H. I. F. Biber: »Rosenkranz-Sonaten« oder: Die Mysterien der Skordatura

  • Zitat

    Original von observator
    bravo, zacharias!
    komponierst du mir bitte was über spinett und virginal?
    büttebütte
    :hello:


    Lieber was für Kortholt und Cornamuse.
    Uraufführung in Schloss Biberstein (zwischen Niederbiber und Hofbiber). :D

  • Zitat

    Original von salisburgensis


    Ich hatte gehofft, dass es andersrum läuft und jemand schreibt, wie die 14. Sonate bei der Pierot-Aufnahme ausfällt... :D Ich hoffe mal, dass unser Pierot-Prediger Medard das noch tun wird. :angel:



    Ich muß mal mit dem Zaun winken, weil`s mich doch so interessiert. Bitte bitte, Medard, schreib doch was dazu. :lips:



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • :untertauch:


    Lieber Thomas,
    Mache ich - Versprochen!!
    Hab für die Verzögerung sogar eine Ausrede: seit ich Dein begeistertes Statement über Reiters Interpretation der 14. Sonate gehört habe, habe ich meine Reiter-CD gesucht (a. um mich auch begeistern zu lassen ;) und das dann b. mit Frau Pierot zu vergleichen). Fehlanzeige!! Hab schon gedacht, ich hätte die CDs in einem Anflug von Wahn wieder verkauft, ohne mich daran wirklich erinnern zu können - aber dann habe ich sie (und das ist jetzt nicht gelogen) tatsächlich GESTERN abend an einer völlig falschen Stelle im Regal gefunden - nämlich neben Haydn. Bestimmt habe ich die CD rumliegen lassen und meine Frau hat wohl »Ordnung« geschafft (und Heinrich Ignaz ... hinter Haydn eingeordnet...). Also: werde am Wochenende einen Kommentar abgeben, ist das o.K.?


    Wollte ja auch noch meine zwiespältigen Eindrücke von der Letzbor-Einspielung hier zum besten geben - auch das kommt noch...


    Ganz herzlich,
    Medard


  • Lieber Thomas,
    dann winke ich jetzt mal zurück - ohne Zaunpfahl.


    Habe in den letzten Tagen mehrfach die 14. Rosenkranzsonate in diesen beiden Interpretationen gehört:



    Walter Reiter, Cordaria Ensemble




    Alice Piérot, Les Veilleurs de Nuit.



    Erstmal muß ich Dir zustimmen: Walter Reiter und das Cordia Ensemble machen diese Sonate auch für mein Empfinden wirklich sehr gut (viele andere interpretieren sie IMO weitaus weniger überzeugend). Der von Dir beschriebenen Steigerungseffekt ist durchaus frappant!


    Ja, und meine Alice? Sie ist nicht nur frappant, sondern einfach himmlisch!! :angel: Erstmal nimmt sie die Sonate zügiger - ohne zu hasten. Reiter braucht für die Sonate 10:30 (3:56 und 6:34), Piérot 8:13 (ca. 2:06 und ca. 6:07). Den einleitenden langsamen Satz spielt sie also mit erheblich mehr Zug - und dies ist auch ein charakteristischer Unterschied im Variationssatz. Da ist sie zwar, wenn man die schnöde Stopuhr zugrunde legt, weitaus weniger deutlich schneller als Reiter, aber dennoch ist bei ihr erheblich mehr innerer Drive in der Musik.
    Zur Continuogruppe: Die ist bei Piérot ja ohnehin vordergündig bescheidener als bei Reiter - der sich in dieser Sonate aber auch bescheidet: er bietet nur Cembalo, Theorbe und Doppelharfe auf. Bei Piérot sind es Theorbe, Viola da Gamba und Claviorganum. Besonders gut an der Piérot Interpretation gefällt mir, daß das Continuo nicht einfach im Verlauf des Variationssatzes stetig farbiger und »verspielter« wird, sondern daß in einzelnen Variationen die Intensität - wie zu einem Atemholen - wieder zurückgenommen wird und sich zwischenzeitlich ein intimes Dialogisieren von Solovioline und Gambe entspinnt.


    Bis hierhin könnte ich kaum ein Entscheidung treffen, welche Einspielung zu bevorzugen ist. Aber: da ist ja noch der nicht ganz unerhebliche Part der Solovioline und die beiden Personen, die diesen zu gestalten haben. Und - Sorry! - da kann der Walter einfach nicht mit. Im Direktvergleich: Nach drei erklungenen Tönen der Solovioline hat Piérot einen Vorsprung von mehreren Parsecs vor Reiter. Piérot Ton ist so glutvoll, strahlend, dabei niemals vordergründig brilliant, immer unaufdringlich und voll verhaltener Schönheit - drei Töne des Variationssatzes um man begreift, nein man ist erfüllt von dem Wissen um die Himmelfahrt der Mutter Gottes. :angel: :angel: :faint:
    Ich weiß, daß ist pathetisch - aber da reichen Worte einfach nicht hin (ich verweise nur auf BBB's H.H. Jahnn Zitat).


    Walter Reiters Spiel dagegen ist IMO - nicht wie der Observater schreibt »sanft und zurückhaltend« ;) - sondern wirklich fahl. Während Piérot es versteht ihre Violine in allen Spektralfarben erstrahlen zu lassen, bleibt Reiters Ton IMO immer irgendwie monochrom. Außerdem hört man stets den Bogen über die Saiten schrappen - das mag ich so gar nicht.


    Also: Reiter und das Cordia-Ensemble machen ihre Sache in dieser Sonate wirklich gut. Ich denke, wer seinen Violinton mag, bekommt hier eine erstklassige Interpretation der Himmelfahrtssonate.


    Aber Alice Piérot ist halt Alice Piérot... :angel:


    [SIZE=7]Vielleicht bin ich doch ein Fan??[/SIZE]


    Hoffe, daß ich mit meinen fahlen Worten weiterhelfen konnte...


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Lieber Medard,


    danke für deine Beschreibung! Nach der Lektüre konnte ich nicht länger widerstehen und mußte Pierlots Rosarien auch haben... schau'n mer mal, wie lange das Krokodil vom Dschungelfluß braucht um zu liefern. :D



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
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    und auch mein blaues Ohr!
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    - H. Heine -

  • Hallo zusammen,


    das Forum - bzw. dieser Thread - hat wieder mal meine Neugier geweckt, und mich auf unbekanntes Terrain gelockt. Nun sind diese Werke, gemessen an der Anzahl der Einspielungen, ja schon fast "Main-Stream" zu nennen, aber für mich ist es dennoch ein sehr fremdes Gebiet.


    Ich startete mit der Goebel-Aufnahme:



    Nach dem in diesem Thread gelesenen hätte ich wohl ohne Probehören eher zu Manze tendiert, aber die Tatsache, dass ich diese CD aus unserer Bibliothek entleihen konnte, nahm mir die Entscheidung ab. ;)


    Erstes Fazit: Mir gefallen die Sonaten außerordentlich gut, sehr virtuose Musik, die - sicher in Folge der Skordaturen - in großer Klangpracht daher kommt. Goebel setzt ja auch ein relativ üppiges Contiuo ein, was mir auch gut gefällt.
    Interessant ist, dass mir die 10. Sonate (also die Kreuzigung) irgendwie bekannt vorkommt.


    Wie auch immer, eine Einspielung muß angeschafft werden. Heiße Kandidaten zum Probehören sind ja genug empfohlen worden. Manze reizt mich natürlich vor allem deshalb, weil er ja wohl einen großen Kontrast zu Goebels Interpretation darstellt.


    Gruß
    Sascha


    PS: Schon interessant, wie man manchmal zu solchen Einspielungen kommt. Der ungewöhnliche Name - wer vermutet schon hinter "Rosenkranz" ein virtuoses Werk der Violinliteratur - und die technischen Details zur Skordatura machten mich schon irgendwie neugieriger, als wenn es jetzt nur um "Bibers-Violinsonaten 1-15" gegangen wäre. :D

  • Nachdem ich heute endlich die kürzlich neu-erworbene Ronsekranz-Interpretation von Monica Huggett und dem Ensemble »Sonnerie« (Emilia Benjamin [Viola da gamba, Lirone], Elizabeth Kenny [Laute, Theorbe, Barock-Gitarre], Frances Kelly [Harfe], Matthew Halls [Orgel, Cembalo]) gehört habe, möchte ich doch mal schnell meinen höchst-positiven Eindrücken von dieser Einspielung Ausdruck verleihen. Es handelt sich um diese beiden CDs:



    Monica Huggett musiziert auf klangschönen Instrumenten (auf einer Violine von Antonius und Hieronymous Amati aus dem Jahr 1618 sowie auf einem niederländischen Instrument aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts) denen sie einen Violinton von kantiger Schönheit entlockt. Sie spielt eher verhalten, ohne daß dies auf Kosten eines herben Schönklangs gehen würde. Die virtuosen Passagen wirken aber auch durchaus exaltiert, werden mit großer Spiellaune und einem durchaus aggressiven Temperament angegangen, wobei dies – so empfinde ich es zumindest – nie artistischer Schausstellung dient, sondern stets dem Ausdrucksgehalt und der Stimmung der Musik Rechnung trägt. Dies gilt übrigens auch für die Tempogestaltung: M. Huggett und ihr Sonnerie-Ensemble sind durchaus zügig unterwegs, häufig gleichauf, in einigen Sonaten sogar durchaus schneller als der rasende Reinhard (Goebel) mit der Musica Antiqua. Dennoch wirken die Tempi bei Huggett – und das ist bei Goebel IMO ganz anders – niemals forciert, alles wirkt sehr homogen, ja ausgewogen. Allein in der Auferstehungssonate (11) ist der im Zentrum stehende Choral »Surrexit Christus Hodie« für mein Empfinden zu ausgelassen und frohsinnig interpretiert. Das klingt weniger nach einem freudvollen Mysterium denn eher nach einem ausgelassenen Dorffest...
    Die Continuo-Gruppe ist recht groß (verglichen mit den Einspielungen von Piérot oder Manze), wird aber recht differenziert eingesetzt. Einige der Sonaten werden ausschließlich von einem einzelnen Instrument begleitet (Orgel in der 1. und 8, Gambe in der 5. Sonate) manche von bis zu drei Instrumenten zugleich (etwa Orgel, Theorbe, Gambe resp. Lirone in der 6 Sonate). Insgesamt entsteht so der Eindruck von großer Farbigkeit, da das Spiel der Continuo-Gruppe zudem von schlichter, überaus verhaltener Begleitung bis zu einem reich improvisierten Dialog mit der Solovioline reicht.


    Eine wirklich anrührende, sehr bewegende und in der Engführung von kontemplativer Zurückgenommenheit und exaltierter Virtuosität eigenartige Einspielung dieser Werke!


    Ganz herzlich,
    Medard



    p.s.: Nicht so gelungen sind IMO allerdings Covergestaltung und Marketing! Warum man die 16 Sonaten auf zwei (zudem entsetzlich teuren!) Einzel-CDs veröffentlicht hat und nicht – wie üblich – als Doppel-CD, wird wohl eines der Marketing-Geheimnisse des Labels »Gaudeamus« bleiben. Wer kauft sich denn nur die Sonaten 1-9 oder nur die Sonaten 10-16? Naja...
    Genauso befremdlich ist es dann, daß das Cover der ersten CD eine Kreuzigungsdarstellung zeigt, während die Kreuzigungssonate erst auf der 2. CD zu finden ist... ?( ?( Und dann ist die Kreuzigungssonate auf CD 2 nicht, wie es korrekt wäre, als 5. Sonate der schmerzensreichen Mysterien bezeichnet, sondern wird als Teil »Joyful Mysteries« angekündigt. :no: Ärgerlich!

  • Heute habe ich im Rahmen meiner Langzeitexpedition durch den Dschungel der Einspielungen von Bibers Rosenkranz-Sonaten einen weiteren weißen Fleck ausmalen können. Es handelt sich um diese Scheiben:



    Ensemble Sine Titulo, das sind:
    Odile Edouard (Barock-Violine, Maggini [Italien, spätes 17. Jhdt.]; Aegidius Klotz [1767])
    Alain Gervreau (Violoncello)
    Pascale Boquet (Theorbe)
    Angélique Mauillon (Harfe)
    Freddy Eichelberger (Orgel / Clavecin-pédalier)


    Die Violinistin Odile Edouard war mir bisher völlig unbekannt – ein absolutes Versäumnis, denn sie hat einen unglaublich warmen, klaren Ton! :faint: :angel:


    Bibers »Rosenkranz-Sonaten« spielt sie beschwingt, mit einer expliziten Geste der Theatralik, die allerdings niemals so exaltiert daherkommt, wie dies IMO etwa in Gunar Letzbors Interpretation der Fall. Frau Edouard gelingt stets eine doch sehr versonnene und, ja, entrückte Stimmung aufrechtzuerhalten. In diese versonnene Grundhaltung brechen dann die von ihr überaus akzentuiert gestalteten Wechsel der Affekte mit einer beinahe physisch spürbaren Expressivität. Beispielsweise habe ich die auf das Kreuzmotiv zu Beginn der Sonate Nr. 10 (»Der Du für uns gekreuzigt worden bist«) folgenden martellato-Akkorde bisher niemals in einer so ans Szenische gemahnenden Theatralik musiziert gehört – ohne daß das Ganze dabei etwa vordergründig theatralisch wirken würde.


    Die abwechslungreich besetzte und somit sehr farbig wirkende Continuo-Gruppe improvisiert den Part in den schnelleren Sätzen recht verspielt ohne aufdringlich zu wirken, während in den eher meditativ-langsamen Sätzen sehr zurückgenommen musiziert wird.

    Aufgezeichnet wurden die Sonaten ist der L’Eglise Priorale de Saint-Quirin (Moselle), wobei der (gemäßigte) Hall zu einer wundervollen, natürlich-sakralen Atmosphäre beiträgt.


    Herrliche Einspielung!


    Aus dem Stand ist diese Interpretation in die Top-Five meiner »Rosenkranz«-Einspielungen gehüpft!


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Zitat

    Original von Bernhard
    kennt wer diese Aufnahme der "The Mystery Sonatas" mit Maya Homburger und dem Ensemble Camerata Kilkerny?


    heute gab es eine Kostprobe dieser Aufnahme im Radio. Musikalisch ganz gut, nach einer Weile habe ich aber nur noch oberflächlich zugehört, denn klanglich fühlte ich mich wie vor den Kopf gestoßen: wie kann man nur heutzutage noch eine quasi-mono-Aufnahme machen?!
    Noch dazu bei so einem Programm, das auch von der klanglichen Aura lebt.:motz:


    Frau Homburger hätte ein besseres Aufnahmeteam verdient gehabt.


    Gruß,
    Khampan

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  • So, nach längerer Abstinenz von diesem Thread folgt jetzt mal wieder eine kurze Stellungnahme zu einer Interpretation des Biberschen Rosenkranzes. Diesmal geht es um diese Scheibe:



    Pavlo Beznosiuk, Violine
    David Roblou, Cembalo/Truhenorgel
    Paula Chateauneuf, Laute/Theorbe
    Richard Tunnicliffe, Cello/Gambe


    Diese Einspielung besitze nun schon seit einiger Zeit – habe sie aber erst in den vergangenen Wochen wirklich aufmerksm und auch mehrfach gehört. Einen nachhaltigen Eindruck hat die Einspielung dennoch nicht hinterlassen. Schlecht ist sie eindeutig nicht. Pavlo Beznosiuk hat einen klaren, schönen, warmen Ton, er und seine Mitstreiter machen eigentlich alles richtig. Nicht weniger - aber auch nicht mehr.


    Dabei werden die 5 Sonaten der freudenreichen Mysterien insgesamt sehr ansprechend musiziert, aber ach! – schon im Variationssatz der 1. Sonate (das einleitende Präludium ließ zunächst aufhorchen) bleibt Beznosiuk seltsam blass, scheint irgendwie auf Sicherheit zu spielen, jeder Gefahr einer möglichen Extravaganz aus dem Wege gehen zu wollen. Ergebnis: Die verschiedenen Variationen scheinen sehr monochrom, farblos eben, fast eine wenig eintönig.


    Und dieser Eindruck setzt sich über die folgenden Sonaten hinweg leider fort, ja, verstärkt sich noch, was in den beiden folgenden Fünfergruppen für meinen Geschmack ziemlich fatale Folgen hat: Die eigentlich höchst anrührende 6. Sonate (Christi Leiden am Ölberg) läßt mich hier völlig kalt, die Kreuzigungssonate (Nr. 10) ebenso. Besonders schwach wirkt auf mich dann aber die Auferstehungssonate (Nr. 11): Der Variationssatz über den Cantus „Surrexit Christus Hodie“ klingt weniger, als würde hier das Mysterium der Auferstehung gefeiert, als vielmehr ein zwar besinnliches, aber nicht besonders aufmerksamkeitserregendes Kaffeekränzchen – selbst das Unisono als Höhepunkt des Satzes wirkt recht nüchtern und unspektakulär.


    Vielleicht bin ich aber auch einfach nur durch andere, wirklich exzeptionelle Interpretationen dieser Sonaten (Piérot, Huggett, Edouard, Holloway, Letzbor) verdorben.


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Es gibt noch weitere Aufnahmen, die einer Besprechung harren:


    Riccardo Minasi, Ensemble Bizzarie Armoniche:


    Veronika Strehlke (Vl), Gerhart Darmstadt (Vcl), Egino Klepper (Orgel):


    dies nur zur Information, soll keine Werbung sein
    --------------------------------------------------------------


    Ich selbst habe bisher leider nur eine Aufnahme, und zwar die mit Letzbor. Dessen expressive Dramatisierung spricht mich zwar durchaus an, und klanglich ist die Aufnahme superb. Woran ich mich aber nicht gewöhnen kann, sind Letzbors gelegentliche rhythmischen Freiheiten. Wenn in der Passacaglia der Dreiertakt mitunter zum Vierertakt zerdehnt wird, dann hört für mich der Spaß auf. Sehr schade.


    Jetzt könnte ich ja ohne weiteres auf Pierot umsteigen, aber etwas hält mich davon ab: Die Stimmtonhöhe. Ich liebe Barockmusik in der tieferen Stimmung (ca. 415 Hz). Das ist wohl zum Teil Gewohnheit, aber ich habe auch den Verdacht, daß dabei die Violine wärmer klingt (kann allerdings Einbildung sein).


    Beim Durchhören der Hörschnipsel hat sich gezeigt, daß das Gros der Aufnahmen auf zwei Lager verteilt ist:


    Stimmtonhöhen der Rosenkranz-Aufnahmen


    (ca) 415 Hz: Goebel, Holloway, Homburger, Huggett, Letzbor, Lotter, Reiter, Strehlke
    (ca) 435 Hz: Beznosiuk, Bismuth, Manze, Minasi, Pierot, Ronez
    andere:
    ca 446 Hz: Edouard (Hi Medard, kannst du mal nachsehen ob ich richtig geschätzt habe?)


    Aus der 415er Fraktion war mir nach den Schnipseln die Huggett-Aufnahme am sympatischsten, und das deckt sich wohl auch mit den Anmerkungen von Medard. Aber solange deren Aumachung und Preis nicht besser werden, schließe ich lieber mit Letzbor noch etwas Frieden. Oder vielleicht wechsle ich doch zur Pierot-Fraktion...


    Gruß,
    Khampan

  • Zitat

    Original von Khampan


    ca 446 Hz: Edouard (Hi Medard, kannst du mal nachsehen ob ich richtig geschätzt habe?)


    Hi Khampan,
    kann ich nix zu sagen - das Booklet schweigt mich beharrlich an, was die Stimmtonhöhe anbetrifft. Tut mir leid... Aber vermutlich liegst Du ohnehin ziemlich richtig (zum Glück kann ich sowas nicht hören :) ).


    Viele Grüße,
    Medard

  • Wenig mysteriös:


    Riccardo Minasi & Bizarrie Armoniche



    Durchaus beeindruckend, sehr virtuos und klangschön, aber manchmal geht über der Artistik der Inhalt ein bisschen verloren. Bisweilen gerät der Continuo ins Schunkeln, das klingt dann eher nach Heurigem für Touristen. :D Außerdem wirkt das Klangbild häufig sehr ausgesteuert, so dass der B. c. ja nie zur Konkurrenz für den Solisten wird.
    Mit der Intensität und Emphase von Goebel und Pierot kann die Aufnahme nicht ganz mithalten, wer es aber ‚schöner’ und trotzdem extrem virtuos möchte, sollte sich Minasi anhören – eine beachtliche Aufnahme ist das allemal.


  • Schon 2010 erschienen,erhielt diese Einspielung Bibers Rosenkranzsonaten
    den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2011.
    Daniel Sepec (Jakob Stainer-Violine),Hille Perl (Viola da gamba),Michael Behringer (Cembalo),Lee Santana (Laute).
    Dank der Technik der Hybrid-SACD kommt der volle Klang der vier Instrumente,die gut ortbar sind,ins Wohnzimmer.

    mfG
    Michael

  • Zu der Doppel-CD mit Sepec, Perl, Santana und Behringer habe ich eine ganz besondere Beziehung (obwohl cih sie noch nicht besitze).

    Im Herbst 2007 hat das Quartett einen großen Teil der Rosenkranz-Sonaten in einer sehr romantisch gelegenen (romanischen) Kirche in Reinhausen bei Göttingen aufgeführt. Ich hatte kurz vorher im Radio eine Harmonia-artificosa-ariosa-Sonate von Biber gehört und war total perplex - was war denn das für eine Musik ?!
    Dann kam das Konzert (im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage). Da musste ich hin. Als erste Hürde erwies sich die steile enge Zufahrt zur Kirche .. also Auto stehen lassen und laufen. Dann der große Übertragungswagen des NDR vor der Kirche - wie kam der denn da hoch !? Ich hatte Glück - es gab noch Tickets.
    Bald war die Kirche voll. Ich suchte mir ungefährlichen Platz außerhalb der Reichweite dieser gefährlich aussehenden Riesenlauten mit denen einer der Musiker hantierte. Der sah auch eher aus wie ein Rockmusiker. Dieser Musiker mit seinen zwei Theorben - so heißen die Dinger wie ich inzwischen weiß - war aber geradezu bescheiden. Ein anderer Musiker hatte seine eigene Orgel in die Kirche mitgebracht und der Solist verfügte sogar über eine Batterie von 7 (in Worten s i e b e n) Geigen, die auf einem Tisch links vor dem Altar aufgebahrt waren und auch noch alle völlig verschieden aussahen. In der Pause konnte ich dann sehen, dass bei einem der Instrumente die Saiten über Kreuz gestimmt waren.


    Ich hatte eine sehr ernste sakrale Stimmung erwartet. Dem war nicht so. Es wurde viel erklärt und das Publikum befand sich in einer heiteren Premierenstimmung - wie ein bei einem musikalischen Experiment - Hochkultur auf dem Dorf. In Erinnerung geblieben sind mir besonders die lockere Atmosphäre in der Pause, in der man die Musiker ausfragen konnte – und die Zugabe. Daniel Sepec spielte als Zugabe die Passacaglia aus den Rosenkranzsonaten und ich saß unweit von Hille Perl und Lee Santana. Die hatten im Seitenschiff der Kirche Platz genommen und lauschten gespannt - wie ale andern - und applaudierten anschließend mit ganz besonders großer Begeisterung.
    Das endgültige Ergebnis ist auf den CDs von 2010 zu hören. Inzwischen habe ich mehrere CDs, auf denen Hille Perl und Lee Santana spielen bzw. mitspielen (Freiburger Barockorchester). Das Konzert war für mich so eine Art „Erweckung“ für Barockmusik. Es wurde am 6. Januar 2008 von NDR ausgestrahlt. Gekauft habe ich mir dann die CD von Walter Reiter. Irgendwann werde ich die von Schneewittchen vorgestellte Doppel-CD auch kaufen - aus sehr sentimentalen Gründen.

  • Hallo,


    ich habe diese CD



    Ich hörte diese Musik anfangs ohne Beachtung von Skordatur und auf die von Biber Bezug genommenen bibl. Stellen.


    Man kann nun einwenden, damit gingen mir wesentliche Musikmerkmale verloren - unter Hinweis auf z. B. Smetanas Programmmusik "Die Moldau". Nun besteht schon ein Unterschied zwischen den rein naturalistischen, programmatischen Bezügen bei der Moldau und den doch meist geistigen/geistlichen (von Ausnahmen abgesehen) Bezügen in den Rosenkranzsonaten.


    Bevor ich nun doch mit meinen Eindrücken z. T. etwas ins Detail (mit Bezug zu Bibelstellen) gehe, einige allgemeine Vorbemerkungen:
    Diese Musik spricht mich an und ich finde meine Aufnahme sehr gut (auch ohne Vergleichsmöglichkeit). Besonders beeindruckt mich die Continuobegleitung durch die Theorbe; der große Bereich des Tonumfanges und der weiche Klang (bedingt durch den Fingeranschlag, der auch variabel gestaltet werden kann, in Abhängigkeit von der Nähe des Anschlages am Steg), im Unterschied zum Cembalo, geben einen sehr warmen Höreindruck, worunter die Transparenz überhaupt nicht leidet. Die Skordatur sehe und höre ich als Möglichkeit, Akkordklänge auf der Violine zu erzeugen, die sonst nicht (oder kaum?) möglich wären. Ob dies auch Auswirkungen auf die Tongebung hat, kann ich nicht beurteilen. Die Kleinorgeln (Regal und Truhenorgel) passen zum Klang hervorragend und wegen des Continuoinstrumentes "Lirone" verweise ich auf die Erklärung bei Wikipedia.


    1. Sonate: Über allen Sätzen höre ich das unerklärlich Unfassbare - die Musik "hält wie inne".


    2. Sonate: Die Musik bewegt sich, die Ankündigung zeitigt Folgen, die Violine wird aber nur gering umgestimmt, die beiden tiefen Saiten um je ½ -Ton höher.


    3. Sonate: Alle Saiten der Violine werden umgestimmt, der Tonumfang wird kleiner - besser: wird konzentriert - drei! Instrumente (Violine, Harfe, Theorbe) spielen, Harfe und Theorbe, an sich nur Akkordstütze für die Violine; der 2. Satz eine "Courente" - ein mäßíg schneller Tanz - das Erstaunen und die "Heimlichkeit" des Ereignisses "verhindern" noch überschäumende Freude.


    4. Sonate: Einsätzig! - vor dem Schluss große Bewegtheit.


    5. Sonate: Die Violine wird deutlich nach unten umgestimmt, sie bekommt einen anderen "Ton". 1. Satz, das Präludium wie eine Vorbereitung auf die 3 folgenden freudigen Tanzsätze: Die Heimlichkeit ist beendet, Großes kündigt sich an.


    6. Sonate: Wieder werden alle Saiten umgestimmt, auch nur wieder 3 Instrumente - großer Abstand! von der 3. zur 4. Saite. Theorbe (mit tiefem Fundament) und Truhenorgel klingen gut zusammen. Die widerstreitenden Ereignisse werden in stillen und bewegten Passagen hörbar.


    7. Sonate: Sehr eng liegende Stimmung! Im 2. Satz sehr energische Violine mit ebensolchem Continuo.


    8. Sonate: 1. Satz, Continuo ohne eigentliches, den Rhythmus vorgebendes Instrument. 2. Satz: Deutlich "unschöner" (peinigender) Klang


    9. Sonate: Sehr hohe Violinpassagen kontrastieren mit tiefer Theorbe; nur hier Einsatz der "Lirone".


    10. Sonate: Mit nur leichter Veränderung der Stimmung - oberste Saite ½-Ton tiefer. Sehr bewegtes Präludium. Sätze 3 und 4 im Charakter sehr unterschiedliche Variationen des Satzes 2 - Aria; 4. Satz mit sehr abruptem Schluss.


    11. Sonate: Saiten 2 und 3 werden vorm Steg gekreuzt; einsätzig! Sehr eindrückliche, auch z. T. sehr kurze, aufrüttelnde Violinpassagen, die mit sehr verhaltenen wechseln. Die Harfe als Continuoinstrument erreicht längst nicht den Farbenreichtum der Theorbe; viele 2-stimmige Violinpassagen, das Ende einstimmig!


    12. Sonate: Wieder in ähnlich eng liegender Stimmung wie Sonate 7. Eine Intrada, die auch so klingt und die Aria (Bläserimitation) ankündigt, worauf 2 Tänze folgen, wobei der 2. besonders rhythmisch stark betont ist und die Theorbe mit ihren Bass Akzente setzt.


    13. Sonate: Große Veränderungen in der Stimmung. Der langsam beginnende 1. Satz steigert sich rhythmisch wie dynamisch fast ekstatisch und leitet dann zu 3 Tänzen, wie bei Sonate 5, über.


    Sonate 14 und 15 ohne Kommentar.


    Passagalia, wie Sonate 1, in der für Violinen üblichen Stimmung.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Die Rosenkranzsonaten sind für mich so etwas wie die Sonaten und Partiten für Violine solo von Bach. Ich habe leider nur die Aufnahme

    mit Hille Perl und Lee Santana, die mir sehr gefällt. Lediglich von der abschließenden
    Passacaglia "Der Schutzengel" habe ich noch eine schöne Aufnahme mit Rachel Podger

  • Es gibt Threads im Forum, die sind Perlen. Dieser über die Rosenkranz Sonaten Heinrich Ignaz Bibers zähle ich zu diesen.

    Man erfährt viel über das Werk, seine herausragenden Interpreten, die spieltechnischen Vorgaben der Partitur. Es soll 25 Einspielungen dieses Werkes geben, habe ich in einer Produktinformation des Werbepartners gelesen. Einzelne Mitglieder schreiben über persönliche Erfahrungen.


    Was ich bisher nicht wusste, jede Sonate verlangt nach einer eigenen Stimmung der Saiten. Das heisst, für jede Sonate muss der Violinist, die Violonistin sich vollkommen neu einstellen. Die Fingersätze, wie die Töne erzeugt werden, die Distanzen der Intervalle sind bei jedem Stück andere. Ich kann es mir schlicht nicht vorstellen, wie das möglich ist. Geige spielen finde ich unendlich schwierig. Wer jemals einen Bogen und dieses Saiteninstrument in Händen gehalten hat und einen Ton erzeugt hat, weiss das. Es geht um Zehntelsmilimeter, wie die Fingerkuppen aufgesetzt werden. Die spieltechnischen Anforderungen sind extrem: die erwähnte Technik des Umstimmens, der Skordatur, Doppel-, Tripel- und Quadrupelgriffe sowie vielfach polyphones Spiel. So stelle ich mir den Mount Everest der Violinliteratur vor.


    Meine Achtung für jeden der hier erwähnten Interpreten und Interpretinnen, der sich der Herausforderung stellt, diese 16 Sonaten zu gestalten, ist daher riesig.


    Ich habe eine einzige Aufnahme in meinem Sammlungsbestand. (Sie wurde bisher nur in Beitrag 70 von Khanpam erwähnt und wegen der Aufnahmequalität gerügt, die er am Radiogerät vernahm.) Maya Homburger und die Camerata Kilkenny haben sie 2006 beim Label Maya herausgegeben. Ich erwarb die Doppel-CD nach einem Konzert der Geigerin. Sie spielte zusammen mit ihrem Ehemann Barry Guy am Kontrabass ein Programm mit den Sonaten und Partiten von Johann Sebastian Bach BWV 1001-1006 für Violine Solo sowie Improvisationen. Es zählt zu den unvergesslichen musikalischen Momenten, die ich erleben durfte. Maya Homburger gehört zu den Musikerinnen, die nach historisch informierten Auführungspraxis die Werke auf einer mit Darmsaiten bespannten Barockvioline aufführt.


    Ich erlaube mir kein Urteil, welches nun die beste der erhältlichen Aufnahmen der Rosenkranz Sonaten ist.


    Zum Vergleich der Hörschnipsel, die der Werbepartner anbietet, habe ich mir die letzte, die Passacaglia der 16. Sonate für Violine Solo, der sogenannten Schutzengel Sonate, angehört. Da macht man deutlich Unterschiede aus, die Interpreten spielen unterschiedlich: schnell, setzen die Töne einzeln, markant, spielen breit ineinander verschmelzend, zerbrechlich. Was die passende Spielweise ist, vermag ich nicht zu sagen. Da müsste man das ganze Werk hören können.


    Was ich sagen kann, ich werde mich in den nächsten Wochen intensiv mit diesem Werk hörend auseinandersetzen.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Die mir durch ihre hervorragende Einspielung aller Mozart Violinsonaten bekannte Rachel Podger hat die Biberschen Rosenkranzsonaten auch vollständig eingespielt. Diese Einspielung möchte ich hier einmal empfehlen. Der sensible Ton von Podger gefällt mir außerordentlich.


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  • Lieber astewes


    Jede Interpretin und jeder Interpret, die diese hoch komplexe und äusserst schwierig zu spielende beherrschen, und das sind wenige Musikerinnen und Musiker, ist hörenswert.


    Die Barockgeigerin Rachel Podger ist sicher auch eine gute Wahl. Ich mag ihre Bach- und Mozartaufnahmen, die ich mit ihr besitze.


    Das SACD Format ist eine erfreuliche Sache, sofern man einen tauglichen Player und die nötigen Lautsprecher verfügt.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Keines der Tamino-Mitglieder, die sich am Thread beteiligt haben und fachkundig ihr Wissen einbrachten, ist noch aktiv. Ich bin bewundernder Laie der Musiker. seicento, Timo und astewes gehören noch zum Mitgliederbestand.


    Eine ältere Aufnahme der Rosenkranzsonaten aus dem Jahr 1983 ist in dieser Junghänel-Box enthalten, die ich preiswert erworben hatte. Sie fand schon Erwähnung im Thread.



    Manche der gelobten Aufnahmen sind beim Werbepartner nicht mehr erhältlich. Antiquarisch wird man fündig. Die Aufnahme mit Maya Homburger, die ich in Beitrag 79 erwähnt hatte, kann man auf der Webseite der Musikerin bestellen.



    Es gibt eine Reihe von neueren Einspielungen der Rosenkranzsonaten.



    Amandine Beyer, Gli Incogniti




    Mayumi Hirasaki (Violine), Jan Freiheit (Viola da gamba), Michael Freimuth (Laute & Theorbe), Johannes Loescher (Violone), Christine Schornsheim (Cembalo & Orgel)




    Meret Lüthi (Violine & Direktion), Les Passions de l'Ame


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Da ich Amadine Beyer Live gehört habe mit den Rosenkranz Sonaten, ist sie meine absolute Favoritin!


    Die CDs mit Meret Lüthi habe ich auch, aaaaaber ihr Spiel kommt nicht an Amadine Beyer heran, was jetzt nicht heißen soll, dass ihr Spiel nicht gut wäre.


    Noch eine Anmerkung, Gunar Letzbor.....


    19962019


    Die erste habe ich geliebt, und ich dachte bei der Neuen dich liebe die erste immer noch kommt noch was, aber ......die erste liebe ich immer noch.

    Noch eine die mir am Herzen liegt Ist die mit Alice Piérot!



    Die Rosenkranz Sonaten kann man doch nur lieben, immer wenn ich sie höre denke ich, sie sind wie ein Türöffner in den Bereich Alte Musik.......und ich möchte es auch so empfehlen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Die Rosenkranz Sonaten kann man doch nur lieben, immer wenn ich sie höre denke ich, sie sind wie ein Türöffner in den Bereich Alte Musik.......und ich möchte es auch so empfehlen!

    Meine volle Zustimmung.

    Dies war meine erste Aufnahme (und auch die erste CD, die ich mir als download gekauft habe):


    Und dann kamen nach und nach

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    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Es muss jedem klar sein: Wer diese anspruchsvolle Musik auf der Violine spielt, ist ein absoluter Könner. Ich staune, wie viele Aufnahmen in der Vergangenheit entstanden sind und entstehen und sich der Herausforderung stellen.

    Die Scordura (das Umstimmen der Saiten) verlangt eine absolute Beherrschung des Instrumentes. Man kann das in Thread nachlesen, was das bedeutet. Ich habe für jeden Geiger und jede Geigerin höchste Achtung, wenn sie den 8000er der Violine-Literatur spielen.

    Meine Meinung: Kommt hinzu, dass die Werke geistig durchdrungen sein wollen, wenn sie interpretiert werden.


    Die zweite Scheibe der Maya Homburger-Aufnahme lässt sich auch auf dem neuen Player abspielen. Weil es ein kauf nach einem Konzert war, konnte ich die Doppel-CD nicht umtauschen. ;(


    Die beim Werbepartner nicht mehr erhältliche Aufnahme mit Alice Pierot und Les Veilleurs de Nuit habe ich mir antiquarisch angeschafft. :jubel:


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Es gibt ja kaum Bücher über Biber ......



    Klappentext

    Heinrich Ignaz Franz Biber hatte ein Faible fürs Bizarre. Das ist nicht verwunderlich, war er doch ein zutiefst barocker Mensch und Künstler. Unberechenbar war er, ehrgeizig, exzentrisch. Er liebte die Extreme, die Superlative. In seinen Instrumentalwerken verschmolz er Heterogenstes zu einer Einheit: ausschweifende Improvisationen, glanzvolle Rhetorik, gefällige Spielmannskunst, betörende Klangsinnlichkeit, strengstes Formbewusstsein. Nur eines war er nie und wird er für uns nie sein: langweilig.

    Der Band führt in kompakter und anschaulicher Weise in Leben und Werk Bibers ein. Als ein im besten Sinne populärwissenschaftlicher Abriss möchte er den interessierten Musikliebhaber dazu anregen, sich tiefer mit dieser faszinierenden Musikerpersönlichkeit des süddeutsch-österreichisch-böhmischen Hochbarocks zu beschäftigen.



    Vorwort 7

    7 Tobias Klein Das Leben 9 Kremsier (1668-1670)

    11 Salzburg (1670-1687) 13 Salzburg (1687-1704)

    18 Randolf Jeschek Das Werk

    25 Das Wichtigste im Überblick

    25 Die Rosenkranz-Sonaten

    34 Sonatae Violino solo 1681

    55 Biber heute

    72 Werkverzeichnis

    81 Ausgabenverzeichnis


    Wenigstens etwas lesenswetes! Das erinnert mich an Monteverdi über den es auch nur 1 Buch gibt, ausgenommen RoRoRo!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Mich wundert ein wenig, dass in dem ganzen Thread der Name Susanne Lautenbacher noch nicht gefallen ist. Von ihr dürfte wohl die Ersteinspielung der Rosenkranz-Sonaten stammen. 1962 erschien die LP-Cassette bei VOX. Als ich mir mein Exempla in den 1980er Jahren kaufte, war die Anzahl verfügbarer Aufnahmen immer noch sehr überschaubar. Da ich die Platten schon länger nicht mehr auf dem Teller hatte, kann ich dazu aktuell nichts sagen. In diesen Thread gehört die Erwähnung dieser Aufnahme unbedingt:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Da ich zum Tamino-Forum durch eine Webrecherche zu den Rosenkranz-Sonaten gekommen bin, melde ich mich hier zu Wort.

    Vor kurzem gab es an Radio DRS 2 einen spannenden Podcast zu neueren Aufnahmen der Sonaten. https://www.srf.ch/audio/disko…nkranzsonaten?id=12437309

    Hochinteressant: 2016 gab es schon einmal eine Diskothek hierzu mit einem anderen Team. Und die Siegerin von damals, Maya Homburger, landet auch 2023 fast auf dem ersten Platz, ein ganz anderes Team wählt aus!

    Ich habe derzeit 33 Gesamteinspielungen gesammelt. Faszinierend die Vergleichsmöglichkeiten.

    Falls es jemand interessiert, habe ich auch eine Reihe von Texten zum Thema, zumeist elektronisch.

  • Aber ein Hörbuch: https://www.orellfuessli.ch/sh…rtikeldetails/A1055386598

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