Mein Weg zur Klassischen Musik

  • An meinen ersten Kontakt mit Klassischer Musik kann ich mich gar nicht erinnern.
    Bei uns zu Hause (drei Generationen unter einem Dach) liefen ständig irgendwelche klassischen Radiosendungen, Schallplatten oder meine Mutter musizierte mit Gitarre oder am Klavier. Da bin ich hineingewachsen ohne es bewust als „etwas Besonderes“ wahrzunehmen.


    Im eigentlichen Sinne musikalisch geprägt wurde ich aber besonders durch meine Oma, die mit uns Kindern regelmäßig in die Deutsche Oper und die Philharmonie ging und so den Grundstein für eine Karriere als Klassikfreund legte. Allerdings brachte das dort gebotene Programm es mit sich, daß ich kaum je über den Tellerrand des Karajanismus hinwegblicken konnte. Meine Oma gehörte zu jenen "älteren Damen" die beim Auftritt des Herrn von K. regelmäßig mit leuchtenden Augen in Verzückung gerieten. (Sozusagen: der Dirigent als Führerersatz. :stumm: )


    In diese Zeit fielen auch meine ersten eigenen Aktivitäten im musikalischen Bereich. Chor und Cellostunde wurden auf Initiative meiner Oma zur regelmäßigen Bürde — während meine Klassenkameraden Fußball spielen durften, entlockte ich einem Holzkasten mit Stiel gar grausige Geräusche.


    Mit der Pubertät hatte ich dann die Schnauze voll, und erklärte standhaft, nunmehr statt Cello nur noch Fußball spielen zu wollen (mein Cellolehrer bekräftigte mich in dieser Entscheidung :D), was zähneknirsched akzeptiert wurde.


    Dazu kam, daß bei meinen Freunden zu jener Zeit nichts so „uncool“ war wie Klassische Musik
    Folgerichtig wandte ich mich also fast vollkommen von der Klassik ab - verleugnete sie gar - und andere musikalische Formen traten in den Vordergrund (damals tobten auf dem Schulhof wüste Keilereien zwischen Kiss-:kotz: und AC/DC8) -Fans).


    Erst mit etwa 20 Jahren begann ich dann wieder damit, mich intensiver mit der klassischen Musik zu befassen und CDs anzuhäufen. Und erst da wurde mir bewußt, daß es neben Mozart, Beethoven, Wagner und der restlichen Prominenz noch viele weitere großartige Komponisten gab, deren Namen ich zuvor selten oder noch nie gehört hatte.


    An diesem Punkt beginnt mein Interesse für die weniger bekannten Komponisten und ihre Werke, welches mich letztlich auch zu Tamino führte; erst nur als stiller Mitleser und schließlich als (leider viel zu selten) schreibendes Mitglied.


    Schnell merkte ich, daß ich mit der atonalen und dodekaphonischen Musik Schönberg'scher Prägung nichts anzufangen wußte.
    Es ist ja nicht so, daß ich, wenn so ein Werk einmal im Radio erklingt, ab- oder umschalte, doch stellt sich mir beim Hören immer die verzweifelte Frage "WAS SOLL DAS?!!!".
    Diese, rein auf Formalismen gründende Musik erinnert mich immer an eine toll aufgemachte Verpackung im Supermarkt die alles mögliche verheißt und sich letztlich als vollkommen leer und nutzlos erweist - oder kurz zusammengefaßt: Die Verpackung als Ware.


    Anders sah es da schon mit der klassischen Moderne aus. Mahler und Schostakowitsch z.B. vermochten mich auf Anhieb zu begeistern; und auch zeitgenössische Musik, etwa von Philip Glass, John Rutter oder John Adams hat durchaus ihren Platz in meinem CD-Player. Entscheidend ist für mich die Seele und der innere Gehalt einer Musik, und solchen vermag ich persönlich nur innerhalb der traditionellen Tonalität zu finden.


    Im Moment ist für mich die Beschäftigung mit Musik leider nur ein kleines Randthema in meiner allzu knapp bemessenen Freizeit.
    Daher rührt auch, daß sich meine Beiträge bei Tamino leider zum überwiegenden Teil auf den Faden "Was hört Ihr gerade jetzt" beschränken. Es ist mir manchmal fast schon ein wenig peinlich, immer nur mit ein, zwei kommentierenden Zeilen ein CD-Cover vorzustellen und sonst scheinbar nicht viel zu sagen zu haben. Es ist einfach im Moment so, daß ich kaum zum Lesen im Forum komme - vom Schreiben ganz zu schweigen.


    Langfristig wird jedoch die Klassische Musik immer meine große Liebe bleiben und mir Entspannung, Aufheiterung, Trost, Freude und Inspiration schenken, solange ich leben werde!!!



    In diesem Sinne!


    Euer Laurenz

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

  • ich habe ungefähr mit 14 Jahren zur klassische Musik gefunden,
    von der musikschule aus gab es starke ermäßigungen für alle
    schüler der musikschule auf ein konzert,
    auf dieses angebot hin ging ich zu diesem konzert,,
    unter anderem rachmaninoff klavierkonzert nr. 3,
    dieses konzert gefiel mir so gut, dass der klassischen musik
    nichts mehr im wege stand,
    ich wurde zwar schon früher mit der klassischen musik konfrontiert (unterricht),
    aber ich weiß trotzdem nicht wieso ich nicht schon früher zur klassischen musik gefunden habe,
    vielleicht weil bei mir zuhause kein klassik gehört WURDE.


    mfg




    mozi

    Lob bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen!


    Mozi

    Einmal editiert, zuletzt von Mozi ()

  • Hallo eyk aus Großgerlach,


    einen tollen Weg den Du musikalisch beschritten hast - ganz nach dem Motto:
    Mein Weg war mein Wille ! :beatnik:


    Auf Deine Beiträge bin ich nach diesem Ersten gespannt.
    Auch um zu erfahren welche Schwerpunkte Du bei klassischer Musik setzt.
    :hello: Willkommen im Forum !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo!!


    Bei mir fing alles schon mit 7/8 Jahren an, denn da entdeckte ich Brigitte Hamanns Buch "Nichts als Musik im Kopf" über Mozart. Ich war von der Person sehr beeindruckt und wollte deshalb auch seine Musik kennen lernen, die mir auf Anhieb gefiel, nur mit den Oper konnte ich noch nix anfangen.


    Dann kamen Standardkomponisten wi Händel, Bach, Vivaldi, Schubert, Haydn, Beethoven dazu. Aber Mozart, Haydn und die Barockmusik lag mir am Meisten.


    Dann mit 12/13 kam dann die Zeit, wo ich "cool" sein wollte und "dazugehören wollte" und deshalb wie alle anderen Rock und Metal hörte.


    Ich war auch hier sehr begeistert, doch im Alter von 15 fiel mir eine Mozart-CD in die Hände. Das war gerade zum richtigen Zeitpunkt, denn ich hatte erkannt wie primtiv doch Heavy Metal und Punk usw. ist. Na dann schnell rein in den Player damit.


    Was für große, göttliche Musik. Und da war mir klar, da mach ich weiter, da bleib ich. Die anderen Nichtklassischen CDs wurden sofort veschenkt und verkauft und meine Klassik-Cds waren wieder im Regal.


    Zuerst blieb ich beim Standartrepertoire, doch schnell hat sich meine Sammlung erweitert und die Oper hab ich auch für mich entdeckt.


    Naja, den Rest hab ich schon mal woanders erzählt, darum mach ich hier Schluss!!


    LG joschi

  • Grossgeworden bin ich mit den Beatles und Abba.


    Nun damit konnte ich schon mal ein solides Gefühl für melodische Musik entwickeln.


    Und so fing alles an: Als Kind hörte ich desweiteren viele Märchenhörspiele, unter anderem auch Aufnahmen von EMI. Und bei denen waren die musikalischen Hintergründe für mich das Interessanteste. Als ich dann in der Schule zum ersten Male mit "klassischer" Musik wissentlich in Berührung kam - es war Bizets Carmen - hatte ich überwältigende Wiedererkennungserfahrungen.


    Von da an war meine Begeisterung entfacht: Mir reichten die Beatles und Abba-Beschallungen über das Elternhaus schlichtweg nicht mehr aus. Ich wollte Bizet, Mozart, Vivaldi, Smetana und besorgte mir so nach und nach - damals noch Musikassetten.


    Mein erstes eigenes Geld verdiente ich, als es gerade mit den CDs anfing. Da war ich nicht mehr zu bremsen und ich begann eine riesige Sammlung aus allen Richtungen aufzubauen.


    Dabei entdeckte ich immer mehr meine bis heute ungebrochene Leidenschaft für symphonische Musik, insbesondere von Beethoven, der Romantik, Spätromantik und der tonalen Moderne.


    Als Lieblingskomponisten kristallisierten sich dabei letztendlich Beethoven und Mahler heraus.


    In den letzten Jahren kam noch eine weitere Leidenschaft hinzu: Symphonische Filmmusik. Und dabei habe ich meinen dritten Lieblingskomponisten entdeckt: Elliot Goldenthal.


    Leider habe ich bisher noch keinen richtigen Zugang zur virtuosen Konzertmusik und zur atonalen Musik gefunden. Aber das kann sich ja vielleicht noch entwickeln, denn schliesslich gehört solche Musik ja auch zum Ganzen dazu.

    alle Menschen werden Brüder ...

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  • Einen Weg zur klassischen Musik? Den hat's bei mir nicht gegeben. Ich habe sie immer, also wirklich immer gehört. Eher wäre zu fragen, wie ich einen Weg zu Pop, Rock, Jazz und ähnlichem gefunden habe.


    Es gibt eine Tonbandaufnahme, auf der der dreijährige Thomas das Abspielen einer Schallplatte als Belohnung für das Absingen von zwei Kinderliedern einfordert. Das war dann die Zauberflöte. Als Querschnitt, versteht sich.


    Ich muß etwa sechs gewesen sein, als ich mit größter, nein, allergrößter Fassungslosigekeit zur Kenntnis nehmen musste, das ein Spielkamerad überhaupt kein Interesse fand, sich mit mir die Nußknacker-Suite anzuhören, diese Musik sogar schlimm fand.


    Sagen wir es so: ich habe immer schon Musik geliebt. Durch mein Elternhaus wurde diese Liebe mit klassischer Musik erfüllt. Mozart und Beethoven, das waren meine Heroen. Später Ravel und Bruckner. Heute ist Bruckner aus der Hierarchie herausgenommen. Er schwebt über allem. Bach hatte auch seinen Platz. Und einge Sammel-LP's mit schöner Sonntagsmorgenfrühstücksmusik aus dem klassischen Bereich.


    Ich habe die Musik nie analysiert. Ich habe sie stets so wahrgenommen, wie sie sich darbot. Ich spiele kein Instrument, vermag keine Partitur zu lesen. Musik kann auf mich wirken wie eine Droge. Meine Dealer sind Interpreten und Dirigenten.


    Musik war in meinem Leben immer da. Ein liebenswürdiger Zufall hat zu dieser Dauerbegleitung die Klassische ausgewählt. Ich stehe ihr gegenüber als Wagners reiner Tor. Und töricht will ich gerne bleiben.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Santoliquido



    Ich habe die Musik nie analysiert. Ich habe sie stets so wahrgenommen, wie sie sich darbot. Ich spiele kein Instrument, vermag keine Partitur zu lesen. Musik kann auf mich wirken wie eine Droge. Meine Dealer sind Interpreten und Dirigenten.



    Das könnte auch von mir stammen, nur fiel mir diese tolle Analogie nicht ein.

    alle Menschen werden Brüder ...

  • Liebe Forianer,


    Ein richtiges Schlüsselerlebnis gab es bei mir in der Kindheit wohl nicht, nur verschiedene prägende Eindrücke. Da waren Erzählungen von den Wiener Opernjahren der Zwischenkriegszeit (mein Großvater war administrativer Leiter der Bundestheaterverwaltung - leider habe ich ihn nicht mehr erlebt), eine Platte mit der "Kleinen Nachtmusik" bei einem Onkel (heute noch mein Lieblingsstück) verbunden mit der Erkenntnis, daß ich bei aller Liebe zu diverser U-Musik doch mehr klassisch ausgerichtet war; dann ein vernünftiger, hochzupreisender Musiklehrer im Gymnasium, bei dem wir in der 8.Klasse immer eine Stunde Platten hören durften (mit interessanten Kommentaren dazu). Dazwischen diverse Opern. Ich erinnere mich an einen "Waffenschmied" in der Volksoper (von der Besetzung ist mir nur noch Rudolf Christ als Graf in Erinnerung), der mich sehr beeindruckte, an die Rennert-Inszenierungen von "Zauberflöte" und "Figaro" (keine großen Kunstwerke, aber ziemlich "werkgerecht", wie man sagt). Walter Berry als Papageno begeisterte mich, Kurt Böhme als Sarastro imponierte mir, Anny Felbermayer als Pamina gefiel mir interessanterweise besser als Rudolf Schock. Beim "Figaro" war es mehr das Ensemble. Was gäbe ich heute dafür, noch einmal Jurinac, Wächter und Kunz in dieser Oper zusammen auf der Bühne zu sehen! Später hörte ich dankbar Karl Löbls immer spannenden Vergleichen und Kommentaren im Radio zu. Dann klarerweise auch Prawy, den ich auch einmal hinter der Bühne erleben durfte - ein Superprofi. Die Uralt-Inszenierung des "Rosenkavaliers" ("nach Roller") war zwar schon sehr verstaubt, gilt mir aber heute noch als unübertroffen stimmig, obwohl spätere Versionen mir auch gefielen. Die Erich-Kleiber-Aufnahme von 1954 machte die Oper endgültig zu einem meiner Favoriten (jetzt habe ich E.B's Sympathien verspielt...). Schließlich beschäftigte ich mich mit der Wiener Oper als Bau und Kunstwerk, was u.a. zu vermehrter Schätzung von Richard Wagner führte (jetzt hoffe ich, E.B.'s Sympathien wieder ein bisserl zurückgewonnen zu haben...). Ja, und die vorhandene Liebe zu Beethoven wurde besonders durch Furtwängler-Platten gestärkt. Mit der Operette fing's vielleicht damals an, als Ottilie Collin (die Saffi der Uraufführung des "Zigeunerbarons") im Radio interviewt wurde und sogar noch ein paar Töne sang. Dann spielte man eine Saffi-Arie der Welitsch dazu, was soll ich sagen... :jubel: :jubel: :jubel:
    Musik ist mir heute unverzichtbares Erlebnis, Jungbrunnen und Anregung für Gemüt, Geist, Körper und das reicht- trotz Klassik - bis zu ABBA. Leider hat man nur ein Leben, aber dafür das Bewußtsein, man kann jeden Tag neue Schönheiten entdecken!


    Gruß aus Wien


    Waldi

  • Zitat

    Original von Walter Krause
    ...
    Die Uralt-Inszenierung des "Rosenkavaliers" ("nach Roller") war zwar schon sehr verstaubt, gilt mir aber heute noch als unübertroffen stimmig, obwohl spätere Versionen mir auch gefielen. Die Erich-Kleiber-Aufnahme von 1954 machte die Oper endgültig zu einem meiner Favoriten (jetzt habe ich E.B's Sympathien verspielt...).
    ...


    Und ich fühle mich etwas weniger einsam!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Nun denn.
    Tatsächlich waren Haydn's Londoner Sinfonien der Weg in die Klassik und dies schon als unter 10 Jähriger. Klassik in Form von Schallplatten und Bayern 4 Klasik lief bei uns daheim ohnehin die meiste Zeit. Daraus entwuchs zunächst einmal ein gewaltiges Interesse für die Musik und das Leben Haydns und daraus (wegen der Biographien) ein Interesse für andere Komponisten dieser Zeit, wodurch mittlerweile fast eine Art Sucht geworden ist. Gerade die Sinfonik hat's mir angetan.
    In diesem Zusammenhang zählt zu den Schlüsselerlebnissen ein Konzertbesuch bei den Salzburger Festspielen, Wo die Frage ob dieses Jahr in den Urlaub gefahren oder Karten für einen guten Platz bei einem Konzert unter der Leitung Claudio Abados (damals immerhin 360 DM je Karte) erstanden werden soll die Entscheidung für das Konzert gefällt wurde ( das war 1988 ). Es war das bisher beste Konzert, was ich gesehen habe. Und dies für ein halbes Monatsgehalt meiner Mutter. Potzblitz.

    HERNEN

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  • Zitat

    Original von Theophilus


    Und ich fühle mich etwas weniger einsam!


    :hello:


    Lieber Waldi! Lieber Theophilus!


    Ihr seid nicht allein, diese Inszenierung ist die Einzige die nach A. Roller, zum Glück, überblieb,


    und ist für mich keinesfalls verstaubt, :jubel: :jubel:


    da ist die Salzburger / Schnitzler Inszenierung heute schon verstaubt. :faint:


    Liebe Grüße und schönen 4. Advent wünscht Euch Peter aus Wien. :hello:

  • Hallo zusammen,


    "Mein Weg zur Klassischen Musik" - interessante Frage



    Wenn ich es mir ganz genau überlege, wurden bei mit die Grundsteine in der Studienzeit gelegt. Während dieser Zeit besuchte ich die verordneten Theater- und Opernaufführungen. So sah ich "Die Czárdásfürstin". die "Die verkaufte Braut" und "Das Wirtshaus im Spessart". Gefallen haben mir alle drei Stücke, doch ich bin nicht auf die Idee gekommen mich weiter mit dieser Art von Musik zu beschäftigen. Sicher ich habe auch mal die eine oder andere Note gehört und gesagt bekommen das von diesem oder jenem Komponisten, doch hat es mich nicht wirklich interessiert.


    Erst vor ein paar Jahren sah ich "Die Czárdásfürstin" und an diesem Tag platze der Knoten. Ich begann mich für Operetten zu interessieren. Dann erinnerte ich mich daran, dass meine Tochter mal eine klassische Phase hatte und noch einige wenige CDs besaß. Diese eignete ich mir an und so hörte ich Beethoven, Bizet u.a. Sehr schnell bemerkte ich, dass es vieles gab das ich bis dato nur dem Namen nach, oder durch die Medien in kurzen Auszügen kannte und wollte auch dieses kennen lernen. (z.B. Die kleine Nachtmusik oder Die vier Jahreszeiten) Also kaufte ich mir CDs von Opern und Sinfonien von Klavierkonzerten und allem das sich meiner Meinung nach interessant anhörte. Eines Tages suchte ich im Internet nach meinem Lieblingssänger und stieß auf ein Forum namens Tamino. Dies war der endgültige Durchbruch auf meinem Weg zur klassischen Musik. Bisher hatte ich die Musik einfach nur gehört, doch nun lernte ich mich mit ihr zu beschäftigen.


    In diesem Zusammenhang möchte ich allen Taminos danken, die meine zum Teil sicher immer noch naiven Fragen so kompetent beantworten. Die klassische Musik ist ein Teil meines Lebens geworden, den ich auf keinen Fall mehr missen möchte.


    LG


    Maggie

  • Liebe Forianer,
    mein Weg zur Klassik ist so unspektakulär (laaangweilig) abgelaufen, dass ich mich kaum traue, darüber zu berichten: Meine Eltern ließen uns ein Musikinstrument (mit mehr oder minder gutem Ergebnis) spielen lernen und nahmen jeden von uns 4 Söhnen ab dem 14. Lebensjahr in Schauspiel, Operette, Oper und schließlich auch Konzert mit. Auf der etwa 45 minütigen Rückfahrt nach Hause sprachen wir über die jeweilige Aufführung und meine musisch begabte Mutter, die in ihrer Jugend mit einem Theaterkritiker in Königsberg liiert war, analysierte fast professionell Musikaufführungen. Zwei Brüder wurden Konzert"fans", einer begeisterte sich für Orgelmusik, ich bin Stimmenfetischist und sammle Aufnahmen mit Opernsängern. Meine drei Kinder haben den Weg zur Klassik über den gleichen "Weg" gefunden. Unspektakulär aber wirksam.
    Gruß
    Lohengrin

  • Guten Abend!
    Ich hoffe mal, dass es in diesem Forum nicht verboten ist ältere Themen wieder ans Tageslicht zu bringen.


    Mein Weg zur klassischen Musik ist wahrscheinlich noch unspektakulärer als deiner Lohengrin. Das erste Mal, wenn ich mich recht erinnere, bin ich richtig mit klassischer Musik vor, ich schätze mal, 3 Jahren in Berührung gekommen, als mich mein Vater mit in die "Zauberflöte" von Mozart nach Stuttgart nahm. Natürlich wusste ich schon damals, was klassische Musik ist, hatte jedoch auch kein großes Interesse daran. Eigentlich wollten meine Mutter und mein großer Bruder auch noch mit gehen, aber als wir von einer recht verlässlichen Quelle erfahren haben, dass die Aufführung anscheinend nicht so gut sei, haben wir dann versucht die doch recht teuren Karten zu verkaufen. Doch die Kinderkarte und eine Erwachsenenkarte blieben irgendwie unverkauft.


    Also sind wir hin gegangen und haben eine Vorstellung gesehen, die zwar von der Musik und von der Qualität der Sänger wirklich toll war, doch ich als Opernneuling, der keine Ahnung von der Handlung der Zauberflöte hatte, habe das Stück durch eine recht skurile Inszenierung kaum verstanden.
    Im Endeffekt zwar einer meiner ersten richtigen Berührungen mit der Klassik - doch nicht weiter wichtig eigentlich.


    Ich begann dann den typischen Ohrwurm von Beethoven zu hören. (5. Sinfonie)
    Nach kurzer Zeit kamen auch Stücke von Bach dazu, die ich mir sehr gerne angehört habe und dann gab es wohl den Knall in der klassischen Musik für mich: Ich lernte die Carmina Burana von Carl Orff kennen - ich weiß nicht, inwieweit, sie von euch geschätzt wird, aber für mich ist sie ein Meisterwerk der Musik.
    Ab da an gefiel mir immer mehr Klassik und auch wenn meine CD-Sammlung noch recht klein ist, würde ich mich auch als Neuling auf jeden Fall als interessierten Klassik-Fan bezeichnen.


    Im Endeffekt - unspektakulär.

    Zitat von André Glucksmann:
    Philosophieren bedeutet zuallererst, gegen die eigene Dummheit zu kämpfen.

  • Zitat

    Original von Manuel
    Ich hoffe mal, dass es in diesem Forum nicht verboten ist ältere Themen wieder ans Tageslicht zu bringen.


    Im Gegenteil, sogar sehr erwünscht (wenn sie denn - so wie dieser hier - was substantielles enthalten)
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Recht unspektakulär bei mir eigentlich: Ich 12 oder 13 entdeckte ich im CD-Archivs meines Papas eine Best-Off Klassik-CD. Das meiste davon gefiel mir nicht, aber da war die 40ste Sinfonie von MOzart drauf die ich ja von der Melodie schon kannte. Der Rest war mehr Romantik, Chopin usw. und dem kann ich ja bis heute nix abgewinnen. Beethoven allerdings auch nicht...
    Ich erinnere mich auch dass die Londoner Sinfonie von Hadyn drauf war, aber bis dato fehlte ihr eben das was ich damals noch brauchte (mein Musikgeschmack wächst nur sehr langsam :untertauch: ).


    Später ging es dann los dass ich sämtliche Werke von Mozart durchklapperte, damals noch die herrlich anspruchslosen Frühwerks-Sinfonien liebte. Später konnt ich mir auch längere Sachen anhören wie Klavierkonzerte.
    Und seit gut einem Jahr höre ich mir Musik von Zeitgenossen Mozarts an. Weit vorne ist da z.B. Kraus, für dessen D-Dur Sinfonia ich ich ihm sehr dankbar bin.


    Ich bin mir aber heute schon sicher, dass ich der Romantik nix abgewinnen kann. Ich find sie auch nichtmal halb so "romantisch" wie Mozart muss ich sagen. Ausnahmen gibt es aber, z.B. den Grieg mag ich sehr und Smetana zu teilen auch.


    C.

  • Zitat

    Original von Manuel
    Ich hoffe mal, dass es in diesem Forum nicht verboten ist ältere Themen wieder ans Tageslicht zu bringen.


    Das Hervorkramen alter Threads wird mit Postingverpflichtung nicht unter 14 Posts pro Woche geahndet (§ 4.327 Abs. 2 Nr. 4a TamPosV). Du bist also im Rückstand (§ 4.327 Abs. 2 Nr. 4b TamPosV). Dieser Rückstand muß binnen 10 Tagen (§ 4.327 Abs. 2 Nr. 4c TamPosV) ausgeglichen werden.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)


  • Tatsächlich sollte es relativ schwer werden diesen Rückstand in 10 Tagen aufzuholen, auch wenn ich mein bestes geben werde, nachdem ich wieder hierher gefunden habe. :hello:

    Zitat von André Glucksmann:
    Philosophieren bedeutet zuallererst, gegen die eigene Dummheit zu kämpfen.

  • "Das Aufholen des Rückstandes kann der im Rückstand sich befindliche durch den Erwerb einer entsprechenden Menge CDs erleichtern [...]" (Art. 626 der TamPosDV zu § 4.327 Abs. 2 Nr. 4b TamPosV).


    Der Gesetzestext spielt auf diesen Thread hier an.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Als Kind mußte ich eine Aufführung von "Hänsel und Gretel" miterleben,da der Komponist Humperdinck an selbiger Stelle sein Leben aushauchte,an der meines begann.Er mag originell sein,daß ich am Sterbeort Humperdincks geboren wurde und nun seit über 30 Jahre im Geburtskreis des Komponisten wohne.Mein Onkel schloß ein Musikhochschulstudium in den Fächern Trompete,Geige und Bass erfolgreich ab und wurde Berufsmusiker.
    Mein Interesse an klassischer Musik erwachte ab dem 14. Lebensjahr,als ich zum Geburtstag mein erstes eigenes Röhrenradio bekam,zu dem sich 2 Jahre später ein Telefunken-Tonbandgerät gesellte.Trotz meines unsympathischen Musiklehrers,der meine Leistung mit ausreichend beurteilte,erschloß ich mir mit dem Radio die Welt der klassischen Musik.Meine CD-Sammelleidenschaft setzte mit dem Aufkommen der ersten CDs ein,davor hatte ich nur wenige Klassik-LPs erworben.Inzwischen verfüge ich über eine umfangreiche Klassik CD-Sammlung.

    mfG
    Michael

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  • Zitat

    Original von Sakow
    Ich bin mir aber heute schon sicher, dass ich der Romantik nix abgewinnen kann.
    C.


    :hahahaha: Das haben schon soo viele gesagt. Ich sage aus eigener Erfahrung: Never say never. Vielleicht begeistert Dich in 10 Jahren eine Mozart-Symphonie genauso wie Dich eine Mahler -oder eine Schostakowitsch-Symphonie begeistert. Wer weiß. Muss nicht, kann aber. Entwickelst Dich ja auch weiter....


    :hello:
    Wulf

  • Es gab in meinem Elternhaus ein Ritual, das mir noch so frisch in Erinnerung ist, als sei es gestern erst gewesen - tatsächlich liegt es 60 Jahre zurück.


    Wenn der in dreifacher Wechselschicht arbeitende Vater Montags zu Hause war, hörte er das SYMPHONIEKONZERT des damaligen NWDR (seit 1956 WDR und NDR). Abwechselnd kam das Konzert aus der Laisz-Halle in Hamburg bzw. dem Kölner Funkhaus (oder auch Gürzenich?). Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, war der Hamburger Chefdirigent Hans Schmidt-Isserstedt und der Kölner "Chef" Günter Wand. Übrigens war das HÖRFUNK - Fernsehen? Was ist das?


    Ich durfte, obwohl noch nicht in der Schule und eigentlich ins Bett gehörend, mithören. Und an irgendeinem Tag war es dann ein Stück, das mich ungemein faszinierte: Es war der letzte Satz aus KV 525 - es ist bis heute meine Lieblingsserenade geblieben!


    Und die "Kleine Nachtmusik" war auch meine erste Scheibe (17cm Telefunken, im "Rhein'schen Verfahren" in der Spielzeit verlängert), die mir mit einem Kofferplattenspieler geschenkt wurde. Die war schnell abgedudelt. Und von da an ging's eigentlich stetig weiter: Haydn, Beethoven, Schubert, Händel, Bach, Schütz - nur die Komponisten, die nach Schubert kamen, waren damals für mich "neumodischer Tüddelkram". Ich mochte diese Musik nicht. Es hat lange Jahre gedauert, ehe ich eine Horizonterweiterung wagte.


    Der Komponist, der an dieser Horizonerweiterung nicht ganz unschuldig war, hieß Mendelssohn. Bei einer Aufräumaktion im Notenarchiv unseres Kirchenchores wurden verstaubte Klavierauszüge von ELIAS und PAULUS gefunden. Das sollte auf den Müll, galt doch diese Musik auch in den Fünfzigern noch als "Schmalzfetzen ohne Saft und Kraft, keine Substanz"! Da wirkte Indoktrination unseligen Angedenkens nach. Ich habe aber die beiden Oratorien für mich retten können. Und als ich die verschiedenen Ensemblesätze durchsah, blieb eine Arie haften: "Sei stille dem Herrn" - es war eine Offenbarung. Das Doppelquartett - von wunderbarer Erfindung! Der PAULUS dagegen hatte es damals bei mir schwerer; ich fand ihn langweiliger. In der Tat erreicht dieses Oratorium nicht die Dramatik des ELIAS - allerdings sind auch die Namensgeber völlig unterschiedliche Charaktere.


    Also: Der Schuldige an meiner Liebhaberei ist eindeutig mein Vater. Allerdings: Meine Mutter hat eine "Nebenabteilung" in mir eingerichtet: An den Wochenenden gab es nämlich im Radio (neben der Quiz-Sendung "Das ideale Brautpaar" mit Jaques Königstein) Operette. Und da war Muttern dabei: Marszalek (Köln) und Stephan (Hamburg) brachten Lehar, Kalman, Goetze, Fall usw. usf. Auch diese Abteilung ist immer noch lebendig...

    .


    MUSIKWANDERER

  • Mein Weg zu klassischer Musik:


    Auch ich bin in dieser Hinsicht vorbelastet. Mein Vater spielte Geige in einem städtischen Orchester. Meine Mutter war eine sehr gute Sängerin und spielte Akkordion. Da ich im Musikunterricht im Internat Blockflöte lernte, war etwa zweimal die Woche gemeinsames Musizieren angesagt. Mein Vater besaß eine sehr große Schellackplatten-Sammlung, die ich mit Begeisterung anhörte und davon fasziniert war. Als ich selber nach der der Lehre und zwei Jahren Beruf ein Gesangsstudium anfing, da waren auf einmal meine Eltern dagegen. Ein fester Beamtenjob im öffentlichen Dienst sei viel sicherer. Obwohl ich, wie ich und auch meine Lehrer meinten, eine gute und umfangreiche Stimme besaß, hörte ich nach etwa 4 Jahren auf. Ich besaß einen großen Stimmumfang und konnte in Nabucco beide Hauptrollen, den Nabucco und den Zacharias singen. Schade. Dafür habe ich heute eine sehr große Schallplatten- und CD-Sammlung, wo ich auf 7 Anlagen täglich meine Lieblinge hören kann.
    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Zitat

    Original von 9079wolfgang
    ..., wo ich auf 7 Anlagen täglich meine Lieblinge hören kann.


    Hältst du es nicht in einem Zimmer aus?


    :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von 9079wolfgang
    Mein Weg zu klassischer Musik:


    Als ich selber nach der der Lehre und zwei Jahren Beruf ein Gesangsstudium anfing, da waren auf einmal meine Eltern dagegen. Ein fester Beamtenjob im öffentlichen Dienst sei viel sicherer. Obwohl ich, wie ich und auch meine Lehrer meinten, eine gute und umfangreiche Stimme besaß, hörte ich nach etwa 4 Jahren auf. Ich besaß einen großen Stimmumfang und konnte in Nabucco beide Hauptrollen, den Nabucco und den Zacharias singen. Schade. Dafür habe ich heute eine sehr große Schallplatten- und CD-Sammlung, wo ich auf 7 Anlagen täglich meine Lieblinge hören kann.
    Gruß Wolfgang


    Hallo Wolfgang


    Tippe ich richtig, dass es für Dich eine Kleinigkeit wäre - ich verweise hier auf Deinen Avatar - auch den Boris Goduvow, den Pimen, den Rangoni und den Warlaam gleichzeitig zu singen. Der Theaterdirektor könnte dann bei der Gage sparen, weil er alle Rollen dann auf eine Einlperson konzentrieren könnte. Oder hast Du ganz mit Singen aufgehört?


    Wohnst Du mit Deinen sieben Anlagen in einem Einfamilienhaus oder müssen die Nachbarn, wenn alle sieben Anlagen gleichzeitig laufen, für den Hörgenuss Eintritt bezahlen?


    Im Forum findest Du eine Auflistung von Lieblingsduetten! Befinden sich in Deiner Sammlung nur Lieblinge oder auch Ekeltierchen?


    Mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

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  • Ja, ich bin tatsächlich ein "Musikverrückter". Nach meiner Scheidung und Verlust eines großen Hauses war anfangs Platz für meine Große Hifi- und Plattensammlung. Jetzt habe ich wieder ein kleineres Haus und eine Familie mit kleiner Tochter, daher wird es jetzt tatsächlich sehr eng. Aber die Musik hat mich in der schweren Zeit über Vieles hinweggetröstet. Aber um auf das Thema zurückzukommen: Boris und Pimenn gleichzeitig, das kriege ich leider nicht hin. Doch diese Partien hätte ich gerne gesungen. Vor Allem, weil ich auch etwas russisch verstehe. Meine kleine Tochter singt auch schon mit, wenn z. Beisp. in "Hoffmanns Erzählungen" die Puppe Olympia ihre Koloraturen singt. Vielleicht kommt da bald eine neue Tebaldi.
    Gruß Wolfgang

    W.S.



  • Lieber Musikwanderer
    Letzte Nacht las ich hier in Illinois > in the Middle of Nowhere<
    Deinen Artikel und war richtig gluecklich damit.
    2 Std habe ich dann auf meinem kleinen Laptop Dir relativ ausfuehrlich geantwortet........
    und dann stuerzte die kleine Hoellenmaschine ab.


    Jetzt sitze ich am Fruehstueckstisch,
    sehe (ohne PC) Deinen Bericht vor meinem geistigen Auge.......
    und noch mehr "fuehle" ich ihn, denn
    DAS ist es ja WAS uns verbindet:


    Deine schoene Schilderung WIE Du zur Musik kamst, hat bei mir sofort
    meine eigene Entwicklung lebendig werden lassen.
    Nun war ich 1950, in Deinem >Startjahr, zwar erst 6 Jahre alt......aber schon 1952/53 lernte ich durch die Mutter OPERETTEN-Lieder kennen.
    Rupert Glawitsch ist der erste Name an den ich mich erinnere.


    Mein Vater war leider nicht so aktiv wie Deiner in Punkto Musik,
    Die "kleine Nachtmusik" kannte ich auch sehr frueh,
    sie hat mich aber nicht ganz so gepackt wie Dich.


    Die Wiener Klassik kam bei mir erst ab 30, erst seitdem spielen vorallem Mozart
    aber auch Haydn, eine grosse Rolle fuer mich.


    Die von Dir erwaehnten Montagssinfoniekonzerte vom NWDR
    habe ich mit 13 Jahren fuer mich allein entdeckt, da meine Eltern doch meist bei der
    Operette, Lortzing (Georg Hann: "Auch ich war ein Knabe mit lockigem Haar")
    und Mozart-Arien ,etc blieben.


    Du erwaehntest Franz Marszalek.....war er nicht "Herr Sanders"???
    >Herr Sanders oeffnet seinen Schallplattenschrank",
    DAS wurde ab ca 12 Jahren "meine Sendung".
    Feuer und Flamme war ich, als "Herr Sanders"
    William Kapell mit Schubert vorstellte.


    Was die Eingaengigkeit eines Impromptus von Schubert anbetrifft, ist das fuer mich
    gar nicht so weit von der "kleinen Nachtmusik" entfernt.


    Endlich mal KEINE Operette, dachte ich damals..........
    DIE (Operette) ist bis heute auch "Stiefkind" bei mir geblieben.


    Ich war - im Gegensatz zu Dir - Ruckzuck bei der Romantik/Spaetromantik.
    Vorausgegangen war dieser Entwicklung ein Schluesselerlebnis in einem Kindererholungsheim der Krankenkasse .
    Dorthin, nach Meschede im Sauerland (eine Weltreise fuer mich)
    musste ich als 13 jaehriger nachdem ich als Folge der Polio-Schkuckimpfung
    2 Monate mit Laehmungserscheinungen im Altonaer Krankenhaus gelegen hatte.


    Der Gruppenleiter (in Meschede) hatte den Ehrgeiz uns halbwuechzigen Rekonvaleszenten
    Klassische Musik naeher zu bringen und nicht nur zu wandern und Fussball zu spielen


    Es war die >> Sinfonie aus der Neuen Welt <<,
    die mir endgueltig den "Klassik-Stempel" aufdrueckte.
    So selten ich sie hoere, ich kenne sie seit 53 Jahren praktisch in- und auswendig.


    Mit 14 kamen dann 1 Jahr lang alle Beethoven Sinfonien "Stueck fuer Stueck" dran...
    dann Brahms, Schumann......
    und schon mit 16 Jahren kaufte ich mir 1960 den TITAN (1.Mahler Sinfonie)...
    meinen >Namensgeber< fuer das TAMINO-Forum.


    Ab 16 ging ich dann zu den SCHMISSERSTEDT-Sinfonie-Konzerten
    (das war sein Kosename bei seinen Anhaengern)
    Mit 17 sah ich meine erste Oper, den FREISCHUETZ, mit Kozub, Saunders, Mathis
    unter dem damaligen GMD Leopold Ludwig,
    einen zu Unrecht fast vergessenen grossen Deutschen Kapellmeister.


    Welche Entwicklung ich auch spaeter nahm - insbesondere meine WAGNERITIS, die mich zum TRISTAN-Suechtigen machte (mit ca 180 Tristans!!).....usw.......
    immer wieder kehrte ich zu meinen BACH-Wurzeln zurueck,
    seitdem ich als 10jaehriger Knabensopran das Weihnachtsoratorium gesungen hatte.


    BACH ist mein Leben lang ein eher unauffaelliger Begleiter,
    er draengt sich niemals auf...aber Dinu Lipatti mit "Jesu meine Freude" oder eine
    Klavierfassung der Chaconne aus der 2. Violin-Partita, (VIELES andere mehr)
    sind immer in wichtigen Situationenfuer mich da.


    Zum Schluss muss ich noch etwas zu Mendelsohn sagen:
    Die von Dir erwaenten Oratorien hab ich bis jetzt nicht fuer mich entdecken koennen.
    ER (Mendelsohn) ist DER Komponist, der fuer mich
    bis heute SEHR ambivalent besetzt ist.


    Mit 22 Jahren hoerte ich auf meiner ersten London-Reise in den PROMS
    sein OKTETT, das ich bis heute liebe, wie ich auch die Schottische, Hebriden-Ouv, das Violinkonzert in e-moll mag.....und neuerdings A CAPELLA Choere.


    ABER wie oft habe ich in den letzten 50 Jahren RADIO gehoert,
    ueberlegte WER der Komponist sein koennte......
    (immer ein bisschen undefinierbar WAS ich da hoerte)
    schwankte zwischen Klassik und Fruehromantik


    von Gretry, ueber Haydn, Hummel, Weber, Kraus, frueher Schumann....
    war ich dem "Taeter auf der Spur".......Die Ansage kam, wer wars???


    Felix Mendelsohn-Bartholdy. Hier sagt man: THAT DRIVES ME NUTS
    ...es kam noch "SCHLIMMER":
    Als ich seine Reformations-Symph und vorallem
    die ZWEITE ("Alles was Odem hat....) hoerte, hab ich ihn zu
    >>meinem Plagiat-Komponisteb<< gekuert.


    Ich betone absichtlich: es sind MEINE Vorurteile!!!


    Ironie des Schicksals:
    Als mich vorhin der Radio-Wecker aus dem Schlaf holte,
    gab es eine Klavierfassung von "Auf den Fluegeln des Gesangs"
    von............. JAWOHL, richtig : FMB
    ein wunderbares Stueck !!!



    Es gruesst Dich, lieber "Musikwanderer" aus der Pampa von Illinois


    "Titan"

  • Es fing ganz banal mit den Zwischenmusiken auf Hanni und Nanni Hörspielcassetten an, ging dann weiter über die bescheidene Sammlung von Querschnitten meiner Mutter ( Carmen, de los Angeles ), einem Besuch mit der Schulklasse in Hänsel und Gretel ( ich meine die Hexe wurde seiner Zeit von Frider Stricker gesungen und jemand ereiferte sich darüber das ein Wagnersänger die Rolle der Hexe gesungen hat.
    Mit unter 10 Jahren kam dann die Arena de Verone Nabucco, da es für Aida keine Karten mehr gab und ich erinnere mich an das Schild vor den Toren ( die Mitnahme von tragbaren Kühlschränken sei untersagt ).
    Dann gab es noch ein Opernabbonement wo ich meine Mutter in zwei moderne Opern begleitete.
    Ich erinnere mich in der einen gab es einen Swimmingpool und zwei Damen, die eine trug ein blauen, die andere ein rotes Kleid und zum Schluß gab es hinter einem durchsichtigen Vorhang noch einen Ball. Es kann aber auch sein, das ich hier beide Werke mische.
    Dann gab es noch eine Bücherhalle in Berne mit Querschnitten, Don Carlos mit Freni, Carreras ( diese Übertragung sah ich, so meine ich auf unserem Weg in den Urlaub wo wir auch Nabucco sahen ( entweder mit Chiara oder mit Dimitrova )), Carmen ( Price, Karajan/ Migenes, Domingo), La Boheme ( Freni, Pavarotti ).
    Dann kam ich auf Peter Hofmann und war von seinen Rockclassics mehr angetan gewesen als von seinen Wagneraufnahmen ( heute verstehe ich warum ) und von Deborah Sesson ( mir heute unverständlich ) war ich ebenfalls hellauf begeistert, besonders von ihren Poppaufnahmen.
    Aber auch da interessierte mich Oper noch eher nebenbei, ich fand Amanda Lear, Shirley Bassey, Dionne Warwick, Earthy Kitt und Barbra Streisand ( letztere finde ich immer noch Sensationel ) immer noch interessanter.
    Dann fiel mir die West Side Story ( Te Kanawa, Carreras, Horn, Troyanos, Bernstein ) in die Hände und ich fing an sämtiche Aufnahmen deren ich habhaft werden konnte mit Kiri Te Kanawa zu kaufen.
    Ich ließ mich dann von dem Lebensgefährten ( der meines wissens Einkäufer für Membran war ) eines ehemaligen Kollegen beraten, welche Aufnahmen man noch kaufen sollte, eine Liste mit Sängern wie Jessey Norman, Joan Sutherland, Renata Tebaldi, Leontyne Price hatte ich bereits zusammengestellt und mit dem Kauf von Kestings großen Sängern war dann der Startschuß für meine Sammelleidenschaft gegeben worden.

  • Es ist schon sehr interessant, auf welch unterschiedlichen Wegen die einzelnen Forumsteilnehmer ihre Liebe zur klassischen Musik entwickelt haben. Man sieht, dass nicht nur Kinder aus dem sogenannten "Bildungsbürgertum" mit Vorbild der Eltern, erstem Klavierunterricht u.a., den Weg zur "Klassik" gefunden haben !


    Bei mir war der Weg wie folgt:


    Geboren im Krieg in Breslau kam meine Familie 1946 nach Ostwestfalen (Wiedenbrück). Wie bei vielen Schicksalsgenossen, herrschte bittere Armut, daher kam gar kein Gedanke auf, dass mein älterer Bruder und ich evtl. ein Instrument erlernen konnten. Mein Vater - aus einer bürgerlichen Beamtenfamilie war zwar mit klass. Musik, Klavier usw. aufgewachsen, meine Mutter kam aus einer Handwerkerfamilie mit vielen Geschwistern, dort wurde sehr viel gesungen. Sie hatte eine sehr schöne Sopranstimme - sogar durch den Lehrer einer Freundin kostenlos etwas geschult - und wir sangen den ganzen lieben Tag.
    Unsere Nachbarn sagten immer - entweder sie singen , oder sind nicht zu Haus ! So begann für mich alles mit Gesang. Ein Freund der Eltern spielte Laute und die Familien sangen gemeinsam Volkslieder , Baladen und auch mal Kunstlieder.
    Meine erste Berührungen mit dem Theater hatte ich , da mein Vater für die Regionalzeitungen Kritiken schrieb, mit dem Gütersloher Theater, das in der Umgegend gastierte. Die Künstler landeten nicht selten bei uns zu Haus - in der Einzimmerwohnung ! Daher schon früh meine Begeisterung für Kunstausübende.
    Nach einiger Zeit wurde ein - gebrauchtes - Rundfunkgerät angeschafft und wir hörten den NWDR. Da eine Tante persönlich mit Franz Marszalek und seiner Frau bekannt war (Breslauer) wurde natürlich besonders häufig "Herr Sanders" oder auch die Unterhaltungsmusik mit ihm am Dirigentenpult gehört. Da ich mich damals noch mehr für Schlager interessierte, war ich erstaunt, als ich einige Namen von bekannten Schlagersängern dann auch bei Operettensendungen im Rundfunk hörte, wie z.B. Gitta Lind, Lonny Kellner, Gehard Wendland, Rudi Schurike, Maria Mucke u.a. - Dadurch animiert, hörte ich häufiger diese "gehobene" Unterhaltungsmusik und lernte dann auch die bekannten Klassik-Sänger dieser Zeit, wie Rothenberger, Anders, Schock, Rosel Schwaiger, U. Schirrmacher, R. Glawitsch, H.E. Groh u.v.a. kennen. Wenn ich dann Ankündigungen von Opernkonzerten im Rundfunk mit diesen Namen hörte, wurde ich neugierig. So kam dann auch die Freude an Opernmusik - natürlich erst einmal die deutsche Spieloper, dann Mozart, Puccini, Verdi usw.
    Mein erster Opernbesuch fand im Gütersloher Theater (einem umgebauten Kino) mit einer Aufführung des Detmolder Landestheaters "Zar und Zimmermann" statt. Ich fand es großartig !
    Bald wurde vom Jugendkulturring eine Abbonement am Bielefelder Stadttheater angeboten, mit Busfahrt, welches ich sofort begeistert aufnahm. Dort wurde ein gemischtes Programm mit Oper, Operette, Balett und Schauspiel geboten. Da es damals noch ein richtiges Ensemble gab, hatte man auch bald Favoriten unter den Sängern, auf die man sich besonders freute. Es wurden damals auch die großen Opern von Wagner und Strauss dort gespielt, die mir dann nach und nach immer besser gefielen.
    Mit zunehmendem Alter - und besserem Verdienst - leistete ich mir dann auch schon Reisen in die umliegenden Großstädte des Ruhrgebiets, nach Köln und Düsseldorf oder Hannover. Später - als ich auch meine Frau mitnehmen konnte - wurde das auf Hamburg, Berlin, Paris, Verona, London, New York , Mailand usw. ausgeweitet.
    In den frühen 80ern kam dann Salzburg und Bayreuth dazu und vor allen Dingen München. Dort sang eine Freundin im Ensemble, durch die wir viele Sänger, Orchestermusiker , Dirigenten und auch Mitarbeiter des Hauses kennenlernten, durch die war dann auch an Karten für Bayreuth kamen oder den verschiedenen Opernhäusern, an denen sie auch sangen, Besuche abstatteten.
    Inzwischen hatte ich auch in verschiedenen Chören gesungen und durch die Frau des Chorleiters "meines" Stammchores , ein großer Oratorienchor, auch privaten Gesangsunterricht erhalten. Sie weckte meine Liebe zum Lied und zur Klaviermusik. Inzwischen hatten wir auch ein Abbonement für "Meisterkonzerte" in der Bielefelder Oetkerhalle, wodurch das Interesse und die Liebe zur Instrumentalmusik ebenfalls geweckt und gefördert wurde.
    Die große Liebe ist aber nach wie vor die Vokalmusik, wobei der Schwerpunkt auf Klassik, Romantik und gemäßigter Moderne liegt.
    Da ich für meinen Chor die Engagements der Gesangssolisten verantworte nehme ich regelmäßig an Wettbewerben teil (als Hörer !), gehe in die Abschlusskonzerte der Hochschulen und habe zu vielen Sängern mittlerweile jahrelange Kontakte.
    Da meine Chorstimme (Tenor) immer gefragt ist, habe ich mit den verschiedensten Chören schon sehr schöne Chorreisen nach Italien, Frankreich, Polen und auch innerhalb Deutschlands unternommen und viele interessante , gleichgesinnte Menschen kennengelernt.


    Durch all diese Erfahrungen erlaube ich mir dann auch meine Meinung hier im Forum zu äußern, obwohl ich weder ein Instrument spiele noch eine wirkliche Musiktheoretische Ausbildung habe. Ich hoffe aber, dass ich trotzdem die richtigen Worte finde und die anderen Teilnehmer hier nicht langweile !


    In diesem Sinne -

  • Einen herzlichen Gruß aus dem RUHRGEBIET in die "Pampa von Illinois" an den TITAN! Und meinen herzlichen Dank für diese ausführliche und lesenswerte Replik.


    In der Tat haben wir da einen gar nicht so unterschiedlichen Zugang zur Klassik gehabt.


    Und in der Tat war Marszalek auch "Herr Sanders" der seinen Plattenschrank (war es nicht immer Samstags?) öffnete. Daran habe ich zwar beim Schreiben auch gedacht, wollte den Beitrag aber nicht unnötig verlängern.


    Und - im Nachhinein fällt es mir wieder ein - auch an den Wochenenden spielte Gerhard Gregor an der Funkorgel des Kölner Funkhauses so ziemlich alles - von der Klassik bis zum Schlager. Auch das war immer ein Erlebnis für mich!


    Um noch einmal KV 525 zu erwähnen: Es war von Anfang an nur der vierte Satz, der mich packte - heute ist das natürlich anders, denn als ausgewiesener Mozart-Liebhaber gefällt mir jede Note dieser herrlichen Serenade. Wenn man bedenkt, daß sie geschrieben wurde, als Mozart die Friedhofsszene des DON GIOVANNI komponierte...


    Und was das Kindererholungsheim Meschede angeht - es ist von meiner früheren Heimatstadt Hagen nicht weit weg! Nur die Umstände dieses Aufenthaltes lesen sich nicht gut - Gottseidank ist es längst vergessen!


    Auch die "Karriere" im Kirchenchor haben wir gemeinsam: Ich lernte auch dort das "Vom-Blatt-Singen". Bach, Schütz, Pachelbel, Praetorius, Lübeck, Bruns und - und - und - die ganze Palette der evangelischen Kirchenmusik der Renaissance und des Barock wurde gesungen. Die Musik der Klassik, der Romantik und gar der Moderne spielte beim "Chef" des Chores jedoch keine Rolle...


    Ich fange jetzt erst und sehr langsam mit Mahler an, obwohl ich seine Werke schon einige Zeit habe, auch schon mal gehört (schon um evtl. Fehler reklamieren zu können!) - aber das Einarbeiten wird mich in der nächsten zeit viel beschäftigen!


    Wenn ich zukünftige Beiträge von TITAN lese, werde ich gerne an diese Gemeinsamkeiten denken...

    .


    MUSIKWANDERER

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