Hallo, liebe Musikfreunde,
im Vergleich mit Werken wie Mahlers 6. Sinfonie fragt sich, welche Sinfonien können ein Gegengewicht bilden? Wie hat Mitropoulos nach seiner „dämonischen“ Aufnahme dieser Sinfonie weiter gemacht? Im August 1960 gab er mit den Berliner Philharmonikern ein Konzert in Salzburg, das mit Mendelssohns 3. Sinfonie begonnen wurde, und das passt ja gut zu den vielen anderen Mendelssohn-Threads, die hier im Moment laufen. Tatsächlich gibt es einige Gemeinsamkeiten:
Beide Stücke stehen in der gleichen Stimmung, a-Moll. Wie Mahler war Mendelssohn ein hervorragender Dirigent, der das Musikleben reformieren wollte. Er mied das intrigante und bürokratische Berlin und begründete in Leipzig eine neue Tradition, nicht ohne seinen großen Vorgänger Bach gebührend zu würdigen, dessen Renaissance er einleitete.
Er kam aus dem aufgeklärten Judentum (der Philosoph Moses Mendelssohn war sein Großvater), hörte in Berlin Hegel über die Ästhetik und scheint mir in seiner Grundhaltung Heinrich Heine verwandt. So wie Heines „Florentinische Nächte“ und die „Italienische Sinfonie“ wunderbar zueinander passen, so auch die „Nordsee“ von Heine und die „schottischen“ Werke von Mendelssohn.
Zu dieser Sinfonie wurde er bei einer Reise 1829 nach Schottland in die Highlands und auf die Hebriden angeregt, die Sinfonie wurde dann allerdings erst 1842 fertig.
Die 3. Sinfonie gehört meiner Meinung nach zu den großen Werken der Sinfonie-Literatur. Mitropoulos, Münch und Klemperer zeigen in ihren völlig unterschiedlichen Einspielungen das ganze Spektrum, das in diesem Werk verborgen ist. Mitropoulos geht es ganz aus der Stimmung an, die auch seine Mahler-Aufnahmen getragen hat. Nebel und Sturm ziehen sich im ersten Satz schwarz zusammen (auch ein Beispiel für das Thema „Wetter in der Musik“).
Dann folgt das Dudelsack-Treiben des 2. Satzes. Das ist es, was trübe Gedanken vertreiben kann. Leider hat es in Deutschland nur wenige Nachfolger gefunden, dafür aber unverkennbar die französische Musik beeinflusst. Niemand trifft es daher für meinen Geschmack besser als Charles Münch, dessen Aufnahme ich den Vorzug gebe (wie auch bei der 4. Sinfonie).
Großartig das abschließende Finale, das freie und befreite Gefühl nach allen Stimmungshochs und –tiefs. Spätestens hier ist Klemperer zu nennen, der die Sinfonie nicht ohne innere Berechtigung in die Nähe von Beethoven rückt.
Damit ist bestimmt noch nicht alles gesagt über diese Sinfonie und wie sie gespielt werden kann. Freue mich auf weitere Anregungen.
Viele Grüße,
Walter