Literarische Empfehlungen - was lese ich gerade

  • ... kann ganz spannend sein:



    Vincke, Kristin: Die Heimsuchung. Marienikonographie in der italienischen Kunst bis 1600 [= Dissertationen zur Kunstgeschichte, Bd. 38], Köln, Weimar, Wien 1997.


    P.S.: Ich wußte gar nicht, daß ich da eine Goldgrube habe:
    Zitat Amazon.de: "1 Angebote erhältlich ab EUR 310,38". :hahahaha:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich kämpfe mich gerade durch das Gesamtwerk des Evolutionstheoretikers Dawkins! Die Beiden habe ich schon durch,


    zurzeit bin ich also bei:

    :jubel: :jubel: :jubel:
    Wobei ich feststellen musste, dass einige seiner Bücher nicht ins Deutsche übersetzt worden sind - Das wird ein Spaß :kotz: :untertauch:

    "Phantasie ist unser guter Genius oder unser Dämon."
    - Immanuel Kant (1724-1804)

  • Zitat

    Original von Heliaster


    Darauf gibt's ja sogar ne Antwort:



    :D :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Heliaster
    Ich kämpfe mich gerade durch das Gesamtwerk des Evolutionstheoretikers Dawkins!


    Dann unbedingt auch das hier lesen. Erst diesen Monat ist diese Neuauflage auf Deutsch erschienen!


  • Welches Buch von Dawkins ist denn außer dem Gotteswahn das lesenswerteste?
    Ich fand den Gotteswahn ziemlich (nein sehr) gut.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Zitat

    Original von rappy
    Welches Buch von Dawkins ist denn außer dem Gotteswahn das lesenswerteste?


    Da ist mein Favorit "Der entzauberte Regenbogen". Das Buch hatte ich seinerzeit mit der Kneifzange angefasst und als Bekehrter geschlossen :D

  • Ich lese gerade ein Geschenk von Emotione, das ich allen Puccini-Fans und/oder Puccini-Geschädigten zur Lektüre empfehle:


    Helmut Krausser: Die kleinen Gärten des Maestro Puccini




    Nach Angaben des Autors ein Dokumentarroman, in dem angeblich erstmals die Identität einer Geliebten Puccinis "Cori" gelüftet wird, die von Puccinis Anwälten u auf vehementes Betreiben seines Verlegers Ricordi gerichtlich auf Lebenszeit zu Schweigen verurteilt war.


    Der Maestro wird hier als keinesfalls unsympathischer aber ganz und gar typischer italienischer Womanizer beschrieben, der sich zum Beispiel öffentlcih gebrüstet haben soll , besagte Geliebte in einer Nacht siebenmal beglückt zu haben.
    Glecihzeitig soll er genannte(25 Jahre jüngere) Cori aber wirklich von Herzen geliebt haben, ihr sogar seriös die Ehe versprochen haben und gerade deswegen hat seine Umgebung(Verleger, Freunde, die langjährige Lebensgefährtin Elvira) Alles daran gesetzt, diese Beziehng zu zerstören.
    Der schwere Autounfall Puccinis, der ihn lange gehunfähig machte, kam ihnen dabei serh zu Hilfe.


    In dem Roman wird kolportiert, dass erotische Beziehungen Puccins Benzin zur schöpferischen Arbeit gewesen seien und der Autor gibt auch Einblicke in den Schaffensprozess seiner Opern.
    Es wird aus zahlreichen Briefen von und an und um Puccini zitiert.


    Ich bin erst in der Mitte des Romans, halte ihn für gut geschrieben und fesselnd, kann mir jedoch kein Urteil über die Authentizität seines Inhalts erlauben.


    Fairy Queen mit ganz liebem Dank an die Schenkerin! :]

  • Hallo.


    Den Krausser-Roman zum Maestro Puccini kann ich auch empfehlen.


    Er wird als Dokuroman beworben; Krausser soll sich intensiv vom deutschen Puccini-Biographen Schickeling beraten haben lassen und selbst intensiv recherchiert haben, um die Identität der Corinna, der Vorlage der Madama Butterfly, zu lüften (darüber hat er eigens einen Band verfasst).


    Was dem Roman meiner Erinnerung nach vorgeworfen wurde, kommt mir durchaus zupass: Dass Krausser nicht der Musik Puccinis vertraue. Tatsächlich spiegelt sich das musikalische Werk stets wider, doch eher indirekt (beispielsweise über die Libretto-Arbeit), die "Welt der Musik" oder "Klangwelten" (oder deren Beschreibung) erlebe ich nicht. Da ich im Zuge des Konsums dieses Romans meine erste Puccini-Operneinspielung erworben habe, und mich dies keineswegs zum Puccini-Fan machte, bedaure ich das nicht übermäßig.


    Gleichwohl ist der Roman ein lesenswerter Künstlerroman, der das Spannungsfeld Libido-Kreativität ausleuchtet (und aus dem "Dokumentarischen" insofern noch weiteren Reiz zieht). Sprachlich für mein Empfinden gelungen, für Krausser teils schon fast sachlich. Gleichwohl würde ich - wenn es denn Krausser sein soll - eher die "Karton-Geschichte" eher zur Lektüre empfehlen - in der geht es allerdings gar nicht um Musik.


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Lieber Lohengrins, kannst Du mir bitte erlätern was damit gemeint ist:
    "Krausser habe nciht der Musik Puccinis vertraut"?


    Die Butterfly-Geschichte spiegelt sich z.B. meines Erachtens serh gut in der Corinna-Story wieder. Puccini selbst als Pinkerton, der dem Druck seiner Umgebung nachgibt und die liebende Frau verrät.


    Dass sei dann natürlich sterben muss und nciht wie im wirklichen Leben einen Anderen heiraten darf ist nicht nur der Operndramatik sondern auch bestimmten Frauenidealen und (sehr italienischen) Männerphantasien geschuldet.
    Ich fidne, dass, soweit ich bislang vorgedrungen bin, Puccinis Musik in dem Roman durchaus eine grosse Rolle spielt.
    Sie wird mir allerdings dadurch auch nicht wesentlich sympathischer als bisher.
    Der gedankliche/emotionale Hintergrund der so vielgerühmten Frauenfiguren des Maestro wird jedoch m.E. aus einem relativ unaufgeregten und unsentimentalen Blickwinkel beleuchtet.


    F.Q.

  • Hallo.


    Musik spielt in den kleinen Gärten insofern keine große Rolle, als dass der Prozess des Komponierens oder das Komponierte selbst weniger wichtig ist als die dahinterstehenden oder transportierten Geschichten. Ich erfahre also, was Auslöser für eine Oper ist, aber weniger, wie sich das auf das Schöpfen der Noten ausgewirkt hat in einem technischen Sinne. Die "wahre Geschichte" hinter dem Operntext wird aufgezeichnet, nicht aber das musikalisch Besondere an der Oper. Die Musik, um die es eigentlich geht, muss ich also entweder parallel hören oder quasi abrufbereit im Kopf haben.


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich gebe nicht auf:



    Auch wenn das Werk mich ziemlich an die Grenzen meiner intellektuellen Kapazitäten bringt; lehrreich bleibt die Lektüre doch.


    :hello:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Elgar, Britten und Co. Eine Geschichte der britischen Musik in zwölf Portraits


    Von Meinhard Saremba


    Atlantis Musikbuch, 1994
    510 Seiten
    28 Bilder


    Statt 32,95 € nur 9,00 €


    Engagiert, informativ und unterhaltsam. Leben und Werk der bedeutendsten englischen Komponisten der letzten anderthalb Jahrhunderte werden vor dem Hintergrund des Zeitgeschehens in chronologischer Reihenfolge dargestellt und zu einer spannenden Kulturgeschichte Großbritanniens verwoben.


    (Quelle: zweitausendeins.de)



    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Derzeit lese ich:


    Katalog der Niederösterreichischen Landesausstellung (Stift Melk 29. März-2. November 1980): Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst, Wien 1980.


    Die Ausstellung hätte ich mir damals gern angesehen ... :(

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Derzeit lese ich:


    Katalog der Niederösterreichischen Landesausstellung (Stift Melk 29. März-2. November 1980): Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst, Wien 1980.


    Die Ausstellung hätte ich mir damals gern angesehen ... :(



    Jo, die war nicht schlecht :] :] :] :] :] :] :] :] :] :]
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina



    Jo, die war nicht schlecht :] :] :] :] :] :] :] :] :] :]
    lg Severina :hello:


    Du warst dort? =)


    Vielleicht gibt's ja 2080 wieder eine, die schau ich mir dann an. :pfeif:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Für Derrida ist's zu warm, daher nochmals dieses hochkomprimierte Büchlein:



    Siefgried J. Schmidt
    Geschichten & Diskurse


    "Pointierter formuliert könnte man den Gang der folgenden Überlegungen auf die Formel bringen: vom anfanglosen Beginn über Strukturbildung aus Haltlosigkeiten bis zur Endgültigkeit der Vorläufigkeit." (ebd., S. 26)


    :jubel::jubel: :jubel:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)


  • @Medard


    Hallo :hello:


    ich hab nun den ersten Band vom Magischen Labyrinth gelesen - liegt eine Woche zurück und hat sich bereits egsetzt


    die Sprache Max Aubs liegt mir nicht so recht - wird auch im Nachwort erwähnt, dass das nicht gerade jedermanns Sache ist
    von Zeit zu Zeit nützt sie seinem Witz - sie unterstütz auch eine derartige Romanstruktur
    diese Struktur ist mitunter auch kompliziert da und dort - doch...


    das Buch hat trotzdem funktioniert:


    NICHTS GEHT MEHR war in der Tat eine Bereicherung zu der Lektüre dich ich zum Spanischen Bürgerkrieg bislang las


    in dem Roman wird aus der Sicht der unteren 10.000 hervorragend die Zerrissenheit geschildert in der die Bevölkerung Spaniens war


    es wusste niemand so recht welche Seite die richtige ist
    der Hauptprotagonist wechselt sogar letztendlich die Seite
    er ist vom Land und beinflusst von den verschiedenen Parolen - die für sich alle richtig sind und gut klingen - doch für einen einfachen Bauernsohn nicht einschätzbar - zuviele verschiedene parolen gibt es um sich eine Meinung zu bilden


    letztendlich wollen alle das selbe - die Armut in diesem Land beenden


    die Linksparteien untereinander verfeindet (das war bekannt) wird in diesem Buch in guten Dialogen dargestellt


    ich bedanke mich an dieser Stelle für diesen Tipp


    ich werd mir nun Band 2 besorgen - allerdings suche ich die PIPER Taschenbuchausgabe - das wird noch dauern
    dann lese ich weiter


    Liebe Grüsse
    Paul? :angel:

  • Hallöle —


    war in letzter Zeit viel unterwegs, was bei mir (da unmotorisiert) auch immer bedeutet, daß ich viel zum Lesen komme. Auch meine letzte Lesekollektion habe ich wieder abgearbeitet, mit Ausnahme allerdings von Reynolds Revelation Space, an dem ich noch dran bin. Was mich aufgehalten hat war, daß ich zusätzlich noch das folgende Buch angefangen habe:



    Welches (als gebundene Ausgabe) GiselherHH vor einiger Zeit in diesem Thread empfahl, wofür ich ihm nachhaltig dankbar bin. Ich bin jetzt auf Seite 460 von ca. 700 und bin absolut begeistert. Einige der Besprechungen auf amazon.com und librarything.com (wo ich selbst schreibe) bemängeln, daß Clark in einigen Kapiteln zeitlich voraus und wieder zurückspringt. Ich gebe zu, daß das manchmal etwas anstrengender ist, aber wer glaubt, daß komplexe historische Abhängigkeiten seriell-kausal darstellbar sind, sollte einen Moment innehalten. Denn daß geschichtliche Abläufe und Ereignisse erst im Lichte späterer Entwicklungen einschätzbar und in ihren Bedingungen und Konsequenzen interpretierbar werden, ist fast schon eine Binsenweisheit, und Geschichtsschreibung muß sich erzählerischer Techniken bedienen, die etwas komplexer sind als ein Krimi vom Bahhofsbuchhandel (und selbst der kommt nicht ohne Rückblenden und Vorausinformationen aus). Zu Formen und Erzähltechniken von Geschichtsschreibung als solcher empfehle ich immer noch Hayden White, speziell The Content of the Form: Narrative Discourse and Historical Representation; Metahistory: Historical Imagination in Nineteenth Century Europe; sowie Tropics of Discourse. Aber das frischeste davon ist von 1987, und ich denke es wird inzwischen sicherlich Neueres, Besseres und Weiterführendes in dieser Richtung geben.


    LiGr,
    ^_^J.

  • Homer- eine neue Übersetzung der Odyssee- bei Manesse erschienen, übersetzt von Kurt Steinmann:




    Keine Prosaübersetzung oder freie Rhythmen, sondern in Hexametern. Und das liest sich wirklich flüssig, nicht starr und schwer, wenn man da an die Übertragung von Voss denkt. Etwas für Bibliophile.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose

  • Matsche, Franz: Die Kunst im Dienste der Staatsidee Kaiser Karls VI. Ikonographie, Ikonologie und Programmatik des "Kaiserstils" (= Beiträge zur Kunstgeschichte, Bd. 16), 2 Bde., Berlin, New York 1981.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Nachdem Marco Bode diesen Autor empfohlen hat... Liest sich schön flüssig,
    mit dem Thema Liebe und Fremdgehen setzt er sich ernsthaft auseinander.
    Macht Lust auf mehr.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Gerade ausgelesen:



    Erich Kästner
    Drei Männer im Schnee

    Eine Erzählung




    Kleider machen Leute - hier gerade umgekehrt. Ein Millionär tritt seinen bei einem Preisausschreiben gewonnenen Aufenthalt in einem Nobelhotel in das Kleidung eines armen Schluckers an....


    Menschenkenntnis sehr humorvoll verpackt - der "olle Tobler" macht richtig Spaß :jubel: :jubel: :jubel:


    LG, Elisabeth

  • Hallo zusammen,


    im Urlaub gelesen:


    Haruki Murakami
    Kafka am Strand


    Mit ungewöhnlich vielen Bezügen zu klassischer Musik! :D
    Gefiel mir sehr gut! Deutlich besser, als mein bis dahin letzter gelesener Murakami "Mister Aufziehvogel".


    Noch im Urlaub angefangen und momentan noch dran:


    Peter Härtling
    Schumanns Schatten


    Nachdem ich es anfangs etwas mühsam fand, mich an Härtling Schreibstil zu gewöhnen, jetzt zunehmend faszinierender und fesselnder (aktuell etwa auf Seite 250)!


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Hallo!


    Das beste Buch über Mozarts Requiem, das ich je gelesen habe:



    Mozarts Requiem. Geschichte - Musik - Dokumente. Partitur des Fragments (Taschenbuch)
    von Christoph Wolff (Autor)


    :jubel:


    LG Florian


    :hello:


    P.S.: Mit komplettem Abdruck der Partitur nach neuesten, wissenschaftlichen Erkenntnissen! 8o

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."

  • Hallo zusammen,


    zur Zeit lese ich


    Eva Weissweiler
    Clara Schumann


    Mit Spannung warte ich auf:


    Manuel Negwer
    Heitor Villa-Lobos und der Aufbruch der brasilianischen Musik


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Gerade habe ich gelesen:



    Paul Barz:
    Heinrich der Löwe und seine Zeit


    Mit farbigen Abbildungen
    DTV Deutscher Taschenbuch, 06/2008


    Zitat

    Klappentext: Das Leben eines bedeutenden mittelalterlichen Fürsten, der unter anderem Gründervater Münchens war. Das Bild einer bewegten Epoche und der Menschen, die sie geprägt haben. Der Welfe Heinrich der Löwe war eine politische Größe und der reichste Mann im Europa des 12. Jahrhunderts. Als Herzog von Sachsen und Bayern hatte er sich quasi einen Staat im Staate geschaffen, einschließlich einer für damalige Zeiten ziemlich modernen Organisation und Verwaltung. Er galt als wild und unbezähmbar, zudem als extrem raffgierig. Aber er hatte auch ein für seine Zeit und seinen Stand außergewöhnliches Verständnis für ökonomische Zusammenhänge und förderte Handel und Wirtschaft. Bis er für Kaiser Barbarossa zum ernsthaften Konkurrenten wurde...


    Es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche Biografie, die den neuesten Forschungsstand wiedergibt, sondern um eine spannend und interessant geschriebene und gut recherchierte Darstellung aus der hand (oder dem PC) eines Journalisten und Schriftstellers. Hat mir gut gefallen.


    Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Zitat

    Original von Florian Giesa
    P.S.: Mit komplettem Abdruck der Partitur nach neuesten, wissenschaftlichen Erkenntnissen! 8o


    Naaaaaa, so neu ist das auch nicht mehr. Das Buch schwirrt bei mir schon seit 15 oder gar 20 Jahren herum. Gut ist es dennoch. Allerdings liegt mir der Tod im Moment etwas ferne, ich lese etwas über das Leben:



    Vom Vollidioten zum Millionär... [???]


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ein wundervolles Buch:



    All den dort beschriebenen Nervensägen ist man sicherlich schon einmal über den Weg gelaufen. Hier nun haben sie ihr Denkmal. Ein kleiner Lektüreauszug:


    So nerven Unschulds-Gutmenschen


    Die meisten Gutmenschen fühlen sich irgendwie schuldig. Vermutlich zu Recht. Denn sie sind schon vielen anderen auf die Nerven gegangen. Nun versuchen sie, ihr obskures Schuldgefühl zu bewältigen.
    Das macht die Sache natürlich nicht besser, im Gegenteil. Gutmenschen, die sich der Bewältigung widmen, sind eine ganz besonders schwere Belastung für ihre Umwelt. Sie bewältigen ihr Schuldgefühl niemals für sich allein. Sondern sie beziehen ihre Familie und ihre Freunde mit ein, und falls davon keine mehr aufzutreiben sind, gehen sie mit ihren Entschuldungsversuchen an die Öffentlichkeit.


    Sie setzen sich dann für das friedliche Miteinander ein, für die Überwindung von Klassen- und Rassenschranken, für das Transzendieren des Feindbilddenkens, gegen den Überwachungsstaat, für mehr Gemeinschaftssinn, gegen Diskriminierung, für den interreligiösen Dialog, gegen das Wegsehen, für das Mitgefühl, gegen vorschnelles Urteilen, für die internationale Völkerfamilie, für die Begegnung der Kulturen und für sonst allerlei, was niemand hören mag.


    Wer allerdings die Ohren verschließt, macht sich zu einem Schuldigen und outet sich als Ewiggestriger. Kein größeres Glück kann einem Gutmenschen widerfahren. Angesichts eines endlich gefundenen Schuldigen wechselt er selbst automatisch auf die Seite der Unschuldigen.


    Als in einer Berliner Gemäldegalerie die Flick-Collection gezeigt wurde, attackierte eine Frau Mitte dreißig ein paar ausgestellte Kunstwerke. Sie sprang heftig auf einem palettenähnlichen Kunstobjekt herum, und zwar so lange, bis es zerbrach. Anschließend widmete sie sich einem Kunstwerk aus Blech, bis es genügend Beulen hatte. Dann endlich rief sie aus: «Flick, jetzt vergebe ich dir!»


    Da griffen auch die Wärter ein, die bis dahin nicht ganz sicher gewesen waren, ob sie so eine Gutmenschen-Aktion einfach abbrechen durften. Immerhin war auch ihnen bekannt, dass der Großvater des Ausstellers Rüstungsunternehmer in der Nazizeit gewesen war. Aber nun war das ja verziehen!


    Wir wissen nicht, ob auch der Enkel, der Bilderspender Friedrich Christian Flick, dankbar war. Vermutlich nicht. Denn er hatte zu seiner Entschuldigung bereits eine «Flick-Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit» gegründet, sogar mit Sitz im Potsdamer Moses-Mendelssohn-Zentrum. Doch diesen Beweis der Unschuld kannte die Aktionistin offenbar nicht.


    Ja, es ist manchmal schwierig für Gutmenschen, ihre Unschuld noch zu beweisen. So vieles ist schon entdeckt, angeklagt und aufgearbeitet worden. Und es gibt eigenlich nicht genügend neues Böses, um all die guten Menschen satt zu machen. Zum Glück gibt es eine wundertätige Formel, die auf Gedächtnisveranstaltungen und in Trauerreden auftaucht: Solange wir uns an ihn erinnern, so lange bleibt er in unserem Herzen lebendig! Gilt dieses trostreiche Wort für alle, an die wir uns erinnern? Ja, sicher. Ebenfalls für alle, an die wir ständig erinnert werden? Höchstwahr-scheinlich! Also zum Beispiel auch für den bekannten Reichskanzler A. Hitler?
    Aber ganz bestimmt! Natürlich bleibt er in unseren Herzen lebendig! Ganz offensichtlich ist er die lebendigste aller jemals verblichenen Figuren. Er ist der dunkle Star am öffentlichen Himmel. Und das ist ein Segen. Ein Segen für alle guten Menschen. Es wäre so viel schwieriger, ein guter Mensch zu werden und zu bleiben, wenn es Hitler nicht gäbe!
    Deshalb ist die deutsche Vergangenheit auch keineswegs belastend. Sie ist erleichternd. Weil sie jedem sofort ein gutes Gewissen macht. So schlimm wie die Typen damals, so schlimm kann niemand jemals wieder sein. Übrigens, gibt es eigentlich noch welche davon ? Von den alten Original-Bösen, sodass man sie rasch noch vor ein Gericht stellen könnte? Unwahrscheinlich. Und wenn, dann brabbeln sie dement und inkontinent in einem Pflegeheim vor sich hin. Schade eigentlich. Man hätte sich noch rasch positiv von ihnen abheben können.


    Aber es gibt ja noch Hinterlassenschaften. Wohl nicht mehr genug für jeden einzelnen guten Menschen. Aber hier und da gelingt es jemandem, etwas zu entdecken. Eine Schule, die nach einem Forscher benannt ist, der von Göring einen Preis angenommen hat. Da muss natürlich ein neuer Name her! Eine Stadt, die in ihrer Kartei immer noch einen Gauleiter als Ehrenbürger führt. Der muss jetzt sofort mit großem Rummel ausgebürgert werden! Eine Straße, die den Namen eines deutschen Sportlers trägt, der bei der Olympiade 1936 eine Medaille errungen und nicht verweigert hat. Die Straße wird jetzt in Geschwister-Scholl-Straße umbenannt.


    Menschen, die so etwas aufspüren oder gar entlarven und öffentlich auf den Skandal hinweisen, können sich den Vorgang einrahmen und dürfen sich bis an ihr Lebensende rein und gut und unschuldig fühlen. «Schuld ist, wie Unschuld, nicht kollektiv, sondern persönlich», hat Richard von Weizsäcker behauptet. Doch da irrte er. Denn Schuld ist kollektiv, nur Unschuld ist persönlich. Schuld muss einfach den kollektiven dunklen Hintergrund abgeben, von dem sich noch der scheußlichste Gutmensch strahlend hell abheben kann. Er muss nur auf diesen Hintergrund hinweisen mit dem edlen und ori-ginellen Satz: «Das darf nie wieder passieren.»


    Dem Forscher Paracelsus wird ein sonderbares Wort zugeschrieben: «Die es gut meinen», soll er gesagt haben, «das sind die Schlimmsten.»
    :angel: :angel: :angel:


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Thomas Pape
    Dem Forscher Paracelsus wird ein sonderbares Wort zugeschrieben: «Die es gut meinen», soll er gesagt haben, «das sind die Schlimmsten.»


    Das kann ich ehrlich gesagt immer noch nicht recht glauben. Es böse meinen ist doch wohl allemal schlimmer, oder nicht? :angel: :angel: :angel:


    Viele Grüße


    :hello:

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose