Hohes Niveau bei Tamino als Hemmschwelle?

  • Das mit dem "ins Forum einlesen" bevor man beitritt, das halte ich für eine gute Sache.
    Man weiss dann schon was einen erwartet und erspart sich eventuelle Enttäuschungen.
    Mir war nie einsichtig, warum Mitglieder oft tagelang mit mir emails austauschten nur um zum Forum zugelassen zu werden - und dann letztlich doch fernblieben.


    "Wieso muß man so viele emails austauschen, wenn man bei Tamino mitmachen will ?" wird mancher fragen.


    Die Antwort ist simpel.
    Das passiert dann, wenn ein Mitglied mir erklärt über keine im Telefonbuch eingetragen Nummer zu verfügen - und mich mit aller Gewalt zu überzeugen versucht, daß es eine reale Person sei, die auch willen ist am Forenleben aktiv teilzunehmen.


    Die Praxis hat aber gezeigt, daß 90 % dieser "Mitgliedsanwärter" nur Fakes sind (vermutlich ein und dieselbe Person) - und somit antworte ich auf Briefe von Identitätsverweigerern nicht mehr, sondern lösche deren Anmeldung.


    Ich weiß, daß dieses Vorgehen zwiespältig beurteilt wird - aber es ist erfolgreich und effizient.


    Immer wieder kommt es vor, daß mir Mitglieder in gutem Glauben neue Mitglieder empfehlen. Leider ist auch hier die Trefferquote in der Regel sehr niedrig: Die angekündigten "Klassikkapazitäten" entpuppen sich in vielen Fällen nach 3-4 Beiträgen als "Karteileichen"


    Glücklicherweise gibt es aber trotzdem immer wieder interessante Neuzugänge....


    BTW:


    "Anmaulen" von Neumitgliedern.
    Leider ein durchaus normaler Vorgang in fast allen Foren. Wir versuchen diesen Effekt so gering wie möglich zu halten und weisen auf folgenden Thread hin:


    Einstiegsschwierigkeiten speziell in Klassikforen - Gruppendynamische Prozesse


    mfg


    aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Lieber Edwin,


    danke für Deine Reaktion. Bei uns haben sich offensichtlich wieder zwei Gleichgesinnte gefunden. Wichtig finde ich es, dass wir als die Älteren den Jungen die Scheu nehmen, sich zu äußern. In diesem Sinne
    herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ihr Lieben,


    meine Beiträge sind oft recht unbeholfen. Doch habe ich nicht das Gefühl hier belächelt zu werden. Auf meine Anfragen habe ich immer kompetente Antworten erhalten, die mir weiter geholfen haben. Ich fühle mich wohl hier und werde mit der Zeit in die Materie hineinwachsen.


    Vielen Dank an alle mit ihren wertvollen Beiträgen


    Detlef

    Werden im Wirken - Großes braucht seine Zeit

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Lieber Stefan, ich unterschreibe auch, und habe ja schon deutlich betont: besser zuviel als zuwenig Niveau.
    Davon gibt es tatsächlich genug.
    Und ich heisse dich vor allem besonders willkommen- auch in der stillen hoffnung, dass du vielleicht Edvard Griegs Lieder im Original verstehst. Es gibt da so einen Thread im Kunstlied-Forum.....sogar mit ein bisschen Niveau..... :D


    Liebe Grüsse vom nciht zugefrorenen Rhein mit seiner Moseltochter in den norwegischen Schnee


    Fairy Queen.


    Hallo Fairy Queen,


    einen herzlichen Dank für so einen freundlichen Willkommensgruß!!!


    Viele Grüße aus Norge


    Stefan.M

    Stefan

  • Auch ich bin blutiger Tamino-Anfänger :hello:, bin zwar schon ein, zwei Wochen angemeldet, habe aber bisher nicht geschrieben. Warum? Sicher nicht, weil ich das Niveau als unangenehm empfände. Im Grunde bin ich auf Tamino gestoßen, weil mich irgendwelche Internet-Recherchen zu Musikthemen per google immer wieder auf diese Seite gebracht haben. Was ich dann dort auffand, war in aller Regel sehr informativ.


    Für eigene Beiträge ist das hohe Niveau allerdings eine kleine Mahnung. Für sinnvolle eigene Beiträge brauche ich Zeit und Muße - und beides fehlt oft genug. Außerdem ist da ja auch noch eine Plattensammlung, die gehört werden will. Sicher ist das hier kein Forum, in dem ich einfach drauf los plappern wollte. Insofern verhindert das Niveau des Forums so manchen belanglosen Beitrag - und das ist doch eigentlich ganz gut.


    Das eigentliche Problem ist für mich eher ein Anderes: Ich habe in den letzten Tagen zu zahlreichen Themen hier gelesen und durfte feststellen: Tamino hat in meinen Augen einfach schon erhebliche Tiefe, zu Vielem ist schon sehr viel gesagt. Diese Tiefe gefällt mir sehr, aber warum sollte ich wiederkäuen, was bereits geschrieben ist? Dann lieber die Klappe halten, bis Zeit ist, sich an einem Thema festzubeißen.


    P.s.: Grüße an den zauberhaften Byglandsfjord. Das ist wirklich eine traumhafte Landschaft!

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  • Zitat

    Original von Vox
    Für eigene Beiträge ist das hohe Niveau allerdings eine kleine Mahnung. Für sinnvolle eigene Beiträge brauche ich Zeit und Muße - und beides fehlt oft genug. Außerdem ist da ja auch noch eine Plattensammlung, die gehört werden will. Sicher ist das hier kein Forum, in dem ich einfach drauf los plappern wollte. Insofern verhindert das Niveau des Forums so manchen belanglosen Beitrag - und das ist doch eigentlich ganz gut.


    Dem kann ich nur zustimmen - mir geht es ebenso! Denn zum hohen Niveau des Forums kommt auch noch die beeindruckende Schnelligkeit, mit der hier nicht wenige Mitgleder auf anspruchsvolle Beiträge fundiert reagieren können (woher nehmen die Leute eigentlich die Zeit?). Die Threads entwickeln sich manchmal in einem rasanten Tempo, dass man kaum mitkommt geschweige denn mitschreiben kann.


    Ich dagegen bin eher ein langsamer Schreiber und überarbeite meine Texte ziemlich oft. Und dann fällt es mir immer noch schwer, die "Antwort erstellen"-Taste anzuklicken. Wie zum Beispiel jetzt).


    Viele Grüße
    Frank

  • Zitat

    Original von Vox


    Das eigentliche Problem ist für mich eher ein Anderes: Ich habe in den letzten Tagen zu zahlreichen Themen hier gelesen und durfte feststellen: Tamino hat in meinen Augen einfach schon erhebliche Tiefe, zu Vielem ist schon sehr viel gesagt. Diese Tiefe gefällt mir sehr, aber warum sollte ich wiederkäuen, was bereits geschrieben ist? Dann lieber die Klappe halten, bis Zeit ist, sich an einem Thema festzubeißen.


    Lieber Vox,


    Gestatte, daß ich Dir hier als Musiklaie mit lediglich einigen Detailkenntnissen widerspreche. Es tut durchaus gut, zu wissen, ob andere Taminos gleiche oder ähnliche Empfindungen hegen - denn bei einem selbst kann das oft nur ein momentaner Eindruck sein, den man wiedergibt. Manchmal verfestigt sich dieser Eindruck, manchmal wird man aber an sich selbst unsicher - was sicher im Grund nicht schlecht ist. Aber ein bißchen Echo spornt nicht nur das Gefühl an, sich im Wald nicht ganz verirrt zu haben, sondern setzt - wenigstens bei mir - manchmal auch das Gehirn wieder in Gang, wenn es gerade wieder eingerostet ist. Es ist sicher nicht nötig, sich allerzeit als Musik-Einstein zu präsentieren. Miteinander schöne Gefühle und Erkenntnisse zu teilen, ist auch ein gutes Erlebnis. Also nur keine Hemmungen (meine eigenen existieren zwar, werden im Forum aber oft einfach wegespült)!


    LG


    Waldi

  • Lieber Vox,


    da kann ich Waldis Kommentar nur uneingeschränkt zustimmen.


    Es heißt zwar hier in irgendeinem Motto, es sei schon alles gesagt, nur nicht von allen, aber selbst das "alles" kann ich bei Tamino (zum Glück) noch lange nicht bestätigen.


    Selbst wenn man der ziemlich irrigern Meinung ist, es gbe so etwas wie einen absoluten oder auch nur objektiven Wissenskanon, dem man nichts mehr hinzufügen kann, dann gibt es immer noch so etwas wie eine subjektive Sicht, die man (mit-)teilen kann. Dass Du es im Sinne guten Schreibvermögens kannst, hat ja schon Dein Beitrag bereits bewiesen.


    Einsicht in die eigene Begrenztheit ist zwar im Allgemeinen sicher nicht der schlechteste Ratgeber, aber für sich genommen auch kein besonderer Ansporn, diese Grenzen auszuweiten, zumal man bekanntlich aus Fehlern viel mehr lernt als aus bloßem Betrachten und Beifall klatschen (oder buhen).


    Natürlich ist es mit der Zeit wie mit dem Geld: beides höchst ungerecht verteilt, und nicht immer eine Sache des Verdienstes. Manche haben (bei der Zeit oft ungewollt) sogar zu viel davon und nutzen sie, indem sie sich hier bemerkbar machen und sich mitteilen. Überfluss an sich ist aber keine besonders lobens- oder tadelnswerte Eigenheit. Zudem wissen wir doch alle ziemlich gut, dass die Zeit oft genug als Entschuldigung vorgeschoben wird. Hätte man keine, wie könnte man überhaupt hier lesen und den eigenen Zeitmangel kommentieren?


    Merke: wer sich von (tatsächlichem oder vermutetetem) Niveau verschrecken lässt, ist nie wo.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Lieber Vox,


    Laß mich noch etwas nachhaken: Als ich vor eineinhalb Jahren ins Forum kam, hätte ich mir nie träumen lassen, auf meine jetzige Zahl von Beiträgen zu kommen. Hätte man mich gefragt, hätte ich bei sehr optimistischer Einschätzung auf maximal 50-70 Beiträge pro Jahr getippt (die üblichen nur für den Augenblick gedachten Kurzwitzchen eingerechnet) und noch heute wundere ich mich, daß ich trotz beschränkten Zeitvolumens es doch weiter gebracht habe. Hätte ich allerdings immer gewartet, bis meine Idee schön ausgereift und poliert, hochglanzfoliiert sozusagen, und professoral gestylt gewesen wäre, dann sähe mein Konto wesentlich schmäler aus. Aber gerade auch mit unvollkommenen Beiträgen, quasi laut denkend, ins kalte Wasser zu hüpfen, hat sich als diskussionsfördernd erwiesen. Man muß nicht immer als Guru erscheinen wollen, vor allem wenn man Amateur ist. Ich will ja nicht nur belehren, ich will vor allem auch lernen. Allzu Perfektes bewundert man aber eher als davon super zu profitieren. Am Unvollkommenen, an fremden und eigenen Einsichten, die Widerspruch fordern oder auch nur ermöglichen, inspiriert sich das eigene Erkenntnisvermögen viel mehr (solange man nicht völlig unkritisch verfährt). In diesem Sinne halte ich es, um im Opernjargon zu bleiben, mit : "Io tremo?" "Coraggio!".


    LG


    Waldi

  • Zitat

    Original von Jacques Rideamus
    Natürlich ist es mit der Zeit wie mit dem Geld: beides höchst ungerecht verteilt, und nicht immer eine Sache des Verdienstes. Manche haben (bei der Zeit oft ungewollt) sogar zu viel davon und nutzen sie, indem sie sich hier bemerkbar machen und sich mitteilen. Überfluss an sich ist aber keine besonders lobens- oder tadelnswerte Eigenheit. Zudem wissen wir doch alle ziemlich gut, dass die Zeit oft genug als Entschuldigung vorgeschoben wird. Hätte man keine, wie könnte man überhaupt hier lesen und den eigenen Zeitmangel kommentieren?


    Hallo,


    aber zumindest möchte ich wissen worüber ich schreibe. Wenn ich mich zu einer Komposition oder Interpretation äußern will, muss ich mir diese noch einmal zuvor anhören, weil ja auch die Erinnerung trügen kann. Die Zeit hierfür will und muss ich mir nehmen. Aber das geht eben nicht immer sofort.


    Viele Grüße
    Frank

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  • Zitat

    Original von Frank Pronath
    Hallo,


    aber zumindest möchte ich wissen worüber ich schreibe. Wenn ich mich zu einer Komposition oder Interpretation äußern will, muss ich mir diese noch einmal zuvor anhören, weil ja auch die Erinnerung trügen kann. Die Zeit hierfür will und muss ich mir nehmen. Aber das geht eben nicht immer sofort.


    Viele Grüße
    Frank


    Das ist natürlich vollkommen richtig. Gut' Ding will Weile haben - oft jedenfalls.
    Nur: macht man sich hier einen wie immer gearteten Zeitdruck nicht fast ausschließlich selbst?


    Was schadet es, wenn ggf. jemand anders schon etwas schreibt, was man selbst später auch hätte sagen können oder wollen? Zumal meist mehr als die Feststellung selbst interessiert, wie man auf sie kam.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Zitat

    Original von Rideamus
    Was schadet es, wenn ggf. jemand anders schon etwas schreibt, was man selbst später auch hätte sagen können oder wollen? Zumal meist mehr als die Feststellung selbst interessiert, wie man auf sie kam.


    Da stimme ich zu. Mag auchmal hier und dort das "hohe" Niveau bei Tamino eine Hemmschwelle darstellen, so ist doch nicht automatisch eine hohe Hemmschwelle bei Tamino schon Niveau...


    Man kommt auch drunter durch.



    Alex.

  • Zitat

    Original von Frank Pronath


    aber zumindest möchte ich wissen worüber ich schreibe. Wenn ich mich zu einer Komposition oder Interpretation äußern will, muss ich mir diese noch einmal zuvor anhören, weil ja auch die Erinnerung trügen kann. Die Zeit hierfür will und muss ich mir nehmen. Aber das geht eben nicht immer sofort.


    So mache ich das normalerweise auch. Allerdings gibt es Stücke oder auch Aufnahmen, bei denen ich meine, sie so gut in der Erinnerung zu haben, daß ich aus dem Stegreif was Substantielles drüber sagen kann. Sicher ist es sicherer nochmal nachzuhören, aber nicht unbedingt notwendig.


    Mich hat ebenfalls die sehr hohe Dichte, mit der TMOO-Wertungen u.ä. abgesetzt wurden, verwundert, zumal es sich um abendfüllende Opern handelt. Aber wiederum gestehe ich zu, daß jemand eine Aufnahme so gut kennt, daß er solch eine Bepunktung vornehmen kann, ohne sie nochmal anzuhören (schon gar nicht komplett).


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Mich hat die ungeheure Opernkenntnis in diesem TMOO-Projekt auch sprachlos gemacht. 8o:jubel::jubel:
    Ich habe mich dort bis dato nur sehr sporadisch beteiligt, weil ich kaum Operngesamtaufnahmen besitze, sie auch nicht mal so eben komplett hören könnte und einfach ein so umfassendes Urteil dann nicht abgeben will.
    Manchmal habe ich aus dem Gedächtnis mit etwas schlechtem Gewissen ein Voting abgeben, weil mir eine bestimmte Einspielung als ideal haften gebleiben war, aber schliesslich fand ich das meinerseits zu unseriös und habe mit wenigen Ausnahmen mehr oder weniger :stumm:


    Abgesehen von solchen sehr konkreten Detail Fragen hab ich aber keine Skrupel ,vollkommen spontan und ohne grosse Vorarbeit hier zu schreiben.
    Ich schreibe sogar mehr als ich lese, weil ich mich bei meinen Besuchen hier immer nur auf bestimmte Themen stürze, die mich brennend interessieren und dann auch aus dem Impuls oft sofort antworten muss.
    Dieses Vorgehen hat bisher noch nciht zu sonderlichen Katastrophen(ausser den bekannten orthographischen.....) geführt.
    Inhaltliche Irrtümer werden von kundigen Taminos schnell korrigiert und ich gebe sie gerne zu.
    Ich denke, niemand muss Angst zu haben, sich hier zu blamieren, wenn er/sie grundsätzlcih einen gewissen Bildungsgrundstock hat und vor allem auch Kritik und Verbesserungen gut vertragen kann, ohne gleich sein Selbstwertgefüh bzw den Glauben an die Menschheit damit zu verlieren.




    Fragen zu stellen ist immer noch eine hervorragende Alternative für die, die sich nicht so recht trauen!
    Damit habe ich auch hier angefangen! Und das ist nach meiner Erfahrung auch die beste Strategie für eher schüchterne Neulinge.
    Man lernt sofort die nettesten und hilfsbereitesten Taminos kennen, die ja ohne meine Fragen gar keine Gelegenheit bekommen hätten, sich mir vorzustellen und mich mit serh viel mehr als nur den Antworten zu versorgen.



    Ausser dem intellektuellen bzw inhaltlichen Niveau würde mich auch das Diskussionsniveau und die gruppendynamischen Prozesse als Neuling sehr interessieren, bevor ich mich irgendwo anmelden würde Schreckt das eher ab oder nicht?


    Da die Mitleser ja noch keinen Einblick ins Interne haben, entsteht da sicher ein ganz anderes Bild als für uns Eingeweihte oder irre ich mich da?


    F.Q.

  • Dieses löbliche Forum benannte sein Gründer zwar Tamino, doch hat man an der Pforte erst einmal Alfreds "Prüfungen" überstanden, gellt einem kein zweifaches "Zurück" mehr entgegen. Da hat es der Opern-Tamino sicher schwerer... Aber hier sucht ja auch niemand seine Pamina. Oder?


    Ein Wort noch zu der berühmten Hemmschwelle, die im Kulturbereich, nicht nur in der Musik, immer dann geradezu inflationär als Argument benutzt wird, wenn es in der Zunft der Feuilleton-Publizisten mal wieder en vogue ist, das Desinteresse junger Leute an der sogenannten Hochkultur zu beklagen. Besinnungsaufsätzer als Ritual, die mich seit meiner eigenen Jugend in den fünfziger und sechziger Jahren durch die Jahrzehnte hindurch getreulich begleitet haben.


    Die Hemmschwelle wird mit der gleichen wohlfeilen Münze gehandelt wie die Klage über den Mangel an Zeit. Was nicht heißt, daß im Einzelfall dies durchaus zutreffen mag - wie es mir auch nicht zukommt, dieses Argument, das manche der neuen Mitglieder für ihr Zögern hier anführen, zu kritisieren. Man müßte den "Neuen" eher attestieren, daß es ihnen gelungen ist, ihre persönliche Hemmschwelle durch Neugier zu überwinden - eine Neugier, die sich in Herausforderung verwandelt, sich einem meist unbewußten Lernprozeß auf einem ungeübten Feld zu stellen. In welchem Ausmaß, da bleibt natürlich jedem selbst überlassen.
    Denn man sollte nicht vergessen, daß einem die Kunst und somit auch die Musik allemal einen Lernprozeß abverlangt; die Suggestion, man könne sich Kunst lediglich servieren lassen ohne eigenes Zutun, ist ein schlichtes Ammenmärchen - jedenfalls dann, wenn man Kunst nicht als Event mißversteht, als small talk, in dem man gegenseitig seine Oberflächlichkeit beklatscht und damit nur sein faktisches Desinteresse camoufliert.


    Ich weiß, daß an jeder Generalisierung eine Achillesferse klebt. Dennoch behaupte ich, bezogen auf die berühmte "öffentliche Meinung": Wo der Klagegesang über die scheinbar unüberwindlichen Hemmschwellen angestimmt wird, da handelt sich meist um schlichtes Desinteresse. Übrigens, Kinder sind gegen solche Hemmschwellen immun. Dafür ist ihre Neugier, die zum Lernen und Entdecken einlädt, zum Glück viel zu ausgeprägt.


    Florian

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  • Also ich mag das Niveau hier recht gern - ganz besonders das Niveau des (sehr respektvollen :jubel: ) Miteinanders, welches in dieser Form im WorldWideWeb in anderen Foren recht selten zu finden ist...
    Im Vergleich zu mind. 90% der User hier bin ich ein absoluter Klassik-Dödel, halt eher ein Papageno als ein Tamino. Ich reise trotzdem gerne mit, denn allein durchs lesen und rumstöbern erweitert sich mein Horizont stetig :yes:, auch wenn ich oft nur Bahnhof verstehe ?( . Ich kann kaum Noten lesen, weiß immer noch nicht ganz genau was eine Synkope ist oder welche Unterwäsche Beethoven getragen hat... Die Verbreitung und Erläuterung von Fachwissen und Musiktheorie überlasse ich also daher gerne denen, die es wirklich drauf haben. Ich kann und mag mich nur zu einem winzigen Teil der Themen hier äußern - und das auch nur in einer ganz subjektiven, eher sinnlichen Wahrnehmung. Trotzdem bin ich gerne hier, denn im wichtigsten Punkt stimme ich (auch als Unwissender) wohl mit allen Usern hier überein: ich liebe klassische Musik! :beatnik: :lips: :jubel: Daher komme ich ganz gut damit klar, daß ich hier eher zur "Unterschicht" gehöre, denn auch wenn mir der Schnabel nicht hold gewachsen ist, so kann ich hier doch frei Schnauze reden, dumme Fragen stellen (und immer kluge Antworten bekommen) - und muss mich deswegen doch nicht minderbemittelt fühlen. Und in meiner (realen Um-) Welt, wo kaum jemand klassische Musik kennt, darf ich mich allein deswegen schon als König fühlen, weil ich weiß, daß es mehr als drei Tenöre gibt, Verdi nicht nur eine Dienstleistungsgewerkschaft und Tosca mehr als ein billiges Parfum ist... So kann ich das mit meinem Ego ganz gut ausgleichen... :pfeif: :baeh01: :wacky:

  • Zitat

    Original von Der-wonnige-Laller
    Also ich mag das Niveau hier recht gern - ganz besonders das Niveau des (sehr respektvollen :jubel: ) Miteinanders, welches in dieser Form im WorldWideWeb in anderen Foren recht selten zu finden ist...
    Im Vergleich zu mind. 90% der User hier bin ich ein absoluter Klassik-Dödel, halt eher ein Papageno als ein Tamino. Ich reise trotzdem gerne mit, denn allein durchs lesen und rumstöbern erweitert sich mein Horizont stetig :yes:, auch wenn ich oft nur Bahnhof verstehe ?( . Ich kann kaum Noten lesen, weiß immer noch nicht ganz genau was eine Synkope ist oder welche Unterwäsche Beethoven getragen hat... Die Verbreitung und Erläuterung von Fachwissen und Musiktheorie überlasse ich also daher gerne denen, die es wirklich drauf haben. Ich kann und mag mich nur zu einem winzigen Teil der Themen hier äußern - und das auch nur in einer ganz subjektiven, eher sinnlichen Wahrnehmung. Trotzdem bin ich gerne hier, denn im wichtigsten Punkt stimme ich (auch als Unwissender) wohl mit allen Usern hier überein: ich liebe klassische Musik! :beatnik: :lips: :jubel: Daher komme ich ganz gut damit klar, daß ich hier eher zur "Unterschicht" gehöre, denn auch wenn mir der Schnabel nicht hold gewachsen ist, so kann ich hier doch frei Schnauze reden, dumme Fragen stellen (und immer kluge Antworten bekommen) - und muss mich deswegen doch nicht minderbemittelt fühlen. Und in meiner (realen Um-) Welt, wo kaum jemand klassische Musik kennt, darf ich mich allein deswegen schon als König fühlen, weil ich weiß, daß es mehr als drei Tenöre gibt, Verdi nicht nur eine Dienstleistungsgewerkschaft und Tosca mehr als ein billiges Parfum ist... So kann ich das mit meinem Ego ganz gut ausgleichen... :pfeif: :baeh01: :wacky:



    :hahahaha: So geht's mir auch ein bisschen :D Und hoffentlich bleibt das Tamino-Forum weiter kostenfrei!!! (Ups, hoffentlich liest Alfred das jetzt nicht mit und kommt womöglich auf dumme Gedanken ... :pfeif: :untertauch::D )


    Best, DiO :beatnik:

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  • Zitat

    Und für die anderen Musiker ist es dann die zwei, oder wie


    Neee, die müssen selber sehen, wie sie damit zurechtkommen.
    Das ist immer wieder spannend......... :pfeif:
    Es ist auch eigentlich eine minus 1, da früher.......das hat mit der schweren Ansprache des Instrumentes zu tun.
    Wenn man es dann zu gut meint, ist man halt ein wenig zu früh.......


    Ignorieren hilft...........
    :untertauch:


    LG,
    Michael


  • Und schon wieder bin ich (nicht) schlauer.... :untertauch::baeh01::D


    Ist also eine Synkope das, was die Ouvertüre zur Fledermaus so spannend macht... ?( ?( ?(

  • Zitat

    Ist also eine Synkope das, was die Ouvertüre zur Fledermaus so spannend macht...


    Nein, das ist definitiv der Dirigent......
    Dieses Teil ist IMMER Bestandteil eines Vordirigates, zu Recht.


    Du meinst wahrscheinlich das typisch Wienerische "geschluderte" spielen der 2.und 3. Zählzeit eines 3/4 Taktes, das " ta-ta" welches nach "Um" kommt.


    Dies ist keine Synkope, jedenfalls nicht komponiert..... :D


    Eine Synkope kommt immer auf "und" .
    Also, ein 4/4 Takt z.Bspl. besteht aus den Zählzeiten 1-2-3-4.
    Logisch.


    Dazwischen gibt es aber auch 1und2und3und4und.



    Das "und" ist die Synkope.



    Es gibt wahnsinnig viele Beispiele in der Musik, wo eine Stimme immer die Hauptzählzeit spielt und eine andere ein "und" dagegenhält.






    :hello:


    Michael


  • Nö, ich meine nicht unbedingt das "typisch Wienerische" - das mit der Fledermaus war halt nur ein Beispiel...


    Für mein simples "(Un-)Verständnis": könnte man eine Synkope also vereinfacht als eine Art "Verzögerung" benennen... ich mag ja so eine Art "gegen den Takt spielen" ganz gern. Zum Vergleich: im Schauspiel-Studium wäre das eine Art "Gegen-Bewegung" : z. B. ich nehme ein Glas in die Hand - tue dies allerdings mit einer Art "innerlicher" Gegenbewegung - das macht die simple Geste spannungsvoller... könnte man das ungefähr so vergleichen?? ?(

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  • Eine prägnante Synkopenstelle (wie Michael sagt, gibt es unzählbar viele, das ist nichts so Außergewöhnliches) ist z.B. die Streicherbegleitung am Beginn der Szene der Königin der Nacht "O zittre nicht, mein lieber Sohn" oder sehr ähnlich beim Hauptthema im Kopfsatz der "Prager Sinfonie"
    Oder das Hauptthema der König-Stephan-Ouvertüre von Beethoven. Überhaupt sind zahllose Themen und Begleitungen von "ungarischen" Melodien mit Synkopen gespickt.


    Es ist keine Verzögerung, sondern ein exakt notierter (und auszuführender) Rhythmus, eben mit Betonung der gewöhnlich "schwachen" Zählzeiten (bzw. eben des "und" zwischen den Schlägen). Aufgrund einer anderen Stimme, die der gewöhnlichen Betonung folgt, oder wegen vorhergehender Passagen, die einen nichtsynkopierten Rhythmus etabliert haben, wirken Synkopen meistens spannungssteigernd.
    Wird auch in jedem Buch zur Allgemeinen Musiklehre erklärt.


    Ein extremes Beispiel ist der Kopfsatz von Beethovens Sonate op.31,1, wo Hauptstimme und Begleitung um ein winziges 16tel gegeneinander verschoben sind (in einem schnellen Allegro von ca. 140 Vierteln/Minute). Das wirkt dann (und soll es vielleicht auch) beinahe so, als sei der Pianist mit einer Hand ständig ein bißchen zu spät (oder zu früh). Das Seitenthema des Satzes beginnt dann mit einer üblichen Synkope.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Eine prägnante Synkopenstelle (wie Michael sagt, gibt es unzählbar viele, das ist nichts so Außergewöhnliches) ist z.B. die Streicherbegleitung am Beginn der Szene der Königin der Nacht "O zittre nicht, mein lieber Sohn" oder sehr ähnlich beim Hauptthema im Kopfsatz der "Prager Sinfonie"
    Oder das Hauptthema der König-Stephan-Ouvertüre von Beethoven. Überhaupt sind zahllose Themen und Begleitungen von "ungarischen" Melodien mit Synkopen gespickt.


    Prägnant: Kopfthema aus Mozarts Sinfonie g-moll (geläufig als Nr. 25) KV 183, wie auch der Beginn des d-moll-Klavierkonzertes KV 466. Kraus benutzt unglaublich viele Synkopen!


    Aber wir haben dazu einen Thread:


    Dissonanzen und Synkopen - was die Musik interessant macht


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli


    Prägnant: Kopfthema aus Mozarts Sinfonie g-moll (geläufig als Nr. 25) KV 183.


    Ja klar! Das ist ein Musterbeispiel schlechthin und man muß es nicht groß heraushören.
    Wenn man den Kopf nach Stellen durchsucht, fallen einem gerade keine ein...


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)