Marc-Andre HAMELIN - Reinkarnation Godowskys

  • Hallo Michael,


    ich denke, die beiden Aufnahmen Bernstein/Foss, Sitkovetsky/Hamelin sind gleichwertig - mir gefällt indes Hamelin sogar noch ein klein wenig besser. Sein Klavierpart hört sich irgendwie..irrwitzig an. Akrobatisch, jazzig und fast etwas skurril Genau das trifft IMO den Charakter der "Masques" am besten.


    :hello:
    Wulf

  • am Di, den 28.08. (20.00) in MDR-Figaro u. NDR-Kultur


    Hamelin m. den Bochumer Symphonikern u. GMD Steven Sloane


    1) GLUCK "Tanz d. Furien" aus "Orpheus u. Eurydike"
    2) SAINT-SAENS 5.Klavierkonzert op.103
    3) STRAUSS "Salomes Tanz" aus "Salome"
    4) LISZT "Totentanz" f. Klavier u. Orchester


    ;)
    piet

  • Hallo, Michael e.a.!


    Darf ich Euch auf den Kapustin-Thread hinweisen, den ich vor ein paar Tagen aufgemacht habe und wo ich natürlich noch gerne Meinungen höre!


    PS: Wie geht das Verlinken?


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo miteinander,


    mein zweiter Beitrag als freundlich aufgenommener Neu-Taminer, notabene zu spät-früher Stunde bei Gewürztraminer...(ist leider erst ein Viertel-Limerick...)
    poste ich ein paar Gedanken zum Phänomen Hamelin:


    Wie ich schon im Thread „Gestern im Konzert“ erwähnte, habe ich Hamelin soeben 2 mal mit Rachmaninow 3 erlebt (mit dem Berner Sinfonieorchester unter Andrey Boreyko).


    Völlig entgegen meinen Erwartungen (aufgrund des eingespielten exotischen Repertoires) habe ich nicht einen Tastenlöwen angetroffen, sondern einen bescheidenen Grübler, der sich zwar scheinbar ohne Mühe blindlings durch den dunklen Notenwald bewegt, aber mit Noblesse, nicht mit Wucht. Ich habe irgendwie den Eindruck, er habe sich verändert, gewandelt, wobei ich ihn vorher noch nie live erlebt habe. Kann jemand über ähnliche Eindrücke berichten?


    Der Traminer wirkt: Neu-Tamino verabschiedet sich von Hamelin ins Bettelin.


    Gruss aus Bern
    Walter

  • Liebe Hamelinen!


    Der Pianist Norman Shetler schilderte mir Hamelin als äußerst bescheidenen, recht schüchternen und geradezu linkischen, zudem höflichsten Menschen, der ihm je begegnet sei.
    Überdies zeichne er sich durch außerordentliches Improvisationstalent sowie einen sehr gesegneten Appetit aus...


    Die genannten Charaktermerkmale scheinen fast schwer vorstellbar, vergegenwärtigt man sich die Energie, die Willensstärke und die Raffinesse, welche Hamelin auf sein Instrument überträgt.
    Und alles mit einer scheinbar spielerischen Leichtigkeit, die bei mir immer wieder ungläubiges Kopfschütteln hervorruft - in welchem Ärmel hat der Mann seine dritte Hand versteckt, die er regelmäßig wie heimlich herausschüttelt?


    Sein Spiel mag, und hier schließt sich der Kreis doch wieder, oft wie ein, wenn schon nicht britisches, so zumindest commonwealth'sches Understatement erscheinen.


    Gegen Hamelin kommt mir Berezovsky - eine Dokumentation über ihn ist momentan öfters bei arte zu sehen, und der Vergleich ist hier vor einiger Zeit angeklungen - beinahe wie ein Schwerenöter vor, man verzeihe mir die kleine Übertreibung.


    Ich möchte noch einmal nachdrücklich auf die bereits früher erwähnte Einspielung sämtlicher Medtner-Sonaten hinweisen.
    Zunächst, weil auch ich sie für einen Gipfel im pianistischen Schaffen des Gould-Landsmannes halte.
    Dann aber auch, weil die Musik jenes nun langsam aus der Versenkung auftauchenden, deutschstämmigen, erst 1951 verstorbenen Klavierkomponisten par excellence, es nicht verdient hat, weiterhin eben zu jenem Nischenrepertoire zu zählen, dessen Bedienung Hamelin - nicht immer wohlwollend - attestiert wird.


    Die atemberaubend vielschichtigen Sonaten (14!) verschiedenster Struktur eröffnen einen ungeahnten (mancher wird ins Feld führen: nicht ungekannten, von Chopin über Rachmaninoff bis Prokofieff sei Alles drin) Kosmos an tiefer Empfindung, breitgefächerter Emotion und pianistischer Finesse ohne Selbstzweckgefahr, wie beispielsweise bei den Godowsky-Etuden der Fall.


    Nur als appetizer: Das Intermezzo aus der f-moll-Sonate würde ich sofort in den Grusel-Thread durchschicken.


    Die Klangqualität ist, um gängige Wortklischees jubelnd einzustreuen, transparent, natürlich und erfreulich trocken, der Steinway (der Coverrücken gibt sogar den Namen des Klaviertechnikers preis) von gewohnter Brillianz mit ordentlichem Bass, wobei ich mich immer wieder frage, warum diese Virtuosen nicht Bösendorfer spielen können, wie jeder vernünftige Mensch von einschlägiger Liquidität...





    Herzliche Grüße aus der Nische,



    audiamus

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  • Lieber Audiamus,


    erstmals herzlichen Dank für deine gehaltvollen Beiträge: Als Frischling ziehe ich verschüchtert den Hut.
    Hier eine kleine Reaktion auf Deine Spitze gegen Steinway: Du hast natürlich recht, dass die Bassregion im Bösi-Imperial ein bedeutenderes Klangvolumen generieren kann als dieselbige beim Steini D-274.


    Allerdings habe ich immer wieder festgestellt, dass die Klänge in der Mittellage und im Diskant des Bösendorfer unter Mikrofonbearbeitung einfach irgendwie „jaulen“. In der Life-Situation ist das anders: da klingt der Bösendorfer oft farbiger als der neutrale Steinway.


    Was Du zu Medtner sagst, kann ich voll und ganz unterstützen: Seine Klaviermusik ist ungemein abwechslungsreich und kunstvoll, aber, und das gereicht ihr zum publicitymässigen Nachteil, nicht so süffig und extravertiert wie etwa die Klanggemälde eines Rachmaninow.


    Um diesen Vergleich noch etwas auszureizen: Rachmaninow erinnert mich an Munch, Medtner an Nolde (Huch, ich wage mich da aufs Glatteis bei einem Kunstsachverständigen...)


    Um zu Hamelin zurückzufinden: Seinen Medtner kenne ich leider noch nicht (ich besitze die Aufnahmen mit Geoffrey Tozer), aber ich kann mir vorstellen, dass Hamelins Personalität eher dem kontrollierten Medtner zuneigt als dem überschwänglichen Rachmaninow.


    Diese Bemerkung nur mit allergrösstem Respekt für seine denkwürdigen Interpretationen von „Rach 3“ anlässlich der Abonnementskonzerte des Berner Sinfonieorchesters von letzter Woche: Hamelin generierte eine Luzidität und Klarheit des Klavierklangs auf dem Steinway (...), wie ich es in Rachmaninows Klangkosmos bisher noch nie erlebt habe!
    Das Konzerterlebnis war denn auch der letzte Auslöser, um mich auf dem Tamino-Forum anzumelden.


    Ich grüsse Dich aus Bern


    Walter



    P.S. Soweit ich sehe, gibt es noch keinen Medtner-Thread. Sollte man dringend ändern, nicht wahr. Mal schauen, ob ich Zeit dafür habe.

  • Danke, lieber Michael, für den Hinweis auf Medtners Klavierkonzerte.
    Ich habe im Klavierforum gesucht und bin dort nicht fündig geworden. Muss mich als Greenhorn zuerst noch etwas zurechtfinden im Thread-Tschungel.
    Uebrigens (nicht nur n.b.): Deine Beiträge auf dem Forum finde ich äusserst kenntnisreich und unterhaltsam (im besten Sinn des Wortes), und mitunter ein Grund, mich auf dem Forum zu beteiligen. Ach wenn mir doch nur eine ähnlich geschliffene Feder zur Verfügung stünde...
    Gruss aus Bern von Walter

  • Lieber Walter,
    danke für die Blumen! :hello:


    Im Grunde ist es ganz einfach:
    In der Suchfunktion "Medtner" eingeben oder was auch immer, dann erzielt man meistens viele brauchbare Treffer.


    Ich bin übrigens einmal durch Zufall zu einem Autogramm des auch von mir höchst verehrten Hamelin gekommen:


    Vor vielen Jahren erstand ich gebraucht die wunderbare Aufnahme der 7.Sinfonie von Schostakowitsch unter der Leitung von Swetlanow.


    Auf dem inneren Booklet dieser EMI-Schallplattenbox hat der Vorbesitzer sehr groß und schwungvoll seinen Namen hinterlassen.


    Na, wer war es wohl.....? :D:jubel:


    Schöner Zufall, aber warum hat er diese Schallplatte bloß weggegeben?


    LG,


    Michael

  • Lieber Michael,


    Danke für den hilfreichen Tipp. Obwohl ich eigentlich kein Autogramm-Jäger bin, habe ich mir es nicht verkneifen können, im Anschluss an das Konzert ihn um ein solches zu bitten: Auch hier erscheint mir ein klares, sehr leserliches Schriftbild ohne die grosskotzeten Schleifen und Schnörkel: Ein ungemein sympathischer und bescheidener Mensch, dem die "Leningrader" vielleicht etwas zu plakativ ist.


    Grüessli von
    Walter

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  • Da ich Hamelin über die Maßen verehre, denke ich, daß ich auch auf eine Aufnahme hinweisen darf, auf der Hamelin sich leider m.e. selber rechts überholt und interpretatorisch falsch liegt:
    Und zwar die Aufnahme des höchstromantischen, plakativen ( lieber Walter, der Anstoß zu dieser Beschreibung stammt natürlich von Dir..) und etwas überfrachteten "Romantischen Klavierkonzert" von Joseph Marx.
    Hamelin ist technisch derartig überlegen, daß er sich aberwitzige Tempi in diesem letztendlich lohnenden Konzert erlauben kann.


    Er fliegt geradezu durch die drei Sätze, was erst einmal atemberaubend ist.
    Aber schlußendlich degradiert er m.e. dieses durch seine völlige Überfrachtung ohnehin problematische Werk mit seiner manuellen Überlegenheit zum blosen Virtuosenschinken.


    Nach vielen Jahren bin ich dann doch reumütig zu den Rundfunkmitschnitten mit Jorge Bolet zurückgekehrt.


    Vor allem ein Mitschnitt vom Anfang der 80er Jahre aus New York unter Zubin Mehta zeigt Jorge Bolet m.e. als den größten Meister in einer sinnvollen Interpretation des Marx-Konzertes.


    Leider sind die Bolet-Aufnahmen niemals auf CD erschienen, eine weitere Einspielung mit David Lively bei ASV ist ziemlich gut, aber leider aufnahmetechnisch für meinen Geschmack nicht gerade berauschend (obwohl in einem ziemlich guten Saal meiner Heimatstadt Leverkusen aufgenommen) und vom Orchester her nicht wirklich fesselnd.
    (Sorry nach Bochum.. :untertauch::stumm:)


    Noch etwas zu Medtner:
    Einer meiner absoluten Lieblingspianisten, Earl Wild, hat auch einiges von Medtner aufgenommen.


    Die "Sonata tragica" kann man sich hier ansehen:
    "http://www.youtube.com/watch?v=iTsPpKsAwKA"
    Und hier kann man einen kurzen Ausschnitt hören:
    "http://www.ivoryclassics.com/jukebox/jukebox.html?uri=http://www.ivoryclassics.com/releases/75003/&q=&item=type%3C%3Emp3%3C%2C%3Eid%3C%3E75003-24%3C%2C%3Etitle%3C%3ESonata%20tragica%3A%20Allegro%20risoluto%3C%2C%3Eartist%3C%3EEarl%20Wild%3C%2C%3Efile%3C%3Ehttp%3A//www.ivoryclassics.com/releases/75003/audio/24.mp3%3C%2C%3Edir%3C%3E/releases/75003/&scrollLeft=0&scrollTop=0"


    Um auf Hamelin zurückzukommen:
    Das sich auf der CD des Marx-Konzertes befindliche linke-Hand-Konzert von Korngold ist allerdings m.e. mit Hamelin die absolute Referenzaufnahme, auch wenn es davon noch ebenfalls beeindruckende Rundfunkaufnahmen mit Gary Graffman gibt, welche, wie die Bolet-Aufnahmen des Marx-Konzertes, leider niemals den Weg auf CD gefunden haben.


    LG,
    Michael

  • Lieber Walter!


    Auch ich bin im Forum noch Frischling, ich glaube, zum Überläufer bringt man’s erst nach einem Jahr als ordnungsgemäßes Wildschwein. Oder mit 500 Beiträgen.
    Und wie Du kämpfe auch ich mich mit bebendem Rüssel durchs unergründliche Tamino-Dickicht, mal hierhin, mal dorthin ausbrechend, die Streifen des Winterhaares rot vor Erregung.


    Doch sei getrost, hier in der Rotte gibt es gute Veterinärpsychologen und gar eigene Threads (hiermit sind nach neuesten linguistischen Forschungen Fäden gemeint) zur Suchtprävention.


    Die von Dir erwähnten Aversionen eines Bösendorfers gegen die moderne Technik sind mir noch nie aufgefallen, würden aber gut ins Gesamtbild dieser edlen Instrumente passen. Wenn ich mal ein Keiler bin, stelle ich mir einen unter meinen Lieblingsbaum!


    Deinen Vergleich mit dem nervösen wie erotisierenden Munch finde ich sehr interessant. Bei Nolde beziehst Du Dich, nehme ich einmal an, auf die Aquarelle, weniger auf die expressionistischen Ölis (um Deinem Bösi die Ehre zu geben) wie Kreuzigungen, Masken etc?


    Die Tozer-Aufnahmen kenne ich leider nicht, so kann ich dazu nichts sagen. Aber ich beneide Dich sehr um Dein Konzerterlebnis, selbstredend, dass Rachmaninow sehr weit oben auf meinem Allesfresser-Speiseplan steht.


    So, jetzt suche ich mir ein gemütliches Schlammloch. Von dort aus einen herzlichen Gruß nach Bern,



    audiamus

  • Lieber Walter,
    hier noch offtopic etwas von Medtner mit Earl Wild:
    "http://www.ivoryclassics.com/jukebox/jukebox.html?uri=http://www.ivoryclassics.com/releases/75003/&q=&item=type%3C%3Emp3%3C%2C%3Eid%3C%3E75003-19%3C%2C%3Etitle%3C%3EAllegro%20moderato%20e%20cantabile%3C%2C%3Eartist%3C%3EEarl%20Wild%3C%2C%3Efile%3C%3Ehttp%3A//www.ivoryclassics.com/releases/75003/audio/19.mp3%3C%2C%3Edir%3C%3E/releases/75003/&scrollLeft=0&scrollTop=0"


    Wild hat in späten Jahren übrigens auf einem Baldwin gespielt.


    Deine Beschreibung der Aufnahmeprobleme(?) mit einem Bösendorfer finde ich auch äußerst interessant!


    Und btw:
    Ein ganz herzliches Willkommen bei Tamino!


    Eine geschliffene Feder habe ich übrigens auch nicht.


    audiamus hat mal wieder äußerst eindrucksvoll gezeigt, was eine geschliffene Feder ist.

    Zitat

    mal hierhin, mal dorthin ausbrechend, die Streifen des Winterhaares rot vor Erregung.


    :hahahaha:
    Super!
    audiamus:

    Zitat

    Die Tozer-Aufnahmen kenne ich leider nicht


    Tozer ist ein fantastischer Pianist und darüberhinaus absoluter Medtner-Fan und Kenner.


    Seine Aufnahmen der Klavierkonzerte leiden ein wenig unter dem pauschalen Dirigat von Neeme Järvi, aber Tozer selber ist in jedem Falle ein äußerst hörenswerter Künstler, gerade bei Medtner.


    LG,
    Michael

  • Lieber Audiamus


    Nolde und Munch zu Medtner und Rachmaninow war halt so ein Bauchvergleich nach dem Mittagessen (Kotelett vom ordinären Hausschwein),
    mit wenig Blut im Kopf und ehrgeizig mit den Frischlings-Hufen scharrend nach dem Motto: „Seht her ihr Lieben was dem Neuling so alles Gselchtes, äh Gscheites einfällt“
    Muss noch noch drüber nachdenken, weshalb mir der Vergleich so plausibel erschien.


    Zu Hamelin: offenbar abgeschreckt durch den landsmännischen goldenen Rivalen aus Toronto, beteiligt sich Hamelin kaum oder gar nicht an der Keilerei um die Bache aus Leipzig.


    Ein herzhaftes „Grunz“ nach Unterfranken


    von Walter aus der Bärenstadt.

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  • Lieber audiamus,
    ich hatte so gehofft, daß die Earl Wild-Fährte auch aufgenommen wird.
    ;(


    Aber Tozer ist wirklich klasse, es ist leider ein wenig stiill um ihn geworden aufnahmemäßig.
    Seine Karriere und seine Aufnahmen habe ich seit seinen ersten Schallplattenaufnahmen so um 1979 herum immer wieder mitverfolgt.


    "http://www.theage.com.au/articles/2004/02/16/1076779888777.html?from=storyrhs"


    Schönes Interview, besonders nett finde ich, daß er Bezug auf den wundervollen Noel Mewton-Wood nimmt.


    Ach Mist, wir sind ja im Hamelin-Fred.....
    Was tun?


    Offtopic Wishes,
    Michael


    walter:


    Du bist ja auch ein Meister des geschliffenen Wortes.... :D
    :jubel:
    Da kann ich nicht mithalten.
    Schweinerei........ :D

  • Lieber Michael,


    das wird meine Morgenlektüre.
    Gab's um Tozer nicht irgendeinen Finanzskandal?
    Aber das können wir im neuen Tozer-Thread diskutieren, den DU eröffnen wirst.


    Gute Nacht,



    audiamus

  • Lieber audiamus,

    Zitat

    Gab's um Tozer nicht irgendeinen Finanzskandal?


    Ja.....

    Zitat

    Aber das können wir im neuen Tozer-Thread diskutieren, den DU eröffnen wirst.


    Ach nee.......ich bin zu faul.
    Gibt es nicht irgendeinen fred wie "Pianisten, die ich schätze" oder so, wo man dann hin und herspringen kann?


    Guts Nächtle,
    Michael

  • Lieber Michael,


    Danke für den freundlichen Willkommensgruss.


    Ob sichs mit Wildschweinborsten auch schreiben lässt?


    Ich meine, der wunderschöne Bösendorfer-Klang handle sich weniger Probleme ein bei der Aufnahme,
    als bei der Wiedergabe über Lautsprecher: Die Bösendorfer-Finessen kommen im Saal einfach viel duftiger rüber als in der muffigen guten Stube.


    Das ist aber nur mein subjektiver Eindruck aufgrund meiner Konzerterlebnisse und dem Nach-Hören der entsprechenden Aufnahmenergebnisse von Beethovens Klaviersonaten mit Andras Schiff in der Tonhalle Zürich, wo er sowohl einen Steinway wie auch einen Bösendorfer bespielte.


    Earl Wild gibt’s auf youtube wirklich mit einer erstaunlichen Medtner-Tragica. Danke für den Hinweis. Ich habe Wild nur dem Namen nach gekannt. Ich will jetzt das Wild-schwein-Thema nicht weiter strapazieren, zumal eben wirklich keine Tastenschweinerei, sprich Pedalgesudel geboten wird, im Gegenteil. Ein grandioses und absolut überzeugendes, im guten Sinn "trockenes" Klavierspiel.
    (Aergerlich ist allerdings der Absturz ins schwarze (Schlamm-)Loch in der Mitte des Clips. Ob sich wohl audiamus schon darin erschnarcht?....)


    Mein Gott, was für eine gute Musik, diese „Sonata tragica“!


    Eine gute Nacht wünscht
    Walter

  • Hallo zusammen,


    Hamelins Wirken ist so vielfältig, dass die Diskussion hier Stoff für mehrere Threads ergibt. Es stellt sich die Frage, ob man einen neuen Nikolai-Medtner-Thread eröffnen sollte, und ob es einen geben sollte, der sich auf das spätromantische Repertoire außerhalb der bekannten Bereiche bezieht, z.B. Medtner, Godowsky, Feinberg, Sorabji, Eckhardt-Gramatté...



    Alles, was davon von Hamelin gespielt wurde, ist hier natürlich gut aufgehoben, aber andere Sachen nicht ganz so gut. Auf der anderen Seite stellt die große Zahl der im Forum vorhandenen Threads uns natürlich vor das Problem, mit der Eröffnung neuer Threads vorsichtig zu sein und nicht für jedes Thema etwas zu eröffnen, wenn nur ganz wenige Antworten zu erwarten sind. Übrigens gibt es auch bei mir Threaderöffnungen mit nur einer bis zwei Antworten.

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  • Jipee, "mein" Fred ist aktiv!
    :)


    Also, ich muss zugeben, ich bin mittlerweile auch zu den Hamelin-VEREHRERN zu zählen. Ich habe mittlerweile seine gesamte Hyperion-Diskographie und auch einige alte Aufnahmen der kanadischen Labels.
    Zudem sammle ich nicht-veröffentlichte, private Konzertmittschnitte von MAH.
    Deshalb muss ich auch wiedersprechen, wenn wie so oft behauptet wird, MAH sei im "Standardrepertoire" nicht "zu Hause" oder "nicht so gut" oder was auch immer.
    Er ist dort zu Hause wie praktisch jeder professionelle Pianist. Das beweist auch sein (nicht von ihm erstelltes) "Concert-Diary". Er ist halt ein solch unglaublicher Notenfresser, dass man ganz vergisst, dass auf einer CD zum Beispiel neben Rudepoema auch einfach die 2. Sonate von Rachmaninov (die beste Einspieluing imho) und die 2. Sonate von Chopin (ebenfalls exzelennt, wie ich finde!) vorhanden ist.
    Ich habe einen privaten Konzertmitschnitt eines Recitals in Polen, mit unter anderem den 4 Balladen von Chopin.
    Das ist einfach nur feurig gespielt.


    Ich könnte ewig weiter schwelgen, HÖRE aber doch viel lieber.


    Ach als kleines Schmankerl für die fachkundigen im "Nischenrepertoire"
    Das Programm eines Konzerts, von dem leider kein Mitschnitt existiert:



    Marc-André Hamelin, piano. Ferruccio Busoni, Toccata : Preludio, fantasia, ciaconna (1920); Kaikhosru Shapurji Sorabji, Sonate no 1 (1919); Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté, Trois pièces pour piano (Suite VI) (1928, 1951, 1952); Frederic Rzewski, The People United Will Never Be Defeated : 36 variations sur ¡El pueblo unido jamás será vencido! (1975). En rappel : Stephen Montague, Paramell Va (1981); Leopold Godowsky, Java Suite : « The Gardens of Buitenzorg » (1925). Récital présenté par la Société de musique des universités canadiennes à la salle Henri-Gagnon du pavillon Louis-Jacques-Casault, Université Laval (Québec), 31 mai 1989, 20 h.



    ICH GLAUB ICH SPINN.

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.


  • Ich auch :D Dann sind wir schon mal zwei.


    Zwar kenne ich von dem Programm nur Busoni, Rzewski und und Godowsky- aber das alleine wäre schon beeindruckend genug. Und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass das übrige Programm weniger imposant ist.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Solche Programme kann es doch gar nicht geben. Jedes einzelne dieser Werke ist ja ein pianistisches Monument. Rzewski hat einen eigenen Thread, und einer über die Busoni-Toccata wird bestimmt noch folgen. Alfred Brendel sagte ja einmal, dass diese Toccata, und nicht etwa Strawinskys Petruschka-Suite oder Balakirews "Islamey" das technisch Schwierigste war, das er aufgeführt hat.


    Die erste Sonate von Sorabji ist irgendwie nach dem Vorbild der vierten Sonate von Skrjabin komponiert. Das steht jedenfalls bei Robert Rimm,
    "The composer-pianists - Hamelin and The Eight", Amadeus Press, Portland, Oregon, 2002.


    Allerdings hat Sorabji einen längeren Notentext - immerhin über 40 Seiten, und nicht sechs oder acht Minuten, sondern knapp dreißig Minuten Spieldauer. Ich kenne diese Skrjabin-Erweiterung nicht, habe nur einmal in die Noten gesehen, und - natürlich - sind das mehr als bei Skrjabin, abgesehen davon, dass auch Sorabji eine ultimative Schlußsteigerung mit wiederholten Akkorden schreibt.


    Eckhardt-Gramattés sechste Sonate (=Suite VI) kenne ich ebenfalls nicht, habe aber vor Jahren einmal die Aufnahme gehört (von wem wohl). Soweit ich mich erinnere, ist sie nicht besonders ausgedehnt (ca. 15 min.), dafür aber klanglich und pianistisch äußerst einfallsreich und in einer Mischung von spätromantischen und modernen Techniken geschrieben. Über Eckhardts Zweite habe ich einmal kurz im Thread über Sturm und Musik etwas geschrieben, weil ich diese besser kenne als Nr. 6.


    Dafür kenne ich jetzt etwas anderes!:baeh01:

  • Doch doch, dieses Programm hat er gespielt :D
    Die Information stammt aus bester Quelle.
    Die Toccata ist im Vergleich mit der Sorabji Sonate und der 6. von Eckhardt-Gramatee sozusagen das Aufwärmen.
    Da es wie gesagt keinen Mitschnitt gibt, habe ich mir das Programm, soweit als Studio-Aufnahme von MAH vorhanden, heute einmal angehört, durchaus anstrengend, da als Zuhörer mitzukommen.


    Am selben Tag, ein paar Stunden zuvor, allerdings nur vor einem Zuhörer, brachte er seine eigene Komposition "Praeambulum to an imaginary Symphony - Hommage to Sorabji" zu Gehör.



    1990 spielte er in Husum auch ein ähnliches Programm. Die Übersicht ist zu finden auf der Website der Klavirraritäten.

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Kann man sagen, dass Hamelin mit seiner Etüde 6 ("Hommage an D. Scarlatti") bei CPE Bach ein wenig abgekupfert hat? Ich denke da an eine Sonate in g-Moll, 3. Satz.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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  • Hallo und Tschou lieber Melot,


    Ohne die beiden Stücke (Hamelin/CPO Bach) zu kennen: Was heisst da schon abkupfern? Sich inspirieren zu lassen ist doch das Natürlichste der (postmodernen) Welt.
    Es ist doch alles schon dagewesen.
    Hauptsache man kann das Plagiat transzendieren mit dem Eigenen. "anything goes" - Hauptsache es gefällt, und das ist bei Marc-André sicherlich der Fall.


    Ich höre im Moment das 1. Klavierkonzert von Xaver Scharwenka, genauer: mehrmals hintereinander den 2. Satz daraus, in der Interpretation von Hamelin: Sie tut mir gut, diese so adventlich-glitzernde, funkensprühende Musik, so dass ich doch nicht auf die Idee komme, nachzufragen, welche Klangallusionen sich mir da aufdrängen: etwas Tschaikowsky, etwas Chopin, etwas Grieg... womit ichs hiermit doch getan habe.


    Ich bin dem Kanadier so was von dankbar für die Palette an Neuentdeckungen, die er mir präsentiert: Ich kann nicht zum 100.-mal das Grieg-Konzert abnudeln!


    Zu Scharwenka: Aus Stereoplay 03 / 06: "Nach Anhören der Aufnahme fragt man sich, warum diese wunderbaren, musikalisch hochwertigen und brillant funkelnden Meisterwerke der Spätromantik so spurlos verschwinden konnten, während Ähnliches sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Hamelin versteht es auch diesmal, die beiden teilweise teuflisch schwierigen Soloparts (+ Anton Rubinstein 4) mit einer Souveränität, Lockerheit und Spielfreude aus dem Ärmel zu schütteln, als hätte er sie schon tausend Mal gespielt."


    Liebe Adventsgrüsse aus Bern
    Walter

  • Liebe Hameliebhaber!


    Musste etwas in der Kiste kramen, aber suchet, so werdet Ihr Flinten nicht ins Korn werfen:


    Für alle, die Godowsky auch schon immer nur ein müdes Lächeln abgewinnen konnten...






    Ist natürlich nur die erste Seite.




    Euer



    audiamus



    .

  • Hallo Walter,


    danke für deinen Kommentar. Ich habe das mit dem "Abkupfern" ohnehin nicht als Negativ-Kritik gemeint. Ich sehe es auch als "Inspirieren lassen", und mich hätte interessiert, ob auch andere eine Ähnlichkeit feststellen. Beide Stücke, die Etüde von Hamelin und die Sonate von CPE Bach, finde ich wunderhübsch und amüsant und frage mich, ob man nicht den 3. Satz von CPE Bachs Sonate als Hommage an Scarlatti und Hamelins Etüde als Hommage an CPE Bach verstehen könnte.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.


  • Jaja, eine der Etüden von MAH, die, wie er selbst sagt "ridicolous difficult to play" sind.
    Gibt auch eine recht gute Aufnahme von ihm (live, Husum) und ein Video bei youtube.
    Ich freue mich jetzt auf das Konzert am 10.12. im Herkulessaal mit folgendem Programm:


    Joseph Haydn
    Sonate B-Dur Hob. XVI/31


    Alexis Weissenberg
    Sonate en état de Jazz(1982)


    Frédéric Chopin
    Barcarolle Fis-Dur op. 60


    Marc-André Hamelin
    Etüde Nr. 7 f. d. l. Hand n. Tschaikowsky
    Etüde Nr. 8 ”Erlkönig” nach J. W. Goethe


    Leopold Godowsky
    ”Symphonische Metamorphosen” nach
    Johann Strauß’ ”Wein, Weib und Gesang”


    Dort spielt er also seine zwei neuesten Etüden.
    :hello:

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Lieber bubba,


    in dem von mir beschriebenen Konzert in Bern gab Hamelin die Etude für die linke Hand (nach Tschaikowskij) als Zugabe: Eine sensible und durchaus gelungene Bearbeitung.


    Nur haben die "Linke-Hand-Aufführungen" immer etwas Circensisches, ja bisweilen Peinliches an sich: Da quält sich ein an sich fähiger Pianist linkshändig über die Klaviatur, und die rechte Pranke baumelt neben dem Klavierstuhl, oder liegt zuckend auf dem Oberschenkel... irgendwie surreal.
    Man fragt sich: Wozu der Aufwand? Selbstdarstellung?


    (Ich weiss sehr wohl, dass viele tolle "Linkshänder-Musik" für den einarmigen Paul Wittgenstein komponiert wurden, so etwa Klavierkonzerte von Ravel, Prokoffiew, und Korngold usw. Aber in diesen Fällen liegt die Sachlage auf der Hand...der fehlenden.)


    Ich bin gespannt auf Deinen Bericht über das Konzert im Herkulessaal.


    Herzliche Grüsse von
    Walter

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