.


    Aber Du würdest doch wohl auch etwas hinterherschicken, was dem Verstorbenen gefallen hat, was mit ihm persönlich zu tun hat, was er sich gewünscht hat (oder evtl. hätte), oder? Meiner Oma (siehe Bild links <--- :pfeif: ) hab ich z.B. ne Tüte Kuletsch ins Grab geworfen, damit konnte sie auf dem Weg nach bowen bestimmt mehr anfangen als met Blömscher... (Ich wiederum würde mich bei Lakritze wahrscheinlich noch im Sarg übergeben... Dann lieber Schokolade :beatnik:)


    Zitat

    Aber worüber mach ich mir hier eigentlich Gedanken? Das erinnert mich an meine Mutter, die über Textvorschläge für ihre Todeanzeige nachsinnt (ihre -gleichaltrigen- Freundinnen täten das auch). Brrrrrrrr!!!!!


    Und was ist dabei so "Brrrrrrrr!!!!!" ?? Ich habe meine Mutter z.B. neulich ganz offen gefragt, welche Wünsche sie bezüglich dieser Angelegenheiten hat. Und ich hätte in meiner Todesanzeige oder auf der Trauerkarte auch nicht gerne irgendeinen pietistischen Standartspruch...


    Zitat

    schickt mir irgendwas Scheußliches hinterher. Damit denen, die meinen Fortgang beklagen mögen, die Erinnerung an den Anlass die Freude an der schönen Musik nicht verhagelt.


    Ach deswegen Lale Andersen... :stumm: :D


    Ernsthaft: verstehe ich auch nicht so ganz... ich hätte auch nichts gegen ein leichtes oder fröhliches Lied auf einer Beerdigung - im Gegenteil. Besser als wenn da jemand auf ner Bontempi-Orgel "Ave Maria" klimmpert... :no: Sorry wenn ich schon wieder mit meiner Oma komme, aber nach deren Beerdigung hab ich mir zu Hause die Walzerfolgen aus dem Rosenkavalier reingezogen, weil es für sie die schönsten Walzermelodien waren und sie dazu immer durch die Küche geschunkelt ist... Und es stört mich überhaupt nicht, wenn ich auch heute noch beim Hören an sie denken muss...

  • Bei mir käme wohl als erst Wahl in Frage:


    Ein Heldenleben - Des Helden Weltflucht & Vollendung


    Nein, Scherz :D


    Aber wie wäre es mit dem Epilog aus der Alpensinfonie?


    @Peter: Entweder die beiden Strausslieder oder der Prokofjew, natürlich nicht gemischt. ;)

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Wie wäre es denn mit dem Hauptthema aus StarWars - daa daa, da da da daaaaa daa.... oder noch besser dem Imperial March. Auf dem Grabstein steht dann geschrieben: Denn der Imperator verzieh ihm nicht so leicht, wie es sein eigener Vater tat! :rolleyes:


    Ihr habt Ideen......



    :hello:
    Wulf

  • Das Schicksal hat mir da wenig Wahlfreiheit gelassen, an dem Marcia funebre sulla morte d'un eroe kommt man bei mir wohl nicht vorbei. :baeh01: :untertauch:

    Sie werden Shakespeare erst richtig genießen, wenn Sie ihn im klingonischen Original lesen.

  • Einer der berühmtesten Trauermärsche ist wohl noch nicht genannt worden - der 3. Satz aus Chopins Klaviersonate Nr.2 in b-moll! :)

  • Zitat

    Original von raphaell
    Einer der berühmtesten Trauermärsche ist wohl noch nicht genannt worden - der 3. Satz aus Chopins Klaviersonate Nr.2 in b-moll! :)


    Den würde ich nicht wollen.


    Ich liebe das Stück, aber wird er auf Beerdigungen gespielt kommt mir immer das pompöse Orchesterarrangement in den Sinn, das bei Staatsbegräbnissen- insbesondere in Moskau- gegeben wurde. Und da würde es mich auch noch im Sarg schütteln :stumm:


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:



    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)