Was zeichnet einen guten Lautsprecher aus ?

  • Was soll ein "guter Lautsprecher" leisten ?


    Es gibt Leute, die meinen, eine guter Lautsprecher zteichne sich durch Neutralität aus - er möge das wiedergeben was eingespeist wird.
    Wenngleich das physikalisch unmöglich ist gibt es doch Schallwandler, die diesem Ideal in Ansätzen nahe kommen.
    Solche Schallwandler entlarven schlechte Aufnahmen und sind gelegentlich unerträglich, während si mit gutem Programmmaterial zur Höchstform auflaufen können


    Im Gegensatz dazu gibt es "Schmeichler" (hat nichts mit mangelnder Höhenwiedergabe zu tun !!), welche eigentlich meistens angenehm klingen und Schwächen der Tonquelle kaschieren...


    Welches ist nun der "bessere" Lautsprecher ?



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Begriff kursiert in vielen Testberichten. Er drückt eigentlich etwas einfaches aus, ist aber schwer zu beschreiben. Wann wird er denn lästig? Nun, nach mehr oder weniger längerer Hörsitzung. Es stellt sich ein Gefühl des Unangenehmen ein, es fängt an zu nerven. Manchmal hat man das Gefühl, so klingt es nicht richtig, manchmal, daß etwas 'fehlt' - an Natürlichkeit des Instrumentenklangs, am 'Atem' der Klangerzeugung. Perfektion kann sehr eindimensional sein.


    Gruß


    helmutandres

  • Ich gestehe, ich weiß gar nicht was das ist noch sein soll, daß ein Lautsprecher "lästig" werden kann.


    Ich hatte stets britische Hersteller, erst Rogers, dann wieder Rogers und jetzt Epos (von Michael Creek initiiert). Mein Dreher ist ein Linn, ebenso die Verstärker. Vielleicht fehlte mir auch deshalb nie etwas, weil ich wußte, auf was ich verzichten würde müssen, wenn ich meine Lautsprecher wählte. Denn für das Geld, das ich jeweils beim ersten, zweiten und auch jetzt beim dritten Kaufe auszugeben bereit war, mußten ganz notwendig bestimmte Tugenden ausgeklammert werden. Bei mir war das einmal das Bassfundament, auf das ich gern zugunsten der häufig so genannten "präsenten und natürlichen Mitten" verzichte, zumal mein Hörraum kein hallenartiges Wohnzimmer ist. Und ebenfalls konnte ich für meine "Monitorpräferenz", die ich nuneinmal habe, gewisse Einbußen an "Räumlichkeit" in Kauf nehmen, was aber nicht falsch verstanden werden möge, ich spiele hier lediglich "räumliche Abbildung" gegen "Präsenz" aus, was anfechtbar ist und vielleicht auch nicht besonders treffend formuliert.


    Ich stehe im Grunde sowohl den angeblich "neutralen" wie auch den "schmeichlerischen" Kisten skeptisch gegenüber, weil es die ersten gar nicht gibt (für mich auch nicht in allzu fortgeschrittnen Ansätzen) und die letzteren näher charakterisiert werden müßten.


    Helmut hat es gesagt, Perfektion (falls es sie geben sollte), auch bloß relative Unanfechtbarkeit (was mehr oder weniger bedeuten wird, daß alle Richtungen bedient werden sollen) können langweilig werden. Ich bekenne mich zu aussagekräftiger und bewußt gewählter Subjektivität. Die Frage lautet denn ja auch, was einen guten, nicht, was einen perfekten Lautsprecher ausmache.


    Grüße, Alex.

  • Ich denke das ist sicherlich auch eine Geschmacksfrage - und inwieweit noch das Hörvermögen funktioniert :D
    Die bevorzugte Musikrichtung spielt auch keine unwesentliche Rolle, ich denke bei Klassik werden meist analytische Lautsprecher besser zur Geltung kommen (habe zum. schon öfter gehört das bei Vergleichshören diese bevorzugt werden).
    Es gibt aber auch Konsumenten die bewußt einen klangfärbenden Lautsprecher wollen, andere diese wiederum prinzpiell ablehnen.
    Es gibt sogar manche die fast vorwiegend oder zum Teil nach Äußerlichkeiten gehn (jaja die lieben Oberflächlichkeiten :yes: ), aber das ist wieder ein anderes Thema.


    Ich bin vor 1 Jahr von Kompaktboxen auf Standboxen einer anderen Marke (die ich jetzt bewußt nicht sage um eventuellen Spekulationen ich hätte was mit dieser Firma am Hut, aus dem Weg zu gehn :) ) umgestiegen und für mich war der Unterschied enorm, weniger deswegen weil diese mehr Leistung vertragen können sondern eine viel bessere Tiefenstaffelung und ausgewogeneres Frequenzbild abbilden. Die Höhen sind viel präsenter, ebenso stärkere Betonung der Mitten die aber nicht zu aufdringlich sind und der Bass "wummert" nicht in irgeneiner Weise sondern gibt ihn straff und präzise wieder. Sehr wichtig ist aber auch immer die ideale Aufstellung zu berücksichtigen, aber ich glaube dieses Thema gab es schon mal in einem anderen Beitrag wo sich jemand sehr kompetent darüber geäußert hat.


    Bei der Frage was einen guten Lautsprecher ausmacht könnte man sicherlich viele Kritieren aufzählen von den Materialen und Verarbeitung angefangen, aber letztendlich sind für mich das Wichtigste das er zusammenfassend und einfach gesagt das bestmöglich wiedergibt das auf der Aufnahme oben ist, keine "Verschleierung" oder schlucken von gewissen wichtigen Frequenzbereichen, gutes Abstrahlverhalten (Winkel),...mehr fällt mir vorerst nicht ein.


    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Welches ist nun der "bessere" Lautsprecher ?


    Alfred


    Der ehrliche, der auch nach Stunden nicht nervt (gutes Input-Material vorausgesetzt, der sowohl Bässe abgrundtrief und trocken aber nicht zu fett wiedergibt, der Mitten (Sprache ! Ein wichtiger Lautsprechertest ist, damit Nachrichten zu hören) nicht anschärft, um sie präsenter erscheinen zu lassen, und der insbesondere Höhen nicht überbetont (zischelnde z- und s- (sch-) -Laute).


    In Kombination mit einem hell klingenden CD-Spieler und einem Verstärker, bei dem vielleicht sogar die Loudness-Taste (müßte umgehend abgeschafft werden) gedrückt ist, wird es sonst nach kurzer Zeit unerträglich.

  • Hallo.


    Ausgehend vom alten Credo der High Fidelity, also der hohen Wiedergabe-Treue, ist der bessere Lautsprecher derjenige, der möglichst unverfälscht wiedergibt, was sich auf dem jeweiligen Tonträger befindet.
    Dass ein "ehrlicher" Lautsprecher der ist, der auch nach Stunden nicht nervt, würde ich allerdings nicht unterschreiben. Eine schlechte Aufnahme, an der dann eben auch nichts beschönigt wird, kann sehr wohl nerven. Das Kriterium des "Nicht-lästig-fallen" ist zwar für Viel-Hörer verständlich, passt meines Erachtens aber besser, wenn man eine möglichst angenehme Geräuschberieselung bevorzugt. Denn dieses Angenehme wird ja durch den Verzicht auf Klang-Informationen erkauft; solche Lautsprecher sind tendenziell mittenbetont sowie in Höhen und Tiefen begrenzt, erst das ermöglicht diesen freundlich-warmen Fluss der Musik, der die allzu groben Ecken und Kanten eben auch wegschmirgelt. Aussagekräftig ist die Wahl eines solchen Lautsprechers dann eben auch eher in Bezug auf die Sicht, die man von sich als Konsument hat, als in Bezug auf die Musik-Konserven, die man darüber anhört; deren Aussagekraft wird ja auf diesem Weg gerade geschmälert.
    Mittlerweile ist es mir wichtiger, soviel von der Aufnahme hören zu können, wie möglich ist. Und - auch wenn ich selbst lange Zeit nicht geglaubt hätte, dass ich derartiges schreiben würde - deshalb ist ein guter Aktiv-Lautsprecher für mich "der bessere Lautsprecher". Natürlich ist es immer eine subjektive Hör-Entscheidung, die dahintersteht, aber ich würde schon jedem an guter Wiedergabe Interessierten empfehlen, mal einen Aktiv-LS zu hören; letztlich sind diese zumeist auch die kostengünstigere Alternative.


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Original von lohengrins
    Ausgehend vom alten Credo der High Fidelity, also der hohen Wiedergabe-Treue, ist der bessere Lautsprecher derjenige, der möglichst unverfälscht wiedergibt, was sich auf dem jeweiligen Tonträger befindet.
    Dass ein "ehrlicher" Lautsprecher der ist, der auch nach Stunden nicht nervt, würde ich allerdings nicht unterschreiben. Eine schlechte Aufnahme, an der dann eben auch nichts beschönigt wird, kann sehr wohl nerven.


    Damit bin ich im Großen und Ganzen nicht einverstanden. Musik mit natürlichen Instrumenten gespielt wird in der Regel live nie als lästig empfunden. Daraus folgt, dass dies auch bei Wiedergabe einer Konserve das anzustrebende Ziel ist. Natürlich liegt da die Aufnahme dazwischen, wo schon einiges schief gehen kann. Das bezieht sich in der Regel aber auf sekundäre Punkte wie Räumlichkeit, Balance, Klangfarbe, etc.. Das eine Aufnahme rein tonal so schlecht ist, dass sie als lästig empfunden werden muss, kann man als insignifikante Ausnahmen (=Unfälle) vernachlässigen.




    Zitat

    Das Kriterium des "Nicht-lästig-fallen" ist zwar für Viel-Hörer verständlich, passt meines Erachtens aber besser, wenn man eine möglichst angenehme Geräuschberieselung bevorzugt. Denn dieses Angenehme wird ja durch den Verzicht auf Klang-Informationen erkauft; solche Lautsprecher sind tendenziell mittenbetont sowie in Höhen und Tiefen begrenzt, erst das ermöglicht diesen freundlich-warmen Fluss der Musik, der die allzu groben Ecken und Kanten eben auch wegschmirgelt.


    Da liegst du meines Erachtens völlig daneben. Hören ist wie jeder Sinneseindruck ein zweistufiger Prozess. Zum einen erzeugt der Hörcomputer aus den elektrischen Signalen des Innenohrs das Klangbild, das wir "hören". Parallel dazu werden die neuen Hörmuster ständig mit abgespeicherten Mustern verglichen, damit das Gehörte auch "erkannt" wird. Ein Sinneseindruck hat für uns nur dann einen Wert, wenn er mit bekanntem in Beziehung gesetzt werden kann. Das ist ein durchaus aufwändiger Prozess und es folgt daraus unmittelbar, dass unser Hörcomputer sich beim Vergleichen umso leichter tut, je näher die Reproduktion jenen abgespeicherten Mustern kommt, die bereits in Natura gehört wurden. Das Gehirn hat dann weniger Vergleichsarbeit zu leisten, man hört "entspannter".


    Nun ist reproduzierte Musik per definitionem unterschiedlich zum Original. Man kann nur versuchen, dem Original möglichst nahe zu kommen. Tatsächlich ist es bei jedem Sinnesorgan so, dass man es "überlisten" kann. Ab einer gewissen Qualitätsstufe kann die Reproduktion praktisch genauso positiv empfunden werden, wie das Original. Das ist aber schon rein körperlich individuell verschieden, noch mehr aber geistig. Jemand, dem Musik nicht viel gibt, wird von einer Reproduktion sehr viel leichter überzeugt als jemand, der das Gras wachsen hört.


    Dazu kommt noch ein interessanter physiologischer Effekt. Unser Gehör ist - vermutlich aus evolutionären Gründen - sehr gut darin, gewisse fehlende Informationen hinzuzufügen, wenn es die entsprechende Information bereits kennt. Klassisches Beispiel: der Mini-Monitor à la BBC LS3/5. Dessen Frequenzkurve geht im Bass bis etwa 90Hz und fällt dann ziemlich steil ab. Dennoch kann man damit sehr befriedigend Musik hören, da das Gehirn sich sehr schnell darauf einstellt, die wichtigsten fehlenden Informationen automatisch dem Sinneseindruck hinzuzufügen (und das, obwohl eigentlich 2 Oktaven fehlen). Das funktioniert allerdings nur bei natürlichen Instrumenten gut, weniger bei elektronisch erzeugter Musik. Im Gegensatz dazu wird das Gehör sehr leicht dadurch irritiert, dass dem Signal etwas hinzugefügt wird, das im Original nicht vorhanden ist. Auch dies ist evolutionär begründbar, denn es konnte überlebenswichtig sein, aus dem Rauschen eines Blätterwaldes jene feinen Geräusche herauszuhören, die ein anschleichendes Raubtier erzeugte.


    Übrigens hat ein "freundlich-warmer Fluss der Musik", wie du ihn angesprochen hast, fast gar nichts mit Höhen und Tiefen zu tun, sondern im Gegenteil in erster Linie mit den Mitten. Ein leicht angehobener Präsenzbereich wird sehr schnell als lästig empfunden, während ein Absenken den Ton rund macht. Und wir sprechen da vom empfindlichsten Hörbereich von etwa 1kHz bis 5kHz. Das "Metall" einer Tenorstimme manifestiert sich bei etwa 3Khz!


    Die unterschiedlichen Auswirkungen von Weglassen und Hinzufügen sind oft sehr schön an Hochtönern zu beobachten. Gute Metallkalotten haben oft sehr lineare Frequenzgänge bis zur Hörgrenze, bevor sie akustisch aufbrechen und starken Klirr produzieren. Dagegen gab es gute Seidenkalotten, die bis etwa 13kHz oder 14kHz linear spielten und ab da leicht abfielen, bei 20kHz völlig abdrehten, aber nahezu klirrfrei blieben (bis zu einer gewissen Lautstärke). Objektiv ist die erste Variante die richtigere und im direkten Vergleich sind die beiden Arten auch sofort leicht auseinanderzuhalten. Die Seidenkalotte klingt erkennbar etwas runder und wahrscheinlich auch etwas dunkler. Das hat aber nichts mit Informationsverlust zu tun, sondern ist rein eine Verfärbung und damit messtechnisch schlechter. Daher wird im Hi-Fi-Studio in der Regel bei kurzen Vergleichen der im Hochtonbereich deutlicher artikulierende Lautsprecher bevorzugt. Zu Hause kann sich das jedoch überraschenderweise umkehren. Obwohl bewusst kein "zuviel" des Hochtöners bekrittelt werden kann, wird das Unterbewusstsein vom unnatürlichen Klirrspektrum der Metallkalotte permanent irritiert. Die Bewunderung bleibt, aber man wird nicht recht glücklich. Auf der anderen Seite lernt das Gehör mit der Seidenkalotte umzugehen. Es erkennt sofort die Änderung zur Natur und lernt innerhalb weniger Wochen, den Eindruck automatisch zu korrigieren. Mit der Zeit empfindet man den tonal etwas verfärbenden, aber ansonsten fehlerfreien Hochtöner vollkommen natürlich.
    (Fairerweise sei noch erwähnt, dass heute hochwertige Metallkalotten erst in der Gegend von knapp 30kHz aufbrechen, was relativ unkritisch sein dürfte.)


    Ein Extrembeispiel war der legendäre HF1300 von Celestion. Vermutlich eine geniale Konstruktion (an solche Glückstreffer will ich nicht recht glauben), war dieser Hochtöner für seine außerordentlich natürliche Wiedergabe berühmt. Einen lineareren Frequenzgang wird man nicht finden, allerdings reichte er "nur" bis ca. 13kHz und fiel dann steil ab. Dennoch hielt das nicht vom Hörvergnügen ab und es gab unzählige Diskussionen, ob die Ergänzung durch den Superhochtöner HF2000 wirklich etwas brachte oder nicht (wahrscheinlich haben dies ohnehin nur Teenager überhaupt auseinander halten können).




    Zitat

    Mittlerweile ist es mir wichtiger, soviel von der Aufnahme hören zu können, wie möglich ist.


    Da sollte man dich eigentlich bedauern. Konzentriere dich doch mehr auf die Musik als auf die Aufnahme. Glaub mir, da hast du auf die Dauer mehr davon!




    Zitat

    Und - auch wenn ich selbst lange Zeit nicht geglaubt hätte, dass ich derartiges schreiben würde - deshalb ist ein guter Aktiv-Lautsprecher für mich "der bessere Lautsprecher". Natürlich ist es immer eine subjektive Hör-Entscheidung, die dahintersteht, aber ich würde schon jedem an guter Wiedergabe Interessierten empfehlen, mal einen Aktiv-LS zu hören; letztlich sind diese zumeist auch die kostengünstigere Alternative.


    In der Regel ist die aktive Variante die technisch bessere, da so die Lautsprecher besser kontrolliert und auch besser korrigiert werden können, aber ebenso ist es die Regel, dass sie auch die teurere Variante ist, da die zusätzlichen Verstärkerstufen und die elektronischen Weichen ins Geld gehen. Nur in High-End-Stratosphären mag das nicht mehr gelten, aber da haben sich die Preis-Gegenwert-Relationen ohnehin zumeist aufgelöst.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    vielen Dank für Deine ausführliche und interessante Antwort.
    Hoffentlich muss ich Dir nicht in allen Punkten zustimmen.
    Zunächst denke ich, dass es sehr wohl verunglückte Aufnahmen geben kann (wenngleich dies bei akustischen Instrumenten vermutlich wirklich einen geringeren Teil ausmachen wird, aber ich wusste nicht, dass es nur um solche gehen soll).
    Im Übrigen hatte ich gar nicht geschrieben, dass der warme Fluss der Musik von Höhen und Tiefen abhängt; ich weiß nicht wie Du darauf kommst, ich hatte doch gerade geschrieben, dass solche angenehmen LS in Höhen und Tiefen begrenzt sind.
    Und wenn ich schreibe, dass ich so viel von der Aufnahme hören möchte, wie es möglich ist, sehe ich darin nichts Bedauerliches. Für mich war insofern ein Schlüsselerlebnis, die 14. Schostakowitsch auf CD zu hören. Gleich zu Beginn gibt es eine Passage, in der die Bässe das Geschehen prägen. Mit meinen alten LS war das zum einen sehr leise, zum anderen kaum zu differenzieren, eher breiig. Mit aktiven LS höre ich die verschiedenen Facetten sehr deutlich und das empfinde ich als Gewinn. Das heißt doch aber nicht, dass ich mich nicht auf die Musik konzentrieren könnte, das ist, mit Verlaub, Unfug; ich höre doch einfach mehr von der Musik, die ohnehin auf der Aufnahme konserviert ist.
    Günstiger sind aktive LS im Vergleich mit guten (also teuren) Passiv-LS, wenn man bedenkt, dass die Endstufen gleich an Bord sind.


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Original von lohengrins
    Hoffentlich muss ich Dir nicht in allen Punkten zustimmen.


    Nein, musst du nicht. ;)



    Zitat

    Zunächst denke ich, dass es sehr wohl verunglückte Aufnahmen geben kann (wenngleich dies bei akustischen Instrumenten vermutlich wirklich einen geringeren Teil ausmachen wird, aber ich wusste nicht, dass es nur um solche gehen soll).


    Bei künstlich erzeugten Klängen, wo unter Umständen bewusst häßliche Effekte eingebaut werden, muss der Lautsprecher natürlich voll mitgehen. Ich bin relativ skeptisch, dass man einen Lautsprecher guter Qualität so auf Schönklang trimmen kann, dass er bei heiklem Material wirklich verzeihend ist. Dafür sind gravierende Abweichungen von der Norm nötig. Der gute Lautsprecher ist immer ein ziemlich ehrlicher, aber der musikalisch glücklich konstruierte macht seine Fehler, indem er manche Dinge verschweigt oder leiser wiedergibt und möglichst wenig Falsches hinzufügt. Daher wird der musikalisch befriedigendere Lautsprecher im direkten Vergleich anfangs oft unauffälliger wirken, während der spontan attraktivere mit der Zeit leicht vorlaut wird.



    Zitat

    Im Übrigen hatte ich gar nicht geschrieben, dass der warme Fluss der Musik von Höhen und Tiefen abhängt; ich weiß nicht wie Du darauf kommst, ich hatte doch gerade geschrieben, dass solche angenehmen LS in Höhen und Tiefen begrenzt sind.


    Eben nicht. Abgesehen von gravierenden Fehlern wie einem hoffnungslos überzogenen Hochtonbereich, der natürlich sofort lästig klingt, bestimmt bei einer einigermaßen ausgewogenen Konstruktion in der Regel die Abstimmung des Mitteltonbereichs, ob der LS subjektiv angenehm rund, vordergründig oder gar etwas metallisch hart klingt. Dafür reichen im empfindlichsten Frequenzbereich des Gehörs erstaunlich geringe Unterschiede im Frequenzbereich.



    Zitat

    Und wenn ich schreibe, dass ich so viel von der Aufnahme hören möchte, wie es möglich ist, sehe ich darin nichts Bedauerliches. Für mich war insofern ein Schlüsselerlebnis, die 14. Schostakowitsch auf CD zu hören. Gleich zu Beginn gibt es eine Passage, in der die Bässe das Geschehen prägen. Mit meinen alten LS war das zum einen sehr leise, zum anderen kaum zu differenzieren, eher breiig. Mit aktiven LS höre ich die verschiedenen Facetten sehr deutlich und das empfinde ich als Gewinn.


    Dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden. Bedenklich wird es erst dann, wenn man auf den Geschmack kommt und mehr in die Aufnahmen als in die Musik hineinhört. Es heißt aber auch, dass du zuvor einfach zu schlechte LS hattest.



    Zitat

    Günstiger sind aktive LS im Vergleich mit guten (also teuren) Passiv-LS, wenn man bedenkt, dass die Endstufen gleich an Bord sind.


    Nein, das glaube ich dir nicht, gleiche Qualität beim Ergebnis vorausgesetzt. Aber ich bin begierig auf dein Gegenbeispiel.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    ...


    Nein, das glaube ich dir nicht, gleiche Qualität beim Ergebnis vorausgesetzt. Aber ich bin begierig auf dein Gegenbeispiel.
    ...


    K+H O 300 oder Adam Art Pencil (gleich zwie Gegenbeispiele ;))


    Gruß, Ekkehard.


    P.S.: Vorher hatte ich die Audio Physic Tempo V.

    "Jein".

    Fettes Brot

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  • Hallo,


    "Was soll ein "guter Lautsprecher" leisten ?"



    ein guter Lautsprecher wird, meines Erachtens, eine schlechte Aufnahme auch "perfekt schlecht" darstellen. Somit klingt es eben perfekt schlecht :( . Dafür kann der LS nichts - das soll dieser ja auch leisten.
    Und eine gute Aufnahme klingt eben so neutral und gut, dass man seine Freude an der Musik hat :jubel: .


    Ein "guter" LS kann nur dann "gut" sein, wenn er ideal in Position gebracht ist, zu der Raumgröße paßt und die Räumlichkeiten es auch klanglich zulassen.


    Gruß aus Stuttgart
    Siegfried

    ASA-Lautsprecherboxen
    für die anspruchsvollsten Hörer.

  • Der Lautsprecher ist letzendlich nur ein Medium.


    Und wie es sich für Medien gehört, sollen sie scharf recherchieren 8), es laut hinausposaunen :pfeif:, dabei aber nichts dazu erfinden :no: und keine Information unterschlagen :yes:.


    Gruß


    Tresor :hello:

    Diese Sprache, die wir Musik nennen, ist eine Sprache, die aus einem Raum kommt, den wir Seele nennen. GIORA FEIDMAN

  • Das ist eine gute fFrage -


    Es gibt aber auch Leute, die wollen "musikalische" Lautsprecher.


    Meine alten KEF waren solche.
    Sie verfärbten nicht mehr und nicht weniger als andere LS ihrer Preisklasse - jedoch waren die Verfärbungen immer angenehm.
    Männliche Singstimmen kamen wärmer als in der Realität, weibliche kreischten nicht, Violinen hatten Schmelz. Pauken kamen mit Druck aber nicht zu trocken - Blasinstrumente und Orgel beispioelhaft. Lediglich Klavier war gelegentlich etwas zu weich - ihmn fehlte im Diskant der "Biss", die Boxen waren nicht höhenschwach sondern "weich" - wie immer man das psysikalisch definieren mag.


    Meine derzeitigen LS Sind wesentlich schlanker und trockener, vielleicht auch neutraler - aber durchaus nicht immer "lieblich"


    Sie wechseln ihren Charakter von CD zu CD wie ein Chamäleon - was mein e alten LS nicht machten.


    Welcher war nun der "gute" Lautsprecher ??


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Welcher war nun der "gute" Lautsprecher ??


    Das kommt dann wohl auf den eigenen Charakter an:
    Ob man sich lieber geschmeichelt fühlen möchte
    oder ob man die Wahrheit erträgt. :D

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Sie wechseln ihren Charakter von CD zu CD wie ein Chamäleon - was meine alten LS nicht machten.


    Dann spiegeln sie die Unterschiede der Aufnahmetechnik besser wider - wenn das kein Qualitätskriterium ist ... Ich bin immer froh, wenn ich das auf einem Lautsprecher hören kann.


  • Soweit die Theorie. Wirklich ernst habe ich das so nicht gemeint.


    Tatsächlich habe ich eine Vorliebe für LS mit Charakter. Und das besagt doch, dass ein solcher LS nicht wirklich neutral im Sinne von unverfälscht sein kann.


    Ich mag gerne LS, die meine Lieblingsmusikrichtungen so musikalisch rüberbringen, dass es mir eine Freude :jubel: ist. Es ist vergleichbar mit einem Musikinstrument. Jeder weiß wie eine Violine klingt :yes:. Und doch klingen die Violinen diverser Geigenbauer mitunter ganz unterschiedlich. Welche klingt richtig? Welche klingt authentisch? Welche klingt einfach nur schön? ?(


    Genauso verhält es sich mit Lautsprechern. Es gibt Exemplare mit ausgefeilter Technik und besten Meßwerten. Aber klingen sie deshalb besser oder musikalischer als andere mit nicht so perfekten Meßwerten?


    Ich denke, es kommt darauf an, wie man die Musikwiedergabe selbst empfindet und bewertet. Empfindet jemand einen LS als nervig, weil er vielleicht neutral und ehrlich ist, so kann er damit nicht glücklich werden. Jemand anders schätzt es vielleicht, dass er durch diesen LS den Dirigenten atmen hört und den dritten Geiger bein Blättern räumlich genau orten kann, und ist deshalb von der Analythik ganz begeistert. Wie dem auch sei, letztendlich muss der Hörer entscheiden was er möchte und womit er glücklich :angel:sein kann. Nicht der LS muss perfekt sein, sondern die Symbiose zwischen LS und Hörer muss passen! Und das kann jeder Hörer nur selbst herausfinden.


    Ich jedenfalls mag LS mit Charakter :jubel: lieber als solche ohne Charakter.


    Gruß


    Tresor :hello:

    Diese Sprache, die wir Musik nennen, ist eine Sprache, die aus einem Raum kommt, den wir Seele nennen. GIORA FEIDMAN

  • Guten Abend Alfred,



    Ich bin vermutlich nicht der einzige in diesem Forum, der auf der Suche nach "seinen" Lautsprechern schon viele Paare verschlissen hat: Eine ganze Weile -und deutlich mehr als nur einmal- habe ich, immer auf der Suche nach der einzig wahren Klangwiedergabe, betoert gekauft, nach kurzer, aber heftiger Affaire auf eBay meistbietend versteigert - und die naechsten Boxen ins Haus geholt.


    So konnte es nicht ewig weitergehen also dachte ich darueber nach, was einen Lautsprecher fuer mich zu einem "guten" Lautsprecher mache:


    1. Die wesentlichen objektiven Kriterien sind fuer mich hohe Impulstreue und -festigkeit und das Klirr-/Verzerrverhalten. Diese Kenngroessen sind fuer mich seit jeher "ewige Werte" und muessen einfach stimmen, egal, ob ich grad eher warmen oder nuechterneren Klang bevorzuge. Da bediene ich mich der Hifi-Zeitschriften-Tests, aber wirklich technisch schlechte Produkte gibt es ab einer gewissen Preisklasse mittlerweile kaum noch, nach meiner Erfahrung werden die bautechnisch bedingten Qualitaetsunterschiede ab rund 500-600 Euro pro Box eher akademisch bzw. nur noch messtechnisch wahrnehmbar. Das fiel also als Kriterium fuer mich weg.


    2. Frequenzgangweite und -linearitaet, Anzahl der Wege, Material und Form der Lautsprecher - da geht es ins klangformend-Subjektive: Technisches und geschmackliches Optimum muessen nicht zwangslaeufig zusammenfallen, denn neben dem Geschmack, dem Hoerraum und der Spannbreite an Musik, die abgedeckt werden muss, spielen allein schon so viele physiologische und psychologische Faktoren eine Rolle, dass es hier kein intersubjektives "Bestes" geben kann, damit war schon mal kein Verlass mehr auf Testzeitschriften (da ist ja seit einigen Jahren ohnehin nur noch alles entweder "sehr gut" oder "exzellent", um keine Anzeigenkunden zu verprellen...).


    Also hiess es schlicht: Probehoeren mit einer Auswahl der kompletten Bandbreite meiner extrem heterogenen Musiksammlung. Und zwar: Dank gutem Haendler Probehoeren bei mir zuhause unter Alltagsbedingungen, nach der Arbeit auf der Corbusier-Liege, Einschlafen inklusive.


    Dabei habe ich festgestellt: Was im Showroom fuer 10 Minuten mit sorgfaeltig vom Lautsprecherhersteller ausgewaehltem Demomaterial imposant klingt, nervt zuhause schnell - in der Regel die billig konstruierten Boxen mit aufdringlicher Bass- und Hoehenanhebung fuer die halbtaube Discojugend.


    Charmant fand ich hingegen oftmals Boxen mit durch die Wahl einer besonderen Bauform oder eines Korpusmaterials mit charakteristischen Resonanzen gegebenem "Charakter". Leider ist ein typischer Charakterlautsprecher eher fuer die eine als die andere Musik, selten aber fuer das komplette Spektrum geeignet.


    Ich habe mich also letztlich doch fuer eher neutral abbildende Boxen entscheiden muessen, weil das musikalische Spektrum, das sie bei mir wiedergeben sollen, ein extrem breites ist. Fuer "musikalische" Boxen, die das ein oder andere Unangenehme schamhaft verdecken, konnte ich mich zB schon deshalb nicht entscheiden, weil ich gelegentlich Musik hoere, die fuer Andere moeglicherweise nach Stoergeraeuschen klingt :D


    Aber letztlich ist es dies: Der Lautsprecher, mit dem Du Dich am besten fuehlst, ist "der Richtige". Das ist (nicht hauen!) wie bei Frauen, die man irgendwann nicht mehr trotz sondern wegen ihrer Macken liebt :angel:Und hie wie da darf sich der Geschmack auch einfach nach vielen Jahren einmal aendern :untertauch:



    Beste Gruesse
    epiphaneia

    In the beginning the universe was created. This has made a lot of people very
    angry and is generally considered to have been a bad move. (Douglas Adams)

  • Was soll ein "guter Lautsprecher" leisten ?
    Welches ist nun der "bessere" Lautsprecher ?
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    Hallo,


    eine der großen Herausforderungen im Lautsprecherboxenbau ist die synchrone Gruppenlaufzeit.
    -- Akustisch müssen alle LS-Chassi gleich weit vom Ohr entfernt sein. --
    D.h. jedes LS-Chassi reagiert unterschiedlich schnell. Klar - der Hochtöner mit minimaler Masse hat eine wesentlich kürzere Sprungantwort. Der Mitteltöner kommt z.B. 0,2 Millisekunde verzögert und ein großer Tieftöner kommt mit 1 Millisekunde später an.
    Diese Verschiebungen haben fast alle LS-Boxen - und - klingen weniger toll.
    Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten.


    1. Man versucht dieses elektronisch zu beheben, was sehr aufwändig ist und hohe Finanzen erfordert.
    d.h. aktive LS-Boxen.


    2. Durch unterschiedliche Anordnung der LS-Chassi (Hochtöner ist weiter weg vom Hörer)
    dies ergibt einen Stufenaufbau. Optisch ist dies "gewöhnungsbedürftig"


    3. Man lebt damit und mildert dies mit mehreren kleineren Tieftönern, die eben schneller reagieren.
    Z.B. Zwei 17er ergeben die Fläche eines 25er Tieftöners. Der Bass ist knackiger - trocken.


    Zwar reicht der 25er tiefer hinab, aber das Klangbild mit den zwei 17er ist "homogener".
    Wieviel BASS in der klassischen Musik wirklich benötigt wird wäre ein eigenes Thema.
    Als Selbstbauer verwirkliche ich 2. mit 3.
    Das ist zwar ein etwas höherer Aufwand, aber dafür genieße ich mein "viertele" Rotwein entspannter :D .


    Ein weiterer Punkt, meiner Ansicht nach, zur Klangverbesserung ist die "D'Appolito-Anordnung". Hier wird der Hochtöner zwischen zwei Mitteltöner eingebaut. (senkrechte Achse)


    Daß die Wandungen extrem steif sein müssen (dicke Wandungen und Streben) muß wohl nicht extra erwähnt werden.
    Deshalb sind solche LS-Boxen ja auch sehr schwer.


    "Summa Summarum" erhält man einen "besseren" Lautsprecher.
    (Daß selbstverständlich nur die besten Zutaten Verwendung finden ist klar)


    :hello:
    Siegfried


    PS: Schallweg in einer Millisekunde = 340m/s / 1/1000s = 0,34 m

    ASA-Lautsprecherboxen
    für die anspruchsvollsten Hörer.