Jean Sibelius als Sinfoniker

  • Hallo Wulf,


    das ist ja gerade das schöne an Sibelius, dass völlig unterschiedliche Interpretationsarten, von technisch durchsichtig, von kammermusikalisch bis hin zu romantisch-breit aber auch klanglich-geheimnisvoll alles drin ist. Etliche, übrigens mögen Berglund aus den 70ern bei der EMI lieber. Kennst Du die?

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • ich hatte damals, als die Neuaufnahme herauskam - und ich Sibelius Sinfonien noch nicht kannte - angefangen, mich so in die verschiedenen Aufnahmen hineinzuhören. Damals fand ich mit all jenen Aufnahmen, die mir in Hände fielen, keinen so rechten Zugang (den gewann ich erst viel später durch Beecham und Neeme Järvi). Ich erinner mich aber deutlich, dass ich überrascht war, wie sehr Berglund seinen Zugang geändert hatte: Die früheren Aufnahmen kamen mir sehr viel symphonischer und eher romatisch vor. Aber - wie gesagt - das sind Erinnerungen aus einer Zeit als ich noch deutlich weniger Feinheiten zu unterscheiden gelernt hatte.

    Gruß ab


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    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Es erstaunt mich, in diesem Thread zwar die Namen der "üblichen Verdächtigen" zu lesen, aber nicht den der beiden Dirigenten, die meiner Meinung nach die beiden besten Interpretationen der gesamten Sibelius-Symphonien in der Stereo-Ära hingelegt haben.
    1) Leif Segerstam (auf Chandos): Eine ungeheuer wilde Aufnahme, zerklüftet, mit expressionistischen Farben spielend, extreme Tempo- und Dynamikkontraste, teilweise geradezu aberwitzige Balancen im Orchester. Sibelius als Vorbote der Moderne.
    2) Gennadij Roschdestwenskij (auf Venezia): Beharrliche Steigerung ist sein Markenzeichen. Die dunklen Farben werden betont, auch die Weiträumigkeit derWerke, die in ungeheuren Spannungsbögen entwickelt werden. Stellenweise hat man fast den Eindruck, daß es keinen Puls gibt und die Musik sucht, dann stellt sich der Schlag allmählich ein und entwickelt sich zu Energieströmen von ständig steigender Intensität.
    Blomstedt, Berglund, Bernstein, Karajan, Oramo, Rattle - ja, alles ganz nett. Aber Segerstam und Roschdestwenskij spielen Sibelius als Musikthriller. Für mich der Doppelgipfel des Eisbergs.
    :hello:

    ...

  • Herzlichen Dank für diesen Hinweis auf Gennadij Roschdestwenskij (auf Venezia). Noch nie davon vernommen.

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • da mein Name schon darauf hinweist - muß ich hier einmal meinen Einstand geben ...


    hier hat noch niemand "Pelleas und Melisande" erwähnt, was ich schade finde.
    Ein wunderbar stimmungsvolles Werk - ich habe es in der Aufnahme mit BPhO und Karajan.


    Herzlichst
    tuonela

  • Hallo Edwin,


    daß die Namen nicht gefallen sind, liegt von meiner Seite aus an der Tatsache, daß ich die von Dir genannten Aufnahmen nicht kenne.


    Segersteam habe ich - frag mich aber bitte nicht warum - in nicht allzu guter Erinnerung, deshalb habe ich bis dato nie sonderlich Ausschau nach Segersteam-Aufnahmen gehalten.


    Roshdi würde ich sehr gerne mal kennenlernen, obwohl ich gestehen muß, daß die Einspielung der Symphonien eines weiteren Nordlichts - die des Hr. Nielsen - mich nicht zu Begeisterungsstürmen haben bewegen können. Aber gespannt bin ich allemal.


    Ich finde, daß Du Berglund etwas Unrecht tust. Wie gesagt, seine ältere, bei EMI erschienene Einspielung kenn ich nicht, aber die bei finlandia in den 90ern erschienene GA mit dem Chamber Orchester Of Europe ist IMHO wesentlich mehr als nur "nett".


    Wie gesagt: Kammermusikalisch in der Faktur, lotet Berglund v.a. in der 4. die Abgründe und Tiefen des Werkes gekonnt aus - hier spüre ich den bereits öfters erwähnte "Schostakowitsch-Vorahnung".


    Falls Du genau diese Aufnahmen noch nicht kennst, unbedingt mal reinhören:



    Falls doch, na ja, kann ich Dir auch nicht weiterhelfen :D


    Übrigens: Eine IMO sehr gelungene Einspielung der 1. Symphonie hat Maris Janssons vorgelegt.


    :hello:
    Wulf.

  • Hallo Tuonella,


    dieser Thread betrachtet ja hauptsächlich die Sinfonien von Sibelius.
    Aber Du hast Recht - op.46 ist auch ein sinf.Werk.


    Die Aufnahme von Pelleas und Melisande op.46 mit Karajan habe ich auch. Eine sehr schöne Interpretation, die Karajan´s angeblichem Schönklang tatsächlich verpflichtet ist - hier paßt es genau.


    Um das Thema Karajan und Schönklang anzusprechen:
    Die Sinfonien Nr.1 und 2 mit Karajan / BPO (EMI) sind alles andere als Schönklang - das sind bis an die Grenze zur Brutalität zeichnende Aufnahmen, was noch durch die Klangtechnik unterstützt wird (ähnlich krass wie die angesprochene Schubert Sinf.Nr.9 (DG), die ich allerdings genau so schätze wie seine EMI-Schubert-Sinfonien.)


    Zurück zur P+M op.46:
    Dummerweise hatte ich die Sibelius/Grieg-CD vor mehr als 10Jahren verkauft, weil mir die enthaltenen Grieg-PeerGynt-Suiten in Karajan´s digitaler Aufnahme nicht so gut gefielen, wie in seiner DG-Analogaufnahme.


    Die CD habe ich aber 2005 nochmal preiswert (ca.5€) bei EBAY gekauft weil ich
    Sibelius Pelleas und Melisande nun doch wiederhaben wollte und mir eine Sibelius-Decca-Doppel-CD mit Jussi Jallas / Ung.Staatsorchester gar nicht zusagte.

    Sibelius: Pelleas & Melisande op. 46
    Grieg: Peer Gynt-Suiten Nr. 1 & 2
    Berlin PO, Karajan
    DG 1982 DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo teleton,


    und nun kann ich dir auch noch erzählen, wie die Aufnahme zustande gekommen ist ...


    Havauka hat Pelleas noch nie vorher gespielt, auch nicht im Konzert; das Orchester kannte das Stück auch nicht von anderen Dirigenten.
    Also sagte der Maestro: "wir spielen das mal ganz durch". (Er war ja schon ziemlich krank, und die Kommunikation klappte auch nicht mehr mit dem Orchester.) Anschließend sagte er: "Sehr schön, das können wir lassen". Das erste Durchspielen war schon die Aufnahme!
    Zwar war das Orchester damit nicht einverstanden, aber bekanntermaßen setzte sich Karajan immer durch ...
    Ein paar Stellen wurden noch korrigiert, und das war's.


    Kein Wunder, daß dir die Grieg-Aufnahme nicht so zugesagt hatte (da hattest du ja einen Vergleich - ich habe diese frühere Aufnahme nicht [mehr]) ...


    Aber von "Pelleas" kannte man ja keine Vergleichsaufnahme.
    Das Stück ist aber auch einfach wundervoll ...


    Herzlichst
    tuonela


    PS: Natürlich ist "Der Schwan von Tuonela" mein Sibelius-Lieblingsstück. Davon gibt es ja etliche von Karajan - ich habe auch eine frühe von '57 mit Rosbaud, alle mit dem BPhO.

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  • Hallo Wulf,


    8o Waaaaaaaas? Roschis Nielsen gefällt Dir nicht? 8o
    :motz: Ich glaub, ich muss mit Dir ein ernstes Wörtlein reden! :motz:
    Oder soll ich mir gleich ein anderes Forum suchen?
    :D :D :D


    Nun gut, man muß Roschis Hang zum gespannten Pathos natürlich mögen - aber ich mag seinen Nielsen ziemlich, und seinen Sibelius noch mehr. Aber das liegt sicherlich auch daran, daß ich Sibelius mehr mag als Nielsen.


    Was den Segerstam betrifft: Wir hatten ihn ja einige Jahre als Chef des Rundfunk-Orchesters in Wien. Trockener Knochen. Hört gut, aber Ausdruck interessiert ihn nicht.
    Auch seine Koechlin-Einspielungen ließen mich (außer, daß ich ihm für das Vorlegen dieser Werke dankbar war, die es damals nicht anders gab) weitgehend kalt.
    "Freiwillig" hätte ich mir seinen Sibelius nie und nimmer gekauft.
    Aber dann spielt mir ein Bekannter einmal die 5. in einer Aufnahme vor, die so völlig verrückt und faszinierend war, daß ich zuerst auf Bernstein tippte, dann auf Boulez, dann noch auf ein paar andere seiner und meiner Favoriten - und dann enthüllte er mir sein Geheimnis: Segerstams Chandos-Einspielung.
    Ich bin nach wie vor restlos begeistert - nicht nur von der 5., von allen anderen auch - inklusive des separat veröffentlichten "Kullervo".


    Aber Vorsicht! - Segerstams neue Einspielung bei Ondine ist zwar sehr gut, nämlich genau und mit vernünftiger Tempodramaturgie, aber weit entfernt von diesem wilden Flächenbrand, den er in der Chandos-Einspielung entfesselt. So hat Segerstam weder vorher noch nachher dirigiert!


    :hello:

    ...

  • Hallo,


    um diesen interessanten thread auszugraben, möchte ich aus meiner Sammlung diverser Sibelius-Aufnahmen einmal die Extremtempi
    gegenueber und zur Diskussion stellen :


    Sinfonie No 1
    33:36 Anthony Collins / London SO
    42:25 Leif Segerstam / Danish Radio SO


    Sinfonie No 2
    38:04 Robert Kajanus / SO (1930)
    51:01Leonard Bernstein / Wiener Philharmoniker (1987)


    Sinfonie No 3
    23:56 Anthony Collins / London SO (1954)
    31:58 Sir John Barbirolli / Hallé Orchestra (1970)


    Sinfonie No 4
    30:49 Anthony Collins / London SO
    39:57 Hans Rosbaud / SWR-SO


    Sinfonie No 5
    25:59 Kyrill Kondrashin /NDR-SO (1981)
    35:26 Leonard Bernstein / Wiener Philharmoniker


    Sinfonie No 6
    24:16 Sir Colin Davis / Boston SO
    31:10 Paavo Berglund / Bournemouth SO


    Sinfonie No 7
    19:33 Carl von Garaguly / Dresdner Philharmonie
    23:45 Kurt Sanderling / Berliner SO


    Im Gegensatz zu Segerstam, der IMO (im Gegensatz zu Edwins Meinung) ein Ausdrucksmusiker par excellence ist und einen "breiten Pinselstrich" bevorzugt, haben die finnischen Dirigenten der juengeren Generation wie Saraste, Salonen, Oramo, Inkinen, Ollila einen sachlicheren-neutraleren Zugang, darin nicht unähnlich den Einspielungen von Robert Kajanus aus den 30er Jahren. Ausnahme der junge Mikko Franck, der mit seinen hoch expressiven Interpretationen mehr Segerstam ähnelt.


    Im Gegensatz zu Deutschland, wo Sibelius viele Jahre als Sinfoniker nicht richtig ernst genommen wurde, wurde seine Musik in den englisch sprachigen Ländern oft gespielt und aufgenommen. Obwohl ich Hochachtung vor Dirigenten wie Beecham, Colin Davis, Gibson, Sargent, Rattle & Co habe, habe ich doch eine Vorliebe fuer Barbirollis Gesamteinspielung, neben der von Sanderling als Gesamtaufnahme mein Favorit.


    Zu den Einspielungen von Bernstein und Karajan habe ich weniger Zugang : Bernstein mit den Wiener Philharmonikern ist mir zu ueberemphatisch, und wenn Karajan, dann die frueheren mit dem Philharmonia Orchestra; die mit den Berliner Philharmonikern sind mir zu sehr auf Schönklang gestylt.


    Gruesse aus Helsinki


    Mikko

  • Hallo Mikko,


    ein höchstinteresanter Beitrag von Dir, die extremen Unterschiede der Tempi verschiedener Aufnahmen gegenüberzustellen.


    Leider kenne ich (wie viele andere bestimmt auch) viele der von Dir genannten Aufnahmen nicht.


    Meine Favoriten sind Ashkenazy (Decca) und Bernstein (SONY).
    Beide begeistern mich durch ihre Emotionalität und ihr hohes Einfühlungsvermögen.

    :] Ashkenazy begeistert dann noch durch die famose Decca-Klangtechnik, da kommt jede Orchesterstimme präzise rüber.


    :] Bernstein finde ich einfach fantastisch, ich mag diese für ihn typische fast übertriebene Emotionalität - was bringt mir eine sachliche Interpretation, das ist doch langweilig.
    Ich möchte aber ausdrücklich betonen, das ich die CBS-Aufnahmen mit den New Yorker PH meine, die ich favorisiere. Bei DG ist alles zu langgezogen, obwohl ich auch die ausergewöhnliche DG-Aufnahme der Sinfonie Nr.2 schätze, bei der er und das Orchester alles zu geben scheinen - fastzinierend und überrumpelnd - Klasse.


    :) Karajan mit den Berliner PH ist Dir zu sehr auf Schönklang getrimmt ? Wundert mich !
    Ich habe beide Karajan-Aufnahmen - die auf DG und EMI und ich finde sie sehr gut. Besonders bei den EMI-Aufnahmen entdecke ich das Gegenteil von Schönklang, die Nr.1 und Nr.2 klingen da beinahe brutal.
    Die Philharmonia Aufnahmen mit Karajan wären nun auch noch interessant (habe ich nicht), aber irgendwo muß man auch sagen: "Jetzt reicht es, denn Ashkenazy und Bernstein decken das ab, was ich bei Sibelius suche."


    Edwin hat seinerzeit Leif Segerstam (Chandos) nicht ONDINE empfohlen.
    Diese hochexpressive Aufnahme würde mich (trotz meines Zitates oben) auch noch interessieren, wenn diese greifbar wäre.
    Wie sind die neueren ONDINE-Aufnahmen? Ist Segerstamm "weicher" geworden ?


    :D Mich könnte nach Ashkenazy und Bernstein jetzt nur noch eine "megafetzige" Über-Aufnahme überzeugen.
    Ich denke so etwas gibt es dann doch nicht mehr.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von Mikko
    Sinfonie No 7
    19:33 Carl von Garaguly / Dresdner Philharmonie


    Hallo Mikko,


    Mein persönlicher Liebling ist bei Sibelius ist stets Beecham.


    Wie schätzt Du die genannte Aufnahme mit den Dresdner unte Garaguly ein, wie würdest Du sie charakterisieren?


    Du unterscheidest zwischen expressiven Interpreten und eher sachlich-neutraleren. Wo würdest Du da Neeme Järvi (BIS) einordnen, der einen sehr klangfüllebetonten Zugang pflegt?


    Welche Kullervo-Sinfonie findest Du empfehlenswert?


    Danke!

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke


  • Hallo, a.b.,


    Beecham, der von Sibelius sehr geschätzt wurde, ist hier natuerlich eine sehr gute Wahl.
    Die Frage nach Garaguly kann ich nicht beantworten; ich besitze die Aufnahme nicht mehr. Und die Neeme Järvi-Aufnahme muesste ich mir einmal aus der hiesigen Buecherei, die bei Sibelius eine grosse Auswahl bietet, ausleihen.
    Zu Kullervo : Ich kenne keine schlechte Aufnahme dieses Werkes, bevorzuge aber (wegen der Idiomatik) diejenigen mit einem finnischen oder estnischen Männerchor und finnischen Solisten, wobei die Solistin mehr Mezzo als Sopran sein sollte. Im Baritonpart ist fuer mich Hynninen unuebertroffen.


    Tut mir leid, dass ich im Moment nicht detaillierter antworten kann.


    Mikko

  • Auf Edwins Empfehlung hin habe ich den Segerstam/Chandos-Zyklus bei Amazon Marketplace erstanden, dort gibt es manchmal auch vernünftige Preise, es lohnt sich hin und wieder reinzusehen.



    Ich finde diese Aufnahmen ebenfalls phänomenal.
    Nur die 2. ist klanglich mißglückt. Es war die erste Aufnahme der Serie, das Orchester ist viel zu weit weg, der unterschwellig fast omnipräsente "Klopfrhythmus" ist häufig verwischt und als Rhythmus unhörbar. Ganz offensichtlich wurde dieser Fehler bei den Folgeaufnahmen vermieden (sehr guter Klang wie aus Dänemark gewohnt), nur schade daß die 2. nicht wiederholt wurde.


    Auch schade finde ich die Auswahl der "Zugaben". Keine x-te Finlandia ist ja verständlich, aber ausgerechnet "The Tempest" (Suite Nr. 1) und In Memoriam op. 59, sonst nix, na ja.


    Aber sonst :jubel: :jubel:
    Ein Aha-Erlebnis sondergleichen war die 1. Sinfonie (eben die mit dem Längenrekord. Der Vorsprung ist übrigens noch deutlicher, Spielzeit 42:58 ). Ich bin ihr früher immer eher aus dem Weg gegangen, weil sie mir wie eine Ansammlung von Ohrwürmern mit ungenügendem Tiefgang vorkam. Jetzt höre ich sie ebenso gern wie alle anderen.


    Halt, fehlt noch eine adäquate Aufnahme der 2. Sinfonie.
    Mikko, vielleicht kannst du mir eine empfehlen? (Tempo ist egal, es muß vor allem mit Hingabe und Atmosphäre, aber auch Präzision gespielt sein).


    Gruß, Khampan

  • Zitat

    Original von Khampan
    Halt, fehlt noch eine adäquate Aufnahme der 2. Sinfonie.
    Mikko, vielleicht kannst du mir eine empfehlen? (Tempo ist egal, es muß vor allem mit Hingabe und Atmosphäre, aber auch Präzision gespielt sein).
    Gruß, Khampan


    Hallo, Khampan!


    Also Hingabe, Atmosphäre und Präzision sollen es sein.
    Fuer Präzision steht der Name des Dirigenten einer meiner Lieblingsaufnahmen der Zweiten : George Szell mit dem Concertgebouw-Orchester. Hingabe wirst Du bei Beecham finden (1954 mit dem BBC SO), Atmosphäre bei Barbirolli, sowohl mit seinem Hallé Orchestra als auch mit dem Royal PO, und bei Sanderling (Berliner SO). Daneben schätze ich bei dieser Sinfonie Colin Davis (Boston und London SO) und Paul Kletzki (Philharmonia).


    Du siehst, es sind unter meinen Vorlieben vorwiegend historische Aufnahmen, bei denen mir die Interpretation wichtiger ist als der Klang.


    Gruesse


    Mikko

  • Zitat

    Original von Mikko
    Hallo, Khampan!


    Also Hingabe, Atmosphäre und Präzision sollen es sein.


    Ja, aber bitte nicht geschnitten, sondern am Stück!
    Bei Segerstam bekomme ich auch alles zusammen :P
    Davis / BSO habe ich schon, atmosphärelos. Dann suche ich mal weiter nach der Szell-Beecham-Sanderling-Aufnahme mit neuzeitlichem Klang. Auch wenn ich z.B. auf Mikko Franck (von dem ich schon gutes gehört habe) warten muß, egal.


    :hello: Khampan

  • Hallo mikko,


    erst gestern hörte ich die Sibelius: Sinfonie Nr.2 --- ich griff zur Szell-Aufnahme, die mir bisher als "zu ordentlich" mit fehlender Bernstein-Emphase erschien.

    Concertg.Orch.Amsterdam / G. Szell
    Philips, 1964, ADD


    Zitat

    Zitat von Mikko:
    Fuer Präzision steht der Name des Dirigenten einer meiner Lieblingsaufnahmen der Zweiten : George Szell mit dem Concertgebouw-Orchester.


    Das diese Aufnahme Deine Lieblingsaufnahme ist kann ich jetzt nachvollziehen - ich finde sie inzwischen (nach mehrmaligem Hören in den letzten Jahren) auch fantastisch.
    Ich war danach so "angeheizt", dass ich mir als Vergleich anschließend die Sätze 3.und 4. in der Bernstein-Aufnahme mit den New Yorker PH anhörte.
    Diese ist natürlich mit noch mehr Emotion und Emphase ausgestattet und einem damit einhergehenden noch höheren Gänsehautfaktor, aber Szell hat die bessere und präzisere Durchhörbarkeit für sich zu verbuchen, weil er "auf dem Boden" bleibt. Was man letztendlich bevorzugt ist Geschmackssache - ich schätze beide Aufnahmen überaus.



    P.S. Ganz nebenbei ist auch Beethovens Sinfonie Nr.5 auf dier Philips - CD eine Superaufnahme, die seiner cleveländer Aufnahme noch überlegen ist. Unheimlich starke und dramatische Interpretation.


    -------------------------------------------------------
    Hallo Khampan,


    das Du die Colin Davis-Aufnahme der Sinfonie Nr.2 / Boston SO (Philips) als athmosphärelos bezeichnest finde ich nicht angemessen.
    Colin Davis, ein Dirigent, den ich bei den Berlioz-Sinfonien wenig schätze, vermag hier ungeheuere Klangsteigerungen zu formen ohne die Präzion zu verlieren.
    Diese meine erste CD dieser Sinfonie Nr.2 war für mich lange Zeit der Maßstab. Allerdings sind die enthaltenen Sinfonischen Dichtungen incl.Finlandia mit Colin Davis auf der Philips - CD tatsächlich absolut "kalter Kaffee" und derart langweilig dirigiert - ganz im Gegensatz zur Sinf.Nr.2.


    Man vergleiche Finlandia mit Colin Davis mal mit der Ashkenazy-Aufnahme (Decca), dann sieht man welche imense Unterschiede eine Partitur für eine Interpretation zuläst: C.Davis zum einschlafen und Ashkenazy zum hellwachen wegschmelzen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Auch hier nochmal meine Anfrage:
    Kennt hier jemand eine Aufnahme der Vierten, die am Ende des Finales OHNE JEDES RITARDANDO musiziert wird?


    Annähernd am besten gefällt mir bisher diesbezüglich die historische Beecham-Aufnahme, aber auch da wird es dann in den letzten Takten doch noch immer breiter. Dabei steht kein Allargando in der Partitur (und gerade Sibelius war mit solchen Bezeichnungen sonst nicht geizig).


    Besten Dank!

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  • Zitat

    Original von ben cohrs
    Auch hier nochmal meine Anfrage:
    Kennt hier jemand eine Aufnahme der Vierten, die am Ende des Finales OHNE JEDES RITARDANDO musiziert wird?


    Annähernd am besten gefällt mir bisher diesbezüglich die historische Beecham-Aufnahme, aber auch da wird es dann in den letzten Takten doch noch immer breiter. Dabei steht kein Allargando in der Partitur (und gerade Sibelius war mit solchen Bezeichnungen sonst nicht geizig).


    Besten Dank!


    Meinst Du die EMI/Naxos-Aufnahme aus den 30ern?


    Im Jubiläumskonzert zum 90. Geburtstag am 8.12.55 (BBC-Classics) jedenfalls macht ein geringes Ritardando, jedoch wird er kaum breiter.


    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • ...ich möchte nicht einmal ein kleines ritardando!
    :no:


    Die Partitur legt nahe, daß Sibelius hier ein memento mori meinte; man soll mitten aus der Entwicklung gerissen werden.
    :yes:


    Freilich: Dieser Schluss scheint derart kompromisslos komponiert, das sich von den Herrn Kapellmeistern wohl keiner zu trauen scheint, da mal konsequent zu sein ...
    :motz:


    Ist die BBC-Legends-Aufnahme unter Beecham schon in Stereo?
    ?(

  • Zitat

    Original von ben cohrs


    Ist die BBC-Legends-Aufnahme unter Beecham schon in Stereo?
    ?(


    Leider in mono!


    Dennoch: (zusammen mit Horensteins Mahler 7.) meine Lieblings-CD dieser BBC-Legends-Serie!
    :jubel:


    Zitat

    This CD set includes spoken word recordings of Sir Thomas Beecham on his thoughts about Sibelius, speaking to the audience and announcing an encore.
    In December 1955 Sir Thomas Beecham led the Royal Philharmonic Orchestra in a Royal Festival Hall concert which marked the 90th birthday of Finland's greatest composer, Jean Sibelius. Beecham was a uniquely qualified celebrant: he had championed this music since it was new, and helped Sibelius to achieve cult status in England, a service for which the Finnish ambassador awarded him his country's 'Order of the White Rose' during the intermission. The sense of a great occasion is caught immediately in the playing of the British and Finnish national anthems, after which Beecham leads an affectionate performance of the rarely heard music from "Swanwhite." More substantial fare follows in the form of the icy, glowering Symphony No. 4 and the awe-inspiring late tone poem 'Tapiola,' here given a gripping reading. Also included in this set is an intensely involving version of the Seventh Symphony that was recorded at a Royal Albert Hall Proms concert the previous year.

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hallo,
    an mein Ohr gelangte neulich diese wunderbare CD:


    Szell lässt die Sibelius 2. von seinem Orchester unglaublich vital spielen.


    Sicher eine schöne Alternative zur Philips CD, zudem wird noch eine sehr moderne
    Version von Mozarts Nr. 40 geboten :jubel:
    Sogar der Klang ist erstaunlich gut für einen Mitschnitt.


    Diese Aufnahmen werde ich bald mal direkt miteinander vergleichen.


    Gruß
    embe

  • Hallo Sibelius-Freunde,


    Sibelius mit Leif Segerstam.
    das wollte ich nun nach den Empfehlungen in diesem Thread doch mal testen.
    Da die Läminkäinen-Suite eine verkappte Sinfonie ist hier (und nicht in einem neuen Thread).


    Leif Segerstam erzielt mit seinem Helsinki PO eine unglaubliche Atmophäre in den 4 sinf.Dichtungen der Leminkäinen-Suite und bei Tapiola, die die nordische Landschaft musikalisch wiederspiegelt.
    Er erreicht dies auch durch ein recht langsames Tempo.


    Die Aufnahmen mit Ashkenazy, Karajan und Bernstein (sowieso) klingen im Vergleich kraftvoller und präziser, mit mehr elan.
    8) Welche Leseart man bevorzugt bleibt Geschmackssache.



    Diese Hochpreis- CD habe ich für 4,-EURO aus einem Sonderangebote-CD-Regal in Bonn ergattert und gekauft (mehr hätte mich auch geärgert), um Segerstam mit Sibelius mal zu kennenzulernen - nicht uninteressant, aber doch mit gemischten Gefühlen:


    Die ONDINE-Aufnahme des op.22 wirkt auf mich schon sehr ansprechend, macht aber für mich nun nicht unbedingt Appetit auch die Sibelius-Sinfonien mit Segerstam auf ONDINE zu kaufen.
    Schade: Die empfohlene Chandos-GA mit Segerstam soll ausgerechnet bei der Sinfonie Nr.2 klanglich daneben sein, zudem teuer und schwer zu bekommen.



    Lemminkäinen-Legenden op. 22 Nr. 1-4
    Tapiola op. 112

    Helsinki PO, Segerstam
    Ondine, 1995, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von ben cohrs
    Auch hier nochmal meine Anfrage:
    Kennt hier jemand eine Aufnahme der Vierten, die am Ende des Finales OHNE JEDES RITARDANDO musiziert wird?


    Mir wurde in einem anderen Forum vom sehr zufriedenen Besitzer der GA mit Vänskä (BIS) berichtet, dass dieser tatsächlich den Schluss abreißen lässt!
    :)

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hallo Sibelius-Freunde,


    man ließt an allen möglichen Stellen von Aufnahmen der Sibelius-Sinfonien.
    Als großer Sibelius-Fan möchte ich mich natürlich einiges von diesen Empfehlungen kennenlernen.
    Andererseits bin ich mit den Sinfonien - GA mit Bernstein und Ashkenazy sowie den Karajan-DG und EMI-Aufnahmen schon sehr zufrieden und kann mir kaum vorstellen noch eine Steigerung hören zu können.


    Mein neuster Sibelius-Kauf sind die Blomstedt-Aufnahmen mit dem San Francisco SO.
    Den Kauf habe ich bisher keinen Takt lang bereuut, denn alleine wegen der Sinf.Dichtung Tapiola hat der Kauf gelohnt. Das ist eine der besten Aufnahmen mit Blomstedt und er reiht sich damit in die TOP-Gruppe Ashkenazy und Karajan ein.


    Bisher habe ich aus der Box die Sinfonien Nr.1, 2 und 5 gehört und verglichen.
    Von der Tempowahl halte ich Blomstedt für stimmig und nirgens zu langsam. Das einzige was fehlt ist hier und da etwas mehr Emotion, so wie bei Tapiola und der Sinfonie Nr.2 im richtigen, angemessenen Maße gegeben.
    Bei der Sinfonie Nr.1 vermisse ich aber die aufpeitschenden Paulkenklänge und die jugendliche Aggressivität.
    Ein Vergleich mit Ashkenazy zeigt wo es hier lang gehen sollte - das ist "die" Aufnahme der Sinfonien Nr.1 für mich.
    Auch Bernstein und Karajan sind hier ungleich aufwühlender als Blomstedt am Werk und begeistern ebenfalls einmal mehr.


    Die Sinfonie Nr.5 ist mit Blomstedt hervorragend. Eine Aufnahme wie für den Sibelius-Einsteiger geschaffen, da keine Detail bei der schon als audiophil zu bezeichnenden Decca-Klangtechnik untergeht.
    Betrachte ich nun den letzten Satz mit dem gänsehautfördernden 3Ton-Motiv, so ist Blomstedt sauber, korrekt und scheinbar richtig. Ich bin nach der Sinfonie sehr angetan.
    Doch was man aus diesem Satz noch herausholen kann zeigen diese 3Dirigenten: Bei Ashkenazy (Decca), Karajan (EMI und DG) und Bernstein (SONY), der sogar etwas übermäßig romantisiert bin ich aber nach der Sinfonie Nr.5 voll ergriffen. Diese Drei bauen bis zum Schluß eine Spannung auf die mitreißt, unter die Haut geht - das fehlt mir bei Blomstedt.
    Auch der Vergleich mit Karajan zeigt mir mal wieder welch hohes Niveau auch die EMI- und DG-Aufnahmen der Sibelius-Sinfonien haben.


    :) Ich bin nun gespannt auf die weiteren Sibelius-Sinfonien mit Blomstedt. Beiseite legen werde ich diese bestimmt nicht. Der Kauf hat sich schonmal wegen Tapiola und der Sinfonie Nr.2 voll gelohnt und ist eine tolle Ergänzung zu meinen anderen GA.



    Sibelius: Sinfonien Nr.1-7, Tapiola, Valse Triste
    Blomstedt, San Francisco SO
    Decca, 1995-97, DDD


    ---------------------------------------
    ;( Was ich bisher von Segerstam´s Sibelius auf ONDINE gehört habe ist mit im Tempo zu ausgewalzt und läßt mich irgendwie kalt.
    Leider kommt man an die große Alternative, die Chandos-GA mit Segerstam nur für eine Wuchersumme heran - das muß noch warten, zumal ausgerechnet die Nr.2 klanglich daneben sein soll.


    Auch eine neue Vänskä-CD mit div.sinf.Dichtungen hat zwar autentischen Charakter. Die Original-Versionen mit Gesangssätzen werden gespielt (King Kristian II, Pelleas und Melisande, Karelia-Suite).
    Aber zum Beispiel die Karelia-Suite ist bei Vänskä "kalter Kaffee" gegenüber Ashkenazy.


    :hello: Mich würden noch einige Meinungen zu Segerstam interessieren und natürlich auch Blomstedt, wenn bekannt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton


    :) Ich bin nun gespannt auf die weiteren Sibelius-Sinfonien mit Blomstedt. Beiseite legen werde ich diese bestimmt nicht.


    Berichte doch bitte bei Gelegenheit, ob von Blomstedt die Vierten am Ende des Finales OHNE JEDES RITARDANDO musiziert wird. Danke!


    :hello:

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hallo a.b. aus Insbruck,


    für deine Anfrage muß ich mich bedanken, denn die hat den Anlass gegeben mich intensiver als zuvor mit der Sinfonie Nr.4 auseinanderzusetzen.
    Meine Blomstedt-Aufnahme ist neu, die wollte ich ja ohnehin hören.
    Dieses Werk ist sowohl für den Dirigenten als auch den Hörer ein harter Brocken, mehr als die anderen Sibelius-Sinfonien.
    Die Sonatensatzform ist verschleiert, wenn überhaupt vorhanden (was ich nicht als Nachteil ansehe).


    Hier ein Blick auf den 4.Satz im Vergleich von 4 Aufnahmen:


    Blomstedt
    Er nimmt sich für das Allegro Zeit (etwas über 10Min.) und baut erst zum Schluß die Spannung auf. Dadurch wirkt das ganze etwas sachlich-perfekt. Gut gefällt mir, das Blomstedt für das 4Ton-Motiv sonore Rohrenglocken verwendet und nicht ein grelles Glockenspiel, wie in den meisten anderen Aufnahmen.
    Der Schluß ist so gestaltet, das man ihn erahnen kann, die Generalpause ist sehr lang und Blomstedt scheint das Tempo deutlich zurückzunehmen.


    Ashkenazy
    Wie Ashkenazy den 4.Satz aufbaut und entwickeln läßt finde ich von allen am schlüssigsten. Er läßt die Musik nrgendwo auseinanderfallen, zieht den Satz in 9 Minuten durch - es ist schließlich ein Allegro. Die Pausen und die Generalpause vor dem Schluß hält Ashkenazy ziemlich kurz. Es klingt modern, ja revoluzionär, denn er läßt den Schluß ziemlich abrubt abreisen, sodaß für den Hörer ein Fragezeichen zurückbleibt und man überrascht ist. Ich meine von Ritardando keine Spur.
    Vielen Hörern wird dieser Schluß nicht gefallen, weil er so überraschend kommt. Nach BenChor´s Beitrag soll es ja so von Sibelius gewollt sein.


    Bernstein
    Das Bernstein mit diesem Werk etwas anfangen kann steht fest. Er versetzt sich in Sibelius Gefühlswelt und kostet diese in weit über 11Minuten aus.
    In der Mitte scheint mir der zusammenhalt nicht so gewahrt, aber das sind Kleinigkeiten, die der Dirigent anders gefühlt hat, als diese beim Hörer ankommen. Auch Bernstein verwendet die klangschönen Röhrenglocken für das 4Ton-Motiv. Den Schluß gestaltet Bernstein ähnlich wie Blomstedt. Er wird nicht nur langsamer, sondern auch bis zum Schlußakkord leiser. Damit ist ein fast klassischer Schluß gestaltet der den Hörer mehr betroffen und nicht überrascht zurück läßt.


    Karajan
    Tempomäßig wie Ashkenazy (unter 9Min.) mit perfektem Aufbau der nie an Spannung verliert. Die Berliner in TOP-Form.
    Den Schluß gestaltet Karajan interessant durch Lautstärkeunterschiede (darin war er ohnehin ein Meister). Kurz vor dem Schluß läßt er pp spielen, die beiden letzten Akkorde dann doch mindestens in mf. Dadurch wirkt der Satz abrubt abgebrochen. Man erwartet eigendlich noch etwas.
    Sollte es nicht so sein ?


    8) Ich könnte nun keiner dieser Aufnahmen einen 100% Vorzug geben, weil alle 4Dirigenten auf ihre Art eine Interpretation liefern, die schlüssig wirkt. Mir gefallen diesesmal alle (das kommt selten vor). Dies führe ich auf das Werk zurück, das große Interpretationsspieleräume zuläßt.
    Müßte ich auswählen, würde ich mich für Askkenazy und trotz des totalen Gegensatzes (nur hier bei der Nr.4) für Bernstein entscheiden.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Die Aufnahme der Sibelius: Sinfonie Nr.1 mit Blomstedt/ San Francisco SO (DECCA) besticht durch ihre fantastische Tonqualität und den herrlichen Orchesterfarben die Blomstedt wunderbar zu gestalten versteht.


    Leider bleibt er an Spannung, besonders im letzten Satz, meinen Favoriten Ashkenazy und Bernstein so einiges schuldig. Auch die gerade in dieser Sinfonie so zahlreichen Paukenstellen sind mehr in den Orchesterklang integriert - nur im 3.Satz läßt er ihnen freien Lauf.
    Welch ein Unterschied zu Karajan (EMI), bei dem dieses Werk richtig derb wirkt - keine Spur von geglättetem Breitwandsound, den man Karajan immer fälschlich vorwirft.
    Blomstedt stellt mehr die romantischen Momente heraus, sodaß hier tatsächlich die Tschaikowsky-Vorbildfunktion stark auffällt.


    Schade - für meinen Geschmack nicht so getroffen wie es sein sollte.
    Nur die Klangtechnik ist berauschend.



    Decca, DDD, 1995-97

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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