Gottlob Frick, der schwärzeste aller Bässe

  • Zwei Bemerkungen noch zum Meister:


    Hinsichtlich der bereits zu recht gelobten Individualität des Sängers finde ich hervorhebenswert, dass sie nicht nur auf der großen Eigenart der Stimme beruht, sondern sich vielmehr aus der gesamten sängerischen Signatur ergibt.
    Ein Sänger, den man auch sofort an seinem Singen erkennt, nicht nur an seiner Stimme.


    Zweitens ist es immer wieder verblüffend, wie subtil er sein gewaltiges Organ einsetzt. Ich nahm das erst neulich wieder einmal zur Notiz, als ich die deutsche Rundfunkproduktion der "Forza" unter Schmidt-Issersted hörte, wo Frick den Padre Guardiano singt. Ich hatte noch Siepi im Ohr, der mit stimmgewaltigem Wohlklang und balsamischem Legato überzeugt.
    Ich erwartete auch von Frick entsprechend machtvolle Entladungen, jedoch legt er die Partie viel lyrischer und verinnerlichter an.


    Gruß
    Sascha

  • Lieber Herr Kral,


    danke, dass Sie immer so schöne Bilder einstellen. Ich alter Depp schaffe das nicht. Ich kann nur antworten, was ich aber gerne mache.
    Der Boris war eine Partie, mit der Frick immer kämpfte. Er meinte, dass dafür eine russischere Stimme a la Ivan Petrow oder auch Talvela geigneter wäre. Gerade deshalb ist diese schwierige Geburt so interessant. Wenn mich nicht alles täuscht gab es sogar mal eine Fernsehausstrahlung wo Frick den Tod des Boris sang. Weiß hier jemand von den universell Informierten etwas davon?

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  • Hallo operus,


    glücklicherweise schützen weder Alter noch Torheit davor, Bilder einzufügen oder ähnliche technische Hürden des Forums zu meistern. ;)


    Es bedarf lediglich einiger Informationen, die hier zu finden sind.


    :hello:
    Sascha

  • Noch einmal zu Fricks "Sarastro" unter Klemperer


    Einspruch, Euer Ehren! Es ist richtig, dass Fricks Stimme auf Grund einer Erkrankung nicht die singuläre Pracht entfaltet, die man von ihm gewohnt ist. Er macht dies m.M. aber wett, indem er einen gebrechlicheren und sanftmütigeren Sarastro kreiert, der auf sympathische Weise einen nicht fehllosen Menschen zeigt, anstatt das Klischee des tyrannischen Despoten zu bieten, der seine Herrschsucht und rechthaberische Diktatorenmacht hinter dem Mäntelchen eines liebevollen Pontifex verschleiert. (Das kennen wir ja alle.)


    Hätte Crass den Sarastro übernommen, so wäre damit sicherlich ein Rekord gefallen, denn dann hätte er neben dem Sprecher, dem 2. Geharnischten und dem 2. Priester vier Partien zu absolvieren gehabt.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Da ich mir heute wieder die Klemperer-Zauberflöte angehört habe, fühle ich mich gedrängt, etwas - man möge mir verzeihen! - abzuschweifen.


    Diese grandiose Aufnahme rief mir vor allem in den Szenen mit Janowitz, Gedda, Berry et al. schmerzhaft in Erinnerung, welch grandiose Mozart-Stimmen es damals gab. Da waren noch Schöffler, Seefried, Güden, Casa, Grümmer, Mathis, Cotrubas, Schreier, Siepi, Holm, Rothenberger, Wunderlich, Kmentt, Dermota, Kunz, der junge Holecek oder Wächter ... Dazu die Dirigenten Krips, Böhm, Mitropoulos usw.


    Wohin, wohin seid ihr entschwunden?

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  • Hallo, Sascha, vielen Dank ich werde die Anleitungen studieren.
    Herzlichst
    Operus

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  • Da muss ich noch den "alten" Holecek, so von 1960 - 1970 dazu geben,


    Erich Kunz als unvergesslichen Papageno, die Loose als Susanne und Blonde sowie als Papagena (1 mal auch als Pamina - wirklich sehr gut), und


    Gottlob Frick war eigenlich neben Walter Kreppel mein Lieblings - Sarastro, Schöffler als Sprecher, dann Berry auch als Sprecher, ich mochte ihn auch als Papageno und die Damen waren bei uns schon immer grandios besetzt.
    1. Dame: sehr oft Scheyrer, Zadek, Malaniuk.....


    2. Dame: Christa Ludwig, Grace Hofmann...


    3. Dame: Hilde Rössl-Majdan, Elisabeth Höngen....



    Liebe Grüße Peter, aus dem noch immer verregneten Wien.

  • Hallo, Peter,


    da muss ich ein kleines Missverständnis aufklären: Ich meinte nämlich auch den jetzt 70jährigen Heinz Holecek (immer noch eine ungemein faszinierende Künstlerpersönlichkeit und ein Wiener Original, deren Spezies leider im Aussterben begriffen ist), der in den Sechzigern als junger, sensationeller Sing-Schauspieler Furore machte.


    Sein Sohn Sebastian zählt für mich heute übrigens zu den führenden Bass-Baritonen der Gegenwart.


    ... und es regnet noch immer!

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    Einmal editiert, zuletzt von Milletre ()

  • Zitat

    Original von Milletre
    Hallo, Peter,


    da muss ich ein kleines Missverständnis aufklären: Ich meinte nämlich auch den jetzt 70jährigen Heinz Holecek (immer noch eine ungemein faszinierende Künstlerpersönlichkeit und ein Wiener Original, deren Spezies leider im Aussterben begriffen ist), der in den Sechzigern als junger, sensationeller Sing-Schauspieler Furore machte.
    !


    Ihr kennt doch sicher seine Gesangsmethode nach Madame "Allegra Tacet" mit den Paraffineinspritzungen ins Gaumensegel? Genial... (wobei in der Szene ja auch eine glänzende Frick-Parodie dabei ist)

  • Das find' ich sehr richtig (lt. Tanzmeister in Ariadne) ...


    Diese geniale Parodie-Platte (jetzt CD) geniesst mit Recht absoluten Kult-Status.

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  • Lieber Milletre,
    liebe Operfreunde,


    Gottlob Frick hat sich diese Aufnahme, in der u. a. sein Gremin von Heinz Holocek ungemein echt parodiert wurde, oft angehört und immer seine Spaß daran gehabt.
    Herzlichst
    Operus

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  • und, lieber Milletre, das


    hat Heinz Holecek blendend gekonnt.


    ich kann mich erinnern, es muss so in den späten 60er Jahren gewesen sein, da war, auch mit Gottlob Frick, Arleen Auger, Erika Mechera, ein Opern-Nachmittag mit neuen Opernkomponisten,


    und dieser Nachmittag war sehr fad,


    aber was Heinz Holecek dann im Opern - Cafe aufführte, wo er alle parodierte, selbst die anwesenden Komponisten, fragt mich nicht wie die hießen, ich weiß es nicht mehr,


    das war dann ein so gelungener Abend, dass wir trotz eventueller Neubelebung des Opernspielplans,


    wir alle kamen aus dem Lachen nicht heraus, dehalb ist der eigentlich schnelle Verfall seiner Stimme, noch immer bei der Opern-Parodie verwendbar.


    Lieb Grüße aus Wien sendet Dir Peter.

  • Liebe Forianer,


    sicherlich wird es die Frick-Freunde erfreuen, dass ihr "Lobl" im Lieblingssänger Voting so hervorragend benotet und bei den Bewertungen in den zur Zeit gut laufenden TQM Threads in vielen Partien als Idealbesetzung bezeichnet wird. Dieses Urteil von unabhängigen, kompetenten Opernfreunden hätte wahrscheinlich sogar den überaus bescheidenen Gottlob Frick erfreut. Insgesamt eine schöne, verdiente Ehrung für den sympathischen großen Basisisten.
    Herzlichst
    Operus

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  • Lieber operus!


    Da freue ich mich auch mit Dir ganz herzlich.


    Dazu muss ich sagen, dass er vielleicht noch besser abgeschnitten hätte, hätte ich - wie manch andere auch - nicht nach Stimmlage aufgezählt, so dass ich vermute, mein Frick-Votum ist deshalb sehr kläglich (oder gar überhaupt nicht) gewertet worden.


    Nichtsdestotrotz herzliche Grüße nach Heil-, Öl- und sonstiges -bronn.


    So nebenbei: Die gestrige Capriccio-Premiere mit Fleming, Kirchschlager, Schade, Skovus, Hawlata, Eröd etc. war ganz aussergewöhnlich und hat wieder einmal gezeigt, dass unsere Staatsoper, wenn sie nur will, die allerbeste ist auf dieser Welt ...


    Ceterum censeo: Heut' kommen nicht gerade die Engerln nach Wien, vielmehr werden wir ab 18 Uhr von den nimmersatten Kroaten sozusagen zum Dessert verspeist.

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  • Lieber Milletre,


    Danke für Deine netten Botschaften. Es ist schon eine Freude, welche Anerkennung und Sympathie dem "Lobl" entgegengebracht wird. Besonders oft aus Wien. Er hat sich auch immer als Wiener gefühlt. Gott sei Dank, dass wir ihn im Alter wieder ins Ländle zurück holen konnten. Wenn Du mit Deiner Wertung für Frick nicht zufrieden bist, dann wiederhole sie doch.
    Übrigens die Kroaten haben Euch nicht verspeist. Es war ein großes Spiel von Austria. Nur die Glücksfee ist diesmal nicht nach Wien gekommen. Nach Deiner Aussagen war sie gestern in der Staatsoper. Freu Dich darüber du alter, lieber Opernfreund.
    Herzlichst
    Operus

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  • Hallo zusammen,


    Die Stimme Gottlob Fricks war mir schon in Kinderzeiten vertraut durch seine wunderbaren Charakterisierungen des Kecal in der Verkauften Braut unter Kempe



    und des van Bett im Zar und Zimmermann unter Heger




    Beide Rollen verbinde ich bis heute mit seiner Stimme, seinem markanten Timbre und seiner unvergleichlichen, humorvollen Interpretation – ja, sie sind ihm wirklich auf den Leib geschrieben.


    Umso mehr freue ich mich, dass Du, lieber operus, hier auch das ein oder andere Persönliche zu diesem großen Sänger zu erzählen weißt!



    LG, Elisabeth

  • Liebe Elisabeth,


    danke für die Rückmeldung. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Aber ich durfte sogar die erste kleine Biographie über Frick schreiben. Inzwischen gibt es eine weit umfangreichere unter dem Titel "Der Sängerfürst" (eine Bezeichnung, die Frick zu Lebzeiten nie akzeptiert hätte.) Erschienen im Stieglitz-Verlag.
    Zu den Versuchen, über den beschiedenen Sänger zu schreiben gibt es eine nette, bezeichnende Geschichte. Der berühmte Kritker Karl Schumann, damals Feuilleton-Chef der "Süddeutschen Zeitung", wollte eine Frick angemessene Biographie schreiben. Als dieser hörte, dass so ein Werk, wenn es dem Anspruch des Autors genügen soll, mindestens 250 - 300 Seiten haben sollte, lehnte er dankend ab. Er hielt es für übertrieben und eitel, so breit und ausführlich über einen Sänger zu schreiben. Er meinte so etwas müßte kurz, knapp und nicht zu euphorisch sein. Da sich für so ein erweitertes "Platten-Booklet" kein renommierter Autor fand, habe ich die kleine Biographie mit 45 Seiten, schönen Bildern und vor allem "con amore" selbst geschrieben. Übrigens Frick hat mein kleines Werk gut gefallen - und erfolgreich war das Büchlein auch noch. In der dritten Auflage sind wir bei 3000 Exemplaren angelangt.
    Herzliche Grüße
    Operus

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  • Zitat

    Original von operus
    In der dritten Auflage sind wir bei 3000 Exemplaren angelangt.



    Lieber operus,


    schade - die ist offenbar gründlich vergriffen :(



    LG, Elisabeth

  • Ich habe nur wenige Eindrücke von Gottlob Frick (zB Hagen in Götterdämmerung) , kann mich aber erinnern dass mich die Stimme auf alten Plattenaufnahmen meiner Eltern sehr fasziniert hat. Stimmen mit derart typischem Timbre sind leider schon sehr selten geworden.


    LG
    Isis

  • Hallo Siegfried!


    Ich gehöre zu den Glücklichen (besser wohl: Betagten), die Gottlob Frick noch live erlebt haben - als Rocco, Kg.Heinrich, Pogner, Hunding, Hagen, Philipp, Gremin u.a. Zu meiner Jugend- und Jünglingszeit stand eine Handvoll deutscher Bassisten miteinander in Idealkonkurrenz, deren Laufbahnen noch vor dem 2. Weltkrieg begonnen hatten: Ludwig Weber, Josef Greindl, Frick, Kurt Böhme, Otto von Rohr, Herbert Alsen. Dazu kamen der zu Unrecht heute ganz historisierte, leider in nur ganz wenigen Aufnahmen präsente Frederick Dalberg, auch Arnold van Mill, Deszö Ernster und noch ein paar andere im Spätabend der Karriere.


    Frick war vielfältig begünstigt als der auf Platten dominante Bass in allen Gassen = Partien/Fächern, bei EMI mit einer Fülle von Einzelaufnahmen präsentiert. Im öffentlichen Ruf rangierten deshalb der einerseits weich intonierende, andererseits mit einer Riesen-Forte-Röhre ausgestattete Weber und Wieland Wagners First-Rate-Basso Greindl nach ihm, obwohl ihre Auftrittsfülle der von Frick nicht nachstand.


    Wenn man bedenkt, dass zeitgleich eine weitere Bassisten-Generation an den Start ging (nur aufs Frick-kompatible deutsche bzw. deutschsprachig gegebene Fach beschränkt, also ohne Italiener, Amerikaner, Osteuropäer:), also mit Adam, Crass, Ridderbusch, Talvela, Czerwenka, Kreppel, Meven, Kohn etwa eine nahezu lückenlose Substitution sicherstellten, von etwas höher gelegenen Bassi-cantanti im tws. identischen Fach (von Berry bis van Dam) zu schweigen - dann wird uns erst bewusst, wie dünn gesät die Erscheinung "schwarzer Bass" inzwischen ist. Seit Jahrzehnten habe ich in Wagner-Opern und verwandten Werken live fast nur noch deutlich heller gefärbte Bass-Stimmen gehört, zum Teil überdies auch in Volumen, Stamina, Expansionskraft deutlich reduziert. Nur Moll und Salminen konnten an die Zeiten von Frick & Co. erinnern. Ein echter, vollsoundiger Schwarzbass scheint gegenwärtig ganz zu fehlen. Oder kann mich jemand auf Denklücken hinweisen?


    Was übrigens die "Schwärze" angeht: Ich bin mir nie völlig sicher gewesen, ob Frick wirklich das schwärzeste aller schwarzen Bass-Organe hatte. Es schien mir eher auf Anlass und, Kategorie und Partie anzukommen. Als Hagen etwa, nachzuprüfen im Bayreuther Kempe-Ring ab 1960 und im Solti-Ring, klingt er gar nicht mal so tiefschwarz wie etwa Otto von Rohr (bei Swarowski). Und Weber (1949 Wien + 1951 Bayreuth) steht ihm an schwarzer Fülle nicht nach. Vielleicht ist es das Element "Bedrohlichkeit" (für ein paar Figuren wie Kaspar, Mephisto, Hagen doch konstitutiv), die dem freundlich-schwäbelnden Frick nicht so ausgeprägt zur Verfügung stand wie den Genannten und anderen. Oder?


    Grüße, KUS

    Gilt es des Lebens höchsten Preis um Sang mir einzutauschen ...

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  • Lieber KUS,


    in puncto Schwärze denke ich wie Du: Es ist in meinen Ohren eher eine sonore, aber warme Fülle, die Frick bei Bedarf mit konzentrierter Schärfe versehen kann. Den schwarzglänzenden Lack aber - den Talvela produzieren kann oder Pinza, auch Hesch - finde ich bei Frick nicht in großem Maße.


    Tja, wo sind die Orgelbässe? Am ehesten fiele mir noch der auch schon im letzten Sechzehntel seiner Karriere stehende Kurt Rydl neben Salminen ein, aber die ausladende Tiefe eines Ivar Andresen oder eines Lev Sibiriakov gibt es wohl kaum noch einmal.


    LG


    Christian

  • Liebe Il Grande Inquisitore,
    lieber Kus,


    die wirklich schwarzen Bässe scheinen tatsächlich Mangelware geworden zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass hoffnungsvolle Talente nicht mehr in festen Ensembles reifen können und viel zu schnell in großen Partien verheizt werden. Eine Hoffnung für mich in dieser Richtung ist Hans-Peter König, der im laufenden Bayreuther-Ring die Bass-Partien singt. Ein vokales Kraftpaket mit auch in der Tiefe volltönendendem Volumen.
    Die Schwärze der Stimme scheint mir bei der Beurteilung auch nur ein Kriterium zu sein. Es geht um die Ausgeglichenheit in allen Lagen. Gerade die wirklich tiefen Bässe a la Emanuel List, Ivar Andresen, Herbert Alsen und Wilhelm Hesch hatten oft Probleme beim Wechsel von der tiefen zu den höheren Lagen. Warum haben die großen Dirigenten von Furtwängler, über Erich Kleiber, bis zu Klemperer usw. und die Plattenfirmen Frick, um nur ein Beispiel zu nennen als Rocco so bevorzugt? Weil er genau die in allen Lagen perfekt ansprechende Stimme besaß. In seinem im Januar 2007 bei Leykam erschienenen, lesenswerten Buch"Legenden und Stars der Oper" bringt es der österreichische Stimmenfachmann Walter Herrmann auf den Punkt "...wobei Gottlob Frick bei allem gebührenden Respekt vor seinen Kollegen und Konkurrenten am deutlichsten das verkörperte, was man des Basses Grundgewalt nennt und das in Kombination mit unglaublicher Schönheit und fließendem Melos des Gesangs."
    Ich grüße Euch herzlich und bin froh, mit Euch so qualifiziert über die Stimmqualität von Bässen diskutieren zu können.
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Sagitt meint:


    Seltsam, dass der Mauritius-Effekt, wertvoll, weil selten, hier nicht gilt. Richtig " schwarze Bässe§" gibt es wirklich selten,wobei ich immer schmunzele, wenn ich an den ein oder anderen Russen denke oder tibetische Mönche höre, die wohl ebenfalls schmunzeln würde, wenn sie die hier aufgeührte Bässe hören würden.


    Die können wahrlich noch viel tiefer. Zählen aber nicht, ist schon klar.


    Ich schätze sehr Davoid Thomas, der häufiger mal bei alter Musik ein wirklich tiefes C produzierte und nicht nur heisse Luft.Wirklich schwar heisst doch eigentlich, dass man diesen Ton haben muss, Oder ?

  • Lieber Sagitt,


    es gibt den Moskauer Chor "Orthodoxe Sänger von denen es eine CD mit dem Titel "Basso profondo from old russia" gibt. Diese speziell auf tiefste Töne trainierten Sänger, sogenannte Oktavisten, reichen hinunter bis zum Kontra-A also unter das Notensystem der Bass-Stimmen. Allerdings sind dies ganz kurz angesoßene tiefe Töne, einen Effekt, den auch die Don Kosaken liefern.
    Alle Sänger des Ochs im Rosenkavalier und des Osmin in der Entführung sollten mindestens das tiefe E draufhaben, wobei es die besten, wie Andresen, Weber, Frick, Moll usw. sogar schön klingend voll aussingen.
    Herzlichst
    Operus

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  • Sagitt meint:


    Osmin muss noch eins tiefer. Da ist das tiefe D gefordert.


    So richtig " spannend" wird es aber erst beim tiefen. C.


    Höre gerade Telemann,Ach Herr strafe mich nicht. Der arme Stefan Schreckenberger muss tief hinunter, für ihn eigentlich zu tief. Mehr heisse Luft als ein wirklich tiefer Ton.


    Bei Bach gibt es ganz wenige Stücke, die das tiefe C fordern. Später hat man sich meist mit dem tiefen F zufrieden gegeben.


    Manchmal werden diese Töne zu Untiefen.

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  • Zitat

    Original von operus
    Es gibt den Moskauer Chor "Orthodoxe Sänger von denen es eine CD mit dem Titel "Basso profondo from old russia" gibt. Diese speziell auf tiefste Töne trainierten Sänger, sogenannte Oktavisten, reichen hinunter bis zum Kontra-A also unter das Notensystem der Bass-Stimmen. Allerdings sind dies ganz kurz angesoßene tiefe Töne, einen Effekt, den auch die Don Kosaken liefern.


    Im Chor muss der Bass-Ton allerdings nicht zwingend ein sonor gesungener Ton sein. Es gibt da wohl verschiedene techniken, Pseudo-Basstöne zu erzeugen.
    Eine davon ist es, bspw. ein "großes A" zu singen und gleichzeitig mit dem Kehlkopf zu knarren. Die Frequenz des Knarrens entspricht dabei genau der Hälfte des "kleinen A" also eine Oktave tiefer, es ergibt sich ein "Kontra-A". Dieser Ton ist jedoch wenig tragend und klingt wirklich eher wie ein Knarren. Durch das darüber klingende wiederum normal sonore "Große A" wirkt der Ton jedoch sehr profund. Schafft man es noch, den Körper unter diesen Ton zu stellen und ihm dadurch weite und Profunz zu verleihen, ist der resultierende Ton wirklich beeindruckend und tiief. Es ist also eher ein akkustischer Trick, aber die Wirkung heiligt alle Mittel :P Solistisch sind solche Trickereien jedoch nicht anwendbar.


    Ich möchte hier, wenn auch offtopic, auf eine Chor-CD mit einem unfassbar tiefen Kontra-Gis hinweisen, bei welchem ich immer wieder ehrfürchtig kopfschüttelnd lausche: "On Photography" des Latvian Radio Choir. Die Vorstellung von Chor und CD kann hier gefunden werden.


    Liebe Grüße, der Thomas.

  • Lieber Sagitt,


    stimmt genau. Ich war bescheiden und schon mit einem voll klingenden tiefen E zufrieden. Osmin muss tatsächlich einige Mal noch tiefer hinunter steigen und das in Arien mit Koloraturen und auch noch prestissimo. Das ist ungemein schwer. Deshalb produzieren die "Bässchen" und Grenzabieter auch nur Andeutungen oder heiße Luft.
    Herzlichst
    Operus

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  • Sagitt meint:


    ich hatte schon einmal irgendwo angemerkt, dass die meisten Bässe, die den Caronte im Orfeo von MOnteverdi singen, sich um das tiefe C herummogeln und oktavieren. Wer hören will, wie es klingt, muss Hans Franzen bei Harnoncourt. Die gesamte Gesangslinie ist darauf angelegt, auf dem tiefen C zu landen.
    Oktavieren gefällt mir da überhaupt nicht.
    Wers nicht singen kann, soll es halt lassen.

  • Diese Information wird sicherlich alle Frick-Freunde freuen. Unter dem Label eurodidisc brachte Sony/BMG die seinerzeit berühmten Opern-Querschnitte mit Gottlob Frick klanglich hervorragend remastered als CD wieder heraus. Darunter sind Glanzstücke der Opernliteratur wie, "Undine"mit Köth, Schock und Cordes "Margarete" mit Güden und Schock und der "Wildschütz" mit Köth, Schock, Cordes und Holm. Besonders interessant ist die Aufnahme des "Boris Godunow" mit Gottlob Frick. Leider ist es nur ein Querschnitt aber die großen Szenen, wie der Monolog des Boris "Die höchste Macht ist mein" und der "Tod des Boris" sind komplett eingespielt. Ein Glücksfall ist die Mitwirkung von Matti Talvela als Pimen. Später in Stuttgart gab es eine unvergessliche Aufführung mit den beiden Bassisten in vertauschten Rollen. Frick als Pimen und Talvela als Boris. Was die beiden großen Sänger hier boten ist als Sternstunde in die Stuttgarter Operngeschichte eingegangen. Eine nette Anekdote über diese Aufführung berichtete der ehemalige Stuttgarter Operndirektor Wolfram Schwinger. Talvela sagte zu ihm, dies sei sein schönster Boris gewesen, weil er zusammen mit seinem großen Vorbild Frick gesungen hätte. Es ist meines Wissens das einzige Tondokument, in dem Frick als Boris verewigt ist. In einem historischen Interview aus Wien bekennt Frick, dass er den Boris nie auf der Bühne gesungen hat, obwohl es ein Traum von ihm gewesen sei. . Er meinte diese Partie könne man nur in einer Neuiszenierung mit viel Probenzeit erarbeiten. Diese Gelegenheit hat sich ihm nicht geboten, deshalb konnte er seinen Qualitätsanspruch nicht verwirklichen.
    Frick ist in dieser Aufnahme kein despotischer Herrscher wie ihn Boris Christoff vollendet verkörpert. Er überzeugt durch die Intensität mit der er das Leiden des Zaren erschütternd darstellt. Eine sehr persönliche, eigenständige Boris Interpretation weit weg vom üblichen Opernklischee. Die deutsche Sprache und die hervorragende Diktion des Sängers intensivieren für den deutschsprachigen Hörer den faszinierenden Gesamteindruck.
    Herzlichst
    Operus

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  • Lieber operus,


    Deinen interessanten Mitteilungen, gewürzt mit Interna, deren nur ganz wenige teilhaftig werden konnten, kann ich nur ganz herzlich danken.


    Das waren wieder tolle Infos, so wie man sie von Dir eben gewohnt sind.


    Tausend Dank ins wunderschöne Schwabenland!


    PS: Wenn sich wieder mal was tut in Sachen Frick oder Kollegen, Du wirst sicher davon auch weiterhin berichten.


    Meine Fundgrube heißt operus!

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