Die "unberühmte" Stimme

  • Als ich am Sonntag meinen letzten Text hier einstellte, wusste ich ja schon, dass ich zwei Tage nicht zu Hause sein werde und somit genügend Gelegenheit bestand, dass hier mal Ross und Reiter benannt wird. Dass der Wald schweigt, spricht für sich.

  • Also liebe Leute, es tut mir leid. Ich hatte gedacht, daß sich dieser Thread etwas anders entwickelt. Meine Intention war, etwas über unbekannte Sänger/innen zu erfahren. Ich bin der Letzte, der etwas gegen Abschweifungen, Meinungsverschiedenheiten oder Diskussionen hat - aber das es hier darum geht, ob Krauss besser ist als Florez oder Florez besser ist als die (unbekannten) Tenöre der Rheinoper - darum ging es mir eigentlich nicht so sehr... :no:

  • Nun ein so "unbekannter" Bass war an der Volksoper in Wien,


    Johannes Kathol,


    er war ein blendender Sarastro, hat die Neusinstudierung an der Volksoper 1960 gemacht,


    aber wenn Walter Kreppel da war, dann war es halt besser.


    Ich weiß nur, dass Johannes Kathol im 22.Bezirk gewohnt hat, wo der "Kaisermühlen - Blues" spielete, in der Nähe des Goethe - Hofes.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Ich versuche die Intentionen des Themenstarters wieder aufzunehmen (wenn ich sie richtig verstanen habe) und widerspreche manchen bisher gebrachten Beiträgen etwas.


    In Wien - Staatsoper wie Volksoper - gab/gibt es eine ganze Reihe von SängerInnen,die nicht zu den so genannten Stars zählen, denen manche "zweite" Häuser jede Rolle zu Füßen legen würden, die aber aus verschiedenen Gründen nicht in die allererste Reihe kommen/kamen - weil sie "bequem" sind/waren, weil es einen international zu wenig verhafteten Agenten gibt/gab, weil der Vertrag hinderlich ist/war, ...
    Unser in Wien allseits geschätzter Direktor ( :stumm:) verhindert beispielsweise immer wieder, dass Mitglieder des Ensembles (ja, das gibt es auch in Wien immer noch) Urlaub nehmen können, um andere Angebote/Engagemnets für bestimmte Rollen oder auch Konzerte anzunehmen.


    Eberhard Wächter, der zweifellos ein hervorragender Künstler war, was (zu wenige) Aufnahmen bestätigen, hätte eine großartige Karriere neben den so genannten ersten Sängern seiner Zeit machen können, wäre er nur bereit gewesen, Wien zu verlassen.
    Der mit mir befreundete Tugomir Franc , Bass im Ensemble der Staatsoper und leider zu früh verstorben (verewigt auf einigen Einspielungen - ua. Mönch in "Don Carlo" unter Solti oder Publio in "Titus" unter Kertesz) hat trotz internationaler Angebote aus familiären Gründen Wien kaum verlassen.
    Adolf Dallapozza, der mit nahezu 70 Jahren an seinem Stammhaus Volksoper viele junge Tenöre immer noch alt anhören läßt, war der Volksoper (mit wenigen Ausnahmen) aus unerfindlichen Gründen immer treu.
    Die Liste ließe sich aus heimischer Sicht noch fortsetzen. Es ist also nicht immer nur Lokalpatriotismus, der Sängerinnen auf ein mögliches podest hebt. "Unberühmte" Stimmen haben auch - und nicht zu selten - ein individuelles Schicksal.


    ein Gruß aus Wien
    Michael 2

  • LIeber Michael!


    Da hast Du Recht, Tugomit Franc ist wenigen bekannt, ich habe Seinerzeit mir ihm noch als Solosopran - Sängerknabe Messen gesungen.


    Aber bei vielen, auch bei Erika Mechera weiß ich, dass sie zu bequem war, Opern in Italienisch zu lernen, dabei hatte sie eine wirklich gute Stimme, wenn selbst beim Auftreten von Roberta Peters, die als weltbeste als Königin der Nacht angekündigt wurde, damals Auftreten in Salzburg, dann in einer Aufführung unter Josef Krips die Kriktien so waren, dass man sagte wenn Roberta Peter die Weltbeste sein soll, dann besteht zwischen ihr und Erika Mechera kaum ein Milimeter Zwischenraum.


    Bei Adolf Dallapozza, und im Februar verspreche ich, dass ein meinen lang gesagten Thread über ihn schreibe, früher geht es nicht, der hatte ein Anhänglichkeit an des Haus am Währinger Gürtel, dass er in eigenen Aufführungen an der Staatsoper, Jaquino und Mass von Bernstein, nur in Salzburg sang, aber das hatte er mit Eberhard Waechter gemein, der ja auch, zwar in München, an der Scala sang, aber sonst der WSO treu blieb.


    Liebe Grüße und weiterhin Gute Nacht, Peter aus Wien. :hello: :hello:

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  • Weder Tugomir Franc noch Adolf Dallapozza können doch ernstlich als "unberühmt" eingestuft werden, eher schon Erika Mechera, die aber vermutlich doch wohl einigen hier auch nicht nur dem Namen nach bekannt ist, ich zitiere den Threadstarter, es soll um Sänger/innen gehen, die "in der Musikwelt eigentlich gänzlich unbekannt sind", das trifft auf die drei vorgenannten nicht zu. Genau deshalb bin ich aus echter Neugierde heraus an den Namen jener Tenöre interessiert, die zwar "gänzlich unbekannt" sind, aber sich trotzdem mit bedeutenden Fachvertretern an ersten Häusern messen lassen können. Ich habe auch heute noch einen relativ guten Überblick über Sängerinnen und Sänger, die an den mittleren und kleineren Häusern engagiert sind (längst nicht mehr in dem Mass, wie das bei mir früher der Fall war, aber immerhin...), sodass ich daran interessiert wäre, ob mir der eine oder andere Sänger schon einmal auf der Bühne oder vielleicht im Rundfunk begegnet ist.

  • Zitat

    Original von Der-wonnige-Laller
    Man liest hier fast ausschließlich von den großen und berühmten Sängernamen. Mich würden einmal solche Lieblingssänger/innen interessieren, die in der Musikwelt eigentlich gänzlich unbekannt sind, die einen nicht von den Werbeplakaten der großen Plattenfirmen anlächeln, um die kein großer Medien-Hype gemacht wird - und die euch trotzdem (oder vielleicht auch gerade deswegen) sehr am Herzen liegen, die euch unvergessene Abende beschert haben oder einfach für euch beachtenswert sind...



    Diese Kriterien erfüllt für mich der Bariton Boris Statsenko, den ich in seiner Zeit am Opernhaus Chemnitz öfter hörte und über den gerade heute auch hier im Forum zu lesen ist:



    Zitat

    Original von Theodora Deutsche Oper am Rhein


    Dagegen vermochte es Graf Anckarström, verkörpert von Boris Statsenko, das Publikum immer wieder zur wahren Begeisterung hinzureißen: seine kräftige, doch kultivierte und sehr ausdrucksvolle Stimme, die nötige Dosis Expression und schönes Schauspiel ließen keine Wünsche offen. Die Bravo-Rufe vor dem Vorhang zeugten davon.



    Im besonderer Erinnerung ist mir sein diabolischer Scarpia am Opernhaus Chemnitz - angesichts seiner Gestaltungskraft konnte es einem nur eiskalt dem Rücken herunterlaufen.


    Leider ist Boris Statsenko fast nicht auf Tonträgern vertreten, auf Youtube sind aber einige Arien mit ihm eingestellt, und bei Operashare findet sich der ein oder andere hörenswerte Mitschnitt.



    LG, Elisabeth

  • Wenn von einem Interpreten bei YouTube mehrere Gesangsstücke


    eingebracht sind, dann ist er meiner Meinung nach nicht unberühmt.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Eine heuet weniger bekannten Sängerinnenistz die Diva des ehemaligen Raimundtheaters,


    Nana Goutos.


    Sie hat mit Ihrem Gatten Herbert Moog viele Operetten herausgebracht, von der Fledermaus, über Gasparone, Mariza noch mit dem damals weniger bekannten Sandor Nemeth, Polenblut, Paganin, Zirkusprinzessin.


    Ich vergesse sie wieder nicht. Doch von der gibt es bestimmt keine LPs oder CDs, so denke ich.


    Liebe Grüße Peter aus dem kalten Wien. :hello: :hello:


  • Lieber Peter,


    folgende CD habe ich entdeckt:



    Brigitta Karwautz singt ihre Lieblingslieder:

    * Die Forelle
    * Tristesse
    * Der Hölle Rache (Die Zauberflöte)
    * Chi il bei sogno (La Rondine)
    * Où va la jeune Indoue (Lakmé)
    * Arie der Olympia (Hoffmanns Erzählungen)
    * Es lebt eine Vilja (Die lustige Witwe)
    * Frühlingsstimmen-Walzer
    * Schwipslied
    * Im Prater blüh`n wieder die Bäume
    * Du sollst der Kaiser meiner Seele sein
    * The sound of music
    > Edelweiss
    * When I grow too old to dream
    * One day when we`re young
    * Glitter and be gay (Candide)
    * All I ask of you (Phantom of the opera)
    * Love light in my heart
    > Love in spring
    > Echo
    > Love at sundown


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Lieber Clemens,


    ich finde diesen thread sehr nützlich und hilfreich und wünsche ihm ein langes Leben! Mir ist jedenfalls sehr gedient, wenn ich meine nicht so häufigen Opernbesuche (bin erstens eher Schallplattenhörer und muss zweitens an den Wochenenden meistens abends arbeiten) auch nach Sängertipps aus Tamino planen kann. Nach Auftrittsterminen von Therese Waldner habe ich jedenfalls schon mal gesucht.


    Häufiger als dort, wo ich wohne, gehe ich dort in die Oper, wo meine Frau herstammt - in Budapest. Wenn wir dort sind, ist Urlaub und die Kinder können bei den Schwiegereltern unterkommen, perfekte Bedingungen also für einen Opernabend. Außerdem verfügt die Ungarische Staatsoper über ein wirklich hervorragendes Orchester (die Nominierung des Budapester Festivalorchesters, das sich zum großen Teil aus Mitgliedern des Staatsopernorchesters zusammensetzt, bei diesem Orchesterranking letztens hat mich kein bisschen gewundert).


    Zwei Solisten begeistern mich in der Ungarischen Staatsoper besonders:


    Der Mezzosopranistin Bernadett Wiedemann begegnete ich zum ersten Mal als Ulrica im Maskenball. Zuletzt sah und hörte ich sie in der kleinen, aber effektvollen Rolle der Madelon in "Andrea Chenier".



    Wiedemann ist ein echtes Budapester Eigengewächs. Nach dem Studium an der Franz-Liszt-Akademie wurde sie 1993 direkt ins Staatsopernensemble engagiert und singt dort die großen Rollen für schwereren Mezzo: Azucena, Ulrica, Preziosilla, Eboli, aber auch Judit, Herodias und Erda. Sie hat, in meinen Ohren, einen in allen Lagen perfekt ansprechenden, sehr ausgeglichenen voluminösen Mezzo und ist eine ziemlich eindrucksvolle Akteurin auf der Bühne. Youtube hält einen Maskenball-Schnipsel bereit.


    Den Bariton Anatolij Fokanov holten die Budapester 1992 von der Oper Novosibirsk nach Ungarn.



    Er hat alles, was ein Bariton braucht: er ist groß, schlank und recht gutaussehend (zumal er auf der Bühne meist diese Krawatte nicht trägt) und hat eine volltönende und modulationsfähige Stimme. Für meinen Geschmack ist er manchmal etwas zu spielwütig, aber das ist ja immer noch besser als einer, der nur vorne an der Rampe steht. Ich habe ihn als Renato, als Scarpia, als Gérard im "Andrea Chenier" und als Jago gesehen und war immer sehr angetan von ihm.


    Also, wer einen Opernbesuch in Budapest plant, halte sich an diese beiden Sänger (die beide im Ausland praktisch nie zu sehen sind), dann kann zumindest mit den tiefstimmigen Protagonisten nix schief gehen!


    Viele Grüße,
    Micha


    PS.: Was sie aber in der Tat dringend bräuchten an der Ungarischen Staatsoper ist ein besserer Porträtphotograph...

  • Zitat

    Original von Alviano
    Als ich am Sonntag meinen letzten Text hier einstellte, wusste ich ja schon, dass ich zwei Tage nicht zu Hause sein werde und somit genügend Gelegenheit bestand, dass hier mal Ross und Reiter benannt wird. Dass der Wald schweigt, spricht für sich.


    Hallo Alviano,
    leider nicht früher dazugekommen, Dir die Namen 'rauszusuchen. Hier sind sie:


    Raul Gimenez
    Antonios Koroneos
    Fernando Aguilera
    Jörg Schneider (DU)


    Nähere Angaben zu den Sängerbiographien liegen mir vor.



    :pfeif: :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    Raul Gimenez
    Antonios Koroneos
    Fernando Aguilera
    Jörg Schneider (DU)


    Lieber Harald,


    vielen Dank für die Mühe, das hat mich wirklich interessiert. Raul Giménez ist allerdings kaum eine "unberühmte" Stimme, der hat es doch zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht. Jörg Schneider war mal eine Zeit lang in Wiesbaden engagiert, der ist zumindest mir nicht völlig unbekannt, erfüllt aber sicher das Kriterium der "unberühmten" Stimme. Die mittleren Namen sind auch mir völlig neu, ich bin - fast - sicher, dass mir die beiden Tenöre nie begegnet sind.

  • Koroneos ist inzwischen ziemlich bekannt, zumindest als Belcanto-Spezialist. Ich werde ihn voraussichtlich wieder Ende Jan/Anf. Februar in Rossinis "Türke" als Narciso sehen und hören. Der Spanier Fernando Aguilera ist der jüngste (Jg. 1970). Er kam aus Saarbrücken, ist aber schon wieder weg, wohin weiß ich nicht. Er sang die Ddf-Premiere der "Regimentstochter".
    Jörg Schneider sang die Duisburger Premiere, hier in Ddf höchstens mal in Operetten, die Stimme scheint zu klein für das große Haus.


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Hallo Micha,


    da ich mich derzeit für einige Monate in Budapest aufhalte und die Erinnerung an die bisherigen Opernbesuche noch frisch ist, erlaube ich mir ein paar Anmerkungen:


    Dass das Orchester sehr gut ist, kann ich bestätigen: auch im Repertoirebetrieb stets konzentriert bei der Sache, erstaunlich wenige Patzer – unter dem Aspekt bin ich in Budapest noch nicht enttäuscht worden. Noch dazu kommt, dass das Opernhaus eine gute Akustik hat.


    Bernadett Wiedemann habe ich habe ich im November und Dezember zweimal gehört. Zuerst als Preziosilla; da war sie in Ordnung, aber nicht begeisternd: eine große, dramatische Stimme, vielleicht ein wenig unkontrolliert und nicht immer präzise bei ihrem ersten Auftritt im zweiten Akt. Besser gefallen hat sie mir als Amneris, und die war schon vom stimmlichen Aspekt eindrucksvoll. "Ihre" große Szene im vierten Akt war der einsame Höhepunkt einer ansonsten schwachen Vorstellung. Diese Sängerin würde ich auch durchaus gern nochmal hören. Gerade als Ulrica könnte ich mir Bernadett Wiedemann gut vorstellen.


    Anatolij Fokanov habe ich allerdings bisher verpasst. Ich habe gerade nachgeschaut: Er singt in Budapest erst wieder im März; während meines Aufenthalts werde ich ihn nicht mehr erwischen. Wenn er aber tatsächlich "spielwütig" ist, ist er für das Opernhaus eine echte Bereicherung. Denn Oper in Budapest ist nach meinem bisherigen Eindruck eine recht statische Angelegenheit.

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  • Es gibt großartige Sänger und Sängerinnen, die tatsächlich unverdienter Weise, nicht ihren Leistungen entsprechend gewürdigt werden. Vielleicht weil sie von der Phonindustrie vernachlässigt wurden. Ein solcher Fall ist die bedeutende hochdramatische Sopranistin Ute Vinzing. Die Sängerin verfügte über eine kraftvolle Stimme mit strahlender Höhe und war eine überzeugende Darstellerin und Bühnenerscheinung. Durch diese Fähigkeiten war sie in der Lage, in allen großen Wagnerpartien, aber auch als Leonore in Fidelio, als Elektra, Salome und Arabella und in vielen weiteren Partien großartige Rollenproträts zu gestalten. Die Sängerin gastierte an renommierten deutschen Bühnen und machte auch international Karriere. Von der Künstlerin gibt es eine Box mit 4 CDs auf der ihre berühmtesten Partien in technisch ansprechender Qualität festgehalten sind. Die CDs "Ute Vinzing in Arien und Szenen" sind bei dem Label Gala erschienen. Die Begegnung mit dieser Sängerin lohnt sich.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ein Sänger, der vermutlich noch nicht der breiten Öffentlichkeit bekannt ist, ist der griechische Bariton Tassis Christoyannis. Seit mehreren Jahren ist er Mitglied an der Deutschen Oper am Rhein.
    Erlebt habe ich ihn dort mehrmals u.a. als Enrico in Lucia di Lammermoor und als Germont in Traviata.
    Jedes Mal konnte er mich mit seiner Leistung sehr überzeugen.
    Demnächst ist er auch auf Arte in einer Übertragung des Falstaffs im Rahmen des Glyndebourne-Festivals als Ford zu hören und zu sehen.


    LG
    Jolanthe

  • Stephen Costello ist ein noch ganz junger amerikanischer Tenor.


    Im Salzburger Otello sang er den Cassio. Die Produktion wurde im TV übertragen.
    Auf youtube sind zahlreiche Clips zu finden u.a. aus Rigoletto, Lucia di Lammermoor u. Liebestrank.
    Er verfügt auch über großes schauspielerisches Talent und hat den Duca bereits mit großem Erfolg an der DOB gesungen.


    Ich halte ihn für ein ganz großes Talent. Wer von Euch kennt ihn? CD-Aufnahmen gibt es meines Wissens noch keine von ihm.


    LG
    Jolanthe

  • Der dänische Heldentenor Ticho Parly ist heute vor 16 Jahren, am 21. Juni 1993, in Seattle/USA verstorben, kurz vor seinem 65. Geburtstag.


    Als ich heute im Tageskalender an ihn erinnern wollte und nach einem Bild oder einer Platte suchte wurde ich leider nicht fündig - bei Amazon wurde mir vorgeschlagen, anstatt "Ticho Parly" doch lieber "Techno Party" zu nehmen - ich habe es bleiben gelassen.


    Trotzdem die Frage an die Taminos: Kennt tatsächlich niemand diesen Sänger?


    LG


    ?( ?( ?(

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die gestellte Frage und die Diskussion weist auf eine gewisse Tragiik hin.
    In den osteuropäischen Ländern gab es eine große Zahl berühmter Stimmen und Sänger, die bei uns "unberühmt" blieben, weil das politische Systen eine internationale Karriere erschwerte, wenn nicht sogar unmöglich machte.
    So lernte ich bei einem Gastspiel der Oper von Vilnius den litauischen Bariton Eduardas Kaniava kennen. Ein Sänger mit einer großen dramatischen Stimme, unverwechselbarem Timbre und ausgezeichneter Vokaltechnik. Ich rühmte damals in meiner Rezension:" Aus dem ausgezeichneten Ensemble der litauischen Staatsoper ragte Eduardas Kaniava heraus. Ein Posa mit voluminösem,edel klingendem Bariton und überzeugender Gestaltungskraft.Ein Sänger, der durch seine Stimmschönheit den Vergleich mit international renommierten Größen in dieser Partie glanzvoll bestehen kann."
    Weil mich das mir bis dato unbekannte Ensemble der Oper Vilnius so beeindruckte reiste ich zweimal dorthin und erlebte Kaniava noch als Rigoletto und Nabucco. Wiederum außergewöhnlich überzeugende,ja begeisternde Rollenporträts. Heute lehrt Kaniava als Gesangsprofessor in Litauen.
    Manchmal bleibt eine berühmte Stimme nur deshalb unberühmt weil widrige Umstände eine breitere Popularität und Bekanntheit unmöglich machen. Sollten wir deshalb nicht treffender formulieren: Es gibt leider viele unbekannte, herrliche Stimmen, solche die keinen Ruhm verdienen - also unberühmte Stimmen - sind nur selten zu finden.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Liebe Mitleser,


    Ich ärgere mich!!!
    Hier wird eigentlich nur geredet über Opernsänger. Die große Menge ziemlich unbekannte Oratorium-, Passion- und Liedsänger wird hier kaum würdig geachtet genannt zu werden.
    Dabei kommt noch hinzu eine Verengung auf Deutschem Gebiet. Einen Fehler, den ich schon Papst Kesting vorwarf.


    Laß ich ein Beispiel nennen. Eine Niederländische Altistin, die unglaublich gut war. In England war sie berühmt. Wieviel Deutschen/Österreicher/Schweizer haben ihr gekannt (sie lebt noch, aber steht mit einem Bein schon im Grabe): Aafje Heynis.


    Eine sehr anspruchslose Sängerin. Die von sich selbst sagte "Weil ich so oft und so viel geistige Musik sang, hat man mich nicht für Opern gefragt. Schade, ich hätte es so gerne getan". Aber auch nie daran dachte, das zu sagen.
    Die auf einmal ihre Karriere beendete, weil sie es genug fand. Und ihren Mann ohne Klagen mehrere Jahre pflegte, denn "Ich hab mit ihm solche schönen Jahre verbracht".


    LG, Paul

  • Hallo Paul!
    Ich finde, dies gilt auch für Dirigenten, Orchester usw.
    Ich las gerade die Webseite der Metropolitan Opera NY, und die Sänger dort kennen wir fast alle, worauf ich mir die Frage stelle, ob wir doch, wie in so vielem, immer nach den USA schielen? Oder haben wir in der BRD zu viele Interpreten (Orchester inbegriffen). Für Wien kann ich eine bestimmte Eigenständigkeit verstehen, weil es dort halt immer so war, oder so ähnlich......
    Aber sonst überall?


    LG Michael

  • Lieber musicophil,


    Du hast natürlich recht, wenn Du auf die vielen ausgezeichneten Sänger, die sich schwerpunktmäßig dem Oratorium und dem Lied widmen hinweist.
    Wahrscheinlich rührt die unbewußte Negation daher, dass die meisten Opernsänger z. B. Franz Crass auch ausgezeichnete Oratoriensänger oder ganz extrtem bei Dieskau und Prey Liedersänger sind.
    Ich persönlich will Deinen Hinweis ernst nehmen und darauf achten, dass ich meine Opernlieblinge nicht zu sehr favorisiere.
    Herzlichst
    Operus
    :hello:

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  • Betrifft: Ticho Parly


    Ich erinnere mich daran ihn in den 60er/70er Jahren z. B. als Tannhäuser und auch in der Rolle des Bürgermeisters im "Besuch der alten Dame (mit der unvergesslichen Astrid Varnay)" hier in Zürich erlebt zu haben. Auch hat Parly, wenn ich mich recht erinnere eine Rezitalplatte bei DG veröffentlicht und in Bayreuth im letzten Wieland-Ring in einer Saison den Siegfried gesungen. Seine Stimme war recht ungefüge und wahrlich nicht schön zu nennen, vor allem fehlten alle lyrischen Zwischenwerte, aber sie zeichnete sich durch immense Kraftreserven aus. Am ehesten würde ich sie mit dem noch lauteren "Wagner-Dinosaurier" (wie er sich selber nannte) Hans Beirer vergleichen.
    Mit freundlichen Grüssen

  • Zitat

    Original von m.joho
    Betrifft: Ticho Parly


    Ich erinnere mich daran ihn in den 60er/70er Jahren z. B. als Tannhäuser und auch in der Rolle des Bürgermeisters im "Besuch der alten Dame (mit der unvergesslichen Astrid Varnay)" hier in Zürich erlebt zu haben. Auch hat Parly, wenn ich mich recht erinnere eine Rezitalplatte bei DG veröffentlicht und in Bayreuth im letzten Wieland-Ring in einer Saison den Siegfried gesungen. Seine Stimme war recht ungefüge und wahrlich nicht schön zu nennen, vor allem fehlten alle lyrischen Zwischenwerte, aber sie zeichnete sich durch immense Kraftreserven aus. Am ehesten würde ich sie mit dem noch lauteren "Wagner-Dinosaurier" (wie er sich selber nannte) Hans Beirer vergleichen.
    Mit freundlichen Grüssen


    Vielen Dank m.joho für diesen Bericht. Ich selbst habe Ticho Parly erstmalig bewußt gehört in einer WDR-Radioproduktion von "Hoffmanns Erzählungen" in deutscher Sprache, dirigiert 1961 von William Steinberg, mit Ingeborg Hallstein und Carl Darrow. Das DGG-Recital habe ich auch, allerdings singt er da nur Wagner, mit dem ich nicht viel anfangen kann. Scheint aber später Ticho Parlys Haupt-Komponist gewesen zu sein. Es gibt einen "Tannhäuser" aus Mexiko:



    und auch eine "Walküre" aus Salzburg unter Karajan:



    Auf einer meiner Bayreuther Meistersinger-Aufnahmen singt er den Kunz Volgelsang.


    Freut mich, dass sich doch noch jemand an ihn erinnert!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Liebe Frau musica,
    das kommt auf den Wissensstand des Einzelnen an, denn "unberühmt" ist eigentlich kein klarer Begriff, das wird wohl jeder hier im Forum etwas anders sehen.
    Nun bin ich mal gespannt ob mein unberühmtes Beispiel akzeptiert wird - sicher nicht von allen Taminos...
    Heute, genau vor einem Jahr, fuhr ich nach Dresden, um mir endlich mal die Alten Meister in der Gemäldegalerie anzusehen.
    Wenn man schon mal da ist, versucht man auch etwas "Musikalisches" mitzunehmen. Also erwarb ich schon Wochen vorher das Ticket für einen Liederabend in der Semperoper. "Schwanengesang" und "Vier ernste Gesänge" (Brahms Op.121) standen auf dem Programm.
    Diese "ernsten Gesänge" mag ich eigentlich nicht so (andere mögen begeistert sein)...
    Aber wenn sie sooo gesungen werden, ja dann...
    Georg Zeppenfeld, Bass, war der Interpret - ein begeisternder Abend!
    Ich hatte mich auf einen "normalen" Abend eingestellt, wo man dann vielleicht sagt: ja, es war nicht schlecht...
    Inzwischen konnte ich erfahren, dass Georg Zeppenfeld ab 2011 an die Wiener Staatsoper kommt.
    Vielleicht sollte man das zum Maßstab nehmen; wer noch nicht an der Wiener Staatsoper gesungen hat, ist "unberühmt".

  • Hallo,
    als Münchner fallen mir da Sänger ein,die am Gärtnerplatz-Theater engagiert waren und dort als eingespielte und eingesungene Interpreten ihren berühmteren Kollegen vom Nationaltheater oft weit voraus waren.
    Stellvertretend seien genannt Anton de Ridder (m.E. einer der besten Hoffmann-Darsteller,die es je gegeben hat),Jon van Kesteren (auch ein hervorragender Oratorien-Sänger),Frederic Meyer,Heinz Friedrich (beeindruckender Darsteller der Bösewichter in Hoffmann),Richard Kogel (ein umwerfender Bass-Buffo;z.B. als Bartolo im Barbier)
    Viele Grüße
    Santoliquido

    M.B.


  • Oha, die Aufnahme möchte ich gerne hören. Walter Berry als Wotan? Das muss herrlich sein.

  • Hallo,


    ich kann mich an Ticho Parly noch sehr genau erinnern. Es war Anfang der sechziger Jahre in Kassel. Auf dem Programm stand Lohengrin. Nach dem 2. Akt (damit gab es die Karten nicht zurück), kam ein kleiner Herr vor den Vorhang und teilte mit, dass die Aufführung abgebrochen werden muss, da der Sänger des Lohengrin indisponiert sei und kein Ersatz zur Verfügung stehe. Die Buh-Rufe klingen mir heute noch in den Ohren. Das, was ich von ihm im ersten Akt gehört habe, hat mich aber nicht vom Stuhl gerissen. Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört.


    Grüße aus Burgdorf


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ach, wonniger Laller,


    sie leuchtet nicht mehr am Rhein. die neue Intendanz wollte sie nicht und hat sie rausgeworfen. Im April habe ich noch ihre Senta gehört, vollkommen mühelos und individuell phrasiert, dazu sehr leidenschaftlich. auch ihre Jenufa war besonders. Die Stimme klingt nicht so klinisch süß, wie man das heute gerne hat, und Frau Waldner ist nicht mehr 30, das werden die Gründe sein. Aber sie bleibt ein jugendlich-dramatischer Sopran, deren Chrysothemis, Tosca und Senta sich vor niemandem verstecken müssen.
    Am selben Haus blüht übrigens noch Anette Seiltgen, gelegentlich auch in Mannheim und Hannover. Ein Wunder von einer Mezzosopranistin und eine schöne Frau, zuletzt als Muse im "Hoffmann" zu hören und als Fidelio. Eine Sängerin, wegen der man ins Theater geht.
    Das galt in den 80er und 90er Jahren auch für Livia Budai, viel in Hamburg und Brüssel zu erleben. Ich durfte ihre Amneris und ihre - wirklich gesungene - Klytaemnestra hören.
    Tiefe Männer hätte ich auch noch. Einer meiner Lieblingssänger ist Ottakar Kraus , ein Prager, der in London heimisch geworden ist und am bekanntesten als Lehrer von John Tomlinson und Robert Lloyd ist. Er war ein ganz großer Alberich, ein guter Jago und ein perfekter Tarquinius in Brittens "Rape of Lucretia". Er ist natürlich nicht vollkommen unbeknnt, aber nicht so berühmt wie er sein sollte.
    In Hamburg ist seit über 35 Jahren Harald Stamm aktiv, der auch nicht seine Fähigkeiten entsprechend gewürdigt wird. Eine dunkle, aber schlanke und biegsame Stimme, gut bei Verdi wie in der Moderne, international gefragt vor allem als Sarastro und Bellinis Enrico VIII, ich fand ihn am beeindruckendsten als Orest und Fasolt
    John Bröcheler war ein hochunterschätzter Charakterbariton mit Ausflügen zum Wotan und in Hamburg singt immer noch, jetzt nur noch in Nebenrollen, einer der schönsten lyrischen Soprane der letzten 20 Jahre - in beiderlei Hinsicht: Gabriele Rossmanith. Warum es da mit der großen Karriere nicht geklappt hat? Ich vermute Bodenständigkeit.
    Und zum Schluss noch ein großes Talent: der Bass Wilfried Staber, zur Zeit in heidelberg tätig. Ich habe letzte Spielzeit in Köln seinen Sarastro gesehen. Er müsste schon berühmt sein!

    Der Jugendtraum der Erde ist geträumt
    Grillparzer
    Macht nix!
    grillparzer

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