Händel: Cembalo/Klavierwerke

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    PS: Nasatregister klingen hässlich und gehören deshalb verboten. :D


    Der Ansicht war ich inbesondere bei Schornsheim|Haydn ebenfalls. :kotz:


    Bei Leigh|Händel gefällt es mir durchaus sehr gut!


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli


    Der Ansicht war ich inbesondere bei Schornsheim|Haydn ebenfalls. :kotz:


    Bei Leigh|Händel gefällt es mir durchaus sehr gut!


    Gut gemachte sind selten.
    Meistens klingen sie metallisch dünn und eben näselnd – wie so ein mieser bürokratischer Charakter bei Dickens. :D

  • Back to George Frederic Handel:


    Bei der Durchforstung der Händel-Cembaloaufnahmen in meinen Regalen ist mir auch diese hier wieder in die Hände gefallen und hat sich in die Spitzengruppe gespielt:



    Besser aufgenommen als Ross, mit schwelgerischer Attitude und trotzdem rhythmischer Klarheit gespielt - Baumont hat das, was Ms. Yates fehlt. Er hat drei verschiedene Cembali eingesetzt - man denkt sich warum.
    Leider vergriffen, und die amazon-marketplace Händler haben ein Rad ab, weshalb mir Folge 2 noch fehlt:


  • Liebe Leute,
    um mal auf Händel zurückzukommen...


    Ich besitze vier Einspielungen der 1720er Suiten. Neben der hier im Thread schon mehrfach angesprochenen von Krapp (Vinyl) noch folgende



    Alan Cuckston




    Ludger Remy



    und eine im Rahmen einer Einspielung von Händels Gesamtwerk für Cembalo mit Eberhard Kraus:




    Krapp war meine Erstbegegnung mit Händels Suiten und seine Interpretationen gefallen mir immer noch sehr gut – auch wenn er manchmal ein wenig mechanisch zu musizieren scheint. Aber den fugierenden Mittelteil in der Ouverture der g-moll Suite beispielsweise spielt er einfach hinreißend! Unerreicht!


    An Cuckstone habe ich kaum Erinnerungen – hat mich von Anfang an nicht so sehr gefangen genommen und steht seit Jahren im Regal (wird jetzt aber mal wieder hervorgeholt).


    Eberhard Kraus‘ Aufnahmen sind aus den 1990ern (die acht großen Suiten aus 1995) und haben mich insgesamt mehr als überzeugt, obwohl sein Zugriff, darin IMO Krapp verwandt, für meinen Geschmack allerdings in der Tendenz überaus streng und ernst ist, im Charakter ein wenig »stählern« - letzteres liegt nicht an den (durchaus wohlklingenden) Instrumenten, die er verwendet (übrigens eine ganze Anzahl verschiedener Cembali, sämtlich Originalinstrumente aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, keine Nachbauten). Kraus‘ Spiel ist sehr »unnachgiebig«, er greift mit fester Hand ins Geschehen, hält den Hörer stets gefangen – aber irgendwie empfinde die Aufnahme häufig als anstrengend, manchmal geradezu ennervierend. Woran das liegt? – ich glaube an der Aufnahmetechnik! Die Cembali scheinen mir sehr direkt abgenommen worden zu sein, man spürt die Spitzen des metallischen Saitenklangs – selbst wenn man nicht über Kopfhörer hört – bisweilen in den Gehörgängen und im Kopf. Ich möchte diese kantige Einspielung nicht missen, aber ziehe dennoch die hier schon verschiedentlich angeführten Interpretationen von Ludger Remy vor, die weicher, leichthändiger und vielleicht auch etwas verspielter daherkommt. Zudem ist der Klang erheblich räumlicher und mittelbarer. Ist in jedem Fall die schönste unter meinen vier Aufnahmen.


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Zitat

    Original von Klawirr
    Liebe Leute,
    um mal auf Händel zurückzukommen...


    Genau, zurück zum Hendl. :D


    Zitat

    Krapp war meine Erstbegegnung mit Händels Suiten und seine Interpretationen gefallen mir immer noch sehr gut – auch wenn er manchmal ein wenig mechanisch zu musizieren scheint. Aber den fugierenden Mittelteil in der Ouverture der g-moll Suite beispielsweise spielt er einfach hinreißend! Unerreicht!


    Wird als nächstes (wieder)aufgelegt.


    Zitat

    Eberhard Kraus‘ Aufnahmen sind aus den 1990ern...


    Bist Du sicher? Ich erinnere mich an eine Händel-LP von Supraphon für 5,- DM, wo auch schon einiges aus den Sammlungen auf den Nürnberger Instrumenten gespielt drauf war. Die Platte stammt aus den späten 60ern.
    Und die klang auch so aggressiv, dass ich sie nicht lange hören mochte.
    Aber vielleicht ist Eberhard Kraus ja der deutsche Leonhardt. :D


    Zitat

    Ich möchte diese kantige Einspielung nicht missen, aber ziehe dennoch die hier schon verschiedentlich angeführten Interpretationen von Ludger Remy vor, die weicher, leichthändiger und vielleicht auch etwas verspielter daherkommt. Zudem ist der Klang erheblich mittelbarer. Ist in jedem Fall die schönste unter meinen vier Aufnahmen.


    Den Ross könnt Ihr mir so schnell nicht ausreden. :D
    Ich seh schon, um ein Händel-Cembalo-Gipfeltreffen mit Marathonhören sämtlicher Werke für Tasteninstrumente kommen wir nicht herum. :pfeif:

  • Lieber Hildebrandt,


    Zitat

    Original von Hildebrandt


    Wird als nächstes (wieder)aufgelegt.


    Sehr gut!! Wann denn?


    Zitat

    Bist Du sicher? Ich erinnere mich an eine Händel-LP von Supraphon für 5,- DM, wo auch schon einiges aus den Sammlungen auf den Nürnberger Instrumenten gespielt drauf war. Die Platte stammt aus den späten 60ern.
    Und die klang auch so aggressiv, dass ich sie nicht lange hören mochte.
    Aber vielleicht ist Eberhard Kraus ja der deutsche Leonhardt. :D


    Ja, bin mir sicher - das heißt, wenn die Autoren des Booklets sich sicher waren bzw. nicht gelogen haben. Da ist eindeutig »1995« vermerkt - im Übrigen sind die CDs unübersehbar als »DDD« gekennzeichnet. Das dürfte auf die Supraphon-LP aus den späten 1960ern wohl nicht zutreffen... ;)


    Zitat

    Den Ross könnt Ihr mir so schnell nicht ausreden. :D
    Ich seh schon, um ein Händel-Cembalo-Gipfeltreffen mit Marathonhören sämtlicher Werke für Tasteninstrumente kommen wir nicht herum. :pfeif:


    Den Ross kenne ich ja leider noch gar nicht. Aber bei dem Marathon mache ich gerne mit...


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Zitat

    Original von Klawirr


    Sehr gut!! Wann denn?


    Von mir, morgen früh wahrscheinlich. :D


    Zitat

    Ja, bin mir sicher - das heißt, wenn die Autoren des Booklets sich sicher waren bzw. nicht gelogen haben. Da ist eindeutig »1995« vermerkt - im Übrigen sind die CDs unübersehbar als »DDD« gekennzeichnet. Das dürfte auf die Supraphon-LP aus den späten 1960ern wohl nicht zutreffen...


    Kaum, stimmt. Dann ist Herr Kraus ein Cembalist mit langer Erfahrung...


    Zitat

    [Aber bei dem Marathon mache ich gerne mit...


    Mal den Teufel nicht an die Wand. :D

  • Den Ross kriegt man z. Zt. halt nicht. Eine gewisse Chance besteht aber sicher, dass er bei Elatus oder so wieder herauskommt.
    Den Remy hatte ich allein des Preises halber schonmal auf dem Merkzettel. Aber wenn der noch langsamer als Nicholson ist, dann kann ich ihn mir eigentlich schenken...
    Von Yates habe ich jetzt Vol. 1 mit der ersten Hälfte der 1733er Suiten. Nicht schlecht, aber auch nicht überragend (und die Stücke sind, das muß man zugeben, etwas durchwachsener als die 1720er, daher noch mehr von fantasievollen Interpreten abhängig)
    Ich habe neulich nochmal in den Nicholson reingehört. Die ersten beiden Suiten sind gut. Die Fuge (2. Satz) der folgenden d-moll ist aber viel zu langsam und vor allem nicht energisch genug. Sie klingt schon fast wie die später folgende, etwas nachdenkliche Allemande (oder was immer). Dadurch wird dieser Kontrast minimiert.
    Ich rede ungern schlecht über ganze Gattungen. Aber es könnte der Eindruck entstehen, dass der Anteil der Langweiler unter den Cembalisten überproportional hoch ist. Vielleicht auch die Angst, bloß nix historisch falsches zu machen. ;)
    (Von Ramge habe ich die Bach-Partiten; er ist nicht direkt langweilig und auch sehr zügig unterwegs, aber etwas trocken. Eins meiner Lieblingsstücke, die Toccata der 6. e-moll, wo Gould durch Anschlags- und Artikulationsabstufungen Poesie inmitten der Strenge hervorzaubert, spult er einfach sehr rasch runter)
    Dass es vergebliche Liebesmüh' sein dürfte, den durchschlagenden Eindruck zu emulieren, den il caro Sassone bei live performances den Quellen nach hinterließ, ist klar. Aber ein bißchen mehr Verve und Persönlichkeit dürfte man schon erhoffen. :yes:
    Was ist eigentlich mit jüngeren wie Staier oder Skip Sempé? Staier hat- glaube ich- eine der weniger bekannten Suiten auf einem Recital (Hamburg 17xx) eingespielt, die CD war mir aber immer zu teuer gewesen.


    :hello:


    JR


    (EDIT: oben g-moll in d-moll verändert. Den entsprechenden Satz aus der g-moll (#7) spielt er wesentlich besser!)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Kommt aber garantiert – irgendwann. :beatnik:


    Vor allem weil Rampe ja auch passenderweise gleich die Notenausgabe besorgt hat ...

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich rede ungern schlecht über ganze Gattungen. Aber es könnte der Eindruck entstehen, dass der Anteil der Langweiler unter den Cembalisten überproportional hoch ist. Vielleicht auch die Angst, bloß nix historisch falsches zu machen. ;)


    Genaus deshalb schätze ich Pierre Hantai so sehr, denn er macht im Zweifelsfall das, was besser rüberkommt und ihn ganz persönlich mehr überzeugt, auch wenn es nicht nach Lehrbuch gespielt ist.
    Händel gibt es leider nicht von ihm, Bach ja, aber da finde ich ihn auch etwas steif ...

    Zitat

    Was ist eigentlich mit jüngeren wie Staier oder Skip Sempé? Staier hat- glaube ich- eine der weniger bekannten Suiten auf einem Recital (Hamburg 17xx) eingespielt, die CD war mir aber immer zu teuer gewesen.


    Staier fand ich bei Bach zwar irgendwie hochinteressant, aber immer einen Tick zu kontrolliert, zu perfektionistisch. Gut, diese Musik bringt das mit sich ... Ich weiß nicht ob Händel temperamentsmäßig zu ihm passen würde, aber er hat ja jetzt auch diesen grandiosen Telemann gemacht. Auf dem Hass-Cembalo kommt die G-Dur Chaconne von Händel allerdings sehr gut - er nimmt sie recht schnell und kehrt die ganze Virtuosität heraus, die in dem Stück drinsteckt. Ein Händel, dem man zutraut, einem Domenico Scarlatti Paroli zu bieten.


    Sempé ist immer für eine Überraschung gut, zumal er jetzt sein eigenes Label hat - Paradizo - vielleicht hilft eine E-Mail?


    Rampe kann ich mir gut mit Händel vorstellen, obwohl er vielleicht nicht genügend Tiefe reinbekommt - aber seine vollgriffige Art, das Cembalo bei den Triosonaten op. 5 zu spielen, hat mir sehr gefallen.

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  • Zitat

    Original von miguel54
    Auf dem Hass-Cembalo kommt die G-Dur Chaconne von Händel allerdings sehr gut..


    Bis jetzt auch das einzige wirklich angemessene Händel-Cembalo. GFH hat so etwas Ähnliches zu Hause gehabt.
    Warum werden Hass- und Zell-Cembali nicht auch von anderen verwendet (übrigens auch von Ross nicht)? Es gibt eine Reihe gut spielbarer Originale und mittlerweile Nachbauten sonder Zahl.


    Die Staier-CD "Hamburg 1734" ist jeden Cent wert. Wie Rampes Muffat auch eine Klangorgie, aber anderer Art.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Bis jetzt auch das einzige wirklich angemessene Händel-Cembalo. GFH hat so etwas Ähnliches zu Hause gehabt.


    Zuhause in London oder vorher? Würde ich gerne was drüber lesen ...


    Die Hass-Cembali waren ja verschrieen, wie Staier im Booklet zu der Hamburg-CD sehr schön beschreibt. Ich müsste da mal, wenn ich Zeit habe, suchen ... aber es ist richtig: Cembali bzw. Nachbauten nach Hass, Fleischer oder Zell werden relativ selten eingesetzt. Auch Silbermann - da eher Hammerklaviere, obwohl er auch gute Cembali gebaut hat. Mietke schon eher - aber auch nur weil Bach mal eines abgeholt hat, denke ich.
    Das ganze dürfte mit praktischen Erwägungen zusammenhängen: welcher Cemablist geht schon mit zwei oder mehr Instrumenten auf Tour, und das passende Repertoire für die besagten Fabrikate wird ja eher selten gespielt, leider leider ...

  • Zitat

    Original von miguel54


    Zuhause in London oder vorher? Würde ich gerne was drüber lesen ...


    Händel hatte in London ein einmanualiges Hitchcock-Cembalo und daneben ein großes norddeutsches Instrument – ob von Hass oder Zell lässt sich nicht mehr eruieren; im Fitzwilliam-Museum in Oxford ist noch der Entwurf für das Deckelgemälde vorhanden.


    Zitat

    Die Hass-Cembali waren ja verschrieen, wie Staier im Booklet zu der Hamburg-CD sehr schön beschreibt.


    Ein bisschen missverständlich drückt er sich da aus. Frank Hubbard, einer der Pioniere des historisch orientierten Cembalobaus in den 50er und 60er Jahren des letzten Jh., schoss da gewaltig übers Ziel hinaus und verglich die Instrumente von Zell und Hass mit den damals üblichen Eierschneidern. Womöglich hatte er gar keins gehört.
    Fleischer klingt übrigens ganz anders, viel grundtöniger.


    Zitat

    Ich müsste da mal, wenn ich Zeit habe, suchen ... aber es ist richtig: Cembali bzw. Nachbauten nach Hass, Fleischer oder Zell werden relativ selten eingesetzt.


    Große, schwere Kisten, nicht einfach zu transportieren.
    Bei Pinnocks Aufnahme der Cembalokonzerte tauchen sie auf. Und dann habe ich eine LP mit Christiane Capeller: Goldbergvariationen auf einem großen Zell oder Hass (ich seh mal nach). Nicht zu vergessen Rafael Puyanas Fandango-Aufnahmen mit dem einzigen erhaltenen dreimanualigen norddeutschen Cembalo (mit 16' und 2').


    Zitat

    Auch Silbermann - da eher Hammerklaviere, obwohl er auch gute Cembali gebaut hat. Mietke schon eher - aber auch nur weil Bach mal eines abgeholt hat, denke ich.


    Silbermann hat eher schlechte Hammerklaviere gebaut. :D
    Aber gute Cembali.
    Bach z. B. hat aber keins besessen, sondern später Instrumente von Harraß und Hildebrandt bevorzugt – die mit dem 16'.


    Zitat

    Das ganze dürfte mit praktischen Erwägungen zusammenhängen: welcher Cemablist geht schon mit zwei oder mehr Instrumenten auf Tour, und das passende Repertoire für die besagten Fabrikate wird ja eher selten gespielt, leider leider ...


    Für qualitätvolle Aufnahmen dürfte es aber schon das richtige Cembalo sein. Da wird noch viel geschludert.

  • und um den handy nicht liegenzulassen:


    was halten die fleißigen kapazunder von der aufnahme mit kenneth gilbert?
    ich mein die 8 großen sonaten, die er vor ca. 30 jahren für harmonia mundi eingespielt hat.
    er fährt da einen 74er bedard nach taskin.
    also, ich will meine karten nicht verdecken: mir gefällt die so gut, dass ich bislang keine andere wollte. nur bin ich nicht so sehr auf den hallenser focussiert.
    und: ich hab eben nichts zum vergleichen. bei den goldbergvariationen, die gilbert 10 jahre später aufgenommen hat, schon. und da bin ich weniger begeistert.
    aber hier: allein das präludium der 1. sonate höre ich mir manchmal mehrmals hintereinander an, weil ich nicht genug kriegen kann...


    :hello:

  • Gilberts Aufnahme habe ich leider nie gehört - ich wußte gar nicht, dass er auch Händel gemacht hat.
    Kenneth Gilbert ist für die Wiederbelebung des Cembalos im 20. Jahrhundert eine ganz wichtige Figur - er hat viele Pioniertaten geleistet, was Forschung und Repertoire angeht, eine Armee von Cembalisten/Innen ausgebildet ..... aber so richtig mitgerissen hat mich nie eine Aufnahme von ihm. Einiges frühe von ihm ist aufnahmetechnisch inzwischen überholt, z.B. der Couperin, obwohl ich den nicht wissen möchte. Von vielem gibt es inzwischen lebendigere Aufnahmen, die ich dann seinen vorgezogen habe - das Los des Vorreiters. Ohne ihn würden die jüngeren dieses Repertoire nicht so gut spielen.
    Aber seinen Händel würde ich gerne mal hören!

  • Zitat

    Original von miguel54
    Aber seinen Händel würde ich gerne mal hören!


    Kann mich da nur anschließen :D
    Und im Gegensatz zu Miguel möchte ich nicht nur seine pädagogischen Verdienste würdigen, sondern auch wenigstens seine Einspielung der kleinen Präludien etc. von Bach loben, die mir immer sehr gefallen hat.
    So wie er die anpackt, kann ich mir Händel wirklich gut von ihm vorstellen.

  • Oh, oh, - ich mag Herrn Gilbert auch als Interpreten von Froberger und Louis Couperin sehr gern (letzteren hab' ich aber nur auf Vinyl, weiß gar nicht, ob das jemals auf CD erschienen ist). Jedenfalls kann ich mir vorstellen, daß er die Händel-Suiten sehr ansprechend spielt - die CDs sind aktuell aber wohl tatsächlich nicht greifbar :(


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Bis jetzt auch das einzige wirklich angemessene Händel-Cembalo. GFH hat so etwas Ähnliches zu Hause gehabt.
    Warum werden Hass- und Zell-Cembali nicht auch von anderen verwendet (übrigens auch von Ross nicht)? Es gibt eine Reihe gut spielbarer Originale und mittlerweile Nachbauten sonder Zahl.



    Colin Tilney drückt seinen Händel je zur Hälfte auf einem Zell und einem Fleischer, beides restaurierte Originale. :beatnik:





    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -


  • Seit heute nenne ich Ludger Remys Aufnahme mein eigen - der erste Eindruck ist: Nicht schlecht, aber den Spitzenplatz unter den Händel-CDs bekommt er damit nicht. Ein wenig viel Agogik für meinen Geschmack, seine Art, der improvisatorischen Freiheit, die er zu recht in dieser Musik vermutet, näher zu kommen. Aber ein beherzterer Zugriff, wie ihn Geneviève Soly bei ihrer Graupner-Einspielung zeigt, nebst ihrem tollen Hass-Cembalo, wären hier eher angebracht. Der Mietke-Nachbau von Bruce Kennedy klingt hier irgendwie zu süßlich, ist klar und kräftig, rund und melodiös, aber ohne die Grandiosität, die Händel öfter braucht. (Das wundert mich ziemlich, da ich die Mietke-Kopien bei Skip Sempé immer toll klingend fand ... irgendwie passen hier Musik und Instrument nicht optimal zusammen.)


    Werde in den nächsten Tagen noch einmal Olivier Baumont und Laura Alvini hören und berichten.


    Auf der Einkaufsliste steht dann noch Ottavio Dantone - hat jemand hier dessen Händel schon gehört?

  • Noch eine Ergänzung zu Ludger Rémys Händel: Nicht nur wegen des häufiger bei Bach gewohnten Klang des Mietke-Nachbaus, nein, wegen seines Interpretationsstils erinnert mich sein Händel stark an Bach! So manches könnte in Bachs Partiten oder Englischen oder Französischen Suiten stehen, zumindest klingt es in meinen Ohren so. Nur bei den Sätzen, die so typisch Händel sind, dass man sie sich orchestriert in der Wassermusik vorstellen kann, klingt er so richtig nach Händel. Aber nicht genug, denke ich - der Mietke-Klang ist eine Nummer zu klein. Händel, wie Bach ihn spielen würde, sozusagen .....

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  • Zitat

    Original von miguel54


    Besser aufgenommen als Ross, mit schwelgerischer Attitude und trotzdem rhythmischer Klarheit gespielt - Baumont hat das, was Ms. Yates fehlt. Er hat drei verschiedene Cembali eingesetzt - man denkt sich warum.


    Diese drei Instrumente sind ein anonymes italienisches mit einem glöckchenartigen Klang, der mir tendentiell etwas auf die Nerven geht, ein französisches und ein flämisches, mit dem Argument, dass Händel auf seinen Reisen die besten europäischen Cembali unter den Fingern gehabt hat.
    Stimmt, aber ein Hass wäre mir trotzdem lieber - interpretatorisch ist Baumont allerdings Spitze, wie ich schon gesagt habe.
    Der Klang des Blanchet-Cembalo lässt Händel sozusagen französisch klingen, was ja auch nicht ganz verkehrt ist. Bei den zwei Suiten aus der 1720er Sammlung ist seine Instrumentenwahl am überzeugendsten.

  • Zitat

    Original von miguel54


    Besser aufgenommen als Ross, mit schwelgerischer Attitude und trotzdem rhythmischer Klarheit gespielt - Baumont hat das, was Ms. Yates fehlt


    Baumont hat mir mit seinem Rameau wenigstens nicht so arg gefallen. Er schwankt schon mal im Tempo, dann phrasiert er ein bisschen abgehackt vor sich hin und die letzte Pranke fehlt auch meistens.
    Händesl Suiten sind auch nicht "die" Sternstunden, als dass ich mir noch die xte Aufnahme hinstellen müsste. Mein Ross genügt mir da vollauf. :yes:


    Zitat

    mit dem Argument, dass Händel auf seinen Reisen die besten europäischen Cembali unter den Fingern gehabt hat.


    Pures Marketinggerede. Händel hat wahrscheinlich in seinem Leben so viele Cembali unter den Fingern gehabt, dass ich für jede Auswahl diesen Spruch zitieren könnte. Und das ließe sich für bald jeden Komponisten heranzerren.

  • Zitat

    Original von Miguel54
    Auf der Einkaufsliste steht dann noch Ottavio Dantone - hat jemand hier dessen Händel schon gehört?


    Hallo Miguel,


    hast Du sie schon? :D



    Heute in der Post und auch erst einmal gehört, aber der erste Eindruck war hervorragend. Dantone spielt zwar auf einem recht kernigen Cembalo frz. Typs, aber vereint die Theatralik mit einer sehr pointierten Spielweise und manchmal auch der virtuosen Pranke so, dass da eine eigenständige Sichtweise herauskommt, die mir überaus gefällt.

  • Dantones zwei CDs sind soeben hier eingetroffen - ich kann Hildebrandts Eindruck voll bestätigen. Er gibt Händel den Ruf als Virtuose zurück, den er genossen hat, ohne Zweifel.


    Zu seiner Spielweise passt das französische Cembalo (übrigens von Mathias Kramer!) sehr gut, bzw. dessen Klang und seine Spielweise bedingen sich, so scheint mir. Auf einem Hass-Nachbau könnte er nicht ganz so spielen. Das ist aber so alles sehr stimmig und sehr empfehlenswert.


    Ein Hass wäre mir letzten Endes aber doch lieber gewesen, das hätte noch den letzten Rest Virilität herausgekitzelt.
    9 von 10 Punkten, würde ich sagen.






    Ich will jetzt nicht wissen, wie er Scarlatti spielt, nein ..... :untertauch:

  • Habe Dantones CDs inzwischen komplett durchgehört - bei den kleineren vermischten Stücke am Ende der zweiten CD gefällt er mir am besten - wie er die Fugen und Capriccii hinlegt, ist hinreißend!


    Da capo, per favore, maestro!


    m.a.W.: Wann bekommen wir die restlichen Suiten?


  • Ich besitze die LP-Ausgabe mit abweichendem Cover. Pinnock spielt ein flämisches Cembalo von Ioannes Ruckers, 1612 (das allerdings zwei Ravalements über sich ergehen lassen musste) aus dem Besitz der englischen Königin, das möglicherweise Händel und danach der Königin der Charlotte gehört hat!
    Nicht ganz so mächtig wie ein Hass, aber kräftig und klar, trotzdem warm im Klang. Pinnock spielt mit Temperament und sozusagen "maskulin" die Chaconne HWV 435 und die Suiten HWV 436, 438, 434 und 441 - die letzten beiden ausnehmend gut. Das Prelude von 434 rauscht er arpeggioartig herunter, was hervorragend passt.
    Schade, dass Pinnock nicht mehr Solo-Händel aufgenommen hat ...

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Baumont hat mir mit seinem Rameau wenigstens nicht so arg gefallen. Er schwankt schon mal im Tempo, dann phrasiert er ein bisschen abgehackt vor sich hin und die letzte Pranke fehlt auch meistens.


    Der Rameau ist auch sozusagen ein "Frühwerk" von 1989 - da habe ich auch wesentlich bessere Aufnahmen. Baumont hat sich während seiner Zeit bei Erato ein paar Jahre später wesentlich gesteigert.

  • Habe gerade in einem CD Booklet von Brilliant Classics (Telemann's Pariser Quartette mit Musica ad Rhenum) gelesen, dass Michael Borgstede an einer Einspielung der Händel-Suiten bastelt. Wenn die so gut werden wie sein Couperin .....

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