Ferdinand Ries (1784-1838) - Klavierkonzerte - - Doch kein Schüler von Beethoven?

  • Salut,


    ich wollte Alfreds Anregung befolgen und mich den Sinfonien von Ferdinand E. Ries widmen. Leider waren die nicht vorrätig, so schnappte ich mir diese CD:



    Ferdinand E. Ries [1784-1838]
    Klavierkonzert As-Dur op. 151 [1826]
    Klavierkonzert C-Dur op. 123 [1806]


    Christopher Hinterhuber, Klavier
    New Zealand Symphony Orchestra
    UWE GRODD


    Im Booklett schreibt Allan Badley, dass Ferdinand Ries zwar ab Oktober 1801 für die Dauer von drei Jahren als Beethovens Sekretär und Kopist tätig war, aber eben explizit keinen Kompositionsunterricht von Beethoven selbst erhielt. Diesen habe er bei Johann Georg Albrechtsberger erhalten. Andererseits aber hat Ries Vater bereits Beethoven in Bonn unterrichtet. Dennoch wird Ries durch das Kopieren [Partiturabschreiben/Stimmen herausschreiben] etwas von Beethoven gelernt haben.


    Nett fand ich, dass Ries 1825-1827 [also wieder drei Jahre] in Bonn-Bad Godesberg [dort, wo auch Beethoven in der Redoute auf Joseph Haydn traf] lebte. Dort ging ich zur Schule - und ich habe niemals etwas von bzw. über Ferdinand Ries gehört. Und das bei einem humanistischen Jesuitengymnasium... tststs. Jetzt verstehe ich auch den Untertitel des As-Dur-Konzertes "Gruß an den Rhein". Bleibt noch zu klären, was Ferdinand Ries mit Koblenz zu tun hat, denn offenbar gibt es [nur] hier eine Ferdinand-Ries-Str.


    Das As-Dur-Konzert von 1826 erinnert mich stark an Felix Mendelssohn-Bartholdys As-Dur-Konzert für zwei Klaviere - von einem Beethoven ist hier nicht die geringste Spur...


    Mit dem Klavierkonzert C-Dur will ich mich heute Abend "ohral" beschäftigen.


    Naxos will die gesamten acht Klavierkonzerte des Virtuosen herausbringen. Da darf man gespannt sein.


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • So,


    jetzt höre ich erstmals das C-Dur-Konzert des gebürtigen Bonners [like me :D ]
    - dafür starb er in Frankfurt [ :hello: ]. Ich erinnere mich gerade, daß es in Bonn nahe der Uni eine unbedeutende Nebenstraße: Riesstraße gibt. Ob sie mit dem Ries in Verbindung steht?


    Der Orchesterpart lässt mehr als deutlich Beethovens erstes und drittes Klavierkonzert durchschimmern. Letzteres führte Ries am 01. August 1804 mit eigenen Kadenzen auf. Da er mit der Aufführung dieses Beethoven-Konzerts in Wien debütierte, dürfe er doch eher als Klavier-Schüler Beethovens einzuordnen sein!?


    Der Klavierpart jedoch hat - ausgenommen die unbändige Virtuosität - recht wenig von Beethoven - es ist wieder mehr Mendelssohn zu hören, finde ich. Doch was soll so eine Bewertung eines Komponisten im Vergleich mit einem anderen sog. "Großen"? Was muß Ries für ein phänomenaler Virtuose gewesen sein! Auch der zweite Satz deutet bereits in der Satzbezeichnung zu Beethoven "Larghetto quasi andante"... :rolleyes:


    Nun denn, ich warte noch auf das Rondo [Allegro vivace].


    :hello:


    Ulli


    P.S. Öha - Im Rondo ist wieder Beethoven anwesend... durchaus. ;)

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • hallo, ulli,


    ich habe meine ansichten zu den konzerten noch in alfreds-symphonie-thread untergebracht ... vielleicht kann man das ja hierher kopieren...


    ich bin ja froh, daß du jetzt doch noch die beethoven-anklänge erkannt hast - gerade im früheren konzert (der beginn ist ja wie 'geklaut') , habe ja schon gezweifelt ... :D


    lg :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Salut,


    das mit dem Verschieben wird wohl nicht gehen, da Dein Beitrag "zu alt" ist. Du kannst Dich doch selbst zitieren... :D


    LG
    Jean Baptiste Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • stimmt...das könnte ich, ulli:


    also hier der (leicht angepaßte) beitrag, den ich vor einigen tagen geschrieben habe:



    nun, da will ich auch eine lanze für ries brechen -


    vor kurzem habe ich mir ebenfalls diese aufnahme gekauft und bewußt, ohne das textheft zu lesen, angehört, um möglichst unvoreingenommen zu sein. interessant, was da zu hören war, und es bestätigt alfred: beethoven-anklänge, ernster beginn, dann 'leichtere, gefälligere weiterführung, anklänge an hummel, field und - man höre und staune: CHOPIN ...
    (auch das textheft bestätigte mir dies :] )... (bis auf field . ob den allerdings der rezensent kannte??) ;)


    zwar alles keine geniale musik, aber ich möchte sie auch nicht mehr wissen . nochmal empfehle ich allerdings die größer besetzte kammermusik, die ist wirklich grandios.


    die symphonien kommen jetzt auch noch dran ....


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo


    Auch mir stehen in Bezug auf Klavierkonzerte und Ries lediglich diese beiden Werke zur Verfügung.


    Hier gilt, was auch für die Klaviersonaten gilt: Gut - aber weit von der Qualität des Vorbilds angesiedelt - gelegentlich auch stilistisch weit vom Schuß.


    (Über die Klaviersonaten eröffne ich in absehbarer Zeit einen eigenen Thread.)




    Die " absolute Beethoven-Nähe" aus meiner Sicht sowohl stilistissch als auch (des öfteren) qualitativ ist jedoch nur bei einigen Sinfonien gegeben - frappant würde ich sagen.


    Dennoch bin auch ich auf die weiteren Klavierkonzerte aus der Feder von Ries gespannt - vielleicht gibts eine Überraschung ??


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von klingsor
    nun, da will ich auch eine lanze für ries brechen -


    vor kurzem habe ich mir ebenfalls diese aufnahme gekauft und bewußt, ohne das textheft zu lesen, angehört, um möglichst unvoreingenommen zu sein. interessant, was da zu hören war, und es bestätigt alfred: beethoven-anklänge, ernster beginn, dann 'leichtere, gefälligere weiterführung, anklänge an hummel, field und - man höre und staune: CHOPIN ...
    (auch das textheft bestätigte mir dies :] )... (bis auf field . ob den allerdings der rezensent kannte??) ;)


    Ich habe die Stücke noch nie gehört (und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben, Prioritäten sind andere), aber diese Beschreibung würde zu einem guten teil auch auf die Konzerte von C.M. v. Weber passen: eine sehr brillante, etwas oberflächliche, aber mitunter durchaus mitreißende Fortspinnung einiger Elemente Beethovens (u. teils Mozart, z.B in dessen KV 537)


    trifft das zu, oder ist Ries wieder anders?


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Eindeutig anders.


    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Seit 3. 9. 2007 ist eine weiter CD mit einem Ries-Klavierkonzert verfügbar.
    Naxos hat die Serie fortgesetzt.
    Inwieweit Beethoven hier Pate gestanden hat mag jeder für sich beurteilen - ich sag mal: ein wenig. Aber genausogut könnte man (im 3. Satz) Field als Vorbild sehen. Es liegt ja nicht an Ries, sondern an uns, daß wir immer Vergleiche als Krücke brauchen.



    Die Tonbeispiele des Klavierkonzerts op.55 finden sich auf den Tracks 3-5.
    Besonders beeindrucken gelingt der mittlere Satz, das Larghetto. Hier löst sich Ries IMO von allen Vorbildern.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es gibt in ausführlicheren Beethoven-Biographie viel über Ferdinand Ries zu lesen, beginnend mit Beethovens Äußerung, daß er dem Vater Ries die Hilfe nicht vergessen habe, die er der Familie gab, als die Mutter starb.


    Er war mit Sicherheit Klavierschüler. Kompositionsunterricht gab Beethoven höchst ungern, aber dennoch dem Erzherzog Rudolph.


    Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

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  • Hier eine der seltenen Gelegenheiten eines der Klavierkonzerte live zu hören:


    Aufführungen
    Do, 28.05.09 / Fr, 29.05.09
    20 Uhr, Großes Haus (19.30 Uhr Einführung)


    Philharmonie Erfurt
    Dirigent
    Walter E. Gugerbauer
    Solist
    Christopher Hinterhuber, Klavier


    Programm


    Ferdinand Ries:
    Konzert für Klavier und Orchester As-Dur op. 151


    Ludwig van Beethoven:
    Die Geschöpfe des Prometheus, Ballett op. 43

  • ...und um's Orchester wird noch gewürfelt?


    ?(


    Hoffentlich wirds nicht das Kiwi SO von Naxos :rolleyes:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,
    Meine Lieben,




    Fast möchte ich sagen: Die Entdeckung des Jahres für mich!
    Welche eine Fülle von musikalischen Einfällen, mit denen virtuos gespielt wird, ohne daß das irgendwie manieristisch gerät! Natürlich denkt man an Beethoven, aber nur sehr allgemein, nicht wirklich konkret. Das ist alles andere als Epigonenkunst.


    Auch die Interpretation taugt mir, ich kann sie nicht trocken finden, sondern sehr gut immer wieder die Höhepunkte akzentuierend; diszipliniert, aber nicht steif, die vielen musikalischen Farben blühen auf, daß es die reine Freude ist. Orchester und Solist sehr gut gegeneinander ausbalanciert und miteinander atmend.


    LG


    Waldi

  • Recht zügig schreitet das Naxos Aufnahmeprojekt der Ries- Klavierkonzerte fort.




    Diesmal ist das Klavierkonzert in a-moll op 132 an der Reihe.
    Es startet etwas (zu?) bombastisch, eine Eigenschaft, die eigenartigerweise viele Klavierkonzerte dieser Zeit "auszeichnet"
    Während die Sinfonien aus meiner Sicht sehr nahe bei Beethoven angesiedelt sind, ist der Abstand zum Meister hier doch deutlicher spürbar - ich meine hier weniger qualitativ als stilistisch.
    Meine Begeisterung hat das Konzert jedoch ab dem ersten Klavierton.
    Flott, triumphierend feierlich - plötzlich ist das Konzert wieder näher bei Beethovens Tonsprache - jedoch nicht eigentlich mit einem seiner Klavierkonzerte vergleichbar.
    Wunderbar veträumt beginnt das Larghetto. Man muß sich fallen lassen und die Musik auf sich einwirken lassen
    Der dritte Satz ist violl Schwung, luftig, galoppierend und auch ein bisschen lärmend. Er verbreitet gute Laume und "Drive"
    hier hat Ries IMO alle seine realen oder angedichteten Vorbilder verlassen und ist und bleibt einfach: Ferdinand Ries....



    Quasi als "Zugaben" finden sich 2 Serien von Klaviervariationen, wobei mich die "Grand Variations" über "Rule Brittania", op 116 besonders beeindruckt haben, allerdings wird die voller Qualität erst nach dem zweiten Hören offenbar (zumindest mir erging es so).....


    Eine Empfehlung


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Das Beste hat sich Naxos offenbar für den Schluss aufgehoben !!
    Soeben höre ich Ries´Klavierkonzert op 120
    (ja es ist auf der abgebildeten CD enthalten, wenngleich von jpc nicht aufgelistet )


    Ein Traum !!


    Ungeachtet dessen, ob hier Beethovens Geist eingangen wurde (meiner Meinung nach mehr, als in jederm der zuvor gehörten Konzerte)
    empfinde ich dieses Klavierkonzert als eines der schönsten seiner Zeit. Esi st - bei allem Einfluß Beethovens - durchaus eine eigenständiges Werk, voll von Kraft und Liebreiz zugleich, zwei Parameter, die einander eigentlich ausschliessen sollten.


    Hätte vor Jahren, als man Ries kaum bis garnicht kannte - jemand dieses Konzert als "verschollenes Klavierkonzert" Beethovens , der staunenenden Klassikgemeinde präsentiert - so würde man ihm - zumindest im ersten Augenblick gegelaubt haben... ;)


    Formulieren wir es anders.
    Hätte Ries lediglich dieses eine Werk komponiert, dann hätte er sich schon seinen Platz in der Musikgeschichte verdient, ein Platz der ihm lange verwehrt wurde, den er inzwischen aber innehaben dürfte. Wenn man sieht wie viele CDs die beiden Label cpo und Naxos mit Einspieliungen von Werken von Ferdinand Ries auf den Markt brachten, dann lacht mir als Ries-Fan nicht nur das Herz im Leibe, sondern lässt auch Rückschlüsse auf die Verkaufszahlen zu.....


    EDIT:
    Im dritten Satz , ziemlich am Beginn gibt es ein Thema, welches mir bekannt vorkam, ein Ohrwurm, denn ich bestimmt schon mal gehört hatte. Es hat einige Zeit gedauert bis ich es herausfand.
    Es handelt sich um eine Stelle aus dem Beginn des 3. Satzes von Mozarts Hornkonzert Nr 2 (Rondo)......




    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hätte vor Jahren, als man Ries kaum bis garnicht kannte - jemand dieses Konzert als "verschollenes Klavierkonzert" Beethovens , der staunenenden Klassikgemeinde präsentiert - so würde man ihm - zumindest im ersten Augenblick gegelaubt haben... ;)



    Ich wäre bei der heutigen Erstbegegnung mit Sicherheit darauf "reingefallen", wenn mich jemand hätte raten lassen, was ich da höre. Wirklich ein großartiges Konzert!


    LG, Elisabeth

  • Inzwischen habe ich das Klavierkonzert op 120 "Concerto Pastoral" mehrmals gehört.
    Ich halte es für eines der schönsten und eindruckvollsten des frühen 19. Jahrhunderts überhaupt, und würde es ungeschaut neben die Nr 4 oder 5 von Beethoven stellen.


    Der Orchestersatz des ersten Satzes beginnt wuchtig, und zart zugleich und mündet relativ früh in ein Ohrwurmthema, welches beethovensche Aura austrahlt, aber keineswegs Beethoven zitiert, Der Klavierpart beginnt kraftvoll und beeindruckend, bevor er dann das genannte Thema aufgreift und umspielt. Über allem ist Beethoven - mehr als in den bisher gehörten anderen Klavierkonzerten von Ries - zumindest ist mir die Ähnlichkeit sonst nirgends so stark aufgefallen (die Sinfonien sind hier ausgenommen) speziell gegen Ende des ersten Satzes ist dies gut hörbar. Ein wenig bombastisch, endet der erste Satz.


    Leicht süsslich, kammermusikalisch intim, beginnt der zweite Satz - man möchte versinken. Der Klavierpart ist dementsprechend dezent, gegen Ende des Satzes ertönt einsam ein Horn, welches fast nahtlos zum 3 Satz überleitet.


    Hier befindet sich die von mir bereits angesprochen Stelle aus Mozarts Hornkonzert Hornkonzert Nr 2 (Rondo)
    Der Satz ist generell sehr wirkungsvoll orchestriert , das Thema - das ist mir neulich nicht aufgefallen - wird mehrfach erneut aufgegriffen und leicht abgewandelt wiederholt. Das Horn ist - neben dem Klavier generell ein dominierendes Instrument in diesem Konzert ...


    Ries dürfte einer derjenigen, lange Zeit relativ unbekannten Komponisten sein, die den "Durchbruch" in unserer Zeit geschafft haben. Vor ca 15 Jahren gabe es keine einzige Aufnahme in den Katalogen, derzeit sind es bereits über 20...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das Klavierkonzert in cis-moll op 55 habe ich vor sieben Jahren in Beitrag Nr 9 dieses Threads bereits kurz erwähnt.
    Es ist extrovertiert - ob es Suren von Beethovens einfluß in sich trägt vermag ich nicht zu sagen, wohl aber, daß hier von Haydn und Mozart nichts mehr zu spüren ist. O ja doch - an einigen Stellen - ganz leise schimmert eine gewisse entfernte Nähe zu Beethoven auf. Aber im allgemeinen handelt es sich hier um ein durchaus eigenständiges Werk, das vielleicht ein wenig den Zeitgeist widergibt. Schumann - ich entnahm es der weiter unten zitierten Kritik von Hanslick hat es hoch geschätzt.

    Eduard Hanslick 1870, im Rahmen der Feiern zu Beethovens 100. Geburtstag:


    Zitat

    "In dem Programm des "Orchester Vereins" interessierte zumeist das Klavier-Konzert in cis-moll von Ferdinand Ries, eine ehemals hochgefeierte, jetzt nahezu vergessen Komposition."Ries", sagt Schumann in einer seiner Rezensionen "Ries hat ein Cis-moll-Konzert geschrieben und kann ruhig auf seinen Lorbeeren schlafen""
    Schumann zur Zeit seiner schriftstellerischen Tätigkeit selbst noch ein Werdender und Strebender, wusste nur zu gut, wie schwer sich der Lorbeer erringe, darum liebte er es (namentlich gegen ältere Kollegen) denselben recht großzügig zu verteilen.
    Wir haben an dem Ries'schen Konzert wieder einmal gesehen, wie solcher Lorber getrocknet zwar sehr lange hält. wie schnell er aber aufhört zu grünen. Die Komposition interessierte - ohne zu zünden; man fand sie "veraltet".
    Das lässt sich streng genommen jedoch nur von ihrem Passagenwerke sagen. Die Themen selbst haben Kraft und Anmut, das Ganze ist aus einem Gusse geformt, durchwegs musikalisch empfunden, und mit feiner, erfahrener Hand ausgeführt. Ermüdend ist manche Länge und das Ganze nicht sowohl die Tat einer genialen schöpferischen Natur, als einer anempfindenden. Gerade jetzt (vor dem Beethoven Jubiläum) war es taktvoll und lobenswert, an Ferdinand Ries, den treuen Freund und Schüler Beethovens zu erinnern. Bilden die Konzerte dieser Woche eine Art Vorhalle zum Tempel der Beethoven-Feier, so verdiente die Büate des wackeren Ries in dieser Vorhalle dankbar aufgestellt zu werden"

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wer durch die Beiträge in diesem Thread neugierig gemacht wurde, aber die Ausgabe scheute, dem bietet jetzt Naxos die Werke komplett in einer 5 CD-Box um 19.99 Euro - Ich habe dereinst geschrieben, daß Die Klavierkonzerte von Ries nicht die Qualität derer von Beethoven erreichten. Das wird wohl der Wahrehiet entsprechen, aber man darf dabei nicht ausser acht lassen. daß Beethovens Konzerte, insbesondere die Nr 4 und 5 eigentlich alles hinter sich lassen, was je in diesem Bereich geschrieben wurde. Alles in allem hochinterssante Werke, die speziell dann gewinnen, wenn man sie nicht pedantisch mit jenen von Beethoven vergleicht....

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Bei dem günstigen Preis würde ich nicht lange überlegen und zuschlagen. (Konjunktiv, weil ich hab' schon alle Aufnahmen ;) ).


    Die Klavierkonzerte machten mir auch dann Freude, falls ich mit Beethoven vergleichen würde, denn Ferdinand Ries beweist bei ihnen größere Eigenständigkeit als in seinen Sinfonien.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Norbert schrieb:

    Zitat

    .......denn Ferdinand Ries beweist bei ihnen größere Eigenständigkeit als in seinen Sinfonien.


    Das kann ich vollinhaltlich bestätigen - Und das genau ist die Schäche oder Stärke dieser Werke - je nachdem wie man es betrachtet. Wenn man die beethovennahen (auch sie haben durchaus eigenständige Aspekte) Sinfonien kennt und nun ebenso nahe Klavierkonzerte erwartet, dann könnte man durchaus enttäuscht sein, denn Ries sprich hier weitgehend seine eigene Sprache. Wenn aber jemand Wert auf Originalität legt, und Epigonen ihm a priori suspekt sind, dann wird er vermutlich begeistert sein. Denn die Klavierkonzerte von Ries erinnern eigentlich an ......niemanden, den ich kenne.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich persönlich habe beim hören der Riesschen Klavierkonzerte nicht an Beethoven gedacht und auch nicht verglichen - zumindest nicht in dem Sinne von "was hat er von Beethoven übernommen", eher vielleicht im Sinne von "hoffentlich ist Ries eigenständiger als bei den Sinfonien".


    Das ist er zweifelsfrei, und deswegen sind seine Klavierkonzerte für mich sehr hörenswerte, eigenständige Werke (die ich, nebenbei, mal wieder hören sollte...)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich habe auch gerade zugeschlagen. Dazu reichten schon die Hörschnipsel des Konzertes in C-dur op. 123.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Na dann, lieber Willi, bin ich auf Dein Urteil gespannt...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Fast möchte ich sagen: Die Entdeckung des Jahres für mich!


    Das findet sich in Beitrag Nr 14 vom 12. Dezember 2008


    Über diese Naxos Aufnahme des Klavierkonzerts Nr 8 (eigentlich Nr 7, da aber durch einen Fehler das Violinkonzert die Nr 1 erhielt, verschoben sich die gesamten Nummern...) wurde schon in einigen Ries Threads geschrieben - der Klavierkonzerte-Thread war noch nicht geboren.


    Generell bekam die Hinterhuber-Aufnahme mit dem New Zeeland Orchestra unter Uwe Grodd gute Noten - und das zu recht, wie ich meine.
    Das Werk stammt aus dem Jahre 1826 und erinnert nur gelegentlich an Beethoven, vor allem jedoch, weil man hier (IMO vergeblich) nach ähnlichen Parallelen sucht, wie bei den Sinfonien. Aus meiner Sicht ist das wunderschöne, recht eigenständige Musik,


    Nun gibt es seit kurzem eine Konkurrenzproduktion aus dem Hause hyperion.
    Ein gewagter Schritt !
    Man tritt gegen eine einigermaßen etablierte Aufnahme eines relativ unbekannten Werkes an.
    Chapeau !!
    Für Ries-Liebhaber ist das natürlich erfreulich
    Und um es gleich vorweg zu nehmen: Die neue Aufnahe kann der alten ohne weiteres das Wasser reichen - ist eventuell stellenweise sogar brillianter und effektvoller, ohne dass der Liebreiz und die musikalische Weichheit einiger Stellen auf der Strecke bleibt.
    Die englische Aufnahme mit Piers Lane und Leon Botstein dauert um ca 1 Minute länger als die Konkurrenzaufnahme. Das ist hauptsächlich dem Mittelsatz (Larghetto) zuzuschreiben, der daduch in höherem Kontrast zu den beiden Ecksätzen steht.
    IMO sollte man BEIDE Aufnahmen kennen...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • IMO sollte man BEIDE aufnahmen kennen.


    Das, lieber Alfred, werde ich demnächst mit Sicherheit bestätigen können, denn die musikalische Qualität der Riesschen Klavierwerke mit Orchester ist derart hoch, dass ich mir die Hyperion-Aufnahme auf jeden Fall zulegen werde.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler



  • Heute habe ich - nach langer Pause - einmal mehr das Klavierkonzert op 123 von Ferdinand Ries aus dem Jahre 1806 gehört. Die hohe Opuszahl darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich doch in das Werk eines 22 Jahren handelt. Hier hört man dann doch den Einfluss den frühen Klavierkonzerte Beethovens hindurch, der ja seinerseits auch Vorbilder hatte.
    So betrachtet erleben wir hier ein farbenfohes, einfallsreiche Klavierkonzert des frühen 18. Jahrhunderts mit einem Touch des ausklingenden 18n welches jederzei als Frühwerk Beethovens durchgehen könnte. Aber auch ohne den unvermeidbaren Vergleich vermag das Konzert zu überzeugenm zu unterhalten und zu entzücken
    Wer noch kein Klavierkonzert von Rie kennt - aber Interesse hat, dem bietet sich sei Ende 2015 die Gesamtbox aller Riesschen Klavierkonzerte um 19.99 Euro an, auf die ich in diesem Thread schon bei ihrem Erscheinen hingewiesen habe....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und wieder das von 1806 stammende Klavierkonzert op 123 in meinem CD.Player. Interessant wie das Urteil nach so langer Pause ist - denn Beurteilungen oder besser gesagt, persönliche Eindrücke ändern sich im Laufe der Zeit (sehr oft - aber nicht immer)

    Ich habe mir heute dieses Konzert entspannter als je zuvor angehört, ohne im Hinterkopf zu haben "was schreibe ich darüber ?" oder "kann das was ich drüber schreibe vor den 'Musikexperten' bestehen ?"

    Nein ich habe mich hingesetzt und eben gehört - ohne meine vergangenen Texte zu lesen (das habe ich dann anschliessend getan)

    Also gut - mein heutiger Eindruck

    Ein sehr feuriges und strahlendes Konzert mit einer optimistisch- freudigen und strahlenden Grundhaltung. Ein wenig plakativ ( eine reine Feststellung, kein Werturteil - ich liebe einen Hauch von Plakativität. Man könnte auch sagen, das Konzert macht Eindruck.( früher hätte man gesagt: "macht Effekt" In jedem Fall bleibt es über die gesamte Spieldauer klangschön. Ich finde weder Leerläufe noch Sprödes, lediglich das Orchester "poltert "gelegentlich, was aber vermutlich diesem oder der Aufnahmetechnik anzulasten ist. Wird hier lediglch quasi nebenbei vermerkt, stört aber IMO den positiven Gesamteindruck nicht. Ein Dank noch an den Pianisten Christipher Hinterhuber der den Solopart der Konzerte gestaltet hat:

    Aktive Pianisten der Gegenwart - Christopher Hinterhuber - ein österreichischer Pianist aus Klagenfurt


    Es ist natürlich ein Unterschied, ob man sich gespannt hinsetzt und nach Einflüssen von Beethoven sucht oder ob man das nicht macht.

    Interessant ist, daß man gerade im zweiteren Fall gelegentlich an Beethoven erinnert wird, ohne daß eigentllich "Zitate verwendet weden. Mit einer Ausnahme - ganz kurz - im ersten Satz war da eine Brise vom Tripelkonzert zu vernehmen. Nein ich werde jeetzt die Stelle nicht heraussuchen - weil es eigentlich egal. ist, Entweder man hört es - oder eben nicht - vielleicht wars auch nur eine "akustische Sinnestäuschung"

    Wie dem auch sei: für mich gehört Ferdinand Ries zu den führenden Komponisten seiner Epoche.

    Warum das so ist - und warum hier nicht alle meiner Meinung sind, liegt einzig und allein an den Bewertungskriterien ....

    aber das werde ich in einem anderen Beitrag dereinst zu erklären versuchen...


    mfg aus Wien Alfred


    PS.

    Die hier abgebildete Einzel CD kostet 50% der 5 CDs umfassenden Gesamtausgabe (siehe ein Beitrag weiter oben)

    Sie rentiert sich nur, wenn jemand schon 4 CDs besitzt und diese eine fehlt noch in der Sammlung

    Andernfalls ist die Gesamtaufnahme der eindeutig bessere Kauf...

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Da mich das Klavierkonzert Nr 6 (es ist in Wahrheit - nach der zeitlichen Folge gesehen - das 1.) gestern so begeistert hat, gab es heute eine weitere Ries-Hörsitzung bei mir. Auf dem Programm stand diesmal das Klavierkonzert op 115 von 1809 - es wird als Nr 4 gezählt ist aber sein zweites

    Im Booklet dazu findet sich eine Stelle von Allan Badley*) die mich in meiner Meinung über Ferdinand Ries bestätigt hat:

    Zitat

    In seiner Zeit galt Ferdinand Ries als einer der herausragendsten Pianisten und Komponisten Europas. Umso überraschender erscheint es daher, daß sein Name heute kaum noch bekannt ist.

    Die Aufnahme stammt von 2008, die Veröffentlichunge von 2010. die Aussage mag für den Konzertbetrieb noch immer Geltung haben, für den Tonträgermarkt gilts sie glücklicherweise nicht mehr...

    Aber generell ist Ries heut nach wie vor unterschätzt.


    Wikepedia schreibt (letzte Revision 2020 !!):

    Zitat

    .....so wurden seit 1997 einige CDs mit seinen Werken veröffentlich...

    Von diesen "einigen Veröffentlichungen" habe ich immerhin über 30 CDs..... !!


    Kommen wir zum Konzert op 115. Es ist wieder sehr effektvoll und klangschön und mit großem Kontrasten versehen, Ries hat hier alle Register gezogen und sogar Hornstellen eingebaut. Mich persönlich erinnert dieses Konzert stellenweise eher an einen erweiterten Mozart-Stil als an Beethoven. Der zweite versonnene Satz ist aber nicht die einzige Stelle wo das zutrifft. Interessant auch der Finalsatz (Allgeretto) wo in der Mitte völlig überraschend eine lansame Passage eingebaut ist. Bei den temperamentvollen Stellen verlässt Ries das Terrain seiner Vorbilder und schlägt quasi über die Stänge. Hier wird in Erinnerung gebracht, daß Ries auch Klaviervirtuose War, der in Konzerten auch seine eigenen Stück zur Aufführung brachte und mit ihnen glänzen wollte.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    *)https://unidirectory.auckland.ac.nz/profile/a-badley

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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