Michael Korstick - Nicht nur - ein bedeutender Beethoven Interpret unserer Tage

  • Ich habe jetzt mal in die Hörschnipsel von Vol. 4 hineingehört, und muß sagen, daß mich einiges so enttäuscht hat, daß ich mir die CD garantiert nicht anschaffe.


    op. 10/2 F-Dur (eine meiner Lieblingssonaten)


    3. Satz
    schnittechnische Schlampereien:
    Der zweite Fugato-Einsatz (Auftakt zu Takt 5) wird plötzlich deutlich schneller, das kann nicht so gespielt gewesen sein. Ab Takt 9 Rückkehr zum Anfangstempo.
    Takt 16 plötzlich langsamer, Takt 28 wieder zurück zum Anfangstempo.
    Und dann der Hammer: in der Wiederholung passiert genau das gleiche nochmal. Dreimal dürft ihr raten, warum...



    op. 13


    1. Satz
    Wem das Grave so gefällt, bitteschön. In diesem Tempo dürfte Korstick auch sicherlich die Position beziehen, daß das Grave nicht wiederholt wird (meines Erachtens die falsche Position).


    3. Satz
    Takt 12ff: das crescendo geht nicht bis zum forte in Takt 16, sondern versandet vorher (in der absteigenden Tonleiter von Takt 15, eigentlich ein typischer Anfängerfehler).
    Im Gegensatz dazu fügt Korstick in den Takten 40 und 42 nicht in den Noten stehende sforzati ein...


    Soweit das Ergebnis von ein paar Minuten zuhören. Prost Mahlzeit, wenn das so weitergeht. Mit der selbstpropagierten Notentreue scheint es mir jedenfalls nicht allzu weit her zu sein.


    :no:
    Khampan

  • Hallo Khampan,


    deine Einwände habe ich hörend nachvollzogen:


    Zitat

    Original von Khampan (zu op. 10 Nr.2, drietter Satz):


    Der zweite Fugato-Einsatz (Auftakt zu Takt 5) wird plötzlich deutlich schneller, das kann nicht so gespielt gewesen sein. Ab Takt 9 Rückkehr zum Anfangstempo.
    ...
    in der Wiederholung passiert genau das gleiche nochmal. Dreimal dürft ihr raten, warum...


    Das höre ich auch so, wobei die Beschleunigung sich nicht auf den Grundpuls auswirkt. Und natürlich ist die Wiederholung geschnitten. (Ob das verwerflich ist, darüber allerdings kann man in Hinsicht auf die spezielle Ästhetik von Aufnahmen unterschiedlicher Meinung sein.)


    Zitat

    Original von Khampan:


    Takt 16 plötzlich langsamer, Takt 28 wieder zurück zum Anfangstempo.


    Ich höre genau fortschreitenden Grundpuls.


    Zitat

    Original von Khampan:


    op. 13, 1. Satz
    Wem das Grave so gefällt, bitteschön. In diesem Tempo dürfte Korstick auch sicherlich die Position beziehen, daß das Grave nicht wiederholt wird (meines Erachtens die falsche Position).


    In meiner Ausgabe ("Urtext"-Ausgabe Könemann-Verlag) ist keine Wiederholung des Grave ausgewiesen. Nun kenne ich die Quellenlage nicht ausreichend, um die Richtigkeit dieser Ausgabe beurteilen zu können. Wenn die Ausgabe aber stimmt, dann darf m.E. keine Wiederholung erfolgen.


    Zitat

    Original von Khampan:


    op. 13, 3. Satz
    Takt 12ff: das crescendo geht nicht bis zum forte in Takt 16, sondern versandet vorher (in der absteigenden Tonleiter von Takt 15


    Das kann man - anhand der oben angegebenen Ausgabe m.E. so lesen, wie Korstick das tut; Gilels liest es z.B. ganz genauso.


    Zitat

    Original von Khampan:


    op. 13, 3. Satz
    Im Gegensatz dazu fügt Korstick in den Takten 40 und 42 nicht in den Noten stehende sforzati ein...


    Takt 40: ..höre ich nicht...
    Takt 42: Sforzati höre ich hier ebenfalls nicht, allerdings ein deutliches Absetzen der Noten mit Stakkato-Punkt im Gegensatz zu den beiden gebundenen Notenpaaren.


    Gruß
    Pylades

  • Zitat

    Original von Pylades




    In meiner Ausgabe ("Urtext"-Ausgabe Könemann-Verlag) ist keine Wiederholung des Grave ausgewiesen. Nun kenne ich die Quellenlage nicht ausreichend, um die Richtigkeit dieser Ausgabe beurteilen zu können. Wenn die Ausgabe aber stimmt, dann darf m.E. keine Wiederholung erfolgen.


    Darf ich zu der hier angesprochenen Frage- nämlich der Wiederholung des Grave- auf den einschlägigen Thread verweisen?


    Dort finden sich einige Anmerkungen zu dieser Thematik:


    Pathetique


    Die Aufnahme von Korstick habe ich noch nicht gehört-ich sehe, dass muss ich nachholen.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Pylades


    Das höre ich auch so, wobei die Beschleunigung sich nicht auf den Grundpuls auswirkt. Und natürlich ist die Wiederholung geschnitten. (Ob das verwerflich ist, darüber allerdings kann man in Hinsicht auf die spezielle Ästhetik von Aufnahmen unterschiedlicher Meinung sein.)


    Entschuldigung, aber wie soll das gehen? Eine Beschleunigung, die sich nicht auf den Grundpuls auswirkt?
    Ich höre im übrigen keine Beschleunigung, sondern ein abrupt anderes Tempo ab dem zweiten Einsatz. Man nennt so etwas auch schlechten Schnitt (zwei Takes, die im Tempo nicht zusammenpassen).
    Und die Wiederholung ist mitnichten "natürlich" kopiert (das wolltest du sicher sagen), die Anwendung von copy-and-paste zur Arbeitserleichterung ist in dieser Dreistigkeit höchst ungewöhnlich. Aus der Qualität der Hörschnipsel kann ich leider nicht Note für Note die kopierten Stellen verifizieren, aber die Temposprünge u.a. an den gleichen Stellen sprechen eine deutliche Sprache (wer Interesse hat und im Besitz der CD ist, möge bitte mit mir Kontakt aufnehmen). Natürlich wurde hier hinter dem Mikrofon m.E. unsauber gearbeitet, aber der Pianist ist zumindest mit verantwortlich.


    Ich wage eine Prognose: Bei einer Neuveröffentlichung anläßlich der Fertigstellung des ganzen Zyklus wird der Beginn von op. 10/2, 3. Satz geändert sein.


    Gruß,
    Khampan


    P.S. in der ersten Version dieses Posts war mir etwas zu sehr die Hutschnur geplatzt. Ich bitte für die inzwischen gelöschte Wortwahl um Entschuldigung.

  • Hallo zusammen,


    Zitat

    Original von Khampan



    Entschuldigung, aber wie soll das gehen? Eine Beschleunigung, die sich nicht auf den Grundpuls auswirkt?


    Das geht in folgendem Sinne: der Takt wird zwar gehalten, aber die Sechzehntelfigur in der linken Hand wird zu schnell gespielt (auch "gehudelt" würde stimmen). Und natürlich gehört die Stelle ausgebügelt.


    Zitat

    Original von Khampan


    Natürlich wurde hier hinter dem Mikrofon m.E. unsauber gearbeitet, aber der Pianist ist zumindest mit verantwortlich.


    Ich wage eine Prognose: Bei einer Neuveröffentlichung anläßlich der Fertigstellung des ganzen Zyklus wird der Beginn von op. 10/2, 3. Satz geändert sein.


    Zum ersten Punkt: hier urteile ich strenger, der Pianist ist nicht mitverantwortlich, er hat diese Stelle zu verantworten! Schließlich darf er freigeben - oder auch nicht. Dass das überhaupt so deutlich hörbar ist, ist ein Verdienst der extrem analytischen Klangtechnik der Aufnahme.


    Zum zweiten Punkt: ich hoffe, dass die Prognose zutrifft und der "Patzer" ausgebügelt wird - an der Gesamtqualität der Aufnahme ändert aber auch der m.E. nichts.


    Gruß
    Pylades

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  • Hallo,
    ....ich höre gerade im Radio Korstick mit der Beethoven Sonate op. 10 Nr.2 (F-Dur). Ich bin von seinem "frischen" Spiel angenehm überrascht. Schade dass mir jetzt nicht der Vergleich zu Schiff und Oppitz mit dieser Sonate möglich ist.



    Viele Grüße
    Niko

  • Hab die Beethoven Sonate auch in Bayern 4 Klassik
    heute im Autoradio gehört.
    Wußte nicht wer spielt aber das gefiel mir wirklich
    sehr gut.
    Bei der Absage war dann klar wer gespielt hat.
    Michael Korstick.


    Hörte heute zum ersten Mal von ihm und ihn.
    Werde mir aber diese vorgestellte CD kaufen.


    :yes::yes::yes:

    mucaxel

  • Zitat

    Original von scriabin007
    Hallo,
    ....ich höre gerade im Radio Korstick mit der Beethoven Sonate op. 10 Nr.2 (F-Dur). Ich bin von seinem "frischen" Spiel angenehm überrascht. Schade dass mir jetzt nicht der Vergleich zu Schiff und Oppitz mit dieser Sonate möglich ist.



    Viele Grüße
    Niko


    Wer hat die CD denn vorgestellt? Herr Csampai...?

  • Zitat

    Original von Armin Diedrich


    Wer hat die CD denn vorgestellt? Herr Csampai...?


    Hallo Armin,


    Leider kann ich micht nicht mehr genau entsinnen wer das war! Auf der Hompage von B4 finden sich leider auch keine Hinweise!


    Viele Grüße
    Niko


  • Das habe ich gesehen, deswegen frage ich nach. Das Unerfreuliche an der Angelegenheit ist, daß Csampais Frau Korsticks Agentin ist und er deswegen in allen Medien in den höchsten Tönen sein Loblied singt ; und da er ja sehr viel beim BR arbeitet, ist die Annahme naheliegend, daß er die Sendung gemacht hat.

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  • Zitat

    Original von Armin Diedrich


    Das habe ich gesehen, deswegen frage ich nach. Das Unerfreuliche an der Angelegenheit ist, daß Csampais Frau Korsticks Agentin ist und er deswegen in allen Medien in den höchsten Tönen sein Loblied singt ; und da er ja sehr viel beim BR arbeitet, ist die Annahme naheliegend, daß er die Sendung gemacht hat.


    Hallo Armin,


    Nun, das war mir nicht bekannt! Ob Herr Csampais nur deswegen Herrn Korstick auswählt, weil seine Frau ihn unter Vertrag hat vermag ich nicht zu beurteilen! Aber gut zu wissen, wer alles Einfluss nehmen kann.....! Karriere ist heute keine Frage nur des Könnens sonder der Beziehungen!


    Gruß
    Niko

  • Zitat

    Original von scriabin007
    Hallo Armin,


    Nun, das war mir nicht bekannt! Ob Herr Csampais nur deswegen Herrn Korstick auswählt, weil seine Frau ihn unter Vertrag hat vermag ich nicht zu beurteilen! Aber gut zu wissen, wer alles Einfluss nehmen kann.....! Karriere ist heute keine Frage nur des Könnens sonder der Beziehungen!


    Gruß
    Niko


    Und dabei denke ich nicht, daß Korstick so etwas nötig hat... Derlei fällt bei Csampai häufiger auf, so daß man bei längerer Beobachtung das Gefühl einer gewissen Korruption nicht von der Hand zu weisen kann. Aber das gab es bei Kritikern schon häufiger. In Wien lästerte man mal über einen: "Der nimmt so geringe Beträge, dass man ihn schon fast als unbestechlich bezeichnen könnte!"

  • Hallo zusammen,


    von Michael Korstick gibt es zwei neue Einspielungen:


    bei OEHMS erschienen ist „Vol. 5“ der im Entstehen begriffenen Gesamtaufnahme der Beethoven-Sonaten und Variationswerke für Klavier solo, diese CD enthält die Sonaten Nr. 11, 13, 14, 19 und 20:



    und bei hänssler die erste CD einer geplanten Reihe mit Werken für Klavier solo des französischen Komponisten Charles Koechlin:



    Nicht oft wird man vom selben Solisten in derart kurzer Zeit zwei so unterschiedliche Veröffenlichungen hören können!


    Die Beethoven-CD bietet insofern wenig Überraschungen, als die Einspielungen die gleichen Tugenden – manche im Forum werden sagen: Untugenden – haben, wie die ersten vier „Volumes“ der Serie: extreme Ausleuchtung der Dynamik (welche die klare, analytische Aufnahmetechnik gut unterstützt) und auch extreme Deutung der Tempi: sehr langsam in den langsamen Sätzen, vergleichsweise rasant in den schnellen, wobei die einmal gewählten Tempi kaum verändert werden, es sei denn, Tempowechsel sind notiert. Vergleicht man die Neueinspielung mit anderen Beethoven-Gesamtaufnahmen der letzten Zeit, so würde ich – sehr holzschnittartig und grob - das Spiel klassifizieren als vergleichsweise „perkussiv“ mit der Tendenz, alles Poetisch-Lyrische strikt zu vermeiden, zumindest, wenn es nur episodisch vorkommt und nicht den ganzen Satzcharakter bestimmt. Dieser Ansatz ist völlig anders als der von Andras Schiff, der sehr den Details der Sonaten nachspürt, und auch anders als die „orchestralen“ Aufnahmen Oppitz‘. Korsticks Beethoven-Auffassung am Nächsten kommt noch die Ronald Brautigams, wobei diesem angesichts der Verwendung des historischen Instruments eine andere und weitere Klangfarbenpalette zur Verfügung steht, allerdings nicht die dynamische Spannweite , die auf dem Steinway-Flügel möglich ist, so dass, obwohl Brautigams Tempi meist noch ein ganz kleines bisschen rascher sind als die Korsticks, die Dramatik bei diesem eher noch gesteigert ist.
    Allerdings: in einem Satz weicht Korstick massiv von der Lesart Brautigams ab. Ausgerechnet den ersten Satz aus Op. 27, Nr. 2, nimmt er sehr langsam. Was hier „richtig“ sein mag? – von der Tempoangabe „adagio sostenuto“ sind m.E. beide Lesarten gedeckt (eine Metronomisierung Beethovens liegt nicht vor), die Sicht Korsticks fördert den Eindruck einer Beschleunigung des musikalischen Prozesses über die gesamte Sonate und damit den einer zielbewussten Entwicklung, allerdings „zieht sich“ der erste Satz etwas.
    Die Sonaten op. 49, Nr. 1 und 2, sind sehr frühe Werke Beethovens, und Beethoven hat sie selbst nicht veröffentlichen wollen – die Veröffentlichung war ungefragt durch seinen geschäftstüchtigen jüngeren Bruders Carl erfolgt, was wohl zu einem massiven Krach zwischen den beiden geführt hatte. In Korsticks Darstellung sind die beiden Sonaten „vollgültige“ Werke, nicht nur Lehr- oder „Jugend“-Werke.
    Was mich an der CD stört: die Tatsache, dass der Name des Interpreten auf dem Cover größer gedruckt ist als der des Komponisten. Und dass auf „Vol 5“ schon wieder ein Porträt des Pianisten abgebildet ist, wäre auch nicht unbedingt nötig gewesen. Eigentlich sollte so etwas langsam aus der Mode kommen.


    Charles Koechlin, 1867-1950, Kompositionsschüler von Massenet und Fauré (Mitschüler waren unter Anderem Enescu und Ravel), wurde erst in den letzten Jahren einem breiteren Publikum bekannt. Michael Korstick schreibt in einem Text im (übrigens sehr informativen) CD-Begleitheft, dass er in seiner Jugend einmal ein Werk Koechlins in einem Konzert des Dirigenten Günter Wand erleben durfte, dann vor knapp zehn Jahren Klaviermusik für vier Hände kennen lernte und dass ihn seither der Komponist fasziniere. Koechlin, in eine musikalische Familie im Elsass geboren, studierte Ingenieurwesen, musste dieses Studium aber wegen einer schweren Erkrankung (Tuberkulose) abbrechen, und fand zur Komposition. Man kann ihn im weitesten Sinne bei all seiner Originalität als Spät-Impressionisten, als einen Musiker in der Nachfolge Debussys sehen, seine Kompositionen sind sehr vom Orchesterklang beeinflusst, den er meisterlich zu nutzen verstand, und der auch die vorliegenden Werke für Klavier solo prägt, die kennen zu lernen unbedingt lohnt!
    Wie Korstick schreibt, sind die vorliegenden Stücke teils außerordentlich schwierig zu spielen, weil der Komponist zwecks Erzeugung eines orchestral inspirierten Klangbilds durch Nutzung der gesamten Klaviatur fast keine Rücksicht darauf nimmt, was Pianistenhände noch „greifen“ können. Diese Schwierigkeiten äußern sich aber nie durch virtuoses Donnern – aufs erste Hören kling das eigentlich Alles eher leicht, nie „schwitzend“, sondern immer duftig, und mittlere Lautstärke wird kaum einmal erreicht und fast nie überschritten. Hat man die Beethoven-CD im Ohr, man glaubt nicht, dass der selbe Interpret diese oft pastellenen Klänge produziert. Französische Musik des zwanzigsten Jahrhunderts scheint Korstick zu liegen, wie schon seine Aufnahme der Werke für Klavier und Orchester von Darius Milhaud bewies.
    Einziger Wermutstropfen an der auch klangtechnisch großartig gelungenen CD: dass nicht vermerkt ist, welcher Flügel bei der Aufnahme benutzt wurde (- ich vermute, dass es sich um einen Steinway handelt, bin aber angesichts der Klangfarbigkeit nicht ganz sicher. Zumindest ist das Klangbild deutlich anders, „weicher“ als das der Beethoven-CD.) Schließlich ist eine Aufnahme von solchem editorischen und interpretatorisch-klaviertechnischen Rang immer das Ergebnis einer Teamarbeit, nicht nur das der Arbeit eines Pianisten, und neben diesem und den Verantwortlichen für Produktion und Technik gibt es auch noch den Lieferanten für das Instrument und einen Zuständigen für dessen Technik, darüber hinaus auch noch eine Redaktion für das Booklet. Ich finde, alle Beteiligten sollten namentlich genannt sein.


    Gruß
    Pylades

  • Hallo,


    also da gibt es Wünsche, die kann man gar nicht so schnell äußern, wie sei erfüllt werden.
    :jubel: :jubel: :jubel:
    Kürzlich habe ich im Internet auf der Seite eines großen Enthusiasten (in Sachen REGERs Klavierkonzert) von einer Aufführung diese Werkes mit Korstick gelesen (und dann gleich gehofft, dass er diese Werk mal eines- vielleicht erst fernen- Tages einspielt. und jetzt:



    M. REGER: Klavierkonzert op. 114
    BACH/ BUSONI: Konzert für Klavier & Streicher d-moll nach BWV 1052

    Michael Korstick, RO München, Ulf Schirmer


    Vielleicht rückt ja damit ein eigener Thread zu diesem Thema jetzt wieder näher. Erste Eindrücke sind immer willkommen!
    Hier noch die Adresse der Seite, die neben allen verfügbaren Einspielungen, noch sämtliche bekannte Rundfunk- und Konzertaufführungen listet:


    -http://www.proreger.de/klavierkonzert.html-


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)


  • Danke für den Hinweis! Ich habe das doch im neuesten JPC-Newsletter glatt überlesen :D


    Die CD habe ich postwendend geordert!


    Mit der Aufnahme scheint Korstick seine Wege abseits des "Standardrepertoires" fortzusetzen- außer dem Beethoven-Zyklus natürlich.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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  • Reger: Klavierkonzert op.114 - Bach/Busoni: Klavierkonzert nach BWV 1052


    Hallo zusammen,


    liest man im Internet oder in der Literatur über Max Regers op.114, so wird einem immer wieder der Hinweis auf das erste Klavierkonzert von Johannes Brahms begegnen mit dem Tenor, dass Regers Werk in vieler Hinsicht vergleichbar sei - zum Beispiel sehr schwer zu spielen, dabei aber in dem Sinne pianistisch undankbar, dass man mit virtuoser Beherrschung alleine noch lange keine erfolgreiche Darstellung hinbekommen könne, was bei beiden Konzerten dazu geführt habe, dass sie anfangs eklatante Misserfolge waren. Im Übrigen sei das Regersche Werk, was die musikalischen Motive und Themen anginge, wie das Brahms-Konzert sehr spröde.


    Zwar hatte ich das Reger-Konzert früher schon einmal gehört, war aber ziemlich achtlos an dem „unverdaulichen Brocken“ vorbeigegangen. Nachdem ich mich nun länger mit der neuen Aufnahme befasst habe, möchte ich dem Brahms-Vergleich eigentlich nicht zustimmen: schließlich beeindruckt dessen Konzert in d-moll letztlich doch sehr stark selbständig auf der emotionalen Ebene, es spricht zum Hörer, ohne dass dieser verstanden habe müsste, „wie es konstruiert ist“, und ein Misserfolg beim Publikum war es auch nicht für sehr lange Zeit. Bei dem Reger-Konzert geht dies eher nicht so einfach, bevor ich mit dessen Musiksprache in Kontakt kam, musste ich mich ziemlich intensiv mit den musikalischen Motiven und dem Aufbau der Sätze befassen (zumindest gilt das für die Ecksätze). Wollte ich also für mich selbst Analogien zu anderen Werken bilden, dann würde ich diese zum Reger-Konzert eher finden in Brahms‘ vierter Sinfonie oder vielleicht in Bruckners fünfter, beides Stücke, bei denen man m.E. auch nicht durch „ein paar Mal anhören“ zum Verständnis kommen kann. (Hilfreich ist das Booklet zur Aufnahme, welches eine gute Werkeinführung von Charles K. Tomicik beinhaltet unter dem Titel „Eine Straßenkarte durch Regers Klavierkonzert“.)


    Nun beinhaltet der Vergleich mit den beiden Sinfonien so ziemlich die höchste Einschätzung für ein Konzert, die ich mir überhaupt vorstellen kann, und tatsächlich habe ich in dieser Aufnahme ein Stück kennengelernt, das mich begleiten wird, mit dem ich mich noch oft auseinandersetzen muss, wobei ich sicher bin, dass sich das lohnt.


    Zur Aufnahme kann ich wenig sagen – (um diese fair zu beurteilen müsste man m.E. mindestens die Aufnahmen von Rudolf Serkin und Gerhard Oppitz kennen, da diese beiden Pianisten sich über lange Zeit massiv für das Werk eingesetzt haben, und eigentlich auch die Aufnahme der uraufführenden Pianistin Frieda Kwast-Hodapp, die allerdings aus dem Jahre 1948, kurz vor ihrem Tode, stammt, als die Interpretin bereits 68 Jahre alt war, und man müsste auch den Notentest zur Verfügung haben). Immerhin ist mein Eindruck, dass sowohl Pianist wie Orchester eine überaus klare, umriss-scharfe Darstellung gelingen, in der die spieltechnischen Probleme des Werks geradezu selbstverständlich gelöst werden und überhaupt nicht im Mittelpunkt stehen.


    Das andere Werk auf der CD, die Bearbeitung des Klavierkonzerts BWV 1052 von Bach durch Ferruccio Busoni (wobei bereits das Bachsche KK eine Bearbeitung eines eigenen Violinkonzerts darstellt), lohnt das Kennenlernen ebenfalls: Busoni war ja der Meinung, dass jede Interpretation auch immer bereits eine Transkription darstellt, dass „gute, große, […] universelle Musik die selbe Musik bleibt, […] verschiedene Mittel der Darstellung [eines Werks] eine verschiedene, ihnen eigene Sprache haben, in der sie den nämlichen Gehalt in immer neuer Darstellung verkünden.“
    Die Interpretation durch Korstick/Schirmer und das Münchner Rundfunkorchester bleibt, bei aller Bearbeitung durch Busoni, glasklar, transparent und zuerst dem Bachschen Original verpflichtet. Interessanterweise gibt es wenige Aufnahmen, die der (nicht transkribierten) Darstellung durch Gould/Bernstein/Columbia Symphony Orchestra, 1957 aufgenommen, klanglich so nahe kommen.


    Gruß
    Pylades



  • Lieber Pylades,


    zweimal habe ich inzwischen das Konzert mit Michael Korstick am Flügel gehört. Mir geht es da ganz ähnlich wie Dir. Regers Klavierkonzert ist für mich kein Werk, dass mir beim ersten Hören sofort ins Ohr gegangen ist- es wirkt auf mich sperrig, aber doch denke ich, die Auseinandersetzung mit diesem Konzert wird sich lohnen.


    Danke für Deine eindrückliche Beschreibung!



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Hallo liebe Korstick-Freunde,


    für mich ist Michael Korstick einer der kommenden, eigentlich schon da seienden, großen Beethoven-Pianisten der Gegenwart.
    Korstick steht ja, wie einige andere auch, noch so ein wenig im Schatten der "Großen Alten", die ja nach dem Rückzug Alfred Brendels nun fast alle verschwunden sind.
    Ich habe ihn kennengelernt durch seine vor kanpp fünf Jahren entstandene Aufnahme mit der "Waldstein-Sonate" und der "Hammerklaviersonate", in der er das Adagio auf über 28 Minuten zelebriert. Ich war hin und weg von dieser zwar sehr langsam, aber ungeheuer spannungsvoll dargebotenen Lesart des Adagios und beschloss, diesen Pianisten im Auge zu behalten.
    Und so konnte ich denn in der vorletzten Saison in der Philharmonie Essen miterleben, wie er in vier Konzerten alle fünf Beethoven-Klavierkonzerte zusammen mit dem Neuen Orchester unter Christoph Spering, in Vollendung darbot. Dabei spielte er am ersten Abend das erste und das zweite Klavierkonzert hintereinander. Jeweils nach der Pause gab es dann eine Brahmssinfonie.
    Korstick spielte, wenn ich mich recht erinnere, auf einem sehr klangvollen Blüthner-Flügel.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich glaube, dieser Pianist ist es wert, von einer weiteren aufsehenerregenden Aktivität zu berichten:


    Am Samstag spielte er in der Jahrhunderthalle in Bochum mit dem WDR-Sinfonie-Orchester unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens die beiden meines Wissens längsten und gewiss nicht leichtesten Klavierkonzerte hintereinander, die beiden Konzerte von Brahms, vor der Pause die Nr. 1 und nach der Pause die Nr. 2.


    Nun ist die Jahrhunderthalle kein Konzertsaal, und so fiel gleich in den ersten Takten ein starker Nachhall in den Streichern auf, auf den das Orchester und der Dirigent aber sofort reagierten, und so konnten sie ihre Stärken ausspielen, einen warmen, homogenen Streicherklang, sehr plastisch, gute Blechbläser und Holzbläser.


    Michael Korstick fügte sich wunderbar ein und zeigte, dass er auch Brahms "kann". Wie ich ihn schon bei Beethoven live kennerlernte, zeigt er auch hier, dass er jederzeit auf der Höhe des Geschehens war, überhaupt verfügt er ja über alle erforderlichen pianistischen Mittel und auch über die interpretatorischen Möglichkeiten, um Brahms zu einem Erlebnis werden zu lassen, u.a. eine unglaubliche pianissimo-Fähigkeit und auch die nötige "Pranke".
    Zudem hat er noch die nötige Kondition, um die beiden Brahmskonzerte an einem Abend zu spielen. Mein Sitznachbar aus Hohenlohe, Baden-Württemberg, bemerkte, dass seines Wissens Wilhelm Backhaus als erster die beiden Konzerte an einem Abend gespielt hätte. Da befand sich Korstick doch in guter Gesellschaft.
    So war denn auch das erste Konzert hervorragend interpretiert, aber das zweite vielleicht noch ein Ideechen besser.


    Korstick ist auf dem richtigen Weg.


    Liebe Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ein Pianist, der dadurch polarisiert, daß ihm die einen höchste Werktreue bestätigen, die anderen aber seine Individualität loben ist allemal interessant. Genau das trifft auf Michaele Korstick zu. Heute reifte in mir der Entschluss, ihm einen eigenen Thread zu widmen. Da fand ich diesen, der sich einerseits sehr ausführlich mit den Meriten und Eigenarten dieses Pianisten auseinandersetzt, andrerseits aber bereits seit Jahren brachliegt. Derlei Threads gibt es zuhauf in unserem Forum. Dieser unterschiedet sich jedoch in eine sehr wichtigen Punkt von ihnen. Seit den letzten Beiträgen sind nicht nur zahlreiche Mitglieder zu uns gestoßen (und einige habe uns verlassen) sondern auch Korstick hat sein Schärflein zum Fortgang dieses Threads beigetragen, indem er nämlich in der Zwischenzeit zahlreiche Aufnahmen eingespielt hat, wo es sich lohnt, sie zu hören und darüber zu diskutieren....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Gott sei Dank, lieber Alfred, ist Michael Korstick ja auch in den Beethoven-Sonaten-Threads bei jeder Sonate vertreten, und, obwohl hin und wieder kontrovers diskutiert, doch überwiegend sehr positiv beurteilt.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Aufgrund meiner jüngsten Höreindrücke würde ich an dieser Stelle auch noch einmal gern darauf hinweisen, daß Korstick ja nicht nur Beethoven vorgelegt hat, sondern der erste Zyklus der Années de Pelerine von Liszt insgesamt auch lohnend ist. Die h-Moll Sonate finde ich darüber hinaus ebenfalls mehr als beachtlich vorgebracht und sein Reger Klavierkonzert (cpo) will ich nicht mehr missen. Wenn man dieses Konzert mag, dann ist das eine sehr gute Wahl einer Einspielung.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Ich hoffe, dass er auch bald die beiden Brahmskonzerte vorlegen wird, die er vor einigen Jahren (2011, s. o.) auf dem Klavierfestival-Ruhr mit dem WDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens in einem Konzert! aufgeführt hat, sowie ein Jahr vorher alle fünf Klavierkonzerte Beethovens an vier Abenden (Nr. 1 + 2 an einem Abend) jeweils vor der Pausen gespielt hat mit dem Neuen Orchester unter Christoph Spering - nach der Pause gab es jeweils eine Brahms-Sinfonie.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Seit 8. 8. 10214 hat unser Werbepartner jpc die links abgebildete CD im Programm. Sie enthält drei Klaviersonaten von Franz Schubert (D.664,959,960) und Moments Musicaux D. 780, sowie die Ungarische Melodie D. 817
    Es handelt sich - soweit ich weiß - um eine Wiederveröffentlichung einer Aufnahme aus dem Jahre 2005 (?). Diese Einspielung wurde in diesem Thread (ab Beitrag 4 ff) eher kritisch beurteilt. Mal sehen ob die Vorbehalte auch von den heutigen Mitgliedern des Forums geteilt werden - vorausgesetzt, daß sie diese Aufnahme überhaupt kennen.

    Der Ex-Tamino - User "Richard" schrieb damals:

    Zitat

    Viel zu sehr wird hier auf Kosten der Spannung und des Spielflusses wert auf die Gestaltung von Einzelheiten wert gelegt.


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe die Hörschnipsel von D.959 und D.780 gehört und war begeistert. Der Ex-Tamino Richard hat ja wohl über die Sonate D.960 gesprochen. Da ich aber ein Verfechter von Korsticks Tempo-Auffassung bin, lag nichts näher, als diese Doppel-CD auf den Einkaufszettel zu schreiben. Da ich aber gerade den vierten Tag in Itlalien bin, kann ich sie jetzt noch nicht bestellen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Michael Korstick“ zu „Michael Korstick - Nicht nur - ein bedeutender Beethoven Interpret unserer Tage“ geändert.
  • Dass Michael Korstick nicht nur ein interessanter Beethoven-Interpret ist, beweist seine zwischen 2012 und 2018 entstandene Gesamteinspielung des Klavierwerkes von Claude Debussy. Überhaupt sehr selten, dass ein Beethovenspieler auch eine so umfangreiche Liebe zu Debussy entwickelt.



    als erstes Album 2012 erschienen und das fünfte und letzte Album mit den Etuden 2018 erschienen.