Händel: Cembalo/Klavierwerke

  • Zitat

    Original von miguel54
    Habe gerade in einem CD Booklet von Brilliant Classics (Telemann's Pariser Quartette mit Musica ad Rhenum) gelesen, dass Michael Borgstede an einer Einspielung der Händel-Suiten bastelt. Wenn die so gut werden wie sein Couperin .....


    Es ist jetzt eine 4-CD-Box mit Borgstede erhältlich:



    anscheinend die Sammlungen von 1720 und 1733 komplett erhalten. Werde ich wohl anschaffen müssen (da ich noch keine ganz überzeugende Aufnahme der 1733er habe)...


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Werde ich wohl anschaffen müssen


    Nur gut, dass die CDs der Firma nicht so kostspielieg sind.
    Allerdings hat Borgstede bei mir im direkten Vergleich zu Rousset (Couperin) nicht als Sieger abgeschnitten, obwohl ich sein Spiel ganz sympathisch finde.


    Meine Refernzen bei Händel sind immer noch Dantone und Ross. :yes:

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Nur gut, dass die CDs der Firma nicht so kostspielieg sind.
    Allerdings hat Borgstede bei mir im direkten Vergleich zu Rousset (Couperin) nicht als Sieger abgeschnitten, obwohl ich sein Spiel ganz sympathisch finde.


    Meine Refernzen bei Händel sind immer noch Dantone und Ross. :yes:


    Aber Ross ist z. Zt. völlig vergriffen (was ist eigentlich mit dessen Bach-Partiten, die sind erhältlich?) und Dantone (den ich auch angeschafft habe) hat nur die berühmten Suiten. Mir geht es hauptsächlich um eine ordentliche Aufnahme der weniger bekannten Stücke.


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    was ist eigentlich mit dessen Bach-Partiten, die sind erhältlich?


    Die halte ich ebenfalls für nahezu konkurrenzlos, genauso wie das Ital. Konz., das es ja für 1 Appel & 1 Ei gibt. :yes:

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Mir geht es hauptsächlich um eine ordentliche Aufnahme der weniger bekannten Stücke.


    Ich bin gespannt, was Borgstede da ausgewählt hat - wenn ich die kleine Ausgabe des HWV aus dem Regal ziehe (die allerdings von 1986 ist) finde ich da so viele Bearbeitungen usw. von Stücken aus Opern etc., das ist sicher nicht alles in Noten ohne weiteres greifbar und nicht alles von Händel. Nicht einmal Krapp hat das alles aufgenommen, und so berauschend ist vieles auch nicht, dazu war Händel zu sehr Improvisator und nicht so perfektionistisch wie Bach, der weit weniger veröffentlicht, aber dafür alles viel besser ausgearbeitet hat.


    Die Box werde ich sofort bestellen - danke für den Hinweis!

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    ... (was ist eigentlich mit dessen Bach-Partiten, die sind erhältlich?)


    Bei JPC zu finden:


  • Zitat

    Original von miguel54
    Bei JPC zu finden


    Die Partiten habe ich nicht entdecken können.
    Auf dem Marktplatz sind sie aber auch nicht teuer.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Die Partiten habe ich nicht entdecken können.
    Auf dem Marktplatz sind sie aber auch nicht teuer.


    Ich habe einfach nach "Scott Ross" gesucht, und da waren sie - wenn sie bei JPC so im Katalog sind, sind sie auch lieferbar.

  • Zitat

    Original von miguel54
    Ich habe einfach nach "Scott Ross" gesucht, und da waren sie - wenn sie bei JPC so im Katalog sind, sind sie auch lieferbar.


    Stimmt, so gehts.
    Gibt man in der ausführlichen Suche alle möglichen Suchwörter ein, bleiben sie verschwunden.
    Seltsames System. ?(

  • Vor einer Stunde ist das Päckchen von JPC angeliefert worden, und was habe ich als erstes aufgelegt?



    Wie Johannes vermutet hat, enthält die Box auf 4 CDs die Sammlungen von 1720 und 1733 komplett - alle 16 Suiten - und verschenkt damit eine ganze CD Spielzeit, weil keine Scheibe außer der ersten (60 1/2 Minuten) die Stundengrenze überschreitet. Da hätte man zur Kurzweil doch noch einige der nicht zu den zwei Publikationen gehörenden Werke unterbringen können ..... :(


    Mit Borgstedes Spiel bin ich allerdings zufrieden - später mehr.

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  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    ... und Dantone (den ich auch angeschafft habe) hat nur die berühmten Suiten. Mir geht es hauptsächlich um eine ordentliche Aufnahme der weniger bekannten Stücke.
    JR


    Auf der zweiten CD von Dantone ist wenigstens eine Handvoll dieser Stücke - und die spielt er doch fantastisch gut, oder?

  • Zitat

    Original von miguel54


    Mit Borgstedes Spiel bin ich allerdings zufrieden - später mehr.


    Naja - war ich zufrieden, beim ersten Hören. Je öfter ich diese Einspielung höre, umso mehr ärgere ich mich über die verpassten Chancen.


    - Instrumente: ein flämisches für die Suiten von 1720, ein Mietke-Nachbau für die von 1733. Was hat Händel mit Mietke zu schaffen? Braucht Borgstede Nachhilfe in der Geschichte des deutschen Cembalobaus? Der Klang dieser beiden Instrumente ist nicht kernig genug, zu harmlos und nett, um die Grandiosität von Händel zu vermitteln.
    - Interpretation: es läuft alles ganz nett, aber Begeisterung will keine aufkommen. Vom Klang der nicht optimalen Cembali abgesehen, schafft er es nicht, die Virtuosität, die Händel nach zeitgenössischen Berichten zur Schau stellte, nachempfinden zu lassen. Das schaffen alle anderen genauso gut oder sogar besser, Dantone, Tilney, Ross, Alvini, auch Yates, deren Aufnahme davon deutlich mehr vermittelt. Borgstede spielt flott, an Technik mangelt es ihm nicht, eher am inneren Zugang. Bei Händel ist die Fantasie des Spielers mehr und anders gefragt. Händels Noten sind nur ein Abglanz seiner Kunst, hätte nicht ein Raubdruck gedroht, hätte er vielleicht nichts von seiner Cembalomusik gedruckt. Die zweite Sammlung enthält sozusagen nur "Reste", Stücke, die zum Teil noch aus der Hamburger Zeit stammen könnten, und nachlässig zum Druck vorbereitet wurden. Die Arbeit, sich durch die vielen kleineren Stücke in der Halleschen Händel-Augabe zu wühlen, hat sich Borgstede gespart, und nur die sog. Suiten aufgenommen, mit Ausnahme der G-dur Chaconne HWV 422, die ihm zu langweilig war - das hinterlässt zwiespältige Gefühle bei mir.
    - Stimmung: hier vertritt er den durch eine Quelle belegten Ansatz, das Instrument in etwa gleichschwebend zu stimmen - das klingt interessant.
    - Verzierungen: er benutzt Gottlieb Muffats Manuskripte, der seine eigenen Verzierungen anbrachte, tun das die anderen auch? Ebenso interessant,


    Fazit, nicht schlecht, aber nicht die beste Aufnahme, eher eine gute Pflichtdarbietung als eine überzeugende Kür. Mehr Ésprit bietet z.B. Dantone, mehr Eleganz Yates. Diese Aufnahmen und Ross rücken Händel eher in die Nähe Bachs, was kompositorische Qualitäten anbelangt, als Borgstede.


    Händel kommt einfach aus einer anderen Strömung der Cembalomusik als Bach, und gerade wegen seiner improvisatorischen Fähigkeiten, die sich nie in seinen Noten niedergeschlagen haben, werden wir seine Tastenkünste wohl nie adäquat nachempfinden können, ähnlich wie die Wilhelm Friedemann Bachs.



  • Ich mir Sophie Yates's Händel nochmal zu Gemüte geführt - sie schneidet sehr gut ab, löst Begeisterung für diese Musik bei mir aus, und darauf kommt's doch an! Nochmal eine Empfehlung, zumal ihr Cembalo - eine Kopie des sog. "Colmar-Ruckers" - wesentlich besser und kraftvoller klingt und aufgenommen sit als Borgstedes.


  • Zitat

    Original von miguel54
    Ich mir Sophie Yates's Händel nochmal zu Gemüte geführt - sie schneidet sehr gut ab, löst Begeisterung für diese Musik bei mir aus, und darauf kommt's doch an! Nochmal eine Empfehlung, zumal ihr Cembalo - eine Kopie des sog. "Colmar-Ruckers" - wesentlich besser und kraftvoller klingt und aufgenommen sit als Borgstedes.


    Da ich von Borgstede eine ganze Menge halte, habe ich das ganze umgekehrt gemacht: Erst ihn, dann Yates. Beide mit der Chaconne/Suite No. 2 von 1733.
    Bei mir hat Borgstede gewonnen. :D


    Aber da handelt es sich wohl wirklich nur um geschmackliche Präferenzen.
    Während B. das Stück einheitlicher angeht, gibt es bei Y. stärkere Kontraste. B. spielt ein ziemlich deutliches Non-legato, Y. bindet mehr, was manchmal ein bisschen zur Undeutlichkeit beiträgt, die allerdings hauptsächlich auf die distanziertere Aufnahme zurückgeht. Bei B. sind die Mikrophone näher dran, und ich kann jeden einzelnen Ton identifizieren.
    Die Verzierungen fallen bei B. etwas sparsamer aus, dafür stören mich bei Y. die manchmal unmotiviert wirkenden Auflösungen in schnelle (An-)Läufe, die den Fluss eher stocken lassen.
    Geschmacksache sind auch die Cembali. Mir gefällt B.s Mietke-Kopie mit ihrer kraftvollen Präsenz besser als Y.s etwas diskreter wirkender Ruckers-Nachbau. Aber auch daran trägt die Aufnahmetechnik wohl ein gerüttelt Maß an Mitschuld.
    Was ich Y. nicht verzeihe ist ihr "Gas geben" - gegen Ende wird sie allmählich immer ein bisschen schneller.
    Bei B. haben wir eine eher auftrumpfende Geste, die den ganzen Ablauf beherrscht, bei Y. gibt es retardierende Momente auf dem kleinen 8', bis sie am Ende das ganz große Fass aufmacht.


    Gibt's ein Fazit?
    Für mich kein eindeutiges, aber immerhin: Wer sich zwischen beiden entscheiden will, sollte sich beide vorher anhören. Und Dantone dann gleich auch noch, der spielt das wieder anders.

  • Vielleicht begückt uns ja Leon Berben mit einer Händel-CD - im Konzert in Mainz am 4. Oktober konfrontiert er Händel mit Bach (der Kommentar auf der verlinkten Konzertankündigung ist bescheuert!). Ich bin gespannt, welches Instrument er anschleppt.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    ..... Aber da handelt es sich wohl wirklich nur um geschmackliche Präferenzen.


    Das denke ich auch. Bei mir ist der springende Punkt, daß Sophie Yates bei mir Begeisterung für diese Musik auslöst, und das schafft Borgstede längst nicht so gut. Das ist natürlich ein reichlich subjektives Kriterium ...

  • Zitat

    Original von miguel54
    Vielleicht begückt uns ja Leon Berben mit einer Händel-CD - im Konzert in Mainz am 4. Oktober konfrontiert er Händel mit Bach (der Kommentar auf der verlinkten Konzertankündigung ist bescheuert!). Ich bin gespannt, welches Instrument er anschleppt.


    Berben schleppte seinen Couchet-Nachbau von Kroesbergen an - also einen franko-flämischen Typus, 2-manualig, 1 4", 2 8" Register - das mir für Bach (Partita IV D-Dur BWV 828 und Chromatische Fantasie und Fuge BWV 903) etwas zu leichgewichtig war, da fehlte der gravitätische Bass und etwas Wucht. Für den Händel ging es, weil er mit viel Verve und improvisatorischem Geist heranging, er spielte die Suite VII g-moll HWV 432 und die Chaconne G-Dur HWV 435 in einem Zug.
    Interessant, wie bei Berben der Bach immer irgendwie nach Orgel klang, der Händel nach Orchester - man hätte die Akkorde gerade so Streichern aufs Pult legen wollen. Auch die Einflüsse: Bei Bach höre ich viel Norddeutsches, Buxtehude, Böhm, bei Händel höre ich Fischer und ein wenig Französisches - verschiedene "Schulen", denke ich.


    Ein schönes Cembalo, aber für meinen Geschmack für diese Musik etwas zu leicht. Den Händel hat er sehr gut gespielt, bei Bach versucht er die Motorik durch agogische Tricks aufzubrechenm die dann aber den rhythmischen Fluss stören und hakelig wirken. Oder es fehlt ihm noch der letzte Tick Souveränität, um es völlig organisch umzusetzen - Berben ist Jg. 1970 - ist er schon auf der Höhe seiner Kunst? Der Gestus hat gestimmt - vielleicht war es nur die unausweichliche Imperfektion des Konzerts mit Risikofreudigkeit?

  • Hiermit gibt es endlich eine komplette CD mit Händelschen Cembalostücken, auf einem wirklich adäquaten Instrument eingespielt:



    Siegbert Rampe hat heimlich und leise über Händel und die von ihm verwendeten Cembali geforscht, für den Band über die Instrumentalwerke des Händel-Handbuch, und neue Erkenntnisse gewonnen.
    Daß Händel 1712 ein in Hamburg gefertigtes Cembalo mit nach London genommen hatte, ist 1959 von Raymond Russell publiziert wordem, fand aber wenig Echo unter Interpreten. Rampe fand Hinweise, daß Händels Gerät mindestens ein 16' Register besaß, und wohl insgesamt 6 (!) Register aufwies: 16' 16' 8' 8' 8' 4' oder 16' 16' 8' 8' 4' 4' - verteilt auf zwei oder drei Manuale. Ein vom Maler Thornhill ausgestatteter Deckel lässt aufgrund seiner Ausmaße auf die Mensur schließen. Rampe äußert sich im Begleittext ausführlich über Bedeutung dieser großen Cembali.
    Das von ihm gewählte ist 2004 von Matthias Kramer in Rosengarten gefertigt, nach Christian Zell, Hamburg 1728, aber keine exakte Kopie, sondern eine Rekonstruktion aufgrund verschiedener Instrumente mit 16' Register. Es ist ein ähnlicher Hammer wie Staiers Hass (das Staier übrigens gehört, wie ich im neuen Heft von Concerto lesen konnte) - wenn ich Händel auf diesem mächtigen Cembalo höre, verstehe ich, warum er mit Bach und Scarlatti in einem Atemzug genannt werden muß. Rampe spielt grandios, durch die starken Farben der Register klingt es manchmal wie ein vierarmiger Musiker. Dieser Klang ist sicher für die meisten gewöhnungsbedürftig, aber die Wiederbelebung des Cembalo mit 16' Register scheint unaufhaltsam voranzuschreiten! Durch den recht tiefen Stimmton von a1=408 Hz und eine spezielle leicht mitteltönige Stimmung klingt es kräftig und dunkel.


    Leider steht kein Vol. 1 auf der CD, aber man kann sich ein paar Fortsetzungen nur wünschen.


    Das Programm der CD:
    Suite 3 d-moll HWV 428
    Chaconne G-Dur HWV 430 Anh. (Erstaufnahme)
    Sonata for a harpsichord with double keys G-Dur HWV 579
    Chaconne HWV 435 G-Dur (1. Fassung, Erstaufnahme)
    Prélude F-Dur HWV 567
    Suite 2 F-Dur HWV 427
    Capriccio g-moll HWV 483
    Suite 7 g-moll HWV 432

  • Zitat

    Original von miguel54
    Daß Händel 1712 ein in Hamburg gefertigtes Cembalo mit nach London genommen hatte, ist 1959 von Raymond Russell publiziert wordem, fand aber wenig Echo unter Interpreten.


    Da muss die erste Auflage von "The Harpsichord & Clavichord" gemeint sein. In der zweiten von 1973, die ich habe, steht das dann nicht mehr drin (oder ich habe es trotz des ausführlichen Registers noch nicht gefunden). Wohl ist da aber die Rede von "Handel's Harpsichord", das in einer Anzeige des Morning Herald 1788 zum Verkauf angeboten wurde. Darin heißt es, dass das Instrument – "a capital double key'd harpsichord by Burcat Shudi made for the immortal Handel and used by him till his death at the different concerts in London" – vier Register hätte: 2 unisono, eine Ober- und eine Unteroktav, was ja 2 x 8', 1 x 4' und 1 x 16' bedeuten müsste. Wie seriös die Annonce formuliert ist, lässt sich natürlich schlecht beurteilen.


    Außerdem gibt es die Inventarliste der Musikintrumente des Duke of Chandos, Händels Mäzen, die Pepusch 1720 angelegt hat. Da tauchen mehrere Cembali, Spinette etc. auf, u. a. ein Cembalo mit Darmsaiten, also so etwas wie ein Lautenclavier. Zwar ist da kein 16' dabei, aber es ist auch so ganz interessant.


    In Russels Kapitel "Handel's Harpsichord" geht es um die Anwartschaft zweier Ruckers-Cembali auf den Titel des "large Harpsichord", das in Hs Testament erwähnt wird.
    Am Schluss taucht der besagte Thornhill-Deckelentwurf auf, den er allerdings mit dem Shudi-Instrument aus der Anzeige von 1788 in Verbindung bringt.


    Schließlich gibt es noch das Händel-Portrait, auf dem er sinnend vor einem Cembalo sitzt, von dem man allerdings nur sehr wenig sieht. Immerhin hat Michael Cole herausgefunden (will herausgefunden haben), dass es sich um ein Instrument von William Smith, London, handelt, das heute in der Bate Collection in Oxford steht (ein Manual, 2 x 8').


    Dass Händel einen großen Kasten aus Hamburg mitgebracht hatte, wurde ja schon länger vermutet, und wenn Rampe das nun belegen kann – umso besser.


    Aber wenn man sich die Vielfalt der Instrumente betrachtet, mit denen H zu tun hatte, die er selbst in Besitz hatte oder die er zumindest gekannt haben muss, relativiert sich die Frage nach dem einen originalen Händelcembalo doch wieder ein bisschen.


    Aber selbstredend wird so ein grandioses Schlachtschiff einen ungeheuren Effekt machen.


    Fazit: Jetzt hast Du nicht nur schon wieder mein Geld für eine CD augegegeben :D , offenbar muss man sich nun auch wenigstens den entsprechenden Band des Händel-Handbuchs zulegen.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Fazit: Jetzt hast Du nicht nur schon wieder mein Geld für eine CD ausgegegeben :D , offenbar muss man sich nun auch wenigstens den entsprechenden Band des Händel-Handbuchs zulegen.


    Geteiltes Leid ist halbes Leid - oder, wenn man den Genuß und Gewinn beim Lesen und Hören in Rechnung stellt, geteilte Freud' :D :yes:
    ... den Jahrbuch-Band kann ich mir allerdings erst im Februar, nach unserem zum Jahresende anstehenden Umzug leisten.



    Laß hören, wie Dir Rampe diesmal gefällt! :hello:

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  • Lieber Johannes,
    um diese Anschaffung wirst Du nicht herumkommen.



    Zitat

    alle Originale von Johannes Roehl
    Warum läßt man es nicht klingeln, krachen, zirpen? Mag sein, dass es auf Dauer nerven könnte, aber ich würde das schon gerne mal in exzessiver Anwendung bei Trios, seconde volte etc. hören.


    Dass es vergebliche Liebesmüh' sein dürfte, den durchschlagenden Eindruck zu emulieren, den il caro Sassone bei live performances den Quellen nach hinterließ, ist klar. Aber ein bißchen mehr Verve und Persönlichkeit dürfte man schon erhoffen.


    Mir geht es hauptsächlich um eine ordentliche Aufnahme der weniger bekannten Stücke.


    Es ist, als hätte Rampe alle Deine Wünsche erhört.


    Für mich ist das die beste und beeindruckendste Aufnahme, die Rampe bisher an Tasten gemacht hat.
    Über ein paar Feinheiten ließe sich streiten, aber die Aufnahme gehört neben Staiers „Hamburg 1734“ ins Regal.


    Höchstmögliche Jubelpunktzahl:



    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Zitat

    Original von miguel54
    Laß hören, wie Dir Rampe diesmal gefällt!


    Frage beantwortet? :D


  • Da steht sie bei mir jetzt auch. Genauer: sie steht nicht dort, sondern dreht sich im Player!
    Das ist ist in der Tat ziemlich wuchtig und wie Miguel oben schrieb, hatte ich auch manchmal den Eindruck, daß da mehr als zwei Hände (oder mehr als ein Instrument) am Werk sind.
    Das wäre auch fast schon der einzige Einwand, daß er mehr als Staier auf der 1734-CD die "zarteren" Töne vielleicht ein wenig zu kurz kommen läßt. Sehr schön aber doch in den langsamen Sätzen der F-Dur-Suite!


    Jetzt noch eine zweite Folge und noch eine mit Staier auf dessen Maschine, bitte!


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hinweis: Es gibt die weiter oben gelobte Einspielung der "1720" Suiten mit Scott Ross, sowie einiger weiterer Werke (3 Suiten aus der 1733 Sammlung u.a.) mit Olivier Baumont nun gekoppelt mit Koopmans Orgelkonzerten in einer der von Warner zum Jubiläumsjahr herausgebrachten Boxen (insg. 6 CDs).
    Beim englischen Versender "http://www.prestoclassical.co.uk" kostet die inkl. Versand < EUR 20, aber auch in D ist sie durchaus erschwinglich. Ich habe mal bestellt... (schlechten Gewissens, aber egal...) Dann reicht's aber, dann sind im Händeljahr nur noch Werke erlaubt, die noch gar nicht im Regal stehen...



    :hello:


    JR

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  • Hallo !


    Ich möchte auf jedenfall die aktuell erschienene Aufnahme der Suiten
    mit Ragna Schirmer hier empfehlen.



    Schirmer hat die Suiten auf einem Steinway Flügel eingespielt und geht hier, wie sie auch im Booklet zu den 3 CD`s verlauten lässt, bewusst damit einen anderen Weg.


    Selbst Glenn Gould hat die Suiten auf einem Cembalo, 1961 eingespielt.


    Schirmer überzeugt mich absolut durch ihre Interpretation auf dem Steinway.


    Die Suiten werden "luftig" und locker gespielt ohne dabei, ich will es mal so nennen, "sahnig" zu wirken.
    Diese Gefahr besteht, meiner Meinung nach,wenn man sie auf dem Flügel spielt.


    Für jemanden, der den Händel mal auf dem Flügel hören möchte eine unbedingte EMPFEHLUNG !


    :hello:


    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms


  • Sie dürfte damit beinahe konkurrenzlos sein. Die einzige ernsthafte Alternative Richter/Gavrilov (EMI) ist klanglich eher mies und auch sonst ziemlich eigenwillig (reicht mir aber momentan als Klavierversion). Keith Jarrett und Perahia haben je nur eine kleine Auswahl eingespielt. Daher dürfte sie sich, auch dank Händeljahr vielleicht sogar einigermaßen verkaufen.


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)


  • Hallo Holger,


    die Aufnahme gefällt mir ausgesprochen gut- ich habe sie in den letzten Tagen öfters gehört. (Sagen wir besser: Einige Teile davon, es sind ja immerhin drei CD´s :D ) Deine Beschreibung des Klanges bringt es auf den Punkt- wie ich finde.


    Wenn ich in den Osterferien dazu komme schreibe ich gerne noch etwas zu der Aufnahme. In der neuen Ausgabe des FonoForums ist ein Interview mit Ragna Schirmer zu lesen, in dem sie sich auch zu ihrer Händel-Einspielung äußert. Wenn es eine Aufnahme mit Flügel sein soll, dürfte Ragna Schirmer im Augenblick erste Wahl sein.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Vielen Dank für den interessanten Hinweis auf die Einspielung mit Ragna Schirmer!


    Soeben habe ich probegehört, und obwohl ich diese Musik im Ausgangspunkt klar als Cembalomusik sehe, finde ich doch, dass sie mit ihrem Spiel sehr überzeugend und auch stilbewusst ( historisch informiert) klingt.


    Pianistisch ist es absolut erstklassig, was sie da macht. Es ist nämlich unglaublich schwer, diese Leichtigkeit, das Tänzerrische, diese ausgefeilte Artikulation und nicht zuletzt die Ornamente auf einem Flügel so geschmackvoll darzustellen, wie sie das hier tut.
    Die Triller gehen z.B. auf einem guten Cembalo leichter. Da der Flügel im Gegensatz zum Cembalo anschlagsdynamisch ist, setzt man sich bei solchen Ornamenten viel eher der Gefahr aus, das Einzeltöne ungewollt herausknallen.


    Toll finde ich auch ihre geschmackvolle, zurückhaltende Pedalisierung. Eine Triller braucht z.B. etwas Pedal, weil der auf dem Flügel durch den weicheren Klang nicht den Glanz entfalten kann, wie auf dem Cembalo. Durch das Pedal klingt es dann -für mich jedenfalls- angenehmer. Gould würde widersprechen...


    Es darf sonst nur nicht nach ständigem Pedal klingen, weil es dann mit Barockmusik nichts mehr zu tun hat. Aber die in den Präludien eingesetzen Arpeggios sollten schon etwas Pedal bekommen, damit der rauschende Effekt, den das Cembalo durch seinen Klang von Haus aus mitbringt dieser Musik auch mit dem Klang des Flügels zuteil werden kann.


    Meinem Eindruck nach, macht Ragna Schirmer ihre Sache hier also sehr gut. Die CD kommt mir auf die Liste - es wäre nicht meine erste CD mit dieser Pianistin.


    LG :hello:
    Glockenton


    Die letzten vier postings wurden in den Ragna Schirmer gewidmeten thread eingefügt; ich habe sie aber hier auch drin gelassen.


    JR


    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Olivier Baumonts erste Händel-CD bei Erato ist momentan nicht einmal gebraucht zu haben:



    Die zweite (die mir noch fehlt, deshalb habe ich's mal versucht, sie zu bestellen) steht bei amazon aber plötzlich wieder als lieferbar:



    Beide sind aber, zusammen mit Scott Ross' Händel und Koopman's Orschelkonzerten in dieser Box enthalten:



    Weggelassen wurden die Aufnahmen Baumont's, die Ross' gedoppelt hätten.

  • Zitat

    Original von Glockenton
    Soeben habe ich probegehört, und obwohl ich diese Musik im Ausgangspunkt klar als Cembalomusik sehe, finde ich doch, dass sie mit ihrem Spiel sehr überzeugend und auch stilbewusst ( historisch informiert) klingt.


    Ich bin hell begeistert von Ragna Schirmers Einspielung! Wobei ich die Werke hier erstmals höre und auch die anderen Einspielungen der Pianistin nicht kenne. Frau Schirmer habe ich einmal vor Jahren im Konzertsaal erlebt, als sie, gemeinsam mit dem Gewandhausquartett, Schumanns Klavierquintett aufführte (leider keine angenehme Erinnerung: die Herren Streicher spulten ihr Programm routiniert herunter und auch die Pianistin hatte nicht ihren besten Tag, auch wenn sie sich redlich mühte).


    Umso überzeugender, was ich gerade höre; besonders frappant finde ich, wie R. Schirmer es schafft, mit ihrem Steinway den in der Musik angelegten Cembaloklang deutlich zu machen: Ich habe beim Hören den Eindruck, daß hier beide Sphären, die historische und die moderne, übereinandergelegt sind, was ich äußerst spannend finde - wie seinerzeit schon bei Glenn Gould und Bach. Wahrscheinlich wird, wer diesen ablehnt, auch bei Schirmer auf Probleme stoßen, und umgekehrt, wer Goulds Bach schätzt, müßte auch Schirmers Händel mögen. Aber ich kann mich täuschen. In einem Interview des FonoForum (04/09) nennt Ragna Schirmer auf die Frage, wer sie als Musikerin beeinflußt habe, übrigens Glenn Gould als einen "der ganz Großen"; er inspiriere sie "in seiner Exzentrität, weil er so mutig ist. Weil er gezeigt hat, wie man seinen eigenen Weg geht. Man darf auch mal Fehler machen, vielleicht auch mal einen Schritt zu weit gehen, aber man muss seiner Linie treu bleiben".


    Auch habe ich beim Hören zwei Déjà-vu-Erlebnisse: Einmal natürlich in Bezug auf Brahms' Händel-Variationen (Vorlage: die Aria con variazioni aus der Suite B-dur, HWV 434), dann kam mir Stanley Kubricks Film Barry Lyndon, erst kürzlich im Programmkino wieder einmal gesehen, in den Sinn: Jetzt ist mir klar, daß der leitmotivisch verarbeitete Rhythmus, der den Film in einigen Veränderungen durchzieht und musikalisch dominiert (faszinierend!), nicht von Vivaldi stammt, wie ich angenommen hatte, sondern aus der Sarabande der Suite d-moll, HWV 437 stammt. Also waren mir Händels Suiten bislang wenigstens nicht gänzlich unbekannt.


    Zitat

    Original von HolgerB
    Die Suiten werden "luftig" und locker gespielt ohne dabei, ich will es mal so nennen, "sahnig" zu wirken.


    Höre ich auch so; eindrucksvoll auch, wie klar und feinfühlig die Pianistin die einzelnen Charaktere der Stücke herausarbeitet: eine wirklich große Edition. Danke für den Tip!

  • Zitat

    Original von miguel54
    Die zweite (die mir noch fehlt, deshalb habe ich's mal versucht, sie zu bestellen) steht bei amazon aber plötzlich wieder als lieferbar:



    Das war ein Irrtum seitens amazon, wie sie mir inzwischen mitgeteilt haben - diese CD ist nach wie vor gestrichen.

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