mehr als kälte, eis und schnee ... die musik des nordens

  • Zitat

    Original von teleton
    Die nordischen Komponisten des 20.Jahrhunderts sind bis auf die Taminos, die hier bisher gepostst haben wohl nicht so stark vertreten und beliebt !?!


    Hallo,


    ich bitte um Entschuldigung, dass ich mich als "Nordlicht" bisher noch nicht an diesem Thema beteiligt habe. Dies hat einen Grund : Vielleicht ist es in den skandinavischen Ländern auch so, aber hier in Finnland steht die finnische Musik im Vordergrund, wird im Konzert oder Rundfunk gespielt. Die dänische, schwedische und norwegische Musik ist weniger bekannt, ausser wenn Dirigenten wie Salonen oder Segerstam Bindungen an schwedische Orchester haben und deshalb diese Kompositionen spielen.


    Gruesse aus Helsinki


    Mikko

  • Hallo teleton,


    ich war gestern noch mal hören. Also wenn Du das Frühwerk Norgards ausklammerst, dann dürfte das wenig, egal mit welcher Symphonie von Rangström zu tun haben. Auch weniger mit Halmboe meiner Einschätzung nach. Norgard ist radikaler, und jetzt ein doofes Schlagwort" avantgardistischer" - wenn ich nicht irre, nimmt er in dem Werk "Voyage into The Golden Screen" bereits die spektrale Kompositionstechnik vorweg.


    So radikdal war weder Halmboe und erst recht nicht Rangström meiner Ansicht nach.....


    :hello:
    Wulf

  • Hallo wulf,


    es stimmt das Per Norgard sehr avantgardistisch und radikal ist, wie Du schreibst.
    Ich verbinde meine gepostet CD der ersten beiden Sinfonien gedanklich aber mit gutem Gewissen mit dem von mir geschriebenen.


    Die Vagn Holmboe-Sinfonien Nr.1-13 passen aber insgesamt gut in die Schublade. Bo Linde - Per Norgard (wenn es dich stört lassen wir Rangström eben rauß).


    ;) Der Komponist heißt Vagn Holmboe und nicht "Halmboe", wie Du schreibst.
    Seinen Sinfonien habe ich mich durch Empfehlung auch erst so nach und nach genähert - zuerst Die Sinfonien Nr.8 und 9 und seine fantastischen 4 sinfonischen Metharmorphosen - eine geniale Werkreihe, die einen umhaut.
    Holmboe ist wesentlich zeitgemäßer, härter und dem spätromantischen Geplänkel (soll nicht abwertend gemeint sein) weniger zugetan, als Rangström und Atterberg.



    Beispiel für romantisches Geplänkel das mir für das 20.Jahrundert bei den nordischen Kompnisten nicht gefällt ist folgende Aufnahme:


    Es gibt vom Atterberg-Klavierkonzert eine Aufnahme mit Franklin/Smith/Anderson (Sterling), die ich unzeitgemäß überromantisiert finde und mir gar nicht zusagt.
    Toll und gut getroffen und zeitgemäß hingegen finde ich die Aufnahme mit
    Derwinger / Rasilainen (CPO), die mir äußerst gut gefallt und aus ganz anderem Holz geschnitz ist.
    Da kann man sehen wie wichtig eine Interpretation ist, die einem auch den Zugang zu einem Wrk positiv ermöglichen sollte. Beim Erstgenannten wäre Atterberg warscheinlich links liegen geblieben - bei CPO hat es "gefluppt".

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    Zitat

    Es gibt vom Atterberg-Klavierkonzert eine Aufnahme mit Franklin/Smith/Anderson (Sterling


    eigenartig, mir geht es genau andersherum, die Franklin Smith\Anderson Aufnahme finde ich wesentlich stringenter und "auf den Punkt" gebracht, während die Derwinger-Aufnahme langsamer und auch sämiger ist- natürlich m.e. :D


    Die Sterling-Aufnahme ist aber leider furchtbar schlecht aufgenommen, metallisch verfärbt und deshalb höre ich sie mir auch nicht mehr an- schade.


    LG nach Bonn :hello:


    Michael


  • Nicht vergessen sollte man Leevi Madetoja, einen Komponisten in unmittelbarer Nachfolge von Sibelius, der zur führenden Generation Komponisten gehörte, die sich auf die spätromantische deutlich von Sibelius beeinflussten Schule beriefen.


    Madetoja selbst studierte zunächst in Helsinki bei Sibelius (1906 - 1910),
    ging dann nach Frankreich, um seine Studien für zwei Jahre bei d'Indy fortzusetzen (1910-11). Nach weiteren Studien in Wien und Berlin kehrte Madetoja nach Finnland zurück, um die Leitung der Helsinki Philharmonic Society (1912 - 14) zu übernehmen. In Helsinki nahm er die folgenden Jahrzehnte gleich zwei Aufgaben wahr: die Professur am dortigen Musikinstitut (1916-39) als auch das Verfassen von Kritiken für Helsingin sanomat (1916-32). In der Eigenschft als Kritiker erweiste sich Madetoja ähnlich wortgewandt, gebildet und treffischer im Geschmack wie vielleicht Dukas. In den 20er Jahren reiste Madetoja immer wieder nach Frankreich.




    Madetojas Werk zeigt deutlich den Einfluss von Sibelius, aber auch Einflüsse, die seinen Aufenthalten Frankreichs entspringen. Dennoch gelangt Madetoja zu einem eigenen, ganz eigentümlichen und reizvollen Sitl, der reich an meldoischer Erfindung, dafür aber in Harmonie und Rhythmus etwas beschränkter ist. Seine Orchestrattion ist stets von Klarheit - fast klammermusikalisch - geprägt und der Duktus der Musik manchmal etwas düsterer und schwerer als bei Sibelius.


    Die Musik Madetojas erscheint mir meist wie eine Märchenisllustration - Märchen aus dem hohen Norden. Hört man bei Sibelius weite Landschaften, so höre ich bei Madetoja Eislandschaften, kristallines Funkeln.


    Zu Madetojas Hauptwerken zählen seine 3 Symphonien, von denen die dritte als die ausgereifeste gelten darf und die von einem bekannten finnischen Musikwissenschaflter auf eine Stufe mit Sibelius 3. gestellt wurde - ob das seine Gültigkeit aus unserer heutigen Sicht hat, bliebt dahingestellt - an musikalischen Gehalt steht sie Sibelius Werk tatsächlich kaum nach. In Finnland recht berühmt wurde sein Liedschaffen.


    Den Rang einer "Nationaloper" gelang Madetoja mit seinem bekanntesten Werk Die Ostbottnier, die wohl erst durch Kokkonen von ihrem Thron gehoben wurde. Hier zeigt sich Madetoja von einer düsteren, modal gerägten Seite.


    Sein ambtioniertestes und vielleicht bestes Werk ist das Ballett Okon Fuoko , aus welchem M. eine reizvolle Suite zusammenstellte. Der Danse grotesque des Balletts artet in einen schneller werdenden Wirbel aus, der abrupt endet - und nach zwei Sekunden Pause mit einem Beckenschlag beendet wird.


    Insgesamt reizt mich Madetojas Musik immer wieder, obgliech ich sagen muß, daß sie mich auf eine gewisse Art und Weise immer etwas unbefriedigt zurück lässt. Wie geht es euch mit Madetoja?


    Spezialfrage an Mikko: Wie ist Madetojas Werk heute in Finnland vertreten?? Ist er vergessen oder noch immer ein gern gespielter Komponist??


    Schließlich sind es ja Komponisten wie Merikanto, Englund, Rautavaara, Sallinen, Aho etc. die Finnland "voran" gebracht haben (was Madetojas Ziel wohl nie war. Ihm ging es um die Perfektion des Stils, den er in seiner Jugend kennenlernen durfte.)

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  • Zitat

    Original von Wulf
    Spezialfrage an Mikko: Wie ist Madetojas Werk heute in Finnland vertreten?? Ist er vergessen oder noch immer ein gern gespielter Komponist??
    Schließlich sind es ja Komponisten wie Merikanto, Englund, Rautavaara, Sallinen, Aho etc. die Finnland "voran" gebracht haben (was MAdetojas Zeil wohl nie war. Ihm ging es um die Perfektion des Stils, den er in seiner Jugend kennenlernen durfte.)


    Schwierige Antwort : Weder ist Madetoja vergessen, noch ist er ein gern gespielter Komponist. Ein kurzes Ueberfliegen des alle Konzerte dieses ersten halben Jahres auflistenden Kalenders ergab fuer Madetoja gerade mal 2 Wiedergaben, eine war eine Suite aus seiner Oper Pohjolaisia (= Ostbottnier). Andererseits haben vor noch nicht langer Zeit die Sopranistin Helena Juntunen und der Bariton Gabriel Suovanen zusammen mit dem Pianisten Gustav Djupsjöbacka sämtliche Madetoja-Lieder eingespielt. Ausserdem findet in seiner Heimatstadt Oulu ein nach ihm benannter Klavier-Wettbewerb statt.


    Mikko

  • Mikko, wie stehst Du zu seinen Werken? Gibt es welche, die du schätzt? Oder steht Du Madetoja eher fremd gegenüber? Wie gesagt, ich bin zweigespalten, weil ich einerseits, das was ich kenne, sehr reizvoll finde, andererseits mich das aber meist etwas unbefriedigt zurücklässt. Ich habe immer den eindruck eine etwas unterkühlte, nicht so "emotionale" Musik wie bei Sibelius zu hören. Vielleicht habe ich auch einfach nur schlecht Interpretationen..


    Liebe Grüße
    Wulf

  • Eine empfehlenswerte Einspielung der Symphonien Madetojas ist die folgende bei Chandos erschienene Scheibe:



    :hello:
    Wulf

  • Zitat

    Original von Wulf
    Mikko, wie stehst Du zu seinen Werken? Gibt es welche, die du schätzt? Oder steht Du Madetoja eher fremd gegenüber? Wie gesagt, ich bin zweigespalten, weil ich einerseits, das was ich kenne, sehr reizvoll finde, andererseits mich das aber meist etwas unbefriedigt zurücklässt. Ich habe immer den eindruck eine etwas unterkühlte, nicht so "emotionale" Musik wie bei Sibelius zu hören. Vielleicht habe ich auch einfach nur schlecht Interpretationen..
    Liebe Grüße
    Wulf


    Hallo, Wulff,


    es hat ein Wenig gedauert, bis ich unter meinen CDs etwas Sinfonisches von Madetoja fand. Ausser einer Doppel-CD mit Männer-Chören (habe ich noch nicht gehört) besitze ich eine Zusammenstellung mit seiner Konzertouvertuere (1911), der Okon Fuoko-Orchestersuite (1930) und der Symphonie No 3 (1926). Ich muss gestehen, die Konzertouvertuere habe ich schon während des Hörens wieder vergessen : gefällige Musik, nichts weiter. Aber Okon Fuoko zwang mich zum Zuhören : interessant. Und bei der Symphonie No 3 muss ich daran denken, dass zum Zeitpunkt der Komposition Sibelius gerade Tapiola geschrieben hatte - was fuer ein Unterschied!


    Ich denke, dies ist das Problem, das wir heute mit Madetoja haben. Seine Musik ist angenehm zuzuhören, aber sie ist nicht zeitgemäss. Das beste Beispiel ist IMO seine Oper Juha. Wenn wir heute von einer Juha-Oper sprechen, denken wir doch an die von Aarre Merikanto, die erst 30 oder 40 Jahre nach ihrer Entstehung uraufgefuehrt wurde, sich heute aber gegenueber der Madetoja-Vertonung durchgesetzt hat.


    Gruesse aus Helsinki


    Mikko

  • Zitat

    Original von Wulf


    Nicht ganz richtig. Ich habe schon seit längerem die Idee, einen thread über die Werke Berwalds zu eröffnen. Er gehört mit Sicherheit zu einer der bedeutensten Nordlichter, der einen von romantischen Überschwang freien, meist klassisch gehaltenen Personalstil schrieb, der bei oberflächlicher Betrachtung an Mozart, Schubert zuweilen auch an Weber erinnert. Diese oberflächliche Betrachtung ist wohl zumindest teilweise daran schuld, daß ein in der Entwicklung der Symphonik und Kammermusik wichtiger Komponist nach seinem Tod zur "Lexikon-Leiche" verkam.
    V.a. sein Spätwerk wie seine Symphonien oder späte Kammermusik erweitern die damals gebräuchliche Form.
    Seine Symphonien muten vielleicht etwas platt formuliert eher intellektuell als emotional an, seine Adagios gehören für mich jedoch zu den schönsten dieser Zeit.
    Zu viel mag ich noch nicht verraten, da ich ja wie gesagt vorhabe, einen thread über diesen fantastischen Komponisten zu eröffnen..


    Hallo Wulf,


    nach fast 17 Monaten frage ich mal schüchtern an, ob dieser Thread schon exisiert, denn im Thread-Directory habe ich nichts finden können.


    Ich schließe mich denen an, die die Meinung vertreten, daß Berwald ein "kennenlernenswerter" Komponist ist.


    Ich hatte kürzlich das Vergnügen, mich seiner Musik nähern zu dürfen. Geholfen hat mir diese sehr preis- und hörenserte Einspielung



    Ich entdeckte Musik, die durchaus eigenständig und recht eingängig ist. Berwald ging mir "eher ins Ohr" als daß es seinerzeit ein Jean Sibelius oder ein Carl Nielsen vermochten (ich weiß, daß Vergleiche hinken...).


    Inzwischen schätze ich sie alle drei sehr hoch und erachte die Erweiterung meineses Repertoires in Richtung Norden als absoluten Gewinn.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Hallo Norbert,


    tja....ich also....ich....
    verdammt, ich habs noch nicht geschafft ;(;(


    Genauso wie mein geplanter thread zu Paul Dukas etc etc



    Aber danke an die Erinnerung.


    Obwohl: Berwald gebe ich gern ab, wenn jemand gewillt ist, einen thread zu Berwald zu eröffnen. :yes:


    :hello:
    Wulf

  • Danke für die Rückmeldung. :hello:

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Mein Favorit unter den Nordlichtern (wenn Estland denn hier dazuegzaehlt werden darf) ist eindeutig Arvo Paert, hier insbesondere das Miserere, "Arbos" (es gibt eine gazn tole Einspielung mit u.a dem Hilliard Ensemble) und "Fratres" fuer Violine.

  • Ein weiterer Komponist des Nordens ist Arturs Maskats (b. 1957). Seine Musik ist postmodern und gefällt durch schöne ohrenfällige Linien.



    Die linke CD ist komplett den Werken Maskats gewidmet. Erwähnt sein soll das Lacrimosa für Chor + Streicher + Orgel, sowie das Konzert für Chello und Orchester.
    Auf der rechten CD ist ein ausgesprochen beeindruckendes geistliches Chorwerk von Maskats zu finden: Da inspravitsja moja. An die russische Chortradition erinnernd (der Text ist ebenfalls in Russisch) erklinngen schwere, vollbassige und herrlich schwebende Klänge, die auch Menschen verzücken werden, die sonst nicht viel moderne Musik hören.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Wenn ich es nicht überlesen haben sollte, ist Tor Aulin hier noch nicht besonders zum Zuge gekommen. 1866 in Stockholm geboren und ebendort 1914 verstorben, war er ein gefeierter Violinist seiner Zeit und gab erfolgreiche Konzerte u.a. in Berlin oder St. Petersburg. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass es ein Violinkonzert ist (ähnlich wie bei anderen Virtuosen Wieniawski, Vieuxtemps), das zu seinen berühmtesten und eingespielten Werken gehört. Hübsche Spätromantik, geigerisch recht virtuos. Satz- und intrumentationstechnisch natürlich mit einer Menge Luft nach oben...


    Zu hören gibt es das ganze (wo sonst?) bei Naxos:



    LG
    B.

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  • Dieses hochfaszinierende Werk aus dem hohen Norden habe ich in den letzten Tagen kennengelernt und möchte es hier gern vorstellen:


    Atli Heimir Sveinsson (geb. 1938): Tíminn og Vatnid (Zeit und Wasser)


    Aufmerksam und neugierig gemacht hatte mich dieser Hinweis im Ozean des "Was hört Ihr gerade jetzt?":


    [zitat]Original von Klawirr



    Marta G. Halldorsdottir (Sopran), Sverrirr Gudjonsson (Coutertenor), Bergbor Palsson (Bariton), Kammersveit Reykjavikur & Kor, Leitung: Paul Zukofsky


    Dies ist ja eine der CD-Produktionen, für die das cpo-Label meine absolute Hochachtung hat und für die ich es liebe: völlig marktuntauglich - ein isländischer Komponist, den niemand kennt; moderne Musik; ein Werk von beinahe 150 Minuten Dauer.
    Eigentlich unverkäuflich.
    Aber: WAS FÜR EINE MUSIK!!!
    Hochintelligent (Achtung: seriell!!) und zugleich zutiefst anrührend!!![/zitat]
    Auch ich kannte den Komponisten nicht und stütze mich bei den folgenden Informationen auf das gut aufbereitete und informative Booklet - Dank an CPO!


    Das gigantische Werk gliedert sich in 41 Einzelstücke: 21 Vertonungen des Gedichtzyklus "Zeit und Wasser" (1948) des Isländers Steinn Steinar, dazwischen 20 Intermezzi, alle Stücke jeweils 1 - 6 Minuten, nur das letzte 12 Minuten. Besetzung: 3 Solisten (Sopran, Countertenor, Bariton), Chor und Kammerorchester (Flöte, Klarinette, Saxofon, 2 Trompeten, 2 Posaunen, 4 Gitarren, 2 Akkordeons, Harfe, 2 Klaviere (im Vierteltonabstand gestimmt), Elektronische Orgel, Cembalo, 6 Schlagzeuger, 3 Violinen, 3 Celli.


    Wer eine spezifisch nordische Musik erwartet (vielleicht im Sinne des hier schon ausführlicher besprochenen Jon Leifs), dürfte (angenehm?) enttäuscht werden: Es ist auffallend, wieviele Einflüsse im Werk hörbar werden: Schönbergscher Sprechgesang (Pierrot lunaire, Moses und Aron), Messiaen, serielle Musik (Sveinsson studierte um 1960 in Deutschland und kam u. a. mit Stockhausen und B. A. Zimmermann in Berührung), japanische Musik, Troubador-Gesänge, Jazz- und Rock-Elemente......


    Alle Stücke sind anders instrumentiert, dominiert vom Schlagzeug, das einige Teile wie in wildem Tanz beherrscht und auch in ruhigere Phasen manchmal abrupt und überraschend einbricht - teilweise verstörend, auch erschreckend.


    Der Komponist selbst schreibt zu dem 1981 - 83 entstandenen Werk:


    [zitat]Das Stück wurde in großer Eile komponiert. Während der Entstehungszeit muß ich in einem sonderlichen seelischen Zustand gewesen sein, weil ich mich an nichts aus dieser Zeit erinnern kann. Die Niederschrift war meistens unbewußt, ja konfus. Das Unterbewußtsein lief die ganze Zeit auf Hochtouren. Das Stück ist nicht nach einem Plan oder System komponiert, sondern von Anfang bis Ende improvisiert.[/zitat]


    Allerdings habe ich nach zweimaligem Hören nicht den Eindruck eines ungeordneten Sammelsuriums heterogener stilistischer Einflüsse; ich meine durchaus einen Plan, eine übergeordnete und durchgreifende Idee herauszuhören, die näher zu beschreiben ich mich freilich nicht berufen fühle.


    Als Andeutung vielleicht ein Verweis auf den zugrundegelegten Text. Das erste Gedicht in deutscher Übersetzung (das Booklet enthält dankenswerterweise den Text auf isländisch, deutsch und englisch, also: leicht mitzuverfolgen), als eine Art Motto des Ganzen:


    [zitat]Die Zeit gleicht dem Wasser,
    und das Wasser ist kalt und tief,
    wie das Bewußtsein meiner selbst.


    Und die Zeit gleicht einem Bild,
    gemaltund das Wasser
    und halb von mir.


    Und die Zeit und das Wasser
    fließen weglos ins Trockene,
    in das Bewußtsein meiner selbst.[/zitat]
    Vom Wasser handeln auch die weiteren Gedichte, die geheimnisvolle und unwirkliche Traumbilder entwerfen. Ein weiteres Beispiel, das mich anspricht:


    [zitat]Das Rauschen ungesehener Schwingen
    zieht durch meine verdunkelte Seele
    wie rotes Licht.


    Heut nacht werde ich schlafen
    unter siebengestirntem Himmel
    an der furtlosen Mündung.


    Während deine Stimme emporfliegt
    aus dem Gezweig des Vergangenen
    wie rotes Licht.[/zitat]
    Die Musik ist hochexpressiv, spannend, packend, provozierend, eindringlich, auch zart berührend, reich an Kontrasten und durchmißt einen weiten Raum abenteuerlicher Klänge: Wer offen ist für die Ausdrucksmöglichkeiten, die im 20. Jahrhundert in der Folge von Schönbergs "Pierrot lunaire" erschlossen wurden, der wird hier fündig werden und sich vielleicht ebenso wie ich für dieses außergewöhnliche Werk begeistern!


    Zum Schluß noch einmal der Komponist, der hofft, das Stück einmal als Ballettmusik "mit vielen Tänzern und in den vielfältigsten Kostümen in Szene gesetzt" zu sehen:


    [zitat]"Zeit und Wasser" ist eine Art Oratorium. Es ist aber auch eine Suite aus einer Traumwelt, die von Liebe, Meer, Gott, Ziel oder Ziellosigkeit des Lebens erzählt. Steinarrs Gedichte sind die Fähre, auf der die Musik mit hochgezogenen Segeln auf der immensen Weite der Seele segelt.[/zitat]

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    In Norwegen schrieb Fartein Valen (1887-1952) vier verwegene, knorrige Symphonien und ein paar Orchesterwerke in einem Stil, dessen Grundlage zwölftönige Reihen sind. Valen schreibt einen konsequent vierstimmigen Kontrapunkt praktisch ohne Stütz- oder Füllakkorde, jede Stimme führt ihre Reihen durch. Also nicht Schönberg'sches Prinzip, sondern eher eine zwölftönige Polymelodik.


    Hochinteressante Musik!! Ich kopiere mal meinen Senf aus dem "Was hört Ihr gerade jetzt"-thread hierher:


    Valen ist sowohl innerhalb als auch außerhalb seines Heimatlandes Norwegen weitestgehend unbekannt geblieben.
    Es wundert wenig, bedenkt man, daß Valen bar jeglicher nationalromantischer Strömungen eine höchst eigenständige Tonsprache schuf, die mit ihrer an Bach gemahnenden kontrapunktischen Formstrenge und bei Schönberg entlehnten dodekaphonischen Technik (Valen gelangt hier zu einer ganz eigenständigen Lösung!) Zeitgenossen, insbesondere konservative Kreise, irritierte.
    Der Kritiker Christoph Schlüren bezeichnet die Musik Valens als "freischwebendes Polymelos" und Glenn Gould soll gesagt haben:
    Eine Verschwörung des Stillschweigens hat sich über seine bemerkenswerten musikalischen Meisterwerke gelegt.


    Die Musik von Valen, so wie die oben abgebildete CD mit einer kleinen Auswahl an Werken, kann ich jedem, der nur annähernd interessiert ist an musikalischen Strömungen im 20. Jhd. wärmstens empfehlen.


    Ich möchte gerne noch auf die sehr informative Einführung Schlürens zu Leben und Werk des Komponisten hinweisen:


    "www. musikmph.de/rare_music/composers/s_z/valen_fartein/1.html"


    :hello:
    Wulf

  • Hallo Freunde der nordischen Musik,


    ich habe diesen Thread verzweifelt im Komponistenforum gesucht (wo er hin gehört) und erst über die Suchfunktion gefunden.


    Heute habe ich durch Übernahme einer Riesen-CD-Sammlung eine nordische Neuentdeckung gemacht, die bei mir sehr positiv ankommt und mit Begeisterung endete:


    Der finnische Komponist Einar Englund (1916 - 1999)
    schrieb 1955 und 1974 je ein Klavierkonzert, die es beide in sich haben.
    Hier wird wiedermal ansprechende, moderne gut fassliche Musik geboten, die an keiner Stelle langweilig ist.


    Unser Neumitglied amfortas hat es jetzt wieder in verschiedenen Threads aufgebracht und ich benutze diese Bezeichnung auch gerne: :D "es fetzt".



    Klavierkonzerte Nr. 1 und 2
    + Epinikia

    Matti Raekallio, Klavier; Tampere PO, Eri Klas
    ONDINE, 2002, DDD


    Die für mich unbekannten Ausführenden liefern das Musikgeschehen höchst professionell ab und Ondine bietet eine fabelhafte Klangtechnik.
    :] Solche Neuentdeckungen machen Spaß.


    Wer kennt Einar Englund ?
    Bei jpc habe ich gesehen, das er auch sinfonisch tätig war.
    Es sind bei jpc die Sinfonien Nr.2-7 greifbar.
    Wie lohnend wären diese Sinfonien und was gibt es noch von ihm ?


    :hello: Die obige CD macht jedenfalls Appetit auf mehr von Englund.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    Wer kennt Einar Englund ?


    ...was gibt es noch von ihm ?


    Ich kenne zumindest diese CD, ebenfalls von Ondine


    und sie gefällt mir ausgesprochen gut. Sehr kantabel, zuweilen gar tänzerisch. Nix Sperriges, aber auch nix für Nebenherhören...

  • Grüß Dich Wolfgang,


    mir sind folgende Werke Einar Englunds einige Jahre bekannt und hin und wieder höre ich sie sehr gerne:
    v.a. die 2. Symphonie ("Blackbird") und die 3. Symphonie kann ich sehr empfehlen, die 4. ist eine Hommage an Schostakovitsch, mit einem irrwitzigen 2. Satz (Tempus fugit). Weiterhin das 1. Klavierkonzert, das ich dem 2. etwas vorziehe (das 1. ist lange Zeit DAS finnische Klavierkonzert gewesen), sowie Konzerte für Violine und Orchester, Flöte und Orchester und Klarinette und Orchester, von denen mir das für Flöte am besten gefällt, dicht gefolgt vom Violinkonzert.
    Dann gibt es da noch ein kurzes Orchesterstück mit dem Titel Epinikia ("Triumphale Hymne") aus dem Jahr 1947, geschrieben für die finnischen Spiele im selben Jahr.


    :hello:
    Wulf


    P.S. Mit der Ondine-Einspielung hast Du wohl auch unter den erhältlichen Einspielungen die mustergültige.

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  • Zitat

    Original von teleton
    Hallo Freunde der nordischen Musik,
    ich habe diesen Thread verzweifelt im Komponistenforum gesucht (wo er hin gehört) und erst über die Suchfunktion gefunden.



    Ist für mich jetzt nicht völlig offensichtlich, daß er dort hingehört, aber wenn die Freunde der nordischen Musik das mehrheitlich so sehen, kann man natürlich verschieben


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Diese CD habe ich auch schon des Öfteren gehört. Stilistisch erscheint mir die Musik nicht gerade unverwechselbar, aber ausgesprochen geschickt strukturiert und instrumentiert, für den Solisten wohl dankbar, überdies thematisch eingängig, doch ohne jede Banalität. Am ehesten höre ich Bartok-Nähe, auch wenn die perkussive Schärfe des Ungarn fehlt.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Nach meinem begeisterten Englund-Einstieg mit den
    Klavierkonzerten Nr.1 und 2 (siehe weiter oben), habe ich jetzt auch die
    ONDINE-CD mit den Sinfonien Nr.4 und 5, The great Wall of China .



    Tampere PO, Eri Klas
    ONDINE, 2001, DDD


    Die ONDINE-Aufnahmen sind wirklich hervorragend mit großer Hingabe für den Landsmann interpretiert und die Klangqualität ist absolut erste Klasse, sodass diese ohnehin schon durch die klassischen Vorbilder Schostakowtsch, Prokofieff und Bartok geprägten Werke, nochmals eine Steigerung erfahren.


    Leider sind die ONDINE-CD´s nicht gerade preiswert und da wartet man auf "bessere Tage" der Preispolitik.


    Um die Sinfonie Nr.2erstmal im preislichen Rahmen kennenzulernen habe ich mir die Naxos-CD (die sich Frank gekauft hatte), auch zugelegt.
    Die Sinfonie Nr.2 (1947) ist wie die Nr.1 eine Kriegssinfonie mit entspechender Thematik. Ebenfalls ein lohnendes Werk, das der Klassikhörer des 20.Jhd. kennen sollte.


    Das Klavierkonzert Nr.1 und die Sinfonie Nr.4 sind hier nun (für mich als ONDINE-Käufer) als Vergleichsinterpretationen vorhanden.
    Doch merkt man hier gleich die Schwächen der Naxos-Aufnahme gegenüber den fabelhaften ONDINE-Aufnahmen.
    Der Pianist Sivelöv und das Turku PO ereichen lange nicht diese unsagbare Ausdruckskraft, die diese Werke so begeisterungswürdig machen. Es klingt alles flacher. Der Pianist scheint andere Vorstellungen haben, sodaß Orchester und Klavier oft nicht Hand in Hand gehen - dadurch erhebliche Einbußen der Innenspannung. Schade.

    Sinfonien Nr. 2 und 4, KK Nr.1
    Sivelöv, Turku PO, Panula
    Naxos, 1996, DDD


    Ich bin sehr gespannt auf die ONDINE-CD mit den Sinfonien Nr. 1 und 2 , die bei allen Anbietern momentan preislich sehr hoch gehandelt wird. Nachdem was Naxos an Vergleich bietet, scheint der Ondine-Kauf unausweichlich zu sein.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich möchte diesen seit 2008 schlummerden Thread mit so vielen tollen nordischen Werken unbedingt wieder mal nach vorne holen.


    In letzer Zeit habe ich sehr viel sogenannte "anständige Musik" aus der reinen Klassik gehört. In den letzten Tagen hatte ich mal wieder Lust "noch anständigeres" aus dem 20.Jhd zu hören:


    Ich möchte daher wiederholt auf eine der umwerfensten Sinfonien des 20.Jhd. aufmerksam machen:
    Bo Linde: Sinfonie Nr.2 (1960)


    *** Das Werk wurde erstmals von Holger Sambale in Beitrag 72 gewürdigt, dann von Michael in Beitrag 78 als außerst lohnendes Meisterwerk herausgestellt und von mir in Beitrag 87:



    Auch das Violinkonzert op.18 (1957) auf dieser CD ist eines der großen aber unbekannten Werke des 20.Jhd. darüber berichtete ich im Thread zu den VC des 20. und 21.Jhd:


    Zitat

    Der Hörer wird in eine unglaublich emotionanle Gefühlswelt entführt. Packend bis zum geht nicht mehr. Fernab vom jeglichem Violinschmalz vergangener Tage. Ja, da geht die Post ab - Wahnsinn.
    Das VC findet sich auf dieser fantastischen BIS-CD, auf der die ebenso herausragende Sinfonie Nr.2 op.23 (1960) und die Pensiere sopra un cantico vecchio op.35 (1967) zu hören sind:


    :hello: Es wird Zeit das solche herausragenden Werke den Hörern nahe gebracht werden !



    BIS, 1993,DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Die Auswahl an CD-Medien ist bei Bo Linde leider sehr eingeschränkt verfügbar.


    Dank NAXOS gibt es jetzt eine CD, die das Violinkonzert op.18 (1958.) und das Cellokonzert op.29 (1965) gespielt vom Gävle Symphony Orchestra aus Bo Lindes Heimatstadt.
    In Gävle ist er geboren und gestorben !
    Das Orchester spielt mit Hingabe und Engagement. Im Falle des VC steht diese Aufnahme aber deutlich der BIS-Aufnahme aus dem Vorbeitrag nach; sowohl in orchestraler, wei auch solistischer Hinsicht.


    Das Cellokonzert op.29 ist damit Neuland für mich. Die bekannte deutsche Cellistin meistert das noeklassische und nie ungeniessbare neoklassische Konzert mit spannenden Momenten mit bravour.
    Bo Linde versteht es den Hörer auch mit manchmal einfachen Mitteln innerlich aufzuwühlen. Ich bin voll begeistert über das CC (1965).


    Ein weiterer empfehlenswerter Meilenstein Bo Linde weiter zu entdecken:



    Naxos, 2003/2004, DDD



    Als nachstes sollten die Klavierkonzerte folgen !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • na das freut mich natürlich sehr, daß Atterberg noch einigen Anklang bei Dir gefunden hat. Meine Favoriten des Komponisten sind die Symphonien Nr. 3 "Bilder der Westküste" und Nr. 5 "Sinfonia Funebre". Und auch ich finde, daß die symphonische Dichtung 'Älven' ('Der Fluß') ein großer Wurf ist, bei dem Atterberg zeigt, was er kann, auch im Hinblick auf die brillante und virtuose Orchestrierung!


    Und daß der Komponist nicht ganz so modern klingt, empfinde ich keinesfalls als Manko - ganz im Gegenteil! Gerade wegen seiner noch spätromantischen Ausrichtung dürfte Atterberg für diejenigen Musikliebhaber entdeckenswert sein, die sich mit dem 20. Jahrhundert bisher nicht so leicht anfreunden konnten.


    Die Dritte erklingt bei mir regelmäßig, die Fünfte auch, der langsame Satz ist tragisch sondergleichen. Ich höre eigentlich alle seine Symphonien gerne, ausser der Neunten. So unmodern ist er nun nicht. Ich würde sagen, wer mit Mahler klarkommt, kann auch Atterberg hören.

  • Über 21.000 Aufrufe konnte dieser Thread seit seinem Entstehen bereits für sich verbuchen. Das ist ein beachtliches Ergebnis - mehr als ich je erwartet hätte. Dennoch wurde die nordische Sinfonik erst relativ spät als Allgemeingut entdeckt, von einigen großen Namen mal abgesehen. Und wenn ich den Thread heute durchforste, dann sind doch etliche Namen dabei, die ich vom Hörensagen zwar kenne, die sich aber entweder nicht in meiner Sammlung befinden, oder solche deren Werke nach einmaligem Hören nicht in meinem Gedächtnis verblieben sind, weil ich keinen Zugang gefunden habe, die Werke als "sperrig" empfunden habe. Umso mehr wundert mich der derzeitige Trend in userem Forum, sich mit nordischen Komponisten gezielt auseinanderzusetzen - ich meine hier nicht diesen Thread - sondern die in letzter Zeit in wieder neu auftauchenden , bzw wiederbelebten Spezialthreads zu bestimmten Komponisten...


    Was mag hier die Ursache sein ?


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Name Robert Kajanus (1856-1933) fällt fast zwangsläufig im Zusammenhang mit dem seines Freundes Jean Sibelius. Kajanus war Gründer und Dirigent des Orchesters, das heute Helsinki PO heisst und hat mehrere Sibelius-Sinfonien aufgeführt und auch als erster auf Tonträger gebannt. Dass er ebenfalls Komponist war, weiss man kaum und ich habe auch bisher kein komplettes Werkverzeichnis finden können. Der umtriebige Osmo Vänskä hat aber vor einigen Jahren mit dem Lahti SO eine repräsentative CD mit Orchesterstücken aufgenommen, die mir kürzlich über den Weg lief und die es lohnt zu besitzen.


    Um es gleich zu sagen, ein Vergleich mit der Musik des Freundes fällt für Kajanus ungünstig aus, zu wenig eigenständig und originell sind seine Beiträge. Das bedeutet aber nicht, dass sie nichts taugen. Im Gegenteil, diese Musik ist sehr gut hörbar und birgt viele schöne melodische Einfälle. Stilistisch erinnert sie mich u.a. an die Musik des mächtigen russischen Häufleins mit z.T. deutlichen Anleihen bei Richard Wagner.
    Das Programm beginnt mit der 10-minütigen Finnischen Rhapsodie Nr. 1, die auf Volksweisen zurückgeht und die sich gut mit vergleichbaren Stücken aus anderen Regionen vergleichen kann. Kullervo's Funeral March (15 min) wurde in Kenntnis von Siegfrieds Trauermarsch aus der Götterdämmerung geschrieben und versucht diesen orchestral noch zu übertrumpfen, starkes Stück. Die halbstündige Sinfonietta kommt etwas leichter daher und tendiert bereits in Richtung Neo-Klassizismus. Aino schließlich für Orchester und Männerchor ist wieder dem Kullervo-Mythos entlehnt und zeigt von den Kompositionen hier am stärksten den Einfluss von Richard Wagner.
    Die Musikgeschichte muss zwar nicht umgeschrieben werden, aber zur Kenntnis nehmen sollte man den Komponisten Kajanus schon. Mich würde interessieren, ob es sonst noch etwas von ihm gibt.

  • Das Klavierkonzert des norwegischen Komponisten Eyvind Alnaes (1872-1932) hat hier im Forum schon einige Fürsprecher gehabt. Der Output dieses Komponisten ist recht überschaubar, 45 Opus-Nummer, davon viel Stimme und Klavier und für Chor. Zwei Symphonien gibt es, eine entstand 1898 und markiert den Durchbruch des Komponisten, die andere entstand 1923 und markiert das Ende des kompositorischen Oeuvres. Darüber hinaus war Alnaes als Dirigent und Organist unermüdlich tätig und auch an der Gründung der norwegischen GEMA führend beteiligt.

    Die erste Symphonie hat vier Sätze und dauert gut 40 Minuten. Der Beginn des Kopfsatzes kommt einem sofort sehr bekannt vor, zitiert er doch fast wörtlich - wenn auch ganz anders instrumentiert - das Thema des Kopfsatzes von Tschaikowsky's vierter Symphonie. Aber der Satz entwickelt sich dann natürlich völlig anders. Stilistisch orientiert sich Alnaes and den russischen Komponisten und an den deutschen Romantikern (Reinicke war ein Lehrer) und seine Musik klingt durchaus nordisch. Nicht übermäßig originell vielleicht, aber gut gemacht, mit markanten Themen (auch eigenen) und somit sicher im Norwegen des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein Meilenstein. Eine Sonderaktion des Werbepartners ermöglicht eine Bekanntschaft zu günstigem Preis und vermutlich verschwindet diese CD dann aus dem Katalog. Die Aufnahme von Sterling mit dem Lettischen NSO unter Terje Mikkelsen ist tadellos.

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