Ein Flop: Verdis "La Traviata"

  • Lieber Flo,


    Deine Besprechung der 1971er "Traviata" ist phantastisch. Ich beneide Dich um dein Einfühlungsvermögen und Deine Formulierungskunst. Man kann's nicht klarer vermitteln. :jubel: :jubel: :jubel: Gäbe es einen Tamino-Oscar, würde ich Dich sofort vorschlagen.


    Was das langsame Tempo des 1.Akts betrifft, könnte man ja vermuten, daß man den Zuschauer erst erwärmen und es spannend machen wollte. Persönlich würde ich jedoch eher glauben, daß Krips mit diesem so vielversprechenden Sopran behutsam umging und der Cotrubas erst einen Akt zur Eingewöhnung konzedierte. Man müßte sie einmal selbst fragen. Jedenfalls freue ich mich, daß mich mein Empfinden über diese Vorstellung nicht getäuscht hat, schließlich bin ich da wenig mehr als ein laienhafter Außenseiter.


    Über die Callas als Traviata stelle ich auch die in diesem Thread schon sehr gelobte Victoria de los Angeles, deren Gestaltung der Titelrolle auch zum Niederknien ist. Ihr Partner Carlo del Monte kann einem direkt leid tun, denn er singt brav und technisch ganz gut; nur vom Stimmcharakter her wirkt er wie ihr Großonkel.


    Der amerikanische Bariton Cornell MacNeil wurde 1922 in Minneapolis geboren; ich bin nicht sicher, ober noch lebt. Eine Zeitlang war er in Europa sehr gefragt, dürfte seine Karriere aber etwas zu spät beendet haben. Was ich sonst von ihm im Radio gehört habe, reichte an den Giorgio Germont nicht heran, aber das will nichts Endgültiges besagen.


    Bitte weitermachen!


    LG


    Waldi

  • Nachtrag zu Geddas Alfred:


    Gedda war vielleicht bewußt, daß er 1971 für einen Alfred nicht mehr die ideale Besetzung war und man ihm den jugendlichen Galan nicht so ohneweiters abgenommen hätte (den er nur mehr teilweise drauf hatte). Folglich - aber das ist nur eine denkmögliche Variante - hat er ihn von vornherein ziemlich verstiegen angelegt.
    Damit es keine Mißverständnisse gibt: In anderen Rollen begeistert mich Gedda immer wieder. Er könnte mit seiner klugen Karrieregestaltung anderen Tenören, die mit ihrem Material leichtsinnig umgehen, als Leitfigur dienen. Dafür war er auch mit 70 noch präsentabel.


    LG


    Waldi

  • Hallo Freunde,
    bei so viel Lobeshymnen meine Frage ?


    Wie komme ich an die Aufnahme ??


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Lieber Heldenbariton,


    Über USA-Amazon kommst Du an ein paar Firmen, die noch CDs mit den Highlights verkaufen. Die Gesamtaufnahme gibt es offenbar nur mehr gebraucht. Aber ich kann mir gut vorstellen, daß irgendwann wieder einmal eine Neuauflage herauskommt (und diese Hoffnung läßt mich zögern, die Auszüge anzuschaffen - ich will diesen wunderbaren Gugelhupf ganz, nicht nur ein paar Stücke).


    LG


    Waldi

  • Hallo BBF,
    kann mich meinen Vorschreibern nur anschließen - wunderbar, deine Beschreibung dieser Aufnahme. Ich habe die Cotrubas in einer anderen Einspielung (mit Domingo), und meine absolute Gänsehautstelle ist im letzten Akt, wenn sie Vater Germonts Brief liest. So wie von ihr habe ich das noch von keiner Sängerin gehört, diese abgrundtiefe Verzweiflung, mit der sie das "E tardi!" herausstößt, ist alleine wert, sich die Aufnahme anzuschaffen. Ich bedaure es zutiefst, sie nie auf der Bühne als Violetta erlebt zu haben.
    lg Severina :hello:

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  • Hallo Flo,
    :jubel: :jubel::jubel::jubel::jubel:
    Irgendwie nimmt es jetzt langsam gespenstische Dimensionen an - Du erschütterst mein Weltbild. Nachdem Du mich schon zu einer neuerlichen Lektüre Stifters angestiftet hast, werde ich wohl nun auch noch mein triviales Bild von »La Traviata« renovieren müssen...
    Herzlichst

  • Hi All :hello:


    im Hintergrund läuft grad die Traviata mit Mr. Bean und Anna Netrebko (DVD) und ich bin saufroh diese Aufnahme zu besitzen - ich hab nur noch eine weitere...
    ...die mit Maria Callas - eh die bekannte Aufnahme aus den 50ern?/Mailänder Scala - und da gfallt mir die Aktuellere viel mehr!!!


    zudem - das Bühnebild ist klasse :D


    LG Paul? :angel:

  • Hallo Christoph Glaus


    Ich stöbere hier so, mit "meiner" La Traviata im Ohr. Und siehe da, da gibt es Leute, die genau meinen Geschmack haben.
    Genau die La Traviata aus Mailand, 1955 mit Giulini, Callas usw.
    ist auch mein Favorit, obwohl ich noch einige andere habe.


    schönen Abend aus Zufikon
    Lenski :hello: :hello:

  • Hallo Paul


    Diese Aufnahme ist wirklich exellent, -- mich persönlich stört aber das Bühnenbild gewaltig, alles so kalt, wenn ich da an die Garderoben und Ballsäle von früheren Aufnahmen denke??
    Ich habe immer ein wenig Angst, dass Villazon eines Tages seine Violetta "auffrisst".
    Stimmlich sehr, sehr schöne Traviata.


    Grüsse aus der Schweiz
    Lenski

  • Hallo Lenski,
    gerade die Inszenierung der Salzburger Traviata fand ich so beeindruckend.
    Ich habe Videoaufzeichnungen aus dem alten La Fenice (Gruberova) und Covent Garden (Gheorghiu), höre mir heute aber die Traviata lieber auf CD an oder lege die Salzburg-DVD ein. Ich habe in meinem Leben unzählige Traviatas gehört und gesehen (live oder auf Bild/Tonträger). Keine hat mich so berührt wie die Decker-Inszenierung.


    Grüße
    Emotione

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  • Bevor dieser allgemeine Thread über "La Traviata" zum Thread über die Salzburger Inszenierung abrutscht, weise ich darauf hin, daß es zu diesem Thema bereits einen eigenen Thread mit einem von mir mit viel Inbrunst gestalteten Einführungsstatement :P gibt.... SNCR


    Live aus Salzburg "La Traviata" - Eine Nachlese



    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Liebe Traviatisten,


    Gestern stieß ich auf eine mir noch unbekannte Aufnahme der "Traviata" mit Pierre Monteux und der Opera di Roma, 1956. Erster Eindruck: Ein sehr ansprechendes Dirigat. Die Titelrolle singt Rosanna Carteri - keine absolute Spitzenstimme (nach meiner Erinnerung auch in anderen Rollen nicht, aber keineswegs schlecht), doch da muß ich noch mehr hören, um zu einem genaueren Urteil zu gelangen -, zum Ereignis wird die Aufnahme aber durch den Alfred von Cesare Valletti (einer der sogenannten B-Tenöre von damals, der heute mit Recht sofort zum Abgott erklärt würde, wäre er noch am Leben und aktiv) und den Giorgio Germont von Leonard Warren. :jubel: :jubel: (Herbert, ich denke an Dich!). Valletti (1921/22-2000) sang sonst nicht sehr viel Verdi, der Alfred allerdings war eine seiner Paraderollen -sonst war er eher bei Rossini und Donizetti, auch bei Mozart zu Hause.


    LG


    Waldi

  • Walter Krause
    Man entdeckt immer was neues - bei der Vielzahl der Traviatas! In dieser Sängerkombination kenne ich sie auch nicht, obwohl eigentlich immer auf dem Markt vertreten, erst auf RCA, dann Testament, jetzt Myto...
    Was Rosanna Carteri angeht, die war in Italien als Traviata seinerzeit erste Sahne, es gibt sogar eine RAI-Verfilmung der Oper mit ihr, ich habe die mal ital. im Fernsehen gesehen - kein schlechter Film für 1954, allerdings die übrige Besetzung nur Durchschnitt, Carlo Tigliabue als Vater Germont, Nicola Filacuridi (?) als Alfredo.
    Bei Cesare Valetti weigere ich mich allerdings, den als "B"-Tenor zu sehen, für mich war er zu seiner Zeit echte Weltklasse ("cessa di piu resistere" / Barbiere unter Leinsdorf!!!) - auch brauchte er sich nie hinter seiner häufigen Partnerin Maria Callas nicht zu verstecken!


    Bei mir haben sich auch schon einige Traviatas angesammelt, ich versuche sie mal aufzulisten:


    LA TRAVIATA
    New York 1945 Albanese, Peerce, Merrill, Stellmann – Toscanini
    Stuttgart 1948 Guilleaume, Fügel, Kronenberg, Stolze-Fröhlich – Müller-Kray (dt.)
    New York 1949 Stefano, Merill, Steber, Votipka – Antonicelli (Qu.)
    Mexico 1951 Callas, Valletti, Taddei – De Fabritiis
    München 1951 Ebers, Ludwig, Schmitt-Walter – Solti (dt.m.Sprecher)
    Frankfurt 1952 Ebers, Holm, Metternich, Stern, Madsen – Molinari-Pradelli (dt.)
    Mailand 1952 Tebaldi, Prandelli, Orlandini, Pellegrino, Cadoni – Giulini
    Torino 1953 Callas; Albanese, Savarese – Santini
    Köln 1953 Stich-Randall, Terkal, Blasius – Rossi (dt.)
    Rom 1954 Tebaldi, Poggi, Protti – Molinari-Pradelli (Qu.)
    Hamburg 1957 Stader, Haefliger, Winters, Zollenkopf – Schmitt-Isserstedt (Qu.dt.LP)
    Berlin 1958 Muszely, Schock, Metternich – Schüchter (Qu.dt.)
    Lissabon 1958 Callas, Kraus, Sereni, dePalma, Zanini – Ghione
    Rom 1959 Angeles, del Monte, Sereni – Serafin
    Berlin 1960 Melander, Musial, Wilhelm, Klose – Peters (Qu.dt.)
    Rom 1960 Moffo, Tucker, Merrill – Previtali
    Florenz 1962 Sutherland, Bergonzi, Merrill – Pritchard
    Milano 1962 Scotto, Raimondi, Bastianini – Votto
    Innsbruck 1963 Streich, Kozub, Günter, Haidinger – Wagner (Qu.dt.)
    München 1967 Güden, Wunderlich, Fischer-Dieskau – Bartoletti (Qu.dt.)
    Rom 1967 Caballé, Bergonzi, Milnes, Krebill – Pretre
    Bukarest 1968 Zeani, Buzea, Herlea, Dumitru – Bobescu
    Berlin 1968 Lorengar, Aragall, Fischer-Dieskau – Maazel
    London 1971 Sills, Gedda, Panerai – Ceccato
    Dresden 1972 Rothenberger, Ridder, Anheisser – Patane (Qu.dt.)
    Berlin 1973 Freni, Bonisolli, Bruscantini – Gardelli
    München 1977 Cotrubas, Domingo, Milnes – Kleiber
    London 1979 Sutherland, Pavarotti, Manuguerra, Lambriks – Bonynge
    London 1980 Scotto, Kraus, Bruson – Muti (Qu.)
    London 1981 Sutherland, Pavarotti, Manuguerra – Bonynge (Qu.)
    New York 1981 Stratas, Domingo, MacNeil – Levine (Qu.) (+VHS)
    Tokyo 1988 Aliberti, Dvorsky, Bruson, Mochiki – Paternostro
    Glyndebourne 1988 McLaughlin, MacNeil, Ellis, Turner – Haitink (DVD)
    Bratislava 1990 Krause, Ramiro, Tichy – Rahbari
    New York 1992 Studer, Pavarotti, Pons, White, Pola – Levine
    London 1992 Gruberova, Shicoff, Zancanaro – Rizzi (Qu.)
    Florenz 1992 Kanawa, Kraus, Hvorostovsky – Mehta
    Milano 1992 Fabbricini, Alagna, Coni, Cossutta, Curiel, Mori – Muti
    London 1994 Gheorghiu, Lopardo, Nucci – Solti (VHS)
    Wien 1996 Gurbun, Komov, Tichy – Gröhs (Qu.)
    London 1980 Masterson, Brecknock, DuPlessis, Jones – Mackerras (engl.)
    Paris 2000 Gvazara, Cura, Panerai – Mehta (VHS + CD)
    Düsseldorf 2001 Weth, Komov, Christoyannis, Azarmi – Deneve
    Houston 2003 Fleming, Clarke, Caproni – Summers (DAT)
    Berlin 2004 Martinez, Beltran, Antonucci, Miller – Ranzani
    Aix 2004 Delunsch, Villazon, Lucic, Marabelli – Harding (DAT)
    Salzburg 2005 Netrebko, Villazon, Hampson – Rizzi (VHS+CD)
    New York 2006 Gheorghiu, Kaufmann, Michaels-Moore – Armiliato
    München 2006 Harteros, Beczala, Gavanelli, Humes – Mehta


    Die zuletzt genannte - meine jüngste - gefällt mir im Moment am besten. Aber trotzden fehlen mir noch einige interssante Aufnahmen.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald,
    Fairy hat's auf den Punkt gebracht, aber ich hätte eine Frage:
    Wo und wie (CD, DVD???) gibt's die Traviata mit Gheorghiu und Kaufmann??????? 8o 8o Auf die wäre ich sehr erpicht!! :]


    Da du offensichtlich Beczala magst (Ich auch!) - kennst du die DVD aus Zürich mit Beczala, Eva Mai und Hampson? (Franz Welser Möst dirigiert)
    lg Severina :hello:

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  • Zitat

    Original von severina
    Hallo Harald,
    Fairy hat's auf den Punkt gebracht, aber ich hätte eine Frage:
    Wo und wie (CD, DVD???) gibt's die Traviata mit Gheorghiu und Kaufmann??????? 8o 8o Auf die wäre ich sehr erpicht!! :]


    Da du offensichtlich Beczala magst (Ich auch!) - kennst du die DVD aus Zürich mit Beczala, Eva Mai und Hampson? (Franz Welser Möst dirigiert)
    lg Severina :hello:


    Gar nicht. Das wird eine Radioübertragung aus der MET sein.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Harald,


    Respekt vor deiner umfangreichen Sammlung :jubel:; ich fürchte, bei mir wird es noch eine Weile dauern, bis ich so viele Aufnahmen einer Oper besitze!
    Falls du dir eine Traviata auf Schwedisch vorstellen kannst:
    1939 hat Jussi Björling einen Alfredo auf die Bühne gestellt (live aus Stockholm), der wirklich einmal als der schüchtern-trotzige junge Mann erscheint, als der ihn der Text darstellt.
    Hjördis Schymberg ist zwar als Traviata nicht ganz mein Fall (manchmal zu aufgesetzt-neckisch im Ton), dafür gefällt mir Conny Molin als Germont.


    Was Cesare Vaetti angeht - :yes::yes::yes:


    Zitat

    Original von Harald : Bei Cesare Valetti weigere ich mich allerdings, den als "B"-Tenor zu sehen, für mich war er zu seiner Zeit echte Weltklasse ("cessa di piu resistere" / Barbiere unter Leinsdorf!!!) - auch brauchte er sich nie hinter seiner häufigen Partnerin Maria Callas nicht zu verstecken!


    LG
    Petra

  • @FairyQueen,
    Du mußt bedenken, ich bin ein alter Mann und in 50 Jahren sammelt sich da so einiges an. Begonnen habe ich mit einer 25-cm-Vinyl-Platte mit Muszely, Schock, Metternich in deutsch, das dürfe ca. 48 Jahre her sein, dann kamen Edith Lang und John Maloy, Stina-Britte Melander und Horst Wilhelm.. Die erste italiensche Gesamtaufnahme war ein DGG-Doppelalbum mit Scotto, Poggi, Bastianini. Die junge Renata Scotto war zwar klasse, aber für die schwindsüchtige Violetta eigentlich viel zu gesund!
    Natürlich ist auch viel Schrott dabei, man legt sich eine neue Aufnahme zu und merkt dann erst später, dass es ein Fehlkauf war.
    Liebe Grüße Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • severina


    Theophilus hat es schon vorweggenommen, die Traviata mit Jonas Kaufmann ist eine Radioaufnahme der Samstags-Matinee aus der MET. Ich habe die auf DAT-Band, es wäre jedoch kein Problem, daraus eine Doppel-CD zu brennen. Der Jonas Kaufmann singt übrigens die Rolle sehr gut, ziemlich männlich baritonal gefärbt, hätte ich ihm eigentlich nicht zugetraut!
    Die Aufnahme aus Zürich mit Beczala kenne ich nicht, muß ich noch nachholen. Ich kannte Pjotr Beczala haupsächlich als Mozart-Sänger (Belmonte mit Eva Habermann).
    Die neue Münchner Aufnahme mit ihm als Alfredo habe ich hauptsächlich wegen Anja Harteros und Paolo Gavanelli gekauft. Nachdem für diese Aufnahme die großen Stars ausgefallen waren, wurde dies die Einspielung der "zweiten Besetzung", die sich aber hervorragend schlägt!
    Viele Grüße
    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    severina


    Theophilus hat es schon vorweggenommen, die Traviata mit Jonas Kaufmann ist eine Radioaufnahme der Samstags-Matinee aus der MET. Ich habe die auf DAT-Band, es wäre jedoch kein Problem, daraus eine Doppel-CD zu brennen. Der Jonas Kaufmann singt übrigens die Rolle sehr gut, ziemlich männlich baritonal gefärbt, hätte ich ihm eigentlich nicht zugetraut!


    Könnte man daraus auch zwei Doppel-CDs brennen? Ich wäre brennend interessiert :hello:. Mein Gesangslehrer hat dieses Jahr die Traviata mit Kaufmann an der MET gesehen (Frau Gheorghiu hatte leider kurzfristig abgesagt) und meinte, die Rolle wäre vielleicht ein/zwei Jahre zu früh für ihn gewesen.


    Gruß
    Rosenkavalier

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  • Hallo Petra,
    von der schwedischen Traviata mit Jussi Björling und Hjördis Schymberg habe ich schon viel gehört, kenne sie leider noch nicht. Kommt aber jetzt auf meine Wunschliste. Hjördis Schymberg schätze ich sehr, ich habe eine La Boheme mit ihr (mit Libero de Luca, den ich gerne höre) und kenne mit ihr und Björling noch der "Troubadour" sowie Gounods "Romeo und Julia".
    Danke für die Empfehlung und viele Grüße
    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    a) Gegen mich bist Du junges Gemüse ;)
    b) Ich zerspring' vor Neid über Deine Traviata-Kollektion :jubel:
    c) Den Valletti habe ich bewußt als "sogenannten B-Tenor" bezeichnet, denn für mich ist er natürlich auch A'''! :yes:


    LG


    Waldi


  • Donnerwetter! Das nenne ich Sammlerleidenschaft. Auf Anhieb fällt mir nur 1 Lücke ein, die 1965 er Patané- Aufnahme aus München. Sonst grosses Kompliment :jubel:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Liebe Traviata-Freunde,


    die von Antonino Votto geleitete DGG-Aufnahme mit Renata Scotto und Ettore Bastianini, in der Gianni Raimondi den Alfredo singt, gefällt mir außerordentlich gut. Renata Scotto ist vielleicht keine zarte, auch vokal von Schwindsucht gezeichnete Violetta, aber die Intensität ihrer Darstellung und ihr Ausdruck berühren mich immer wieder. Außerdem ist sie besser bei Stimme als in ihrer späteren Aufnahme unter Muti. Bastianini singt einen wohlklingenden Giorgio Germont und Gianni Raimondi lässt, vielleicht mit Ausnahme von Giuseppe di Stefano und Luigi Infantino, alle mir bekannten Alfredos verblassen. (Die schwedische Aufnahme mit Björling, die jetzt hier schon mehrfach gelobt worden ist, kenne ich allerdings nicht.) Insgesamt halte ich Vottos Aufnahme für sehr gut gelungen und denke, dass sie neben den allermeisten etablierten Studioaufnahmen bestehen kann. Vielleicht kann mir jemand erklären, warum sie so selten bei den Referenzaufnahmen genannt wird?



    Auch wenn ich leider bei weitem nicht eine derart eindrucksvolle Traviata-Sammlung wie Harald habe, kenne ich doch zufällig die von Waldi genannte Monteux-Aufnahme und kann es mir nicht verkneifen, hier etwas dazu zu schreiben, gerade weil ich sie mir gestern auf die positive Kritik hin noch einmal angehört habe. So positiv hatte ich die Aufnahme nämlich nicht in Erinnerung, was ich auch nach nochmaligem Hören bestätigt gefunden habe:


    Die Aufnahme hat meines Erachtens nur ein größeres Problem, und das ist der Dirigent Pierre Monteux, der das römische Opernorchester nach meinem Geschmack insgesamt viel zu langsam musizieren lässt. Im dritten Akt ist er ein durchaus sensibler Begleiter, der in der Lage ist, die lyrischen Momente fein gezeichnet herauszuheben, aber da, wo etwas Temperament gefragt wäre, finde ich sein Dirigat nicht sehr gelungen, um nicht zu sagen langweilig. Die Szene auf Floras Fest lässt leider das, was man als Italianità bezeichnet, gänzlich vermissen. Insgesamt ist das eine Traviata aus Sicht eines impressionistisch interessierten Franzosen. Natürlich eine interessante Sichtweise (immerhin spielt die Oper in und um Paris), aber nicht ganz nach meinem Geschmack.


    Die Sänger der Hauptrollen dagegen finde ich gut, wenn auch nicht herausragend:


    Rosanna Carteri war, als die Aufnahme 1956 entstand, gerade mal 25 Jahre alt und hat - wie auch in ihrer noch vier Jahre älteren Bohème-Einspielung unter Gabriele Santini - etwas Mädchenhaft-Zerbrechliches in der Stimme, das mir gut gefällt. Besonders stark ist sie meines Erachtens im Duett mit Vater Germont im zweiten Akt und im dritten Akt kurz vor ihrem Tod, wenn Violetta begreift, dass es für sie keine Hoffnung mehr gibt. Die Koloraturen in ihrer großen Arie am Ende des ersten Aktes sind allerdings nicht ganz sauber geraten.


    Cesare Valletti ist auch für mich ein erstklassiger Tenor, der leider im Vergleich zu anderen etwa gleichaltrigen Sängern seltener für Operngesamtaufnahmen berücksichtigt wurde und wohl nur deshalb heute einen geringeren Bekanntheitsgrad ("B-Tenor") besitzt. In seiner Arie "De' miei bollenti spiriti" leidet er etwas unter Monteux’ langsamem Tempo. Die Pizzicato-Begleitung kommt etwa in Herzschlagfrequenz daher, was die schwärmerisch-aufgeregte Stimmung Alfredos meines Erachtens nicht besonders gut wiedergibt. In den dramatischen Momenten der Partie stößt Valletti vielleicht ein wenig an stimmliche Grenzen, was aber meinen positiven Gesamteindruck nicht nachhaltig stört.


    Leonard Warren gehört zu meinen liebsten Sängern, scheint sich als Vater Germont aber nicht so ganz wohl zu fühlen. Ich weiß nicht, ob er diese Rolle jemals auf der Bühne verkörpert hat, jedenfalls gehörte sie nicht zu seinem zentralen Repertoire. Ohne dass ich jetzt sagen könnte, was genau mir an seiner Rollengestaltung nicht so gut gefällt, denke ich bei seiner Interpretation immer an einen etwas gebremsten Rigoletto oder Graf Luna, der gern auch mal etwas aus sich heraus gehen würde, aber das in der Rolle nicht so ganz darf. Ansonsten singt er allerdings makellos. Als Giorgio Germont ziehe ich dennoch (ausnahmsweise) Bastianini oder Merrill vor.

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  • Hallo Zauberton,
    ich ab die Votto-Traviata vor vielen Jahren als LP gekauft und auch schon am meisten gehört. Scotto und Raimondi haben sich mit dieser Aufnahme ein Denkmal gesetzt. :angel:

    Freundliche Grüße Siegfried


  • Hallo Harald,
    das muss ich total verschlafen haben, denn die Samstag-Matineen aus der MET werden meist auch auf unserem Ö1 übertragen ;( Ich habe von dieser Aufführung schon so viel Positives gehört, dass ich sehr gerne einen Mitschnitt davon hätte. Wenn es dir also nicht zu viele Umstände bereitet :D :D :D :D
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Zauberton


    Auch wenn ich leider bei weitem nicht eine derart eindrucksvolle Traviata-Sammlung wie Harald habe, kenne ich doch zufällig die von Waldi genannte Monteux-Aufnahme und kann es mir nicht verkneifen, hier etwas dazu zu schreiben, gerade weil ich sie mir gestern auf die positive Kritik hin noch einmal angehört habe. So positiv hatte ich die Aufnahme nämlich nicht in Erinnerung, was ich auch nach nochmaligem Hören bestätigt gefunden habe:


    Die Aufnahme hat meines Erachtens nur ein größeres Problem, und das ist der Dirigent Pierre Monteux, der das römische Opernorchester nach meinem Geschmack insgesamt viel zu langsam musizieren lässt. Im dritten Akt ist er ein durchaus sensibler Begleiter, der in der Lage ist, die lyrischen Momente fein gezeichnet herauszuheben, aber da, wo etwas Temperament gefragt wäre, finde ich sein Dirigat nicht sehr gelungen, um nicht zu sagen langweilig. Die Szene auf Floras Fest lässt leider das, was man als Italianità bezeichnet, gänzlich vermissen. Insgesamt ist das eine Traviata aus Sicht eines impressionistisch interessierten Franzosen. Natürlich eine interessante Sichtweise (immerhin spielt die Oper in und um Paris), aber nicht ganz nach meinem Geschmack.


    Lieber Zauberton,


    Man sollte bedenken, daß Monteux immerhin Jahrgang 1875, also ein recht alter Herr war und ansonsten eher den Ruf eines lebhaften Interpreten besaß. Das langsame Tempo war mir in früheren Jahren auch immer zu schwerfällig. Mit dem Älterwerden habe ich aber die Reize entdeckt und koste jetzt bei Knappertsbusch, Klemperer und anderen gerne die "Feinheiten" aus. Trotzdem kann ich Dich gut verstehen. Sicher ist das nicht die absolute Top-"Traviata", aber jedenfalls eine interessante und keineswegs durchschnittliche.


    LG


    Waldi

  • Zauberton.
    Dass dem großen Leonard Warren die Rolle des alten Germont nicht lag, kann durchaus stimmen. Er hat zwar - als gerade 30-jähriger - diese Partie erfolgreich an der MET in der Spielzeit 1941/42 oft gesungen (es gibt bei Bongiovanni einen Mitschnitt vom 29.11.41 mit Charles Kullmann und Bidu Sayao) - aber später nie wieder.
    Die Studio-Aufnahme von 1956 aus Rom war eine RCA-Produktion. Zu dieser Zeit hatte Warren einen Exclusiv-Plattenvertag mit dieser Firma, wahrscheinlich hatte er deshalb keine Wahl nochmals diese Rolle zu singen.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Walter Krause
    Man sollte bedenken, daß Monteux immerhin Jahrgang 1875, also ein recht alter Herr war und ansonsten eher den Ruf eines lebhaften Interpreten besaß. Sicher ist das nicht die absolute Top-"Traviata", aber jedenfalls eine interessante und keineswegs durchschnittliche.


    Lieber Waldi,


    hier gebe ich dir völlig recht. Jeder hört anders und ich würde nie wagen, hier meine Meinung als absolute Wahrheit hinzustellen. Ich glaube aber trotzdem, dass Monteux hier auch etwas außerhalb seines vertrauten Repertoires dirigiert hat. Das meiste, was er sonst eingespielt hat, waren wohl französische und russische Komponisten (Debussy, Strawinsky, Tschaikowsky). In der italienischen Oper war er offensichtlich nicht ganz zu Hause.


    Wenn es dir trotzdem gefällt - umso besser. Wegen der Sänger lohnt sich diese Traviata allemal.


    :hello:

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