Der 1978 geborene Countertenor Philippe Jaroussky begann seine musikalische Ausbildung an den Musikakademien Versailles und Boulogne in den Fächern Klavier und Geige.
Jedoch:
"Als es darum ging, genauere Pläne für meine Zukunft abzustecken, wusste ich eigentlich nur, dass ich etwas mit Musik gern machen würde, war mir aber unschlüssig, welche Richtung es sein sollte. Ich dachte damals durchaus daran, vielleicht Komposition zu belegen oder aber Dirigent zu werden. Aber richtig entschlusskräftig war ich für keine dieser Optionen."
Die Wende in seiner musikalischen Laufbahn brachte ein Treffen mit Countertenor Jacek Laszczkowski (einigen vermutlich noch aus der arte-Dokumentation "Himmlische Stimmen", die vor wenigen Monaten im Rahmen eines Themenabends über Kastraten ausgestrahlt wurde, bekannt).Jarousski war von dessen Gesang fasziniert und gelangte zu der Erkenntnis, dass
"Singen in Kopfstimme, was ich durchaus auch schon probiert, aber nicht weiter verfolgt hatte, eine durchaus ernstzunehmende Option,[...] ist und dass man das auch als berufliche Karriere verfolgen kann."
Laszczkowski weckte nicht nur Jarousskys Interesse für den männlichen Soprangesang, sondern machte den jungen Aspiranten auch mit seiner Lehrerin Nicole Fallien bekannt.
Gemeinsam mit ihr lotete er sein Stimmpotential aus und wähnte sich in den himmlischen Höhen am besten aufgehoben.
Seine erste Chance, sich in seiner neuen Rolle als Sopranist zu beweisen erhielt er 1999 von Gérard Lesne im Rahmen einer Einspielung des SEDECIA, RE DI GERUSALEMME von Alessandro Scarlatti. Mit dem Ergebnis, dass er einen Exclusiv-Vertrag mit Virgin Records einstrich.
Danach folgte eine Zusammenarbeit mit dem Sopranisten Flavio Oliver für L'INCORONAZIONE DI POPPEA von Monteverdi.
Bei seinem Erstkontakt mit Vivaldi, CATONE IN UTTICA, kam es auch zu einem Wiedersehen mit Jacek Laszczkowski. Auch dieses mal prägte das Treffen Jarousskys weitere Karriere. Von nun an stürzte er sich auf Vivaldi's Oeuvre und nahm an zahlreichen Aufnahmen im Rahmen der Opus111-Vivaldi-Edition teil.
Doch auch das Mainstream-Publikum kommt in Jarouskys schaffen nicht zu kurz. Vivaldi für Schnipsel-Hörer findet man auf dessen Solo-Platte "HEROES".
Wiederum in aussergewöhnliche Gefilde begibt sich der 29-jährige bei einem Projekt unter der Leitung von William Christie: Die Stefano-Landi-Oper "IL SANT'ALESSIO" in einer ausschließlich männlichen Besetzung, darunter sieben Counter, darunter Max Emanuel Cencic. (Die Aufführungen laufen seit Okober '07. CD und DVD folgen hoffentlich bald)
Des weiteren erscheint im Februar eine CD im Zeichen des Kastraten CARESTINIi mit Arien von Händel, Hasse und Porpora:
Das Fono-Forum meint:
"Vor allem der Klang von Jarousskys Countertenor bereitet ein derartiges sinnliches Vergnügen, dass man nachvollziehen kann, warum die Menschen im 18. Jahrhundert den Kastraten zu Füßen lagen: eine Mischung aus kraftvollem, biegsamem Gesang, der in ein alles überformendes Legato eingebettet ist. Zudem ist Jaroussky keineswegs nur auf die dunkleren Mezzopartien beschränkt. Ohne Probleme agiert er in den höheren Lagen, ohne dass seine Stimme schrill wird."
Sein Debut auf deutschen Bühnen gab Jaroussky unerwartet am 29.2.04, als er anstelle des erkrankten Andreas Scholl italienische Barockkantaten zum besten gab. Für dieses Jahr sind zwei Konzerte in Berlin geplant.
2005 erhielt er den Klassik-ECHO als bester Nachwuchskünstler.
Das war's von meiner Seite, ich gebe weiter an das Gros der Taminos (insbesondere jener, die diesen Artikel bestellt hat ) und wünsche viel Spaß bei den CD-Besprechungen!
Violoncellchen
[Quelle: Die Zitate Jarousskis stammen aus einem Interview des Special-Interest-Magazins ( ) "Gaystation"]