Gestern angekündigt, heute versuch ich's denn mal:
ZitatOriginal von ThomasBernhard
Hm, jetzt hab ich auf der DG-Site ausführlich in seine neue CD reingehört.
Da gibt es dieses kurze, viersätzige "Klavierkonzert vom Gelben Fluß" (yellow river concerto) mit dem China Philharmonic Orchestra und von Lang Lang arrangierte "Volksweisen" ("Dragon Songs") oder wie man das nennen mag.
Da fängt es schon an - gar so einfach ist das Repertoire der CD nicht zu charakterisieren. Es gibt de facto folgendes auf der CD: Das erwähnte "Yellow River Concerto", ein Verschnitt und Arrangement einer dieser typischen Durchhaltekantaten aus der Zeit der japanischen Besatzung von Xian Yinghai; für die Klavierkonzertfassung, die von Maos Frau Jiang Qing in Auftrag gegeben wurde, haben insgesamt mindestens 4 Arrangeure und Komponisten ihre Finger im Spiel: Nicht nur musste der Sieg Maos, den der Ursprungskomponist Xian Yinghai nicht mehr erlebt hatte, durch den Einbau der "Internationale" und der Mao-Hymne "Der Osten ist rot" (resp "Dongfanghong") gebührend gefeiert werden, auch wurde die wohl eher unförmige Kantate konzentriert, eingedampft und mit einem hochvirtuosen Klavierpart geschmückt - der Chor fiel dabei hinaus. Klingt alles nach Hurra-Hurra-Propaganda, ist es auch. Dennoch oder justament deswegen ein in China wahnsinnig populäres Stück, das wenig Tiefgang hat. Wer aber Adinsells "Warsaw Concerto" z.B. von Zeit zu Zeit mit Genuss hört, der hat an dem ebenso hymnischen wie tastendonnernden Werk sicher auch von Zeit zu Zeit seine Freude. Die Einspielung ist übrigens sowohl orchestral als auch pianistisch wesentlich besser als die einzige hierzulande erhältliche Konkurrenzaufnahme bei dem Label Marco Polo unter Leitung von Adrian Leaper.
Dann gibt es die Klaviersolostücke resp. die Stücke, bei denen das Klavier in Dialog mit einem traditionellen chinesischen Instrument tritt: einmal der "pipa" (einer Art Laute), einmal der "guanzi" (einem Blasinstrument) und der "guzheng" (einer Art Zitter). Diese Stücke sind nicht alle traditionell und von Lang Lang arrangiert, es handelt sich vielmehr um verschiedene Stil- und Spielarten chinesischer Klaviermusik (ein lesenswerter Beitrag von Karsten Gundermann "Das Klavier in der chinesischen Musik" ist im Beiheft abgedruckt). Zum einen gibt es die einfachen Arrangements traditioneller Weisen, meist relativ schmucklos. Dann gibt es Originalkompositionen für Klavier, wie He Lutings "Hirtenflöte", sozusagen das "Urmodell" des chinesischen Klavierstücks. Weiterhin gibt es Arrangements für Klavier solo aus größeren Ballett- oder Filmmusikwerken, wie etwa aus Du Mingxins "Seejungfrau"-Ballett.
Kurzum: ein bunter Rundumschlag durch die Musik, die man in China für Klavier schrieb oder geschrieben hat. Nicht alles ist vom Repertoire her absolut hochwertig, man findet auch viel reinvirtuoses Gedonner und - mit dem Instrumen einhergehend - westlichen Einfluss, aber auch das gehört inzwischen ja zur chinesischen Kultur untrennbar dazu.
Ich hoffe, alle Fragen beantwortet zu haben
Liebe Grüße,
C.